Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Madre dios«, stöhnte sie. »In was bin ich da hineingeraten! Ich schwöre Ihnen, daß ich davon nichts wußte.« Und das glaubte ihr der Kommissar aufs Wort, denn Barnet hatte bestimmt nicht mehr Mitwisser haben wollen, als unbedingt nötig waren.
Eine Viertelstunde später lernten sich Juanita Ramirez und Juana kennen. Juanita war schon von Kommissar Baum unterrichtet worden, daß man Juana auch als getäuschtes Opfer betrachten konnte. Sie reichte der andern freundlich die Hand.
Juana war sehr verlegen. »Es tut mir leid, aber ich heiße auch Ramirez«, sagte sie stockend. »Allerdings heiße ich nun leider Stone, aber bestimmt nicht mehr lange. Ich möchte nochmals sagen, daß mir dies alles sehr leid tut. Aber so dumm, wie die gemeint haben, bin ich nun doch nicht. Ich werde schon dazu helfen, daß sie ihre Strafe bekommen.«
»Und Sie werden entschädigt werden, wenn wir alles hinter uns gebracht haben«, sagte Juanita. »Dr. Keller wird das mit Ihnen regeln.«
»Wenn ich hierbleiben könnte«, sagte Juana zögernd. »Es sind hier so freundliche Menschen. Ich könnte die Sprache lernen, und an einer anständigen Klinik arbeiten, wo ich nicht wieder an so einen Arzt wie Dr. Barnet gerate.«
»Wir können mal mit Dr. Behnisch darüber reden. Juana«, sagte Juanita. »Jetzt werden Sie hier auf unsere Kosten Urlaub machen.«
»Jetzt müssen wir aber erst herausbringen, warum Jim mich herkommen ließ«, sagte Juana.
»Wohin sollten Sie kommen?«
»In die Pension Sansibar.«
Und wo die zu finden war, hatte Kommissar Baum schnell herausgebracht. Da er nun wußte, daß Juana ihm helfen wollte, hatte er seine Pläne rasch umgestellt. Es konnte ja möglich sein, daß sie nicht mehr lange nach Barnet zu suchen brauchten, daß er auch in dieser Pension zu finden war. Aber um Zwölf Uhr sollte Carola von Gölltau am Flughafen sein. Sie hatte sich dazu bereiterklärt, wenn auch nur deshalb, um zu beweisen, daß sie mit den Verbrechern nichts zu tun hatte.
Sie war mit einem ganz ähnlichen Köfferchen ausgestattet worden wie jenes, das immer noch im Hotelsafe lag.
Fast wäre alles schiefgegangen, denn Sepp Hoflechner war angerufen worden, und der Anrufer hatte sich als Marian von Eickstedt bezeichnet.
Er hatte angefragt, ob Frau von Gölltau abgeholt hätte, was Senhora Ramirez deponiert hatte.
»Da muß ich mal meine Frau fragen«, hatte Sepp erwidert, um Zeit zu gewinnen, aber es war ein Polizeiinspektor gewesen, bei dem er sich erkundigt hatte, was er sagen solle. Der war nämlich vorsichtshalber im Jagdschlössel zurückgeblieben, um Safe und Inhalt zu bewachen. Und so konnte Sepp mit polizeilicher Genehmigung lügen und sagen, daß Frau von Gölltau den Koffer geholt hatte.
Nun wußte der Kommissar allerdings ganz genau, daß auf gar keinen Fall Marian der Mann sein konnte, der Carola von Gölltau treffen wollte. Aber wer würde das sein? Barnet? Oder der noch unbekannte Dritte, den es aller Wahrscheinlichkeit nach gab?
Und dem Kommissar war der Gedanke gekommen, daß Juana diesen Mann erkennen würde. Also fuhr er mit ihr zum Flughafen zurück und erklärte ihr, worum es ging.
»Das ist ja wie in einem richtigen Krimi im Television«, meinte sie.
