Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 2
»Hoffentlich quält sie den dicken Haemlin sehr«, meinte Fee, die sonst wahrhaftig keinem Menschen Böses wünschte. Ihr tat Jana leid, aber sie war auch der Meinung, daß ein Kind noch mehr Streitigkeiten verursacht hätte.
»Es wäre gut, wenn Jana einen lieben Mann finden würde, mit dem sie zufrieden und glücklich leben könnte«, sagte Fee nach einem längeren, gedankenvollen Schweigen.
»Möglichst einen, der keine Eltern mehr hat«, fügte Daniel hinzu.
»Es gibt auch sehr nette Eltern und sogar liebe Schwiegermütter, wie wir wissen, mein Schatz.«
»Aber daran hat sie den Glauben verloren. Hoffentlich entscheidet sie sich für die Stellung bei Liborius, da wüßte ich wenigstens, daß sie nicht schamlos ausgenützt wird, denn an eine neue Heirat verschwendet sie bestimmt keinen Gedanken.
*
Er hatte ja so recht. Jana betrachtete die Fotografie ihres Mannes, die vor ihr auf dem Tisch stand. Sie hielt oft stumme Zwiesprache mit ihm, aber sie wußte auch, daß manche Fragen offen blieben.
Sie hatten sich so auf den Urlaub in der Schweiz gefreut, der ihnen zum Schicksal werden sollte. Rolf war ein guter Skifahrer, aber Jana war wegen der Schwangerschaft vorsichtig und hatte deshalb auf die Tour verzichtet, an der auch ein anderes junges Paar teilnahm, das sie im Hotel kennengelernt hatten. Es war ein herrlicher Tag, der nicht ahnen ließ, wie schnell das Unheil über sie hereinbrechen würde. Ihre Schwiegereltern hatten ihr später vorgeworfen, daß sie Rolf in den Tod gehetzt hätte. Noch andere Gemeinheiten hatte sie zu hören bekommen, als sie dann die Fehlgeburt gehabt hatte.
Manchmal dachte sie darüber nach, wie sich ihre Ehe wohl gestaltet hätte, wenn alles gutgegangen wäre. Rolf hatte schon manchmal erwähnt, daß sie das Kind seinen Eltern nicht ganz vorenthalten könnten, da er ihr einziger Sohn sei und sie sonst keine Enkel haben würden. Daß sie ihm wichtiger war, hatte er auch oft gesagt. Er hatte auch nicht geduldet, daß seine Eltern boshaft zu ihr waren, hatte selbst darunter gelitten, daß sie so ungebildet und taktlos waren und dazu so herausfordernd protzig. Aber sie waren seine Eltern, und er wollte es nicht zu einem Bruch kommen lassen.
Wieder dachte sie jetzt, daß es besser sei, da sie das Kind nicht bekommen hatte, so schmerzlich der doppelte Verlust zuerst auch gewesen war.
Dr. Norden war der einzige, mit dem sie über ihren Kummer offen reden konnte. Sie hatte sich nach Rolfs Tod von den gemeinsamen Bekannten zurückgezogen, sie traf sich nur manchmal mit einer Schulfreundin, die bereits zwei Kinder hatte und bei der sie manchmal Babysitting übernahm. Das wollte sie auch beibehalten, aber sie überlegte, ob Frau Liborius damit einverstanden wäre. Jedenfalls wollte sie ihre Selbständigkeit keinesfalls aufgeben.
Es konnte nicht schaden, wenn sie erstmal in die Samstagzeitung schaute, wie es mit den Stellenangeboten aussah. Sie befand sich schon wieder in einem Zwiespalt, ob es überhaupt für sie gut war, sich eine solche Tätigkeit zu suchen, denn es gab dabei sicher nicht viel zu verdienen, und wenn sie dann später in ihren eigentlichen Beruf zurückkehren wollte, hatte sie womöglich den Anschluß verpaßt. War ihr Entschluß nicht nur aus der Verzweiflung heraus geboren, keinen Menschen mehr zu haben, dem sie Liebe schenken konnte?
»Wenn du mir doch raten könntest, Rolf«, sagte sie leise, aber dann kam ihr der Gedanke, daß in dieser Ehe eigentlich sie es gewesen war, die die Entscheidungen traf und Rolf derjenige war, der immer Rat bei ihr gesucht hatte.
