Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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Jenny nicht, die offenbar nicht wusste, welch kostbares Gut sie gedankenlos fortwarf.

      *

      »Ich wünsche den Damen einen herrlichen Resttag!« Niemand anderer als Mario Cornelius wirbelte am frühen Montagnachmittag durch den Aufenthaltsraum, in dem sich Lernschwester Carina gerade mit einer Kollegin eine kleine Pause gönnte. Verdutzt blickten die beiden von ihren Kaffeetassen und Kuchentellern auf und sahen dem Kinderarzt dabei zu, wie er eine Aster aus dem bunten Herbststrauß in der Vase zupfte, die auf dem Tisch stand. »Und machen Sie nicht so lange. Arbeit ist nicht alles im Leben!« Er zwinkerte den beiden zu und verschwand dann so schnell wieder, wie er gekommen war.

      »Was ist denn mit dem Chef heute los?«, fragte Schwester Tamara verdutzt. »Hat er im Lotto gewonnen?«

      Obwohl sie schon mehr als ein Jahr an der Behnisch-Klinik arbeitete, hatte sie Mario noch nie so ausgelassen gesehen.

      Im Gegensatz zu ihrer Kollegin wusste Carina genau Bescheid, woher die gute Laune des attraktiven Arztes rührte.

      »Er ist verliebt!«, erklärte sie düster und leerte ihre Tasse in einem Zug.

      Tamara, der der heiße Flirt zwischen den beiden nicht entgangen war, sah verwundert zu Carina hinüber.

      »In dich? Ist mir da was entgangen?«

      Ein grimmiges Lächeln huschte über das sonst so hübsche Gesicht der jungen Lernschwester. Sie wusste, dass sie sich den Weg zu Marios Herzen mit ihren Spielchen selbst verbaut hatte. Trotzdem beschloss sie in diesem Augenblick, den bereits geschmiedeten Plan in die Tat umzusetzen. Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass der Zeitpunkt günstig war. Vorausgesetzt natürlich, Tamara spielte mit.

      »Nein, im Augenblick nicht in mich«, erklärte sie und stand auf, um ihre Kaffeetasse zur Spüle zu bringen. »Aber das wird sich demnächst ändern«, verkündete sie mit einem siegessicheren Lächeln, das keine Fragen offen ließ. »Dazu brauch ich allerdings deine Hilfe.«

      »Meine?« Verwundert sah Tamara ihre junge Kollegin an. »Was könnte ich da tun?«

      Carina kehrte an den Tisch zurück und stützte sich neben Tamara auf. Sie beugte sich vor und musterte ihre Kollegin mit dem süßesten Lächeln, das sie auf Lager hatte.

      »Kannst du heute meine letzte Stunde übernehmen?«, fragte sie schmelzend.

      Doch es schien nichts zu nützen, denn bedauernd schüttelte Tamara den Kopf. »Tut mir leid, aber heute geht’s nicht. Ich hab meiner Mutter versprochen, mit ihr zum Einkaufen zu fahren.«

      Augenblicklich zog Carina eine Schnute.

      »Ach, komm schon, das könnt ihr doch auch noch eine Stunde später machen. Außerdem hab ich gesehen, dass du ab morgen Früh- und ich Spätdienst hab. Ich komme früher zum Dienst, damit du eher gehen kannst«, bot sie in ihrer Verzweiflung an.

      Tamaras Augen wurden schmal vor Argwohn. Was führte Carina im Schilde, das so wichtig war, dass sie freiwillig Überstunden schob?

      »Bist du sicher?«

      »Klar!« Die junge Lernschwester strahlte ihre Kollegin an, und die Sommersprossen leuchteten dabei so lustig auf ihrer Stupsnase, dass Tamara diesem verlockenden Angebot nicht länger widerstehen konnte.

      »Also gut! Aber sag ja nichts Frau Dr. Norden. Sonst bekommen wir beide Ärger«, warnte sie ihre junge Kollegin noch.

      Carina versprach es hoch und heilig, umarmte Tamara so stürmisch, dass der fast die Luft wegblieb, und machte sich auf den Weg.

