Nicht ohne meinen Schweinehund. Wolfram Pirchner

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Nicht ohne meinen Schweinehund - Wolfram Pirchner

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kann machen, was er will. Jeder ist auch seines Glückes Schmied, oder nicht? Und einige »wohlmeinende« Verwandte und Bekannte und auch »Freunde«, die können mir – ich schreibe jetzt nur von mir, weil ich in ähnlichen Situationen war – absolut und für immer den Buckel hinunterrutschen: die Verwandten, die mir ungefragt Ratschläge geben, die »Freunde«, die alles besser wissen. Selber sind sie Versager des Lebens, gescheiterte, frustrierte Besserwisser, die sich immer dann zu Wort melden, wenn man es so gar nicht braucht. Also im Sinne von Ratgebern. Weg mit ihnen. Löschen. Die x-Taste im Inneren drücken. Sicher löschen? Ja, ganz sicher.

      Ich schlage dir einen kleinen Test vor: Nimm ein DIN-A4-Blatt, schreibe den Namen des betreffenden »Ratgebers«/»Freundes«, Verwandten etc. oben in die Mitte, mach links eine Spalte, in die du deine wichtigsten Lebensbereiche untereinander notierst, einige deiner Werte wie zum Beispiel Liebe, Vertrauen, Zuneigung, Diskussionsfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Hilfestellung, Unterstützung, Wertschätzung etc. Und dann benote nur im Zusammenhang mit der oben notierten Person eine Übereinstimmung/Missstimmung mit dir mit einem Minus (für leider nein oder von mir aus viel zu wenig) oder einem Plus (ja, stimmt absolut mit mir überein, hilft mir, ist für mich da, unterstützt mich etc.). Falls nur ein Minus mehr im Ergebnis steht, dann weißt du, was zu tun ist.

      Das ist hart, manchmal auch schwer, aber du ersparst dir künftig viel sinnloses Grübeln, viel Ärger und Kummer. Tu es. Zieh es durch. Es macht viel mit dir. Und nebenbei auch mit den anderen. Die lernen dich aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen, anfangs können sie es fast nicht begreifen. Dann kommen schon so Aussagen wie: »Na ja, jetzt spinnt sie völlig. Wahrscheinlich hat sie eine Gehirnwäsche durchgemacht. Oder sie hat einen anderen.« Kennst du das? Das ist oft der erste Kommentar, den man (ungefragt) hört, wenn man eine private Änderung strikt durchzieht, »sie oder er hat eine oder einen anderen«. Auch gut. Mag so sein. Einen? Vielleicht sogar mehrere!

      Oder gehörst du zu jenen, möglicherweise über 45-Jährigen, wo es dann bitter heißt: »Na ja, die wird schon wissen, was sie tut. Mit 40 oder 45 oder 50 eine Trennung? Lächerlich. Die findet nie wieder einen.« Oder mein Lieblingskommentar: »Etwas Besseres kommt nie nach.« Wie bitte? Was ist denn das für eine Absurdität? Was für ein Unsinn. Du findest also nie wieder einen, wenn du Jahrgang 1975 und darunter bist? Als Frau? Also, ich bin ja keine Frau, obwohl ich schon einige weibliche Anteile habe. Und nebenbei froh darüber bin. Aber diese Aussagen sind schon stark, oder? Andere wissen genau, wen ich wann finde oder nicht?

      Bei Männern reagieren die »Berater« im Umfeld meistens ganz anders. Bei Männern ist sowieso alles anders. Die finden ja mit 90 noch eine Partnerin oder einen Partner, je nachdem, was sie wollen. Na bravo. Pfeif auf alle jene »Lebensratgeber«, die im eigenen Bereich kläglich scheitern, die bei dir und bei anderen aber zielorientiert alles ganz genau wissen. Und vor allem wissen sie immer bei den anderen, wie es zu laufen hat im Leben, in deinem Leben. Wie der sogenannte »Flow« entsteht.

      Bist du mit mir einer Meinung, wenn ich behaupte, dass der »Flow«, also der Fluss im eigenen Dasein, mit Glück zu tun hat? Ja? Dann lies weiter. Nur, liebe Freundin: Das Glück fällt nicht vom Himmel. Jeder von uns hat die Fähigkeit glücklich zu sein oder das, was man unter Glück versteht, zu erleben, zu spüren, langhaltig auch zu fühlen, hoffentlich auch zu genießen. Es ist ein euphorisches, ein sattes Gefühl. Um Glück zu erleben, muss man einiges zulassen und anderes loslassen. Loslassen können. Wie oft höre ich in meinem Umfeld: »Das kann ich nicht, das fällt mir so schwer. Das ist unmöglich!« Erinnerst du dich: »Nicht können heißt nicht wollen!« Das hat der gescheite Prof. Musalek vor einigen Seiten gesagt. Und der Mann hat recht.

