Dr. Norden Box 10 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Dr. Lammers, der vor ihrem Büro auf und ab ging, wurde allmählich ungeduldig. Er hatte etwas mit der stellvertretenden Chefin zu besprechen und als er Fee lachen hörte, ballte er eine Hand zur Faust.
»Können Sie Ihr Kaffeekränzchen eigentlich nicht zu Hause abhalten, wie es jede anständige Hausfrau tut?«, fragte er, als er endlich vor Fee Nordens Schreibtisch stand.
Angesichts dieser Frechheit wäre sie um ein Haar wieder aus der Fassung geraten. Doch das gute Gespräch hallte nach, und so gelang Felicitas ein freundliches Lächeln.
»Nur kein Neid. Nur weil meine hausfraulichen Fähigkeiten besser sind als Ihre fachliche Kompetenz im Fall Kevin Trostmann, sollten Sie nicht ausfallend werden.«
Leider hatten ihre Worte nicht die erhoffte Wirkung. Im ersten Moment wurde Lammes zwar blass, er hatte sich aber schnell wieder im Griff und legte ihr mit einer großspurigen Geste ein Blatt Papier auf den Tisch.
»Während Sie Kochrezepte austauschen, habe ich den jungen Mann noch einmal untersucht«, triumphierte er und deutete auf die Ergebnisse.
Felicitas beugte sich vor und nahm das Papier an sich.
»Wollen Sie sich nicht setzen?«, erinnerte sie sich an ihre guten Manieren, während sie den Text überflog.
»Nein, danke. Ich habe nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen. So angenehm ist Ihre Gesellschaft nun auch wieder nicht.«
»Ihre Entscheidung. Ich fühle mich ganz wohl mit mir«, erwiderte Fee ohne aufzublicken. »Wie ich sehe, haben Sie festgestellt, was ich längst wusste. Der Patient leidet unter einem deutlich messbaren Kraftverlust in den Gliedmaßen.«
»Sie wussten aber noch nicht, dass die Muskeln am Daumen und in der Handinnenfläche schon verkürzt sind.«
Mit dieser Behauptung hatte Lammers recht. Doch Fee hatte keine Gelegenheit, sich darüber zu ärgern. Ihr Blick war auf einen Begriff gefallen, der sie in Alarmbereitschaft versetzte.
»Sie haben das Babinski-Zeichen festgestellt? Haben Sie einen Neurologen zu Rate gezogen?« Das Fehlen des Reflexes, der für das Anheben der Großzehe verantwortlich war, deutete auf eine Störung der Nervenbahnen im zentralen Nervensystem – also im Gehirn oder Rückenmark – hin.
»Ich brauche keinen Babysitter«, schnaubte Dr. Lammers. »So was kann ich gerade noch selbst diagnostizieren.«
»Schön.« Fee war Profi genug, um ihren Schrecken vor dem Kollegen zu verbergen und sofort weiterzudenken. »Aufgrund der beidseitigen Muskelschwäche und Taubheit empfehle ich eine Kernspintomographie«, traf sie eine Entscheidung über die weitere Vorgehensweise und sah ihren Kollegen an.
Doch diesmal war Volker Lammers ihr eine Nasenlänge voraus.
»Die habe ich längst angeordnet«, konterte er, und es war ihm anzusehen, wie zufrieden er mit diesem, wenn auch kleinen, Sieg war. »Ich sagte Ihnen doch: Ich brauche keinen Babysitter.«
»Richtig, ich erinnere mich«, lächelte Fee. »Dann rufen Sie mich bitte, wenn die Bilder da sind.« Sie wunderte sich selbst über ihre Ruhe, als sie Lammers den Bericht zurückgab.
Das lag auch daran, dass sie Kevin Trostberg unabhängig von ihren Sympathien für Dr. Lammers in guten Händen wusste und in Gedanken schon bei ihrem nächsten Vorhaben war.
Der Kinderarzt hatte eine andere Reaktion erwartet und zog sich sichtlich enttäuscht mit dem Versprechen zurück, Fee rufen zu lassen.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff sie nach dem Zettel, der auf ihrem Tisch lag, und wählte die Nummer, die Carla Hansen ihr gegeben hatte.
