Im Dienst der Zuversicht. Franz Ferstl
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Diakone sind berufen, in der Person Christi als Diener in der Kirche zu wirken. Sie sollen sich mit all ihren Fähigkeiten, ihrer Lebenserfahrung, ihrer Berufs- und Familienerfahrung einbringen und sich ganz dem Heiligen Geist zur Verfügung stellen, damit er die Menschen berühren kann. Das erfordert zuerst den persönlichen Umgang mit dem Wort Gottes, das von ihm Durchdringen-Lassen, um dann aus der Freude des Wortes Gottes zu schöpfen.
Stephanus, der erste Diakon, war ein Mann mit einem mächtigen Wort, glaubwürdig, überzeugend. Das zeigt uns etwas für die Nachfolge Christi, in die die Diakone in ihrem Dienst gestellt sind. Der karitative Dienst und der Dienst der Verkündigung sind zwei wesentliche Elemente des Diakonats.
Eine Nächstenliebe ohne Verkündigung oder eine Verkündigung ohne Nächstenliebe geht nicht. Die ersten Diakone zeigen uns sehr mächtig und eindrucksvoll, wie sehr von Anfang an die Diakonie, der Dienst an den Notleidenden, den Armen, den Kranken untrennbar verbunden ist mit der Verkündigung des Evangeliums. Der heilige Franziskus hat dieses wunderbare Wort gesagt: Verkündet allen Menschen das Evangelium, wenn notwendig auch mit Worten. Natürlich ist die überzeugendste Verkündigung die des Lebens. Das ist der wahre Dienst der Diakone: zuerst das überzeugende Zeugnis des eigenen Lebens.
Wien, am 26. Juni 2019 | + Christoph Kardinal Schönborn,Erzbischof von Wien |
GRUSSWORT
Die Diakonie – also die gelebte Nächstenliebe in verschiedensten Formen und Situationen – ist ein wesentliches Merkmal und grundlegender Auftrag der Kirche. Die Diakone verstärken die Diakonie durch ihr Leben und ihre kirchlichen und liturgisch-sakramentalen Dienste.
Seit 50 Jahren sind mittlerweile Diakone in der Kirche von Österreich im Einsatz. Ihre Zahl ist seither erfreulicherweise auf 750 angewachsen! Zu diesem besonderen Anlass sei ihnen ein großer Dank ausgesprochen für ihre Dienste in vielen verschiedenen kirchlichen Situationen und menschlichen Nöten!
An dieser Stelle sage ich auch einen besonderen Dank an den Autor dieses Buches, Franz Ferstl, für sein großes Engagement als Vorsitzender der ARGE der Diakone Österreichs!
Zum Jubiläum wünsche und erbitte ich allen Diakonen viel Freude und reichen Segen!
+ Anton Leichtfried
Referatsbischof
EINLEITUNG
Die Sozialgestalt der Kirche ist radikalen Veränderungen unterworfen. Ihre Glaubwürdigkeit steht auf dem Prüfstand. Die Aufarbeitung von Missbrauch und schuldhaftem Verhalten nimmt viel Energie in Anspruch. Kirchenaustritte, der Rückgang des sonntäglichen Gottesdienstbesuchs und des Sakramentenempfangs sowie das spürbare Misstrauen in die Kirchenleitung sind Fakten, die sich nicht wegdiskutieren lassen. Andererseits sind in neuerer Zeit viele neue geistliche Bewegungen entstanden, eine noch immer treue Schar ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist zu verzeichnen, eine starke Solidarität in der Aufnahme und Betreuung der vor Kriegen und Terror geflüchteten Menschen, die bei uns eine neue Heimat suchen, gibt Hoffnung. Die Zahl der Ehrenamtlichen hat sich ebenso erhöht wie die Anzahl der Kräfte im Sozialbereich und die Bereitschaft, in der Caritas mitzuwirken. Die Bereitschaft zur Mitverantwortung im organisatorischen Bereich ist ebenfalls stabil. Die Entwicklung der letzten 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanum hat viel Positives und Erfreuliches aufzuweisen. Trotzdem ist es auch ein Zeichen der Zeit, dass die Zahl der Berufungen zum Priester- und Ordensberuf trotz intensiver Gebetsaufrufe weiter im Schrumpfen ist. Auch die sozialen Orden verzeichnen stark zurückgegangene Zahlen, sodass so manche Dienste, wie sie z. B. in den Ordensspitälern geleistet wurden, heute selbstverständlich von Laienkräften erbracht werden. Die Zahl der Berufungen zum Ständigen Diakonat ist hingegen stark gestiegen.
