AEIOU. Sigrid-Maria Größing

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AEIOU - Sigrid-Maria Größing

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auf den böhmischen Königsthron, auf den er sich auf Grund seiner mütterlichen Verwandtschaft Hoffnungen gemacht hatte.

      Johann kehrte ins Reich zurück und versuchte über einflussreiche Männer zu erreichen, dass ihm Albrecht wenigstens die seinem Vater in der »Rheinfeldner Hausordnung« zugesagte Entschädigung auszahlte. Aber auch davon wollte Albrecht nichts wissen. Möglicherweise hatte er ganz andere Pläne mit dem Neffen, denn er hatte ihn 1307 in den habsburgischen Stammlanden als Mitregent eingesetzt. Was er nicht ahnen konnte, war, dass diese Position dem erst 17-jährigen Johann, der von Ehrgeiz zerfressen Tag und Nacht darüber sinnierte, wie er zu Macht und Geld kommen konnte, zu wenig war. Die Aufgaben, die er hier im Aargau im Auftrag seines Oheims zu erledigen hatte, befriedigten seinen Ehrgeiz in keiner Weise. Er wollte mehr! Ohne vorherige Ankündigung verlangte er von Albrecht in barscher Form die Herausgabe des Witwengutes seiner Mutter, angestachelt durch die Ratschläge des Straßburger Bischofs Johann I., der das aufbrausende Naturell Johanns schon bald erkannt hatte und sich so vor einem unbeherrschten unmittelbaren Nachbarn schützen wollte.

      Über die menschlichen Beziehungen zwischen dem König und seinem Neffen berichten die Chronisten der Zeit nichts. Wahrscheinlich hatte der König keine Ressentiments gegenüber Johann, sonst wäre er ihm nicht arglos begegnet. Denn Albrecht war keineswegs ein vertrauensseliger Mann, dazu hatte er im Laufe der bisherigen Jahre schon zu viel gesehen und erlebt. Aber Johann verstand seine Abneigung dem Oheim gegenüber geschickt zu verbergen und begegnete ihm unterwürfig, wenn man von Zeit zu Zeit zusammenkam, um die notwendigen politischen Maßnahmen für die nächsten Monate zu besprechen. Sicherlich gab Albrecht dem Neffen gute Ratschläge, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten sollte, und dieser heuchelte, alles zur vollsten Zufriedenheit des Königs ausführen zu wollen.

      Es war Ende April, als Albrecht wieder einmal beschloss, sich in seine Stammlande zu begeben, um hier nach dem Rechten zu sehen, aber vor allem auch, um seine Gemahlin Elisabeth zu treffen.

      Es war ein langer, beschwerlicher Ritt gewesen, den er hinter sich hatte, als er endlich die Stadttürme von Winterthur erblickte. Hier wollte er sich für ein paar Tage ausruhen, in gemütlicher Runde beisammensitzen und einmal das Leben genießen. Am Abend wurde zu seiner Begrüßung ein Festmahl gegeben, zu dem außer anderen alten Freunden auch sein Neffe Johann geladen war. Der König war bester Stimmung, denn er freute sich in der Heimat zu sein und vor allem auf das bevorstehende Wiedersehen mit seiner Gemahlin. Als man genug gespeist und noch mehr getrunken hatte, kam Albrecht auf eine galante Idee: Zur allgemeinen Überraschung ließ er an die Gäste bunte Blumenkränze verteilen. Auch Johann wurde selbstverständlich ein Kranz überreicht. Kaum hatte er diesen in Händen, schleuderte er wutentbrannt das Gebinde von sich und rief zornig aus, dass er zu alt sei, um mit Blumen abgespeist zu werden. Er wolle endlich das bekommen, was ihm zustünde. Albrecht war genauso wie die übrigen Gäste von der Reaktion seines Neffen überrascht und versuchte Johann zu besänftigen. Aber der sprang auf und stürzte voller Zorn aus dem Saal.

      Mit einem Schlag war die gute Stimmung tiefer Bestürzung gewichen, wobei man aber noch nicht ahnen konnte, welche Tragödie sich am nächsten Tag abspielen sollte. Und als sich die Gäste verabschiedeten, wusste keiner, dass er den König zum letzten Mal lebend gesehen hatte.

      Albrecht zog am 1. Mai 1308 mit seinem Gefolge weiter. Als er aber an den Zusammenfluss von Aare und Reuß kam und sich schon zu Hause fühlte, entließ er seine Getreuen, um die letzte Strecke, die ihm von Kindheit an so vertraut war, ganz allein weiterzureiten. Plötzlich stürmten Reiter auf ihn zu, unter denen er seinen Neffen Johann erkannte. Albrecht ritt nichts Böses ahnend der Gruppe entgegen um sie zu begrüßen. Bevor er aber noch ein Wort sagen konnte, traf ihn schon der erste Hieb, den Johann ausführte und der dem König den Schädel spaltete. Um bei der Ausführung seiner Tat auf Nummer sicher zu gehen, hatte Johann noch Rudolf von Wart, Rudolf von Balm, Walter von Eschenbach und Konrad von Tegerfeld angeheuert, die ebenfalls auf den vom Pferd gestürzten König einstachen. König Albrecht hatte nicht die geringste Chance gehabt, diesem Mordanschlag lebend zu entkommen. Als Johann und seine Mordgesellen den Rossen die Sporen gaben, lag Albrecht tot in seinem Blut.

