Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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kommen Sie«, bat er. »Fangen wir mit den Pferdeställen an?«

      »Gern, ja.«

      Bevor sie die Ställe erreichten, sagte Friedrich: »Es hat eine kleine Kommunikationspanne zwischen mir und meiner Frau gegeben – aber da wir, um sie zu beheben, entweder Sie oder unseren anderen Gast hätten wieder ausladen müssen, haben wir beschlossen, es darauf ankommen zu lassen. Im Klartext: Während ich Sie eingeladen habe bei der Auktion, hat meine Frau ebenfalls eine Einladung ausgesprochen – an Clara von Bethmann.«

      Leonid reagierte erst nach einigen Sekunden – und zwar mit schallendem Gelächter. »Sie wird nicht begeistert sein, lieber Herr von Kant!«

      »Davon gehen wir auch aus, meine Frau und ich«, musste Friedrich zugeben.

      Leonid lachte noch immer. »Wahrscheinlich fährt sie gleich zurück nach Hause«, vermutete er. Dann wurde er ernst. »Na ja, vielleicht auch nicht. Sie wirkte durchaus kampflustig.«

      »Ich hoffe natürlich, dass es hier nicht zu einem Kampf kommt«, erklärte der Baron schmunzelnd.

      Leonids dunkle Augen funkelten jetzt vor Vergnügen. »Warten wir es ab, Herr von Kant.«

      Danach wandte sich das Gespräch den Pferden zu, denn sie betraten den ersten Stall. Aber obwohl sie sich lebhaft unterhielten, bemerkte Friedrich doch, dass sein junger Gast nicht ganz bei der Sache war. Ob das mit Claras bevorstehender Ankunft zu tun hatte?

      Er war mittlerweile aufrichtig gespannt auf den Augenblick, da diese beiden eigensinnigen Menschen erneut aufeinandertreffen würden.

      Während Baron Friedrich diesen Überlegungen nachhing, stellte Leonid zu seiner Überraschung fest, dass er sich auf Clara von Bethmanns Kommen freute. Sie hatte ihm ihren Zorn ungefiltert entgegengeschleudert, das hatte ihm imponiert. Und sie war zweifellos eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte.

      Nur leider konnte er ihr nicht die Wahrheit sagen, um ihren Zorn zu besänftigen – und das fand er nun fast ein wenig bedauerlich.

      *

      Clara sann auf der Fahrt nach Sternberg dem Gespräch mit Irina Mahler nach, mit der sie vor ihrer Abreise noch einen Spaziergang gemacht hatte. Ihre ältere Freundin hatte ihr einiges zu erzählen gehabt. Offenbar unterrichtete sie seit einigen Tagen die Geschwister ihrer Haushaltshilfe, damit sie besser in der Schule mitkamen. »Aber warum tun Sie das, Frau Mahler?«

      Die überraschende Antwort hatte gelautet: »Weil es mir Freude bereitet – und weil es den Kindern und vor allem meiner Lili hilft.«

      Lili hatte Clara schon bei einigen Besuchen gesehen: ein schüchternes junges Mädchen, das sich am liebsten unsichtbar gemacht hätte – das zumindest war Claras Eindruck von ihr gewesen. Dass sie ausgezeichnete Arbeit leistete, hatte Irina Mahler schon öfter erwähnt, und man sah es der Wohnung auch an. Alles blitzte vor Sauberkeit, wann immer Clara dort gewesen war.

      Sie war noch zu keinem abschließenden Urteil über Irina Mahlers Handlungsweise gekommen, als Schloss Sternberg vor ihr auftauchte. Dieser erste Blick auf das Schloss, das majestätisch auf seinem Hügel thronte, war immer wieder erhebend und verscheuchte alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf. Wenige Minuten später stellte sie ihren Wagen ab und stieg aus.

      Im selben Moment wurde die große Flügeltür geöffnet, und die Baronin erschien, um sie zu begrüßen. »Es ist jedes Mal überwältigend, Sofia«, sagte Clara, »wenn man Schloss Sternberg nach längerer Zeit wiedersieht. Ich vergesse immer, wie groß und prächtig es ist.«

      Sofia umarmte die junge Besucherin, dann veränderte sich plötzlich ihr Gesichtsausdruck, und Clara fragte: »Was ist denn?«

      Da die Baronin nicht antwortete, sondern in einer Mischung aus Verlegenheit und Unbehagen auf einen Punkt hinter Claras Rücken starrte, drehte sie sich schließlich um. Die beiden Männer, die direkt auf sie zukamen, waren Baron Friedrich von Kant und Graf Leonid von Zydar.

