Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 3
»Danke für die Nachricht. Wie geht es ihm?« fragte sie.
»Sein Zustand ist sehr ernst.«
»Wahrscheinlich werde ich dafür auch verantwortlich gemacht«, sagte Jana spöttisch.
»Deswegen wollte ich Sie informieren, damit Sie vorbereitet sind. Seine Frau redet nur noch dummes Zeug.«
»Mehr brauchen Sie gar nicht zu sagen. Ich bin daran gewöhnt, an allem schuld zu sein.«
»Sie können Strafanzeige wegen Verleumdung erstatten.«
»Sie bekommen auch so ihre Strafe. Die meisten Leute wissen, was sie von all dem Gerede zu halten haben.«
»Ich bin nur besorgt, daß Sie sich aufregen könnten.«
»Ich glaube, ich bin darüber hinweg. Aber ich danke Ihnen, daß Sie so besorgt sind.«
Ja, er war besorgt, denn er hatte gehört, welche Drohungen Frau Haemlin gegen Jana herausgeschrien hatte, daß sie nur Unglück über die Familie gebracht hätte und eine Hexe sei, die man vernichten müsse. Hochnäsig und unverschämt sei sie, und Rolf hätte nur immer Geld für ihre Ansprüche herbeibringen müssen. Das Kind hätte sie auch nicht gewollt, nachdem sie Rolf damit nicht mehr hätte erpressen können.
Er wollte Jana all dies nicht sagen, aber er traute Herta Haemlin alles zu, da sie in ihrem Haß auf Jana völlig die Kontrolle über sich verloren hatte. Dr. Behnisch hatte gesagt, daß sie eigentlich in eine Nervenanstalt gehöre.
*
Nach diesem Anruf hatte Jana schnell ihre Wohnung verlassen, war in ihr Auto gestiegen und zum Einkaufszentrum gefahren. Dort tätigte sie ihre Einkäufe und war ganz konzentriert bei der Sache. Sie kaufte auch wunderschöne Rosen für Rolfs Grab, verstaute die Taschen im Auto und fuhr dann zum Friedhof.
Die Sonne hatte sich verkrochen, ein kühler Wind wehte. Sie streifte das Stirnband über und schlug den Mantelkragen hoch, bevor sie ausstieg. Sie hatte einen günstigen Parkplatz gefunden, nicht weit vom Eingang entfernt und im Eilschritt legte sie den Weg zum Grab zurück.
Wie immer war das Grab mit Blumen überladen, die diesmal aber nicht mehr ganz frisch waren. Jana wagte aber nicht, welche zu entfernen, überzeugt, daß sie auch deshalb mit Schmähungen belegt würde. Sie stellte ihre Rosen dicht an den pompösen Marmorstein. Ich kann nichts dafür, Rolf, dachte sie. Wenn ich zuständig wäre, sähe dein Grab anders aus.
Sie ging langsam und ganz in Gedanken versunken auf einem anderen Weg zurück zum Eingang, doch plötzlich kam ein kleiner Junge auf sie zugelaufen und rief: »Mami, Mami, schau Papi, Mami ist wieder da.«
Erst als der Junge sie umarmte, begriff Jana, daß sie gemeint war. Noch ganz verwirrt sah sie den großen, breitschultrigen Mann näherkommen. Schnell griff er nach dem Kind, das Jana nun mit großen, tränenfeuchten Augen anblickte.
»Entschuldigen Sie bitte, gnädige Frau«, sagte der Mann heiser, »und haben Sie bitte Verständnis. Mein Sohn begreift noch nicht, daß seine Mutter nicht wiederkommt.«
»Aber das ist doch meine Mami, ich habe sie gleich erkannt«, stieß der Kleine trotzig hervor.
»Die Dame sieht ihr nur ähnlich, Bobby. Wir wollen jetzt weitergehen.«
»Ich will aber, daß meine Mami wiederkommt«, schluchzte der Junge auf, »und daß du wieder lachst, Papi!«
»Es tut mir leid, sehr leid«, flüsterte Jana mit erstickter Stimme.