»Glauben Sie mir, Juana, nur ganz selten stimmt so ein Krimi mit unserer Arbeit überein. Aber diesmal ist es selbst für mich spannend. Sie müssen sich jetzt nur hübsch im Hintergrund halten. Wenn Sie erkannt würden, könnte alles vergeblich gewesen sein, und jener Unbekannte taucht unter. Kennen Sie viele Leute, die mit Stone und Barnet zusammengekommen sind?«
»Viele nicht, aber ein paar schon«, erwiderte sie. »Dabei war ich nie, wenn sie mit anderen zusammentrafen, aber neugierig bin ich auch. Wir haben ja bei der Klinik gewohnt, und gearbeitet habe ich da auch. Da habe ich schon ab und zu etwas mitbekommen. Schwere Fälle hat Barnet ja nicht aufgenommen. Meistens Alkoholiker und Drogensüchtige, und nur Zahlungskräftige, das können Sie glauben. Vor allem waren es Frauen, aber darüber denke ich erst jetzt nach. Wissen Sie, was ich jetzt denke?«
»Sagen Sie es mir, Juana«, meinte der Kommissar mit einem versteckten Lächeln.
»Daß ich froh sein kann, wenn ich da heil herauskomme. Ich verstehe bloß nicht, daß die sich so sicher fühlen.«
»Wahrscheinlich deshalb, weil sich Dr. Barnet sehr überschätzt und uns für blöd hält. Oft genug wird ja auch darüber geschrieben, daß bei uns alles zu bürokratisch zugeht.«
Juana bedachte ihn mit einem fast ehrfürchtigen Lächeln. »Aber so menschlich«, sagte sie leise.
Da lachte er. »Das läuft einem wie Öl herunter. Meistens bekommen wir was anderes zu hören, Juana.«
»Und Sie sprechen so gut englisch«, sagte sie bewundernd. »Sogar richtig amerikanisch.«
»Ich war ein paar Jahre in Amerika, bei Verwandten. Hier habe ich auf der Schule nämlich nicht gespurt, und meine Mutter hatte Angst, daß ich unter die Räder komme, da mein Vater früh gestorben war. Da wurde ich dann in Detroit auf ein College geschickt. Aber dann packte mich der Ehrgeiz und das Heimweh, und da habe ich zu Hause alles nachgeholt, was ich vorher versäumt habe.«
»Und nun sind Sie schon ein wichtiger Mann«, sagte Juana bewundernd.
»Du liebe Güte«, lachte er, »ich bin einer von vielen, Juana, nicht so ein Held aus einer Krimiserie.«
»Aber Sie sind für Gesetz und Ordnung, und das ist auch sehr gut. Und es ist ein verantwortungsvoller Beruf.«
»Sie haben doch auch einen verantwortungsvollen Beruf ergriffen«, sagte er.
»Und bin bei Verbrechern gelandet, weil das Geld gelockt hat. Ich bin so froh, daß ich mit Ihnen reden kann und daß Sie mich nicht einsperren.«
»Dazu besteht nicht der geringste Anlaß. So, Juana, nun begeben Sie sich wieder in Gefahr, das muß ich Ihnen sagen. Sie können es ablehnen, uns zu helfen.«
In ihren Augen blitzte es lustig. »Mir traut doch keiner was zu«, sagte sie. »Wissen Sie, wie gut es tut, wenn einem mal was zugetraut wird?«
»Doch, ich weiß es«, sagte er, und dann drückte er ihr die Hand, als sie die Flughafenhalle betraten.
Die Landung der Maschine aus Frankfurt war schon angekündigt, doch Kommissar Baum hegte Zweifel, daß derjenige, der Carola von Gölltau treffen wollte, tatsächlich mit dieser Maschine kommen würde. Das konnte auch ein Ablenkungsmanöver sein.
Und da packte ihn Juana schon fest am Arm. »Da ist Cook«, flüsterte sie ihm zu. »Der im grauen Ledermantel. Ich verschwinde lieber.«
»Warten Sie beim Zeitungsstand«, raunte er ihr zu. Er hatte Carola von Gölltau bereits entdeckt. Sie wirkte sehr nervös. Das Lederköfferchen hatte sie fest an sich gedrückt. Und nun kamen die Passagiere der Frankfurter Maschine.
Der Mann im grauen Ledermantel ging auf Carola zu und sprach sie an. Kommissar Baum war noch nicht so nahe heran, daß er hören konnte, was er sagte, aber er griff schon nach dem Köfferchen.
Gellend schrie Carola auf. Das war abgesprochen, und Kommissar Baum