      Clara schnappte nach Luft. Hastig drehte sie sich wieder zu Sofia um. »Was soll das?«, fragte sie. »Wieso ist dieser Mensch hier?«

      »Es war ein Versehen«, murmelte die Baronin, weiter kam sie jedoch nicht mit ihren Erklärungen, denn Friedrich und Leonid hatten sie nun erreicht.

      »Willkommen auf Sternberg, Clara«, sagte der Baron.

      Sie erwiderte den Gruß kühl, gleich darauf bohrte sich ihr Blick in den des russischen Grafen. »Wenn ich gewusst hätte, dass ich Sie hier treffe«, sagte sie kalt, »wäre ich nicht gekommen.«

      »Das tut mir sehr leid«, erwiderte Leonid mit formvollendeter Höflichkeit. »Ich hatte gehofft, Ihr Zorn auf mich hätte sich in der Zwischenzeit ein wenig gelegt.«

      »Keinesfalls.« Sie wandte sich an Sofia und Friedrich. »Und von euch hätte ich erwartet, dass ihr mich informiert, denn ihr hättet wissen können, dass ich auf dieses Zusammentreffen keinen Wert lege. Ich dachte, wir seien Freunde. Geht man so mit Freunden um?«

      »Clara«, sagte die Baronin bittend, »wir wollten weder dich noch Graf Leonid wieder ausladen – wir hatten uns auf euch beide gefreut. Und da ich dich eingeladen hatte und Fritz den Grafen, ohne uns abzusprechen, mussten wir eine Entscheidung treffen. Wir haben also beschlossen, es darauf ankommen zu lassen, ob ihr euch die Augen auskratzt oder nicht.«

      »Ich werde mit Sicherheit nichts dergleichen tun«, erklärte Leonid mit seinem charmantesten Lächeln. »Das verspreche ich hiermit hoch und heilig. Ich werde mich außerdem bemühen, Ihren Zorn nicht von neuem auf mich zu ziehen, Frau von Bethmann.«

      Am liebsten hätte Clara ihm die Augen tatsächlich ausgekratzt, denn wenn sie sich nach diesen Worten wieder in ihr Auto setzte und zurückfuhr, war sie diejenige, die sich kindisch benahm, während er als großzügiger Charmeur dastand. Sie schwor sich im Stillen, es ihm heimzuzahlen an diesem Wochenende. Er sollte nur ja nicht glauben, dass sie sich so leicht von ihm verwirren ließ. »Wir werden sehen, ob Ihnen das gelingt«, bemerkte sie kühl. »Und ihr beide, Sofia und Fritz, habt einiges gutzumachen. Ich hatte mich auf ein Wochenende mit euch gefreut, und nun muss ich mich mit jemandem an einen Tisch setzen, der mir auf den ersten Blick unsympathisch war.«

      »Aber Clara!«, rief die Baronin peinlich berührt, doch Clara beeindruckte das nicht.

      »Das habt ihr gewusst, Sofia. Also beschwert euch jetzt nicht darüber, dass ich unhöflich bin. Oder sagt mir, wenn euch meine sofortige Abreise doch lieber wäre.«

      »Das kommt nicht in Frage«, rief Leonid. »Wenn jemand abreist, dann bin ich das. Ich hatte keine Ahnung, dass Sie mir den Erwerb des Bildes so übelgenommen haben, Frau von Bethmann.«

      Sie glaubte ihm kein Wort. Um ihm jedoch keine weitere Gelegenheit zu geben, sich als perfekten Gentleman darzustellen, beschloss sie, die Debatte zu beenden: »Wir werden beide hier bleiben, und Sofia und Fritz die Suppe auslöffeln lassen, die sie sich eingebrockt haben«, sagte sie mit kühlem Lächeln.

      Der Baron lachte. »Gut, dazu sind wir bereit, nicht, Sofia? Ich schlage vor, dass wir jetzt endlich hineingehen.«

      Niemand widersprach ihm. Die Baronin freilich war ein wenig blass um die Nase, als sie gleich darauf das Schloss betraten. Das Wochenende ließ sich schwieriger an als erwartet.

      *

      Johannes verbarg sich noch eine ganze Weile hinter einer Litfaßsäule, nachdem die

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