Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden. David Mack

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Star Trek - The Next Generation: Kollateralschaden - David  Mack Star Trek - The Next Generation

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verzog die Miene, als hätte er soeben etwas höchst Unappetitliches schlucken müssen. »Obwohl Sie derzeit keiner konkreten Straftat angeklagt sind, rate ich Ihnen als Ihr vorgesetzter Offizier, sich dringend so bald wie möglich Rechtsbeistand einzuholen. Außerdem sollten Sie diese Untersuchung mit all der Umsicht und Ernsthaftigkeit behandeln, die Sie bei jedem strafrechtlichen Verfahren an den Tag legen würden. Verstanden?«

      »Absolut, Sir.«

      »Gut, das war’s dann. Danke, dass Sie gekommen sind. Sie können gehen.«

      Akaar stand auf und gab damit Picard und Crusher das Zeichen, sich ebenfalls von ihren Sesseln zu erheben. Der Admiral schüttelte Picards Hand, dann geleitete er ihn zur Tür, die sich öffnete. Jenseits davon bedeutete Boyelip Picard und Crusher, ihm zu folgen. Er eskortierte sie zu einer nahen Landeplattform, wo ein kleines Shuttle auf sie wartete. Als sie in dem Durchgang zum Landefeld stehen blieben, fragte Boyelip Picard: »Wünschen Sie, dass ich eine Unterkunft für Sie besorge, Sir?«

      »Das wird nicht nötig sein.« Picard nahm den Arm seiner Frau und spazierte mit ihr zum Shuttle. Boyelip sah ihnen vom Durchgang aus zu, während sie an Bord gingen. Erst als sich die Luke geschlossen hatte, zog sich Boyelip wieder ins Innere des Gebäudes zurück.

      Die Pilotin des Shuttles, eine jugendlich frisch wirkende andorianische shen, sah ihm entgegen. »Wohin, Sir?«

      »Das Château-Picard-Weingut in La Barre, Frankreich«, erwiderte Picard, während er und Crusher sich setzten und ihre Sicherheitsharnische anlegten. »Bringen Sie mich nach Hause.«

      •

      Es war ein Zuhause und zugleich nicht. Das ursprüngliche Landhaus, an das sich Picard aus seiner Jugend erinnerte, war schon vor Jahren abgebrannt. Dabei waren sein älterer Bruder Robert und Roberts Teenager-Sohn René, zu dessen Andenken Picard und Crusher ihren eigenen Sohn benannt hatten, ums Leben gekommen. Roberts Witwe Marie hatte den Brand überlebt, und in den Jahren seit der Tragödie hatte sie das Haus wiederaufgebaut und die Leitung des Weinguts übernommen. Der Weinberg war dankbarerweise unverändert geblieben.

      Das Haus hingegen war zwar auf den ursprünglichen Grundfesten errichtet worden, aber Marie hatte sich die Freiheit genommen, die Zimmerverteilung zu verändern. Sie hatte die Küche vergrößert, um eine geräumige Kochinsel inklusive Spülbecken darin unterzubringen. Und sie hatte das Erdgeschoss umgestaltet und den Raum so geöffnet, dass man von der Küche aus ungehinderte Sicht auf den Großteil des übrigen Stockwerks hatte. Daher fühlte sich das wiederaufgebaute Haus weitläufiger an und war von mehr natürlichem Licht erfüllt.

      Es war wunderschön und funktional – aber es war nicht das Heim, an das Picard sich erinnerte.

      Er konnte Marie nicht vorwerfen, dass sie ihr eigenes Haus umgebaut hatte, vor allem wenn man berücksichtigte, was sie alles verloren hatte. Es wäre selbstsüchtig von ihm und auch von jedem anderen gewesen, von ihr zu erwarten, dass sie das Haus genauso wiederaufbaute, wie es gewesen war. Das wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Kein Nachbau konnte jemals perfekt genug sein, um jemanden zu täuschen, der darin gelebt hatte. Also warum es überhaupt versuchen?

      Das erinnerte Picard an ein altes philosophisches Gedankenspiel: Wenn man nach und nach alle Teile eines Schiffs ersetzte – mal eine Planke hier, mal einen Bolzen da, ein Segel, ein Ruder, ein Steuerrad – und dann an irgendeinem Punkt begriff, dass kein einziges Stück des ursprünglichen Schiffs noch vorhanden war … handelte es sich dann noch um dasselbe Schiff?

      Handelte es sich hierbei noch um dasselbe Heim? Er schüttelte den Kopf.

      Diese Frage überlasse ich lieber den Gelehrten.