      Nicht können bedeutet tatsächlich in vielen Fällen nicht wollen, nicht bereit sein. Da fehlt es wiederholt an Einsichtigkeit, an Willigkeit, eventuell auch an Folgsamkeit. Obwohl ich diesen Begriff nicht mag. »Ich bin folgsam« hat doch etwas Unterordnendes an sich. Das passt nicht zu einem leicht revolutionär veranlagten Typen wie mir. Folgsam klingt nach Mitte. Nach langweiliger, öder Mitte. Nicht nach Stärke und Balance. In Bezug auf möglicherweise zu vermeidende Konflikte mit Nachbarn und Verwandten hat meine Mutter die beiden Begriffe Frieden und Harmonie nicht nur einmal verwendet. »Das Wichtigste ist der Frieden, die Harmonie«, hat sie oft gemeint. Verzeih, Mama, Blödsinn. Harmonie, Frieden? Schöne Begriffe, absolut lebensnotwendig. Aber nicht fokussiert auf die Neider, auf die Ratgeber, auf die Besserwisser, die dich so formen wollen, wie sich dich gerne hätten. Verstehst du, was ich meine? Harmonie? Ja, gerne. Aber nicht der Konfliktvermeidung wegen. Irgendjemand meinte einmal, ich sei nicht mittig. Das ist ein Kompliment! Danke! Ich will nicht mittig sein, fad, langweilig, lauwarm … Entsetzliche Vorstellung.

      Zurück zum Flow. Der Psychologe Prof. Mihály Csíkszentmihályi versteht unter Flow den Prozess des völligen Aufgehens im Leben, des Eins-Werdens mit einer Tätigkeit, neben der alle anderen bedeutungslos sind. Ich versuche eine laienhafte Interpretation zum Thema Flow, mit dem ich mich seit Jahren gerne beschäftige und seit Jahrzehnten auch Wissenschaftler in der ganzen Welt. »Flow« ist kein akademisches Thema mehr, es geht alle an. Auch dich! Es geht um den Prozess, ein gesteigertes Wohlfühlgefühl anzustreben, und das nähert sich meiner Meinung nach zielorientiert dem »Glücklich-Sein« an. Es sollte uns eines klar sein: Glück passiert nicht. Glück sollte man auch nicht bewusst suchen. John Stuart Mill, ein englischer Philosoph und Ökonom, übrigens auch einer der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts, meinte: »Frage dich, ob du glücklich bist, und du hörst auf es zu sein.« Ebenso Viktor Frankl, der österreichische Neurologe und Psychiater, der schrieb: »Peile keinen Erfolg an, je mehr du es darauf auslegst und ihn zum Ziel erklärst, umso mehr wirst du ihn verfehlen. Denn Erfolg kann wie Glück nicht verfolgt werden, er muss erfolgen …«4

      Lebst du oder er-lebst du?

      Was unternimmst du, wenn es dir schlecht mit dir selbst geht? Denkst du darüber nach, wie es dir geht? Fragst du dich: Wie geht es mir? Und beantwortest du dir diese Frage auch? Wie geht es dir seelisch, körperlich, am Arbeitsplatz, in deiner Beziehung, mit deinen Kindern, mit deinen »Freunden« (überlege dir, wer deine Freunde sind!). Bleiben wir beim Körperlichen. Wie geht es mir physisch? Und noch einmal, und nicht, weil es mir so gut gefällt, sondern weil diese Frage, diese wichtige, alles überlappende Frage und vor allem die Antwort darauf, möglicherweise entscheidend dafür ist, ob du dein Leben lebst, ob du dahinlebst oder gar vegetierst oder ob du dein Leben er-lebst.

      Überlege dir auch, in welchem Maße du dich manipulieren lässt: von deinem Lebenspartner, von deinen Kindern, von deinen Kollegen am Arbeitsplatz, von deinen Freunden. Ist es erträglich im Sinne der Akzeptanz? Meinen sie es gut mit dir oder verfolgen sie ausschließlich ihre eigenen Interessen? Wie reagieren sie, wenn du ihnen deine Meinung sagst? Lebst du dein Leben bewusst und siehst du jeden Tag als ein Gottesgeschenk, das dir zur Gestaltung überlassen wurde? Ja, das Leben ist ein Geschenk. Carpe diem. Wie behandle ich mich? Was esse ich? Was trinke ich? Und vor allem, wie viel? Wie oft bewege ich mich? Gehe ich ausreichend an die frische Luft? Mit wem verbringe ich meine kostbare Zeit? Mit welchen Menschen und Handlungsweisen verplempere ich möglicherweise meine kostbare, mit einem Ablaufdatum versehene Zeit? Ja, ich, du, wir alle haben (leider) ein Ablaufdatum.

      Denkst du manchmal daran, dass alles endlich ist? Dass auch du endlich bist? Oder siehst du den Tod als Schrecken für andere? Warum Schrecken? Für andere? Nein, auch für dich, auch du wirst sterben. Wir alle sterben. Wir alle haben ein Ablaufdatum. Nur haben wir in unserem Kulturkreis ein Riesenproblem damit. Wir sehen den Tod als etwas Schreckliches, zumindest viele von uns. Warum gehen andere Völker mit diesem Thema viel offener, viel gelassener um? Ich erinnere mich genau an den Tod meiner Mutter vor zweieinhalb Jahren. Um unserer damals achtjährigen Tochter »etwas« zu ersparen, nahmen wir sie nicht mit zum Begräbnis nach Innsbruck. Das war ein Fehler. »Um dem Kind das zu ersparen.« Warum ersparen? Der Tod gehört zum Leben dazu. Vom ersten – bewussten – Atemzug als Neugeborenes bis zum letzten Atemzug. Das ist das irdische Leben.

      Wer sich offen mit dem Thema Tod beschäftigt, der erleichtert

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