*
»Guten Morgen, Lieblingskollegin. Wie geht’s dir?«, fragte Wendy, als sie an diesem Vormittag später als sonst in die Praxis kam.
An ihren Armen baumelten Einkaufstaschen, die von ihrem erfolgreichen Beutezug zeugten.
»Mein Körper besteht zu 60 Prozent aus Müdigkeit«, gab Janine zu und warf einen hoffnungsvollen Blick auf die Tüte mit der Aufschrift ›Schöne Aussichten‹ »Und der Rest hat Hunger.«
Wendy lachte.
»Das trifft sich gut. Zufällig liegt mein Lieblings-Kleidergeschäft direkt neben Tatjanas Bäckerei. Nachdem ich gestern Abend keine Zeit zum Kochen hatte, hab ich uns eine Kleinigkeit zum Mittagessen mitgebracht«, plauderte sie munter drauflos. »Tatjana hat neue Mini-Calzones erfunden. Denen konnte ich einfach nicht wiederstehen.«
Mit wachsender Verwunderung hatte Janine den Ausführungen ihrer Freundin und Kollegin gelauscht.
»Was ist denn mit dir los? Du klingst ja so aufgekratzt«, sagte sie ihr auf den Kopf zu. »Außerdem Kleidergeschäft? Und beim Friseur warst du auch«, machte sie eine Entdeckung nach der anderen. »Raus mit der Sprache! Was hast du mir verschwiegen?«
Wendy antwortete nicht sofort. Sie ging zur Garderobe und tauschte ihre Jacke gegen einen weißen Kittel. Die Taschen und Tüten verstaute sie im Schrank, ehe sie sich mit einer Tasse Kaffee an ihren Schreibtisch setzte.
»Na jaaaa, ich hab da einen Mann kennengelernt … Das heißt, eigentlich kenne ich ihn gar nicht.« Zögernd kamen die Worte aus ihrem Mund. »Wir schreiben uns seit einer Weile Briefe.«
»Seit einer Weile?«, hakte Janine nach und vergaß sowohl Hunger als auch Müdigkeit. »Ich dachte, du willst nichts mehr von Männern wissen.«
»Das mit Manfred ist ja auch was anderes«, versuchte Wendy, sich herauszureden, und beugte sich geschäftig über den Terminkalender. »Morgen Nachmittag kommt übrigens Dési zur Kontrolle. Ist es nicht unglaublich, dass sie sich wieder ganz von ihrer Krankheit erholt hat? Wenn ich dran denke, welche Angst ich um sie hatte, als sie plötzlich nicht mehr sprechen konnte«, versuchte sie, von ihrer Person abzulenken.
Vergeblich.
»Netter Versuch!«, schmunzelte Janine. Gleichzeitig lächelte sie Danny zu, der eine Patientin zur Tür begleitet hatte und sich zu den beiden Assistentinnen an den Tresen gesellte. »Wendy hat eine Männerbekanntschaft geschlossen und uns nichts davon gesagt«, teilte sie ihrem jungen Chef augenzwinkernd mit.
»Nana, das ist ja nicht gerade ein Vertrauensbeweis«, ging Danny auf den scherzhaften Ton ein und spähte in die Tüte, die immer noch auf dem Tresen lag. »Aber wenn Sie als Wiedergutmachung Tatjanas Mini-Pizzen mitgebracht haben, kann ich nochmal Gnade vor Recht ergehen lassen.«
»Finger weg!« Mit einem Ruck zog Wendy die Tüte weg und brachte sie in die Küche. »Die sind für mittags.«
Der Juniorchef sah auf die Uhr.
»Aber das dauert ja noch fast zwei Stunden. Bis dahin bin ich verhungert.«
»Lenkt nicht alle vom Thema ab«, beschwerte sich Janine, die ihren Hunger fürs Erste vergessen hatte. Ihre Augen hingen an ihrer Kollegin. »Und jetzt raus mit der Sprache. Wer ist Manfred?«
Wendy seufzte tief und verdammte Janines Hartnäckigkeit.
»Ein Häftling«,