      Eine Sache hatte sich nicht verändert: das verführerische Aroma eines Brie-Käses, verfeinert mit Preiselbeersoße und umhüllt von Blätterteig, der im Ofen backte. Sein süßer Geruch erfüllte das ganze Haus, wehte durch das offene Fenster auf die Veranda und zauberte ein zufriedenes Lächeln auf Picards Gesicht. Ein gebackener Brie und eine Flasche Cote du Rhône oder vielleicht eine Flasche von dem Languedoc … das rief angenehme Erinnerungen bei ihm wach. An Nächte am Esstisch mit seinen Eltern und seinem Bruder, an gebratenes Huhn und gestampfte Kartoffeln, gedünsteten Spinat mit Knoblauch und warmes Baguette, frisch aus dem Ofen …

      Die Eingangstür des Hauses öffnete sich hinter ihm. Einen Moment lang drangen fröhliche Geräusche aus dem Inneren – das Kichern von Picards kleinem Sohn René, der mit seiner Tante Marie spielte.

      Leise schloss Crusher die Tür hinter sich und gesellte sich zu Picard. Ihr Blick richtete sich auf den Weinberg. »Deine Schwägerin ist unglaublich vernarrt in unseren Sohn.«

      »Kannst du es ihr verdenken?«

      »Ich schätze nicht.« Crusher legte ihre Hände auf das Geländer und schaute hinaus in die Dämmerung. »Ich war so frei, unsere Taschen auszupacken.«

      Er legte seine Hand auf die ihre. »Danke.« Er warf einen Blick über die Schulter und lächelte beim Anblick von Marie und dem kleinen René, die mit einem Plüschhasen spielten. »Wann gibt es Abendessen?«

      »Pünktlich um acht, sagt Marie. Sie wird eine Flasche des besten Jahrgangs Château Picard aufmachen, um deine Rückkehr nach Hause zu feiern.«

      Zu Picards Überraschung füllten sich seine Augen plötzlich mit Tränen. Daran erinnert zu werden, wie lange er schon wieder fort gewesen war, weckte Erinnerungen an seine schwierige letzte Begegnung mit Robert im Anschluss an Picards gewaltsame geistige und körperliche Übernahme durch die Borg.

      »Zwanzig Jahre«, sagte Picard und rang um seine Stimme, während ein Schluchzen in seiner Brust aufstieg. »So lange ist es her, seit Robert mir Vernunft eingeprügelt hat. Seit er mich gezwungen hat, mich dem zu stellen, was mir die Borg genommen hatten. Seit er mir half, mich daran zu erinnern, wer ich bin.« Er wischte die Tränen der Dankbarkeit mit dem Handrücken fort. »Vier Jahre später war er tot. Er und René.« Ein tiefer Atemzug verhalf ihm zu einem Anflug von Würde. »Ein Teil von mir würde alles dafür geben, sie zurückzubekommen. Wenn sie mich nur nicht so sehen müssten.«

      Crusher legte einen Arm um ihn. »Sie wären trotzdem stolz auf dich, Jean-Luc. Genau, wie ich es bin.«

      Er wandte dem Weinberg den Rücken zu und betrachtete das unvertraute Haus, das das Gebäude seiner Erinnerung ersetzt hatte. »Manchmal dachte ich, dass ich diesen Ort nie wiedersehen würde. Selbst wenn ich über meinen Lebensabend nachgedacht habe, war es nie mein Plan, hierher zurückzukehren. Das ist jetzt Maries Heim. Ihr Erbe, mehr als es meins jemals war.« Er spürte, wie ihn der Sog der Erinnerungen hinabzuziehen begann, und wandte sich ein weiteres Mal den geordneten Reihen des Weinbergs zu. »Meine Verbindung zu diesem Land, zu seiner Geschichte … sie ist so schwach, dass ich kaum ein wahres Gefühl von Besitz für irgendetwas hier verspüre.«

      Crusher blickte ebenfalls auf die Weinreben. »Das verstehe ich. Aber ich denke, dass es wichtig ist, dass unser Sohn die Gelegenheit erhält, diesen Ort selbst kennenzulernen. Damit er seine eigenen Erinnerungen daran bekommt. Das ist ein Teil seiner Geschichte – und nicht weniger wichtig für seine Identität als unser Leben an Bord der Enterprise

      Sie hatte recht. Er blickte durch das Fenster, um Marie zuzuschauen, die mit René spielte, und verspürte einen unvermittelten Anflug von Nostalgie, als Erinnerungen an die Liebe seiner eigenen Mutter aufstiegen – dort, in der Küche, die es damals gegeben hatte, die nie wieder sein würde und die er doch niemals vergessen würde.

      »Ich wünschte, mein Bruder wäre hier. Ich wünschte, er hätte mich als

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