Der Malteser Falke. Dashiell Hammett

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Der Malteser Falke - Dashiell  Hammett

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lächelte gekünstelt. Dann runzelte er die Stirn. Das Stirnrunzeln war ebenfalls gekünstelt. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch das Geräusch der Tür im Vorzimmer hinderte ihn dran.

      Effie Perine stand auf und ging hinüber zur Tür. Spade nahm den Hut ab und setzte sich an seinen Schreibtisch. Die junge Frau kam wieder herein und reichte ihm eine Visitenkarte – Mr. Joel Cairo.

      »Ein sehr sonderbarer Typ«, sagte sie.

      »Dann nichts wie rein mit ihm, Liebling!«

      Mr. Joel Cairo war ein feingliedriger, dunkelhäutiger Mann von mittlerer Größe mit levantinischen Gesichtszügen. Sein schwarzes, glattes Haar glänzte. Auf dem leuchtenden Grün seines Halstuchs funkelte ein klobiger Rubin, eingefasst von vier Stabdiamanten. Das schwarze Sakko, maßgeschneidert für seine schmächtigen Schultern, spannte ein wenig um die Hüften. Die Hose saß strammer um die kräftigen Beine, als es der neuesten Mode entsprach. Rehbraune Gamaschen verbargen die Schäfte der Lackschuhe. Er hielt eine Melone in der behandschuhten Hand, während er mit federnden Trippelschritten auf Spade zuging. Chypre-Duft umwehte ihn.

      Spade nickte seinem Besucher zu, dann zu einem Stuhl und sagte: »Setzen Sie sich, Mr. Cairo.«

      Cairo verbeugte sich tief über seinem Hut, sagte: »Vielen Dank« mit hoher, dünner Stimme und setzte sich geziert. Er schlug die Füße übereinander, legte seine Melone auf die Knie und fing an, die gelben Chamoislederhandschuhe abzustreifen.

      Spade kippelte mit seinem Drehstuhl und fragte: »Was kann ich für Sie tun, Mr. Cairo?« Mit derselben liebenswürdigen Gleichgültigkeit und derselben Bewegung auf dem Stuhl hatte er am Tag zuvor Brigid O’Shaughnessy dieselbe Frage gestellt.

      Cairo drehte den Hut um, ließ die Handschuhe hineinfallen und platzierte