Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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Ich will es dir nicht ausreden.«

      »Es kommt immer auf einen Versuch an. Ich bin keine Träumerin mehr, Mone. Ich habe mir auch schon Gedanken gemacht, wie es bei uns weitergegangen wäre.«

      »Man soll sich aber nicht das Herz schwermachen mit Gedanken, die völlig überflüssig geworden sind. Wenn du nicht anderer Meinung geworden bist, würde ich gern ein paar Tage bei dir wohnen, bis ich eine passende Wohnung gefunden habe.«

      »Ich freue mich, Mone, du kannst bleiben, solange du willst. Du siehst ja, daß Platz genug ist.«

      »Aber ich übernehme dann die Kosten für den Haushalt.«

      »Darüber wird jetzt nicht geredet. Trinken wir ein Glas Wein oder lieber Sekt?«

      »Keinen Sekt bitte, ich reagiere allergisch darauf. Am liebsten einen leichten Rosé.«

      »Als ob ich es geahnt hätte. Ich habe ein paar Flaschen im Haus. Es ist schon komisch, Mone, immer wenn ich eingekauft habe, dachte ich unwillkürlich an dich und daß du mich vielleicht doch mal besuchst. Und jetzt bist du da, gerade zur rechten Zeit.«

      *

      Ganz anders war die Stimmung bei Agnete Liborius, denn es wäre der Geburtstag ihrer verstorbenen Schwiegertochter gewesen.

      Die Stimmung war auch bei ihrem Sohn David entsprechend. Er hatte kaum zwei Worte gesprochen, seit er mit Bobby vom Friedhof zurückgekommen war, und er hatte sich auch nicht geäußert, als Bobby gesagt hatte: ›Ich habe meine Mami gesehen, Granny, aber sie war es dann doch nicht.‹

      Sie hatte den Jungen zu Bett gebracht, und da hatte er wieder damit angefangen.

      »Ich habe bestimmt gedacht, daß es Mami ist, und sie hat mich auch so lieb angeschaut, aber Papi hat zu ihr gesagt, daß ich es nicht verstehe, daß sie nicht wiederkommt. Und wenn sie nun doch wiederkommt? Was meinst du, Granny?«

      »Daß solche Wünsche leider nicht in Erfüllung gehen, Bobby. In Gedanken ist Mami immer bei dir.«

      »Aber ich kann nicht mit ihr reden, und sie kann mir nichts mehr vorsingen. Ich habe es so gern gehört.«

      Er sprach oft davon, obgleich Julie schon lange nicht mehr hatte singen können. Bobby hatte auch vergessen, wie krank sie gewesen war und kaum noch sprechen konnte. Er dachte nur an das, was ihm gefallen hatte, und Julie hatte wirklich alles getan, um seine Wünsche zu erfüllen. Sie hatte eifersüchtig darüber gewacht, daß er nicht zuviel Zeit mit seiner Granny verbrachte.

      Bobby war zu klein gewesen, um diese Eifersucht zu begreifen und warum Julie immer und immer wieder sagte, daß er sie am allerliebsten haben müsse. Da er nicht mit anderen Kindern spielen durfte, auch das verhinderte Julie, war sie die wichtigste Bezugsperson für ihn. Julies Eltern hatten kein Interesse an dem Enkel und kamen auch nicht, als Julie todkrank war. Da ahnte Agnete Liborius, daß sie wohl ein schlechtes Gewissen hatten, weil sie von Julies Krankheit gewußt haben mußten.

      Julie war ein bezauberndes Geschöpf gewesen, wie eine seltene Blume, die aber vor dem vollen Erblühen schon zu welken begann. Im Nachhinein hatte Agnete sich gewundert, wie sie die Beschwerden der Schwangerschaft überstanden hatte, aber sie hatte einen so starken Lebenswillen, daß sie selbst die Ärzte verblüffte. Es war vieles an Julie, was rätselhaft war und niemand so recht hatte begreifen können. Agnete hatte manchmal das Gefühl, daß es auch David so erging.

      David saß in Gedanken versunken in seinem Sessel, als seine Mutter den Wohnraum wieder betrat.

      »Bobby ist nicht gleich eingeschlafen«, sagte sie.

