Der unschickliche Antrag. Andrea Camilleri

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Der unschickliche Antrag - Andrea Camilleri E-Book-Edition ITALIEN

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ich Entschuldigungen und sage Verabredungen ab. Aber das klappt nicht immer. So ist es mir zum Beispiel nicht möglich gewesen, das Gespräch mit dem Generale Dante Livio Bouchet und dem Grande Ufficiale Pipìa, Präsident unseres Gerichtes, zu verhindern.«

      »Mithin haben diese Herren mit Sicherheit bemerkt, daß … Sie meinen nicht?«

      »Nein. Sehen Sie, was den Präsidenten Pipìa angeht, braucht man sich wirklich keine Sorgen zu machen. Denn als der Präsident und Seine Exzellenz zusammengekommen sind, war es vier Uhr nachmittags.«

      »Na und?«

      »Kennen Sie den Präsidenten Pipìa?«

      »Ich bin ihm zweimal begegnet.«

      »Um wieviel Uhr, verzeihen Sie?«

      »Lassen Sie mich nachdenken. Beide Male vormittags. Aber wieso ist die Uhrzeit denn so wichtig?«

      »Sie ist wichtig. Präsident Pipìa leert zum Mittagessen eine ganze Ballonflasche Wein. Hab ich Ihnen eine verständliche Beschreibung der Lage gegeben?«

      »Überhaupt keine.«

      »Er trinkt zuviel, der Herr Präsident. Er hebt gern einen, wie man das in seiner Gegend nennt.«

      »Ein Glück, daß die Prozesse morgens stattfinden.«

      »Nicht immer. Im vergangenen Jahr war einer unmittelbar nach dem Mittagessen angesetzt, und er wollte jemanden, der drei Kartoffeln gestohlen hatte, und ich meine wirklich drei, zu dreihundert Jahren Zuchthaus verurteilen. Hundert für jede Kartoffel.«

      »Und wie ist es ausgegangen?«

      »Unter Gelächter, Herr Polizeipräsident. Alle, Staatsanwalt und Advokaten, haben so getan, als habe der Präsident einen Witz machen wollen.«

      »Also, bliebe nur noch General Bouchet.«

      »Kennen Sie ihn?«

      »Ich bin ihm im vergangenen Jahr bei der Militärparade vorgestellt worden. Wir haben gerade mal ein paar Worte gewechselt.«

      »Mit Verlaub, aber das ist unmöglich. Sie werden gesprochen haben, und der General hat sich darauf beschränkt, irgend etwas zu knurren. Der General redet nicht, er knurrt, ja, er murrt, wie man hier sagt. Und wissen Sie, warum er das tut?«

      »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«

      »Weil er stocktaub ist. Wenn er nicht antwortet, ist er geschützt. Einmal fragte der General Seine Exzellenz: ›Wie ist die Lage in der Provinz?« Da sagte der Präfekt, weil es gerade mal wieder einer seiner Tage war: ›43‹, was bedeutet: angespannt, nervös. Der General hatte wohl verstanden ›heiß und herzlich‹ oder so was in der Art und strich sich zufrieden über den Schnauzbart.«

      »Was machen wir, Commendatore?«

      »Ich kann nur meine Arme zum Himmel strecken.«

      »Und ich kann nicht einmal das, weil mir die Arme herunterfallen. Machen wir es doch so: Überdenken wir die Sache ein paar Tage, dann treffen wir eine Entscheidung. Doch in der Zwischenzeit müssen wir unbedingt enge Verbindung halten.«

      »Zu Ihren Diensten, Herr Polizeipräsident.«

C (Don Nenè – Caluzzè)

      »Eurexellenz, Gott segne Euch, Don Nenè.«

      »Unseren Gruß, Caluzzè.«

      »Eurexellenz wollen mir gütig verzeihen, wenn ich Euch an Eurem Schreibtisch störe, wo Eurexellenz doch sicher zu tun haben.«

      »In diesem Augenblick hab ich nichts zu tun, Caluzzè. Gibt’s was?«

      »Jaje.«

      »Ahje! Was für eine neue Schmierenwichserei hat er wieder auf dem Gewissen, mein Tochtermann Pippo?«

      »Nichtsnicht. Don Pippo Genuardi hat sich in letzter Zeit auf keine Schmierenwichserei mehr eingelassen. Aber weil Eurexellenz von mir über alles und jedes informiert wollen werden, was im Lager von Don Pippo, Eurem Tochtermann, vor sich geht, muß ich Euch zur Kenntnis bringen, daß er einen Brief von der Präfektur in Montelusa erhalten hat.«

      »Hast du ihn lesen können?«

      »Jaje, Eurexellenz. Weil doch Don Pippo nach Fela mußte, hatte ich alle notwendige Zeit, um ihn zu lesen. Fast eine Woche hab ich dafür gebraucht.«

      »Was stand in dem Briefe?«

      »Der Brief sagte, daß Euer Tochtermann, Don Filippo, statt sich an die Präfektur zu wenden, an die Post- und Telegraphenverwaltung schreiben muß. Er hat sich geirrt, mit einem Wort.«

      »Und was zum Teufel will er von der Post- und Telegraphenverwaltung?«

      »Die Bewilligkeit für einen Telephonanschluß.«

      »Bist du sicher, daß du richtig gelesen hast?«

      »Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.«

      »Was will Pippo denn mit einem Telephon? Mit wem will er denn sprechen, dieser ausgekochte Hurenbock?«

      »Im Briefe stand davon nichtsnicht.«

      »Hier müssen wir auf der Hut sein, sehr auf der Hut sein. Behalt ihn weiterhin im Auge, Caluzzè, laß nicht locker. Berichte mir alles, jede Kleinigkeit.«

      »Eurexellenz können ganz ruhig sein.«

      »Da, Caluzzè, nimm.«

      »Aber warum wollen Eurexellenz sich nur so viele Umstände machen?«

      »Nimm schon, Caluzzè. Und wie gesagt: Augen auf.«

D (Pippo – Taninè)

      »Taninè, wir müssen reden.«

      »Iß erst, Pippo, dann reden wir. Hier, schau, ich hab dir Fisch gemacht, den magst du doch so gern. Stockfisch nach Feinschmeckerart und in Essig gedämpfte Köhlchen.«

      »Taninè, du mußt mir verzeihen, aber ich kann nichts essen. Die Kehle ist wie zugeschnürt, das Essen geht einfach nicht runter.« »Was ist denn nur? Hast du im Luftzug gestanden? Bekommst du eine Erkältung? O Pippù, mach mir keine Angst!«

      »Es ist keine Körperkrankheit, es sitzt im Gemüt. Hör zu, ich leg mich hin, das ist besser.«

      »Ganz sicher willst du nichts essen?«

      »Neiiin! Muß ich’s dir erst Vorsingen?«

      »Na, gut. Wenn du mit mir reden mußt, red.«

      »Taninè, ich brauche Hilfe.«

      »Ich bin doch da.«

      »Du mußt mit deinem Vater reden, mit Don Nenè.«

      »Und

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