Faszination Jesus. Roland Werner

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Faszination Jesus - Roland Werner

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dass wir von römischen Schriftstellern wenig über Jesus, einen jüdischen Lehrer in einem von Rom eroberten Gebiet im Osten des Reiches, erfahren. Was wirklich verwundert, ist, dass überhaupt etwas berichtet wird. Von den Berichten, die jeder Gouverneur von Judäa sicher regelmäßig nach Rom senden musste, ist uns z. B. überhaupt nichts erhalten geblieben. Für die Auflösung dieser Archive des „ewigen Roms“ sorgten neben dem ständig nagenden Zahn der Zeit auch größere Katastrophen wie Brände und die Stürme der Völkerwanderung, die die germanischen Heerscharen nach Italien brachten. Da blieb nicht viel übrig.

      Ausführlichere Berichte als diese kurzen Hinweise, die an mehreren Stellen auftauchen, finden sich bei den römischen Geschichtsschreibern Sueton, Tacitus sowie bei Plinius dem Jüngeren. Wir wollen sie einzeln untersuchen und darstellen, was sie uns an Information über Jesus zu bieten haben.

      Sueton

      Aus dieser Notiz des Sueton wird deutlich, dass schon in den Vierzigerjahren, also weniger als zwanzig Jahre nach Kreuzigung und Auferstehung Jesu, innerhalb der jüdischen Bevölkerung Roms Christen waren. Und dass die Auseinandersetzungen um Christus zur Ausweisung aller Juden aus der Kaiserstadt führten. Innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Rom gab es offensichtlich heftige Diskussionen darüber, ob Jesus der Christus ist oder nicht. Genau diese Frage trennt noch heute Juden und Christen!

      Eins jedenfalls wird aufgrund dieser Episode deutlich: Die Faszination von Jesus war schon wenige Jahre nach seinem Tod in der Hauptstadt des römischen Reiches zu spüren.

      Tacitus

      Was er schreibt, ist bemerkenswert. Nicht nur gibt er eine genaue Angabe über die Hinrichtung von Jesus, die unter Pontius Pilatus in Judäa stattgefunden hat, sondern er gibt auch einen Hinweis darauf, dass nach dem Tod Jesu nicht alles vorbei war. Der „verderbliche Aberglaube“ ließ sich nur für einen Augenblick unterdrücken, dann aber verbreitete er sich mit großer Kraft und erreichte alle Teile der römischen Welt. Niemand kann Tacitus unterstellen, den Christen gegenüber freundlich gesinnt zu sein. Und dennoch stimmt seine Notiz mit dem überein, was wir aus dem Neuen Testament wissen. So ist Tacitus ein weiterer, unabhängiger Zeuge für die Tatsächlichkeit des Lebens und Sterbens Jesu. Und der Auswirkungen, die Jesus bis zu seinem Tag hatte: Viele Menschen, auch Römer, wurden Christen – Jünger von diesem Jesus Christus.

      Plinius der Jüngere

      In seinem Briefwechsel mit Kaiser Trajan in Rom gibt uns Plinius der Jüngere wichtige Informationen über die Christen seiner Zeit und damit auch über Jesus. Plinius war im Jahr 111 n. Chr. kaiserlicher Legat in Bithynien, also im Nordwesten der heutigen Türkei, geworden. In seiner Provinz gab es viele Christen. Nun hatte es eine Reihe von anonymen Anklagen gegeben, in denen Menschen des Christseins beschuldigt wurden. Plinius war unsicher, ob dies allein schon als hinrichtungswürdiges Verbrechen ausreichte oder ob tatsächliche Straftaten nachgewiesen werden mussten. Er berichtet, dass er die, die gestanden, Christen zu sein, zur Hinrichtung abgeführt habe, die aber, die dem Kaiserbild geopfert hatten, freigelassen habe, auch wenn sie vorher Christen gewesen waren. Er schreibt: „Die Sache scheint mir nämlich der Beratung zu bedürfen, vor allem wegen der großen Zahl der Angeklagten. Denn viele jeden Alters, jeden Standes, auch beiderlei Geschlechts sind jetzt und in Zukunft gefährdet. Nicht nur über die Städte, auch über Dörfer und das flache Land hat sich die Seuche dieses Aberglaubens verbreitet …“

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