      »Mist, ist das kalt!«, schimpfte sie wenig später, als sie vom Fahrrad stieg und es gegen einen Gartenzaun unweit von Janni Nordens Schule lehnte. Während sie auf der Straße auf und ab ging und auf das Ende des Unterrichts wartete, blies sie in die Hände, die vom kalten Fahrtwind steif und unbeweglich geworden waren. »Ich hätte doch Handschuhe und nicht nur die Mütze mitnehmen sollen.« Während sie den Eingang der Schule nicht aus den Augen ließ, zupfte sie an der weißen Pudelmütze, unter der ihre krausen Haare frech hervor sprangen. Endlich ertönte der ersehnte Gong, und bald darauf strömten Unmengen an Schülern aus dem Gebäude. Hilflos flog Carinas Blick hin und her, und als sie sich schon fragte, ob Jan Norden nicht noch länger Unterricht hatte, tauchte er endlich im Gedränge auf. »Na endlich. Der trödelt ja noch schlimmer als ich früher«, murmelte sie und platzierte sich am Treppenabsatz.

      Janni war umringt von einer Gruppe Mitschülern, die eifrig miteinander redeten und diskutierten. Als er die junge Lernschwester an der Treppe bemerkte, stutzte er. Er beugte sich zu dem jungen Mann neben sich und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Gleich darauf sah Jannis Freund ebenfalls zu Carina hinüber. Lachend stieß er den Arztsohn in die Seite. Der machte eine abwehrende Handbewegung und schnitt eine Grimasse, ehe er sich verabschiedete und auf Carina zukam.

      »Bin ich dir peinlich, oder was?«, ließ sie durchklingen, dass sie Zeugin der kleinen Szene geworden war.

      »Na ja, ehrlich gesagt bist du mir schon ein bisschen zu alt«, erwiderte er und schnitt eine Grimasse. »Außerdem bist du hinter meinem Onkel her.« Seite an Seite wanderten sie den Weg hinunter.

      »Stimmt auffallend. Deshalb bin ich hier«, machte Carina kein Geheimnis aus ihrem Vorhaben. »Du schuldest mir noch was«, erinnerte sie den Arztsohn an sein Versprechen.

      Und auch Jan wusste, worauf die Lernschwester hinaus wollte. Vor ein paar Wochen hatte er sie in der Klinik umgerannt, frisch sterilisierte Gerätschaften waren über den Boden geschlittert. Als Wiedergutmachung hatte er Carina einen Gefallen versprochen, den sie jetzt offenbar einlösen wollte. Dabei hatte er so sehr darauf gehofft, seinem Schicksal zu entgehen.

      »Ich mach aber nichts, wofür ich Ärger bekomme«, warnte er sie im Vorfeld und betrachtete mit großen Augen das lila Fahrrad, vor dem Carina stehen geblieben war. »Ist das deins?«, fragte er ungläubig und konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen.

      »Was dagegen?«, fragte die Lernschwester gereizt zurück.

      »Es ist ein bisschen …«, Janni suchte nach einem passenden Wort für das sehr mädchenhafte Gefährt, das er Carina nicht zugetraut hatte, »kindisch.«

      »Schon mal was von Toleranz gehört?« Ihrem Tonfall war anzuhören, dass sie ihm am liebsten noch ganz andere Sachen an den Kopf geworfen hätte.

      Da sie aber auf Janni angewiesen war, musste sie sich zusammenreißen.

      »Hör mal, wir werden uns jetzt nicht wegen meines Fahrrads streiten«, sagte Carina versöhnlich und wollte sich bei ihm unterhaken.

      Doch der junge Mann erkannte ihr Vorhaben und trat vorsorglich einen Schritt zur Seite, sodass Carinas Arm ins Leere fiel.

      »Dann sag, was du von mir willst«, verlangte er energisch, ehe sie wieder schimpfen konnte.

      Eine eisige Böe zerrte an Kleidern und Haaren, und unwillkürlich zog Carina den Kopf ein.

      »Es ist ganz einfach«, erklärte sie schnell, um nicht länger als unbedingt nötig in der Kälte stehen zu müssen. »Sag deinem Onkel, dass du dich nächste Woche Mittwoch um 18 Uhr mit ihm in diesem Café treffen willst. Mehr nicht. Alles andere kannst du mir überlassen.« Sie zog einen Zettel hervor, auf dem sie einen Namen und eine Adresse notiert hatte.

      Janni nahm den Zettel und warf

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