Das goldene Vließ. Franz Grillparzer
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Читать онлайн книгу Das goldene Vließ - Franz Grillparzer страница 14
Jason!
Jason.
Hier Milo, hier!
Milo (der keuchend auftritt).
Mein Freund, such' dir 'nen anderen Begleiter!
Dein Kopf und deine Beine sind zu rasch,
Sie laufen, statt zu gehn. Ein großer Übelstand!
Von Beinen mag's noch sein, da hilft das Alter,
Allein ein Kopf der läuft!—Glück auf die Reise!
Such' einen andern sag' ich, ich bin's satt!
(Setzt sich.)
Jason.
Wir haben, was wir suchten!—Hier ist Licht!
Milo.
Ja Lichts genug um uns da zu beleuchten
Und zu entdecken und zu schlachten, wenn's beliebt.
Jason.
Ei, Milo Furcht?
Milo
(rasch aufstehend). Furcht?—Lieber Freund, ich bitte Wäg' deine Worte eh du sprichst!
(Jason faßt entschuldigend seine Hand.)
Milo.
Schon gut!
Wir laufen, nu, die Worte laufen mit!
Doch ernst. Was suchst du hier?
Jason.
Kannst du noch fragen?
Die Freunde, sie, die mir hierher gefolgt,
Ihr Heil vertrauend meines Glückes Stern
Und Jasons Sache machend zu der ihren,
Sie schmachten, kaum dem schwarzen Schiff entstiegen,
Hier ohne Nahrung ohne Labetrunk
In dieser Küste unwirtbaren Klippen,
Kein Führer ist, der Wegeskunde gäbe
Kein Landmann bietend seines Speichers Vorrat
Und von der Herde triftgenährter Zucht.
Soll ich die Hände legen da in Schoß
Und müßig zusehn wie die Freunde schmachten?
Beim Himmel! Ihnen soll ein Führer werden
Und Trank und Speise, sollt' ich auf sie wiegen
Mit meinem Blut!
Milo.
Das treue, wackre Herz!
O daß du nicht des Freundes Rat gefolgt
Und weggeblieben bist von dieser Küste!
Jason.
Warum denn auch? Was sollt' ich wohl daheim?
Der Vater tot, mein Oheim auf dem Thron
Scheelsüchtig mich, den künft'gen Feind, betrachtend.
Mich litt es länger nicht, ich mußte fort.
Hätt' er nicht selbst, der Falsche, mir geboten
Hierher zu ziehn in dieses Inselland
Das goldne Götterkleinod abzuholen
Von dem man spricht, so weit die Erde reicht
Und das dem Göttersohne Phryxus einst,
Ihn selber tötend, raubten die Barbaren,
Ich wäre selbst gegangen, freien Willens,
Dem eckelhaften Treiben zu entfliehn.
Ruhmvoller Tod für ruhmentblößtes Leben
Mag's tadeln wer da will, mich lockt der Tausch!
Daß dich, o Freund, ich mitzog und die andern,
Das ist wohl schlimm, allein ihr wolltet's so!
Milo.
Ja freilich wollt' ich so und will noch immer
Denn sieh, ich glaub', du hast mir's angetan,
So lieb' ich dich und all dein Tun und Treiben.
Jason.
Mein guter Milo!
Milo.
Nein! 's ist unrecht sag' ich,
Ich sollt' der Klügre sein, ich bin der Ältre.
Hättst du mich hingeführt, wohin auch immer,
Nur nicht in dieses gottverlaßne Land.
Kommt irgend sonst ein Mann in Fährlichkeit,
Nu Schwert heraus und Mut voran. Doch hier
In dieses Landes feuchter Nebelluft
Legt Rost sich, wie ans Schwert, so an den Mut.
Hört man in einem fort die Wellen brausen,
Die Fichten rauschen und die Winde tosen,
Sieht kaum die Sonne durch der dichten Nebel
Und rauhen Wipfel schaurigen Versteck,
Kein Mensch rings, keine Hütte, keine Spur,
Da wird das Herz so weit, so hohl, so nüchtern
Und man erschrickt wohl endlich vor sich selbst.
Ich, der als Knabe voll Verwundrung horchte,
Wenn man erzählte, 's gäb' ein Ding
Die (Furcht) genannt, hier seh' ich fast Gespenster
Und jeder dürre Stamm scheint mir ein Riese
Und jedes Licht ein Feuermann. 's ist seltsam.
Was unbedenklich sonst, erscheint hier schreckhaft
Und was sonst greulich wieder hier gemein.
Nur kürzlich sah ich einen Bär im Walde,
So groß vielleicht als keinen ich gesehn
Und doch kams fast mir vor, ich sollt' ihn streicheln,