      Die Verwirrung im Reich, die durch die Freveltat Johanns entstanden war, war zunächst riesengroß. Viele empfanden unverhohlene Freude über die Ermordung des unbeliebten Königs, der die Rechte der Adeligen, wo es nur gegangen war, geschmälert hatte. Diese Leute fühlten sich von einem Unterdrücker befreit und konnten Johann nicht genug danken. Andere wiederum weinten bittere Tränen und verurteilten den Königsmord zutiefst als das größte Verbrechen, das Menschen begehen konnten.

      Johann, der den Beinamen »Parricida« (Königsmörder) erhielt, hatte es vorgezogen, nicht die politischen Reaktionen abzuwarten, sondern sich durch Flucht einem Gerichtsverfahren zu entziehen. Dabei dauerte es bis September 1309, bis die offizielle Achtung des Königsmörders in Speyer durch den neuen König Heinrich von Luxemburg bekannt gegeben wurde. Zu dieser Zeit weilte Johann jedoch wahrscheinlich schon in einem Kloster in Pisa, wo er wie ein Gefangener gehalten wurde, denn auch hier wurde er als Mörder zutiefst verachtet. Jahre später soll er sich angeblich an König Heinrich von Luxemburg wegen einer Begnadigung gewandt haben.

      Die Familientragödie im Hause Habsburg stürzte das Reich erneut in große politische Schwierigkeiten. Das zukunftsweisende Werk, das vor allem zu einer großen Verwaltungsreform geführt hätte, das Albrecht I. begonnen hatte, blieb unvollendet. Persönliche Gier eines ungeduldigen jungen Mannes nach Macht und Besitz hatten die Habsburger über ein Jahrhundert zur Bedeutungslosigkeit im Reich absinken lassen. Es dauerte lange, bis sie sich von diesem schweren Schlag erholten.

       Zum Kaiser nicht geboren

      FRIEDRICH III.

      Ein bildhübsches junges Mädchen war sie, die portugiesische Königstochter Eleonore, verwöhnt, bewundert und geliebt. Ein Mädchen, von dem die europäischen Prinzen nur träumen konnten, denn es brachte außer Schönheit auch noch Geld mit in die Ehe: Eleonores Elternhaus war der Palast König Eduards des Bekenners, eines der reichsten Herrscher von Europa.

      Was mag wohl in der kapriziösen Prinzessin vor sich gegangen sein, als sie bei der Nachricht, der Habsburger König Friedrich habe um sie geworben, den folgenschweren Ausspruch tat: »Den will ich und sonst keinen!« Die junge Eleonore hatte damit ihr weiteres Schicksal festgelegt, wohl aus einer augenblicklichen Laune heraus, denn hätte sie gewusst, was eine Ehe mit dem eingefleischten Junggesellen bedeutete, hätte sie wohl nie und nimmer so entschieden.

      Eleonore hatte zwar als kleines Kind politische Wirren und Intrigen miterlebt, dann aber unter der Obhut ihres Bruders ein Luxusleben ohne Sorgen und Nöte führen können. Ihr frühes Leben war von düsteren Schatten umwölkt gewesen: ihre Mutter hatte sich in Portugal nie wohl gefühlt und sich auch an ihren Mann nicht gewöhnen können. Nach Eduards überraschendem Tod im Kampf war sie eines Tages spurlos verschwunden. Zurück blieben minderjährige Kinder, die das Glück hatten, dass sich ihr Oheim gewissenhaft und liebevoll um sie kümmerte, nachdem er die Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Und nun war die kleine Prinzessin am Hofe ihres Bruders Alphons umschwärmter Mittelpunkt; die Kavaliere machten ihr verliebte Augen, waren charmant und ritterlich und erwiesen ihr jede nur mögliche Aufmerksamkeit. Sie konnte haben, was ihr Herz begehrte, und zu allem Überfluss schien ihr das Schicksal noch eine besondere Gunst zu erweisen: der Mann, der eines Tages die Kaiserkrone tragen sollte, warb um ihre Hand. Mit ihm Kaiserin zu werden – welch verlockende Aussicht! Der Kaiser war der wichtigste Mann in Europa – was war dagegen die Krone Frankreichs? Denn auch der französische Dauphin hatte durch Boten seinen Wunsch übermitteln lassen, die Prinzessin zu ehelichen. Frankreich! Das Land besaß für Eleonore keinen Reiz, es war zu bekannt und zu nahe. Die Ferne lockte sie, in ihren Jungmädchenträumen erschien der fremde Mann in Österreich geheimnisvoll anziehend. Was konnte ihr der spätere französische König schon bieten? Luxus? Den war sie ohnehin gewöhnt, und dass man in Frankreich noch mehr Komfort

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