Es ist eine sehr erfreuliche Tatsache, dass sich so viele bewährte Männer zum Diakonat berufen fühlten und ihre Kräfte und Charismen in diesem Dienstamt einbrachten und einbringen. Innerhalb der ersten 50 Jahre ist die Zahl der Berufungen zum Diakonat österreichweit auf über 750 aktive Ständige Diakone angewachsen. Wenn auch derzeit leider nur auf Männer beschränkt, hat sich hier ein ursprünglich aus der Not der Missionsländer neu eingeführtes Dienstamt bei uns entfaltet und ist in den Diözesen zu einem fixen Bestandteil des pastoralen Personals geworden. Umgelegt auf die Anzahl der Pfarren ist – unbemerkt und sehr erfreulich – in jeder vierten Pfarre ein Ständiger Diakon tätig und prägt das Leben der Pfarre diakonal mit. Die Entwicklung des Ständigen Diakonats in Österreich und in der Weltkirche seit der Wiedererweckung dieses Dienstamtes in den letzten 50 Jahren ist Gegenstand der ersten Kapitel dieses Buches.
Ich war persönlich schon sehr früh durch meinen Beruf als Sekretär von Weihbischof Florian Kuntner mit der Entwicklung und Begleitung des neuen Dienstamtes konfrontiert und wurde von ihm vor dreiunddreißig Jahren zum Diakon geweiht. So ist es mir ein Anliegen, die Anfänge des Diakonats in Österreich zu dokumentieren. Von Kardinal Schönborn im Jahr 2003 als Leiter des Diakoneninstituts der Erzdiözese Wien berufen, durfte ich die wachsende Gruppe von Ständigen Diakonen im Auftrag des Bischofs begleiten und die Aus- und Weiterbildung gemeinsam mit meinem Freund und Kollegen, Ausbildungsleiter Mag. Johannes Fichtenbauer, mitgestalten. Meine Aufgabe sah ich darin, der wachsenden Gruppe von Ständigen Diakonen Unterstützung und Begleitung anzubieten, damit diese in den Pfarren und in kategorialen Bereichen ihren diakonalen Dienst gut und mit Freude wahrnehmen konnten. Österreichweit war ich durch Weihbischof Florian Kuntner schon 1988 in die Erstellung und Ausformulierung der ersten Österreichischen Rahmenordnung eingebunden und darf nun schon einige Jahre als Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Diakone Österreichs die Kontakte unter den Diözesen koordinieren. So habe ich mit allen von der Bischofskonferenz für den Ständigen Diakonat berufenen Referatsbischöfen zusammengearbeitet und konnte hiermit wie ein Brückenkopf zwischen den Vertretern der Diakone und den zuständigen Bischöfen vermitteln.
Am 22. Dezember 2019 wird das 50. Jahr seit der ersten Weihe eines Ständigen Diakons in Österreich eingeläutet. Aus diesem Anlass möchte ich meine langjährigen Erfahrungen als Diakon und als Sprecher der Ständigen Diakone Österreichs einbringen und sie allen sich in der Ausbildung befindlichen Kandidaten, ihren Familien, den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den Pfarren und in den verschiedenen Bereichen der Gemeinde- und Sozialpastoral zur Verfügung stellen.
So gehe ich in Demut und Dankbarkeit an den Versuch, ein lebendiges Bild von den vielen, oft in Stille und Bescheidenheit wirkenden Mitbrüdern ins Licht zu stellen und aufzuzeigen, welcher Schatz an kreativer Mitwirkung durch den Ständigen Diakonat als Teil des Klerus vom Konzil gehoben wurde. Die im Konzil festgelegte Neuausrichtung der Pastoral und die Präsenz der Kirche in der Gesellschaft wurden durch die Wiedererrichtung des Ständigen Diakonats verstärkt. Die aus dem Volk erwählten und zu Ständigen Diakonen geweihten Männer sind mit ihrem familiären und beruflichen Hintergrund auf der Basis ihrer Erfahrung und Kompetenz dort, wo sie stehen, und in ihren Pfarren Brückenbauer eines gelebten Glaubens. Weiterhin in ihrem Beruf tätig oder in der bereits angetretenen Pension, bringen sie ihre berufliche Kompetenz ein. Als Teil der Familie, als Ehepartner und Väter oder Großväter versuchen sie, durch ihr Zeugnis Kirche in der Lebenswelt der Menschen präsent zu machen. Durch ihre gelebte, „geerdete Spiritualität“ sind Diakone in ihrer lebenslangen Bindung im Zusammenwirken mit dem Bischof und seinem Priesterkollegium ein Weihestand, der viel familiären Geist in die Kirche einbringt und auch manche Fehlentwicklung innerhalb der Kirchengemeinschaft bewusst machen kann.
Im zweiten Teil des Buches soll die Bedeutung der doppelten Sakramentalität von Ehe und Weihe dargelegt werden, wo einerseits Erfahrungen mit dem „verheirateten