Dr. Norden Box 10 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Box 10 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 17
»Doch, im Normalfall schon. Aber aus Ihrem Mund klingen sie irgendwie verdächtig«, sprach Felicitas offen das aus, was sie bewegte.
Inzwischen waren sie vor dem Ärztezimmer angekommen, wo bereits ein paar Kollegen darauf warteten, grünes Licht für die Therapie zu bekommen. Fee blieb vor der Tür stehen.
»Könnte es sein, dass Sie unter Verfolgungswahn leiden?«, fragte Dr. Lammers, der ebenfalls stehen geblieben war. Seine Stimme klang so milde, als spräche er mit einem Kind, das Dummheiten gemacht hatte. »Nicht umsonst haben Sie ja eine Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie angefangen.«
Dieser Satz bewies Fee, dass sie doch noch alle Sinne beisammen hatte.
Sie lachte erleichtert auf und suchte noch nach einer würdigen Antwort, als Schwester Anita auf sie zueilte.
»Da sind Sie ja, Frau Dr. Norden. Ich hab Sie schon überall gesucht.« Die Angst stand Anita ins Gesicht geschrieben.
Fees erster Gedanke galt ihrem Patienten.
»Stimmt was nicht mit Kevin?«
»Es geht um Ihre Tochter«, stammelte Anita, während sie den Kopf schüttelte. »Eine Geiselnahme … in der Praxis…«
Unwillkürlich hielt die Ärztin die Luft an. Ihre Gedanken wirbelten im Kreis, als ihr schlagartig klar wurde, was passiert sein musste. Ohne ein weiteres Wort rannte sie los.
Volker Lammers sah ihr nach.
»Geiselnahme? Wo gibt’s denn so was? Ich wusste doch von Anfang an, dass diese Familie nicht ganz dicht ist«, murmelte er, ehe er die Schwester stehen ließ, um endlich Feierabend zu machen.
*
»Ich bin die Assistentin in dieser Praxis«, erklärte Wendy, als sie die Polizeibeamten in Empfang nahm.
»Wo ist der Chef?«, erkundigte sich Kommissar Huber. Im Gegensatz zu seinen Kollegen war er in Zivil erschienen.
»Den müssen Sie schonen. Seine Tochter ist die Geisel«, klärte Wendy ihn auf und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie sich eine Gruppe bewaffneter Polizisten vor dem Haus zusammen fand. »Bitte, Sie dürfen die Praxis nicht stürmen«, bat sie, und ihre Stimme zitterte. »Wir kennen den Geiselnehmer. Er ist gemeingefährlich und zu allem fähig.«
Erich Huber sah sie aus schmalen Augen an.
»Das sind ja mal wunderbare Neuigkeiten«, knurrte er. »Ich muss trotzdem mit dem Chef reden.«
Durch das Fenster hatten Daniel, Danny und Janine beobachtet, wie sich Wendy und der Kommissar unterhielten.
»Was haben die denn zu reden?«, fragte Daniel ungeduldig und wollte schon aus der Praxis stürmen.
Diese Untätigkeit machte ihn rasend, aber Janine hielt ihn zurück.
»Warten Sie! Sie kommen schon.«
Nur wenige Augenblicke später betraten die beiden die Praxis. Auf Weisung ihres Chefs warteten die übrigen Beamten draußen.
»Huber, Sie sind es«, begrüßte Daniel den Mann, mit dem er schon öfter zu tun gehabt hatte. Draußen dämmerte es bereits. Deshalb hatte er ihn nicht früher erkannt. »Was haben Sie jetzt vor?«
»Zuerst einmal versuche ich, mit ihm zu reden.«
»Reden, reden! Gibt es keine andere Möglichkeit?« Daniel war außer sich vor Angst. »Meine Tochter ist da drin.«
»Bitte bleiben Sie ruhig, Doc!« Kommissar Huber kannte und schätzte den Arzt, der für gewöhnlich die Ruhe in Person war. Seine Nervosität verriet, wie gefährlich die Lage wirklich war. »Ich verstehe Ihre Sorge ja. Aber wir haben unseren Job gelernt. Bitte vertrauen Sie uns.«
Daniel presste die Lippen aufeinander und nickte.
»Eine andere Wahl hab ich ja nicht«, bemerkte Danny.
»Dann wollen wir uns mal die Höhle des Löwen wagen. Zeigen Sie mir das Zimmer!«, befahl Erich Huber dem Arzt, und gefolgt von Janine, Danny und Wendy machten sich die beiden auf den Weg.
Obwohl sich alle Beteiligten bemühten, so leise wie möglich zu sein, blieben sie nicht unbemerkt.
Als Urs hörte, dass sich Schritte näherten, straffte sich seine Haltung. Er hatte Dési ein paar Verbandpäckchen in den Mund gesteckt und die Schere zur Seite gelegt. Jetzt griff er wieder danach und drückte ihr das kalte Metall an die Kehle. Mit weit aufgerissenen Augen lag die Arzttochter auf der Liege. Die Schritte waren verstummt.
»Können Sie mich hören, Herr Hansen?«, fragte Kommissar Huber mit lauter Stimme.
»Wer bist du und was willst du?«
Erich dachte kurz nach.
»Ich bin der Bankdirektor«, schwindelte er dann.
»Und ich der Osterhase.« Urs lachte hämisch. Er drückte die Klinge noch fester an Désis Hals und sah auf die Uhr über der Tür. »Ihr habt noch genau einunddreißig Minuten.«
Erich Huber dachte kurz nach.
»Vielleich brauchen wir ein bisschen länger. So viel Geld haben wir nicht in der Filiale. Der Transporter ist unterwegs, steckt aber im Stau.«
Die Worte klangen plausibel, und Urs wurde nervös.
»Wenn die Frist vorbei ist, schneide ich ihr die Kehle durch!«
Der Nachhall seiner Worte hing noch in der Luft, als sich Daniel Norden auf die Tür stürzen wollte. Danny, der hinter seinem Vater stand, bemerkte es und hielt ihn gerade noch rechtzeitig zurück. Er nahm ihn an den Schultern und schob ihn zur Seite. Einen Moment verharrte er vor der Tür. Dann drückte er die Klinke herunter und trat mit erhobenen Händen ein.
»Tu ihr nichts. Ich will dir einen Vorschlag machen.«
Urs beobachtete ihn aus schmalen Augen.
»Ich warne dich…« Die Schere in Urs’ Hand zitterte, und Dési auf der Liege hielt die Luft an.
Langsam ließ Danny die Arme sinken und trat ans Fußende der Liege. Um seine Schwester zu beruhigen, legte er die Hand auf ihr Schienbein.
Ohne ihn aus den Augen zu lassen, ließ Urs ihn gewähren. Seine Neugier war geweckt.
»Raus mit der Sprache! Was willst du mir vorschlagen?«
Danny schluckte. Er wusste nicht, ob sein Plan aufgehen würde. Doch einen Versuch war es wert. Das war er seiner kleinen Schwester schuldig.
»Ziemlich