Morgen wollte sie zum Friedhof fahren. Obgleich seine Eltern ihr zu verstehen gaben, daß sie an seinem Grab unerwünscht sei, ließ sie es sich nicht nehmen, wenigstens jede Woche einmal ein paar Blumen dorthin zu bringen. Viel Platz war ja nicht dafür auf dem Grab, das überladen war, da die Haemlins auch dort ihren Reichtum demonstrieren wollten. Jana hatte einen anderen Geschmack, und sie hatte wahrhaftig keinen Grund, sich zu verstecken, denn sie war in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem ein anderes geistiges Niveau herrschte als bei den Haemlins. Dr. Norden hatte ihr das oft gesagt, aber sie konnte nicht all die Gemeinheiten einfach abschütteln, mit denen man ihr das Leben schwergemacht hatte. Seit Rolfs Tod hatte sie den anderen aus dem Weg gehen können, aber ab und zu trug man es ihr doch zu, wie über sie geredet wurde.
Eigentlich habe ich mit diesen Leuten doch gar nichts mehr zu tun, dachte sie jetzt. Rolf lebt nicht mehr, und wenn ich wieder meinen Mädchennamen annehmen würde…, aber da war sie wieder an jenem Punkt angelangt, der ihr wie Verrat an dem Mann vorkam, den sie geliebt hatte, allen Problemen zum Trotz.
Um sich schnellstens auf andere Gedanken zu bringen, bevor sie in Depressionen verfiel, schaltete sie den Fernseher ein. Ein Krimi hatte gerade angefangen. Es ging um die Entführung eines Kindes und war sehr spannend. Sie lebte richtig auf.
Sie atmete tief durch.
Gott sei Dank habe ich nicht soviel Geld, und ich habe auch kein Kind, dachte sie, aber gleich kam ihr doch der Gedanke, daß es Rolfs Eltern auch zuzutrauen gewesen wäre, ihr Kind an sich zu bringen, wenn es zur Welt gekommen wäre. Wenn…, aber so war es nicht gekommen, und sie mußte sich endlich von der Vorstellung befreien, daß man ihr noch schaden könne.
Nach einer unruhigen Nacht erlebte Jana einen sonnigen Morgen. Sie war schnell auf den Beinen, denn sie hatte sich für diesen Tag viel vorgenommen. Sie setzte die Kaffeemaschine in Gang, bevor sie duschte, dann kleidete sie sich schnell an, richtete den Frühstückstisch her, so wie sie es immer getan hatte, als Rolf noch lebte. Sie holte die Zeitung von draußen herein und traf Frau Merten, die im Parterre wohnte.
»Wie geht’s, Frau Haemlin?« fragte sie freundlich.
»Ganz gut«, erwiderte Jana.
»Haben Sie schon gehört, daß Ihr Schwiegervater einen Schlaganfall hatte?« fragte die andere. Ihr war anzusehen, daß sie diese Frage schnell loswerden wollte.
»Nein, das höre ich zum ersten Mal. Sie wissen doch, daß wir keinen Kontakt haben.«
»Ich will ja nicht schadenfroh sein, aber jetzt wird Frau Haemlin die Bosheit vergehen. Ich bin gestern zufällig vorbeigefahren, als sie ihn abgeholt haben.«
Dann werden sie mir auf dem Friedhof nicht begegnen, war alles, was Jana denken konnte.
Auf die Annoncen konnte sie sich aber doch nicht konzentrieren, bis ihr Blick auf eine große Anzeige fiel.
»Wir suchen eine versierte, gebildete Betreuerin für einen vierjährigen Jungen, die möglichst auch englische und französische Sprachkenntnisse hat, gesund ist und sportlich. Bestes Honorar und auf Wunsch auch eine Wohnung und Auto werden geboten. Bewerbungen mit Foto und Lebenslauf sind zu richten an…
Es war die Adresse einer Agentur, die Jana bekannt war.
Das klang recht vielversprechend, aber Jana wußte aus Erfahrung, daß die Wirklichkeit dann doch anders aussah. Sie wollte erst Besorgungen machen, dann zum Friedhof fahren und irgendwo essen gehen. Dann konnte sie sich noch mal mit der Zeitung beschäftigen.
Beinahe hätte sie ihren Einkaufszettel vergessen, auf dem sie im Laufe der Woche alles notierte, was sie brauchte, weil sie in dem Einkaufszentrum in der Nähe des Friedhofs alles bekommen konnte und nicht in der Gegend herumlaufen mußte.
Als sie die Wohnung verlassen wollte, läutete das Telefon. Es war Dr. Norden, und Jana war sehr überrascht.
»Ich