Der Mann hob den Jungen empor und sah Jana verzeihungsheischend an.
»Wenn solche Wünsche nur in Erfüllung gingen«, flüsterte sie und eilte dann schnell davon. Völlig außer Atem gelangte sie zu ihrem Wagen und mußte nun erst verschnaufen. Das eben Erlebte ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Was war wohl schlimmer – den Mann zu verlieren, oder wenn einem kleinen Kind die Mutter genommen wurde? Aber sie hatte ihren Mann und ihr werdendes Kind verloren, und jetzt war es ihr wieder elend zumute.
Sie hatte keine Lust mehr, in diesem freundlichen Restaurant zu essen, das sie immer aufsuchte, wenn sie vom Friedhof kam, zuviel gab ihr an diesem Tag wieder zu denken. Wenn sie wirklich Hunger bekam, konnte sie sich zu Hause etwas zubereiten. Eingekauft hatte sie genug für die nächsten Tage.
Als sie die Wohnungstür aufschloß, hörte sie schon das Telefon läuten. Es läutete lange, bis sie es dann aufnahm. Es war eine angenehme Überraschung, als sie die Stimme ihrer Freundin Simone vernahm, mit der sie schon die Schulbank gedrückt hatte. Simone wohnte immer noch in Regensburg, wo sie beide aufgewachsen waren, aber wie sie jetzt hörte, hatte Simone eine Stellung in München angenommen, bei der Dalibo-Chemie.
»Ist dir das ein Begriff?« fragte sie.
»Sie hat einen guten Ruf. Ich hatte damit nichts zu tun«, erwiderte Jana.
»Arbeitest du wieder?«
»Ich will etwas anderes machen. Wir können darüber noch reden. Wir werden uns ja hoffentlich bald sehen.«
»Das will ich meinen. Du hattest doch eine Bombenstellung, willst du die wirklich aufgeben?« fragte Simone.
»Es hat sich so viel verändert, Mone. Wann kommst du?«
»Ich bin schon auf dem Wege.«
»Dann komm doch gleich zu mir. Du kannst auch bei mir wohnen, ich habe genug Platz.«
»Wir werden viel zu erzählen haben. Ich kann in zwei Stunden bei dir sein.«
»Ich freue mich. Endlich mal etwas, worauf ich mich freuen kann.«
*
Sie bereitete alles für ein Essen vor. Eine Fleischbrühe hatte sie schon angesetzt, und der Tafelspitz war butterweich. Dazu Gemüse und Kartoffeln. Als Dessert einen frischen Obstsalat mit Schlagrahm.
Aber während sie alles zubereitete, mußte sie wieder an den kleinen Jungen denken, der in ihr seine Mami gesehen hatte. Es mußte schön sein, ein solches Kind zu haben. Das würde sie nun nie mehr erleben. Nicht einen Augenblick dachte sie daran, daß es in ihrem Leben wieder einen Mann geben könnte.
Gewaltsam brachte sie sich auf andere Gedanken. Fast zwei Jahre hatte sie Simone nicht gesehen. Das letzte Mal auf ihrer Hochzeit. Da war sie mit ihrem Verlobten Hanno gekommen, aber die Verlobung war in die Brüche gegangen. Aus welchem Grunde eigentlich? Simone hatte darüber nie gesprochen.
Sie war mit ihren Vorbereitungen gerade fertig, da erschien Simone schon. Groß, schlank und sehr attraktiv stand sie da, sah Jana an und nahm sie so behutsam, als sei sie zerbrechlich, in die Arme.
»Du Krischperl«, sagte sie weich und ein bißchen wehmütig. »Es wird wohl Zeit, daß sich jemand um dich kümmert.«
»Freundliche Gesellschaft kann mir nur willkommen sein«, meinte Jana lächelnd, »aber ich mag ja auch nicht reden. Es ist schön, daß du gekommen bist, Mone.«
Es war wie früher. Die alte Verbundenheit war wieder da. »Es ist schon komisch, aber ohne Männer läßt sich’s besser reden«, meinte Simone, »und kochen kannst du auch besser als ich. Die Wohnung