Die unvollendete Geliebte. Elisabeth-Joe Harriet

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Die unvollendete Geliebte - Elisabeth-Joe Harriet

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passend zum jeweiligen Motto, lag in den Händen Olgas.

      Die Einladung hält Schnitzler bereits – man lese und staune über die Geschwindigkeit der damaligen Postzustellung – einen Tag später in Händen und muss mit großem Bedauern absagen, da sein Vater seine Anwesenheit in Ischl wünscht.

      Gleichzeitig sendet er einen humoristisch-sentimentalen Brief in Versen an Dora Kohnberger, der er damit für ihre liebevolle Unterstützung dankt. Darin kann er Olga versteckte Mitteilungen zukommen lassen, wie zum Beispiel, wann er wieder an den Thalhof kommen wird.

      August 1886.

      Verehrte würdige Freundin,

      Geschätzte gnädige Frau,

      Da sitz’ ich einsam in Ischl

      Und träume von Reichenau.

      An schwülem Sonntagsabend

      Empfing mich das Rauschen der Traun,

      Es lag ein Dunst und Nebel

      Rings über den grünen Au’n.

      (…)

      Nach Montag kam Dienstag wie immer

      – Die Wochen sind so trivial –,

      Da fuhr ich nach Kammer hinüber

      Mit Mutter und Schwester zumal.

      (…)

      Nun kam des Kaisers Geburtstag,

      In Gmunden verbracht’ ich den;

      Da hab’ ich manch holde Frouwe

      Und Magedin gesehn.

      Des Abends stand ich am Ufer,

      Da wogten in bunter Reih’

      Viel festlich leuchtende Kähne

      Rotschimmernd an mir vorbei.

      Und in dem mächtigen Nebel

      Raketen stiegen hinan,

      Die flirrten und knallten und starben, –

      Wie Menschenglück und Wahn.

      Sie sprühten so überlustig,

      Schier jubelnd ertönte ihr Knall,

      Dann stoben die Funken gen unten, –

      Versanken ins Wasser all.

      Da kam die Melancholia

      Wie einem Fünfziger mir; –

      Doch nein: wie einem Jüngling,

      Vous savez, Madame, c’est pire.

      [Sie wissen, Madame, das ist schlimm; Anm.]

      So klagt der Träumer in Ischl,

      Dieweil in Reichenau

      Gewiß schon zum Feste sich rüstet

      Gar manche schöne Frau.

      Doch kommt zum Fest nicht der Träumer,

      So kommt er später bestimmt;

      Und längstens kommenden Dienstag

      Schneedörfl er wieder erklimmt.

      Das Leben ist wie ein Kreuzzug

      In das gelobte Land –

      Und bis ich es wieder erschaue

      Grüß’ alles ich, was mir bekannt.

      (…)

      Der schönen Frau Eveline

      Ergeben mein Grüßen gilt,

      Ich küsse die Hände Frau Olga,

      Der Wirtin wundermild.

      Herrn Charles empfehl’ ich mich bestens,

      Auch Rettinger sei gegrüßt,

      Von einem, der all seine Sünden

      Im öden Ischl büßt.

      Ich schließe somit, denn in kurzem

      Bin ich ja wieder retour –

      Und mündlich sinkt Ihnen zu Füßen

      Ihr treuer Freund Arthur.

      Die Antwort aus Reichenau kommt prompt am Samstag, 21. August 1886, in Form des folgenden gedichteten Telegramms, das neben Olga und Dora auch von Eveline Brandeis-Weikersheim und Marie Engländer unterzeichnet ist:

      Besten Dank fürs Grüßenlassen besten Dank für Ihr Gedicht doch wir können uns nicht fassen daß zum Fest Sie kommen nicht.

      Dora Eveline Mitzi Olga

      Wie Schnitzler später von Dora Kohnberger erfährt, hat Olga in ihrem Zorn über sein Nichterscheinen zum Fest wütend einen Teller zerschlagen.

      Am Dienstag, dem 24. August, kann er sich von seiner Familie in Ischl loseisen und macht sich mit der Bahn auf den Weg nach Payerbach. Dort besteigt er einen Fiaker und fährt elegant am Thalhof vor. Hier hat sich der Kreis der Gäste inzwischen vergrößert – Olgas Schwestern Gabriele und Fanni sind zu Besuch –, aber die Grundsituation hat sich nicht geändert: »Das Mißtrauen des Gatten war während meines Fernseins offenbar noch gewachsen; und da ich meine Gefühle immer weniger zu verbergen vermochte, und da auch Olga es zuweilen, sooft sie mir auch, wenn Gefahr in der Nähe war, ein hastiges ›take care‹ zuflüsterte, an dauernder Vorsicht und Verstellungskunst fehlen ließ, so wurde die Atmosphäre immer schwüler und bedrohlicher; und wenn der Gatte und ich einander begegneten und mit stummen Blicken maßen, drängte sich mir das vielleicht etwas zu großartige Bild auf, daß sich zwei Tiger auf dem Sprung gegenüberlägen.«

      Olga und Arthur sind nie mehr als eine Minute allein und der Schutzengel Dora Kohnberger ist mittlerweile abgereist. So müssen jene Gelegenheiten wahrgenommenen werden, bei denen man einander in langweiliger Gesellschaft, während ermüdender Lesungen oder dilettantischer Klaviervorträge wenigstens nahe sein oder sich in die Augen sehen kann. Weitere Möglichkeiten sind Spaziergänge, bei denen Olga so tut, als würde sie Arthur die umliegenden Berge erklären, ihm dabei aber zuflüstert: »Sagen Sie mir noch einmal, dass Sie mich lieben, – ich kann es tausendmal hören, – wenn Sie wüssten, wie ich Sie anbete.« Da Olga jederzeit irgendwo im Thalhof erscheinen könnte, wagt es Schnitzler nicht, sich auch nur eine Viertelstunde vom Hotel wegzubewegen. Dabei liegt er mitunter verzweifelt in seinem Zimmer, weil die Angebetete, ein feindseliges Verhalten ihres Gatten fürchtend, in kühlem Ton zu ihm gesprochen hat. Er ist von der anstrengenden Gesamtsituation und dem ewigen Komödienspiel entnervt.

      Eines Tages

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