      »Hat er von der jungen Frau auf dem Friedhof gesprochen?«

      »Es beschäftigt ihn sehr, jetzt meint er, sie sei vielleicht das Christkind. Er hat viel Phantasie. Hatte sie Ähnlichkeit mit Julie?«

      »Für Bobby vielleicht. Ich kann mich in seine Gedanken nicht hineinversetzen…«

      »Dr. Norden kennt eine junge Witwe, die sich als Betreuerin für Bobby eignen würde.«

      »Du kannst ja mal mit ihr reden. Mir ist alles recht, was gut für Bobby ist, und es kommt nur auf ihn an, ob er sie akzeptiert. Du hast ja auch ein gutes Gespür, Mama.«

      »Und du solltest auch mal etwas anderes tun als nur arbeiten.«

      »Was denn schon? Vielleicht auch Skifahren gehen? Jürgen will mich ja oft genug dazu verleiten. Und was wird, wenn mir auch was passiert?«

      »Das solltest du nicht denken. Dem Schicksal kann man nie davonlaufen, David, aber du begibst dich doch nicht wissentlich in Gefahr. Und es muß ja nicht Skifahren sein, du kannst auch mal in ein Konzert gehen oder in die Oper. Das hast du doch früher gern getan.«

      »Julie zuliebe, aber diese modernen Operninszenierungen sagen mir nichts. Ja, in ein gutes Konzert werde ich mal gehen, am liebsten mit dir, aber zusammen können wir ja nicht weg, solange wir keine zuverlässige Betreuung für Bobby haben.«

      »Ich werde gleich am Montag mit Dr. Norden sprechen«, erklärte sie. »Wenn er jemand empfiehlt, ist es in Ordnung.«

      »Hoffentlich bleibt uns Klara erhalten.«

      »Sie ist doch nur zwei Tage weg zur Beerdigung ihrer Tante und froh, wenn sie wieder bei uns ist.«

      »Und wenn sie recht viel erbt?«

      »Das interessiert sie gar nicht. Ich habe ihr zureden müssen, daß sie nicht gleich abends wieder zurückkommt.«

      Sie war froh, daß David jetzt wieder geredet hatte, und er wirkte auch entspannter als in den letzten Tagen.

      »Tut sich was in der Firma?« erkundigte sie sich.

      »Da tut sich immer was. Am Ersten fängt die neue PR-Managerin an. Sie hat Format, und ich hoffe, daß die Kundenbetreuung dann auch besser klappt. Sie macht einen energischen Eindruck.«

      »Wie alt ist sie?«

      »Um die Dreißig, aber sie hat schon Erfolge vorzuweisen. Wecker hat das Gespräch geführt. Er ist ganz hingerissen von ihr. Nun, man wird sehen.«

      Sie sprachen nicht von der Vergangenheit, Julie wurde nicht mehr erwähnt und so versanken sie auch nicht in Trübsinn. Agnete Liborius war ganz zufrieden mit dem Verlauf des Abends.

      *

      Das Ehepaar Behnisch hatte einen anstrengenden und ärgerlichen Tag hinter sich. Der Zustand von Gustav Haemlin hatte sich nicht gebessert, seine Frau hatte nach der Beruhigungsspritze geschlafen. Jenny Behnisch hatte gehofft, daß sie auch die Nacht durchschlafen würde. Aber gegen zehn Uhr wachte sie auf und begann gleich wieder zu räsonieren. Doch Jenny war diesmal vorbereitet und wurde energisch.

      »Wir wollen gleich mal klarstellen, daß ich Sie in die Nervenklinik einweisen lasse, wenn Sie wieder so hysterisch werden wie heute vormittag, Frau Haemlin. Ihre Schwiegertochter ist mir zufällig bekannt und hat nicht das geringste mit dem Zustand Ihres Mannes zu tun. Sie könnten wegen böswilliger Verleumdung belangt werden, wenn Sie solche Unterstellungen und Drohungen nicht lassen.«

      Momentan verschlug es Herta Haemlin die Sprache, aber dann sagte sie anklagend, ob man so mit Erster-Klasse-Patienten reden dürfe.

      »Bei

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