Dr. Norden Box 10 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Box 10 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Box

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und strich ihr eine Strähne ihres weizenblonden Haares aus dem Gesicht. »Lass dich nicht unterkriegen. Und denk dran: Ich liebe dich.«

      »Ehrlich gesagt wüsste ich gar nicht, ob ich diesen Unsinn ohne dich überhaupt durchstehen würde.«

      »Das siehst du falsch«, korrigierte er sie. »Ohne mich wärst du gar nicht dort, würdest ein herrlich ruhiges Leben an der Seite eines langweiligen Mannes führen und die Welt der Halbgötter in Weiß nur aus dem Fernsehen kennen.«

      Über diese Vorstellung konnte Felicitas nur lachen.

      »Da ist mir die Wirklichkeit doch tausend Mal lieber!«« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihren Mann zu küssen. »Übrigens liebe ich dich auch, Halbgott in Weiß«, raunte sie ihm noch zu, ehe sie sich endgültig abwendete und leichtfüßig davonging.

      Auf dem Weg zum Wagen klingelte das Handy in ihrer Handtasche, und sie nestelte es heraus. Daniel sah noch, wie sie das Haar in den Nacken warf und das Telefon ans Ohr hielt. Dann bog sie um die Ecke und war seinem Blick entschwunden.

      *

      An diesem Tag begann die Tortenkünstlerin Marianne Hasselt ih­re Arbeit in der Bäckerei ›Schöne Aussichten‹ erst am frühen Nachmittag. Ihr Freund Mario Cornelius hatte Spätschicht, und so nutzte sie die Gelegenheit, ihn in die Klinik zu fahren. Da sich das Paar wie so oft nicht trennen konnte, parkte sie den Wagen vor der Klinik und brachte Mario bis zum Eingang.

      »Diesmal musst du dich gleich durchsetzen und den Leuten zeigen, wo es langgeht, damit es nicht wieder zu solchen Situationen wie beim letzten Mal kommt«, erklärte sie ihm im Plauderton, und hängte sich bei ihm ein.

      »Kannst du bitte endlich damit aufhören.« Mario verdrehte die Augen. Es war nicht zu überhören, dass er der Mahnungen allmählich überdrüssig war.

      »Komm schon, das ist doch nicht so schlimm. Jeder von uns braucht hin und wieder einen Schubs in die richtige Richtung«, versuchte Marianne, ihren Freund zu beschwichtigen. »Und wenn du gleich klare Ansagen machst, versucht erst gar keiner, dir auf der Nase rumzutanzen.«

      »Bitte Marie, hör auf damit, ja?« Mario war der Verzweiflung nahe. »Nur weil ich Jenny vertrete, bin ich noch lange nicht Chef.«

      »Hallo, Chef!«, ertönte in diesem Augenblick eine Stimme von hinten.

      Marianne wollte sich ausschütten vor Lachen, während sich Mario zu Jennys Assistentin Andrea Sander umdrehte. Sie waren vor dem Eingang der Klinik angekommen. Andrea blieb vor dem Kinderarzt und seiner Freundin stehen und sah ihn erwartungsvoll an.

      »Wenn ihr alle schon ein Machtwort von mir hören wollt, will ich euch nicht enttäuschen«, kündigte er an. »Meine erste Amtshandlung wird sein, dass jeder, der mich Chef nennt, zehn Euro in die Kaffeekasse zahlen muss«, verkündete Mario mit großer Geste.

      Sowohl Andrea als auch Marianne hatten mit einer schwerwiegenden Ankündigung gerechnet und mussten sich zurückhalten, um nicht laut loszulachen.

      »So ist es recht! Sie müssen sich gleich Autorität verschaffen«, scherzte Andrea Sander und zwinkerte Mario zu.

      »Jawohl! Zeig den Leuten, wo der Hammer hängt!«, feuerte Marianne mit nicht zu überhörender Ironie an.

      »Nehmt mich nur auf den Arm!«, schimpfte Mario. »Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt.« Glücklicherweise hatte er seine Schwester Fee entdeckt, die nach ihrer Mittagspause auf die Klinik zueilte, und winkte ihr zu.

      »Hey, Fee, komm und rette mich vor diesen niederträchtigen Weibsbildern!«, rief er theatralisch.

      »Aber als Chef wirst du dich doch hoffentlich selbst deiner Haut wehren können«, bemerkte Fee, als sie sich zu den dreien gesellte.

      Marianne und Andrea lachten, ehe sich die Tortenkünstlerin verabschiedete. Es wurde Zeit, in die Bäckerei zu fahren, und auch Andrea Sander machte sich auf den Weg in ihr Büro. Mario und Fee blieben zurück, und er sah seine Schwester aus schmalen Augen an. »Ich bekomme zehn Euro von dir«, erklärte er ihr auf dem Weg in die Klinik.

      Felicitas wunderte sich.

      »Ich kann mich nicht erinnern, dass du mir Geld geliehen hättest.«

      »Jeder, der mich Chef nennt, muss zehn Euro in die Kaffeekasse zahlen«, erklärte er ihr, und auch um Fees Mundwinkel begann es verdächtig zu zucken.

      »Das sind ja drakonische Maßnahmen. Da kann sich Jenny eine Scheibe von dir abschneiden.«

      »Lach du nur auch über mich!«, beschwerte sich ihr Bruder, und fast sofort wurde sie ernst.

      »Ehrlich gesagt ist mir gar nicht zum Lachen zumute«, gestand Fee und grüßte eine Schwester, die ihnen entgegen kam.

      »Was ist passiert?«, fragte Mario, als Schwester Anita an ihnen vorbei gehuscht war. »Ist dir Lammers schon wieder in die Parade gefahren?«

      »Noch nicht. Aber er will nicht wahrhaben, dass Kevin Trostmann keinen Typhus hat. Es muss was anderes hinter dieser seltsamen Schwäche stecken. Aber ich werde ihn schon noch davon überzeugen, dass er mich unterstützt. Oder mich wenigstens meine Arbeit tun lässt, ohne mich ständig zu kritisieren.« Felicitas wunderte sich selbst über ihren neu erwachten Kampfgeist. Mit Sicherheit war dafür Daniel verantwortlich, und sie dankte ihm im Stillen für seine aufmunternden Worte.

      »Was ist es dann, was dich bedrückt?«, erkundigte sich Mario, blieb vor einer Glastür stehen und ließ seiner Schwester den Vortritt, nachdem sie sich vor ihnen geöffnet hatten.

      »Bedrückt ist das falsche Wort«, rückte Fee zögernd mit der Wahrheit heraus. »Ich habe vorhin einen Anruf bekommen, der mich nachdenklich macht.«

      »Bitte, Schwesterherz, lass dir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen. Sonst ist meine Schicht vorbei, bis du zu Ende erzählt hast«, drohte Mario und bat sie in sein Büro. Dort setzte er sich an den Schreibtisch und warf einen Blick auf seinen Terminkalender, während Fee vor ihm stehen blieb.

      »Erinnerst du dich an Carla Hansen?«, fragte sie.

      Mario hob den Kopf und sah sie sinnend an.

      »Carla Hansen, Carla Hansen…«, wiederholte er, ehe er den Kopf schüttelte. »Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Wer soll denn das sein?«

      »Unsere Cousine fünften Grades oder so. Jedenfalls ist sie weitverzweigt mit uns verwandt. Sie lebt in der Nähe von Hamburg und hat einen Sohn in München. Leider ist es für Urs nicht gut gelaufen. Offenbar ist er auf die schiefe Bahn geraten, hat Drogen genommen und einen Raubüberfall verübt. Dafür und für ein paar andere Delikte ist er ins Gefängnis gewandert. Jetzt soll er wegen guter Führung Freigänger werden, und seine Mutter hat gefragt, ob ich nicht ein Auge auf ihn haben könnte«, berichtete sie von dem Anruf, den sie auf dem Weg zum Wagen erhalten hatte.

      Schweigend hatte Mario den Ausführungen seiner Schwester gelauscht. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn.

      »Und? Was hast du gesagt?«

      »Dass ich darüber nachdenken muss. Auch wenn Urs irgendwie zur Familie gehört … er ist ein Verbrecher. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich damit etwas zu tun haben will.«

      »Verständlich, schon wegen der Kinder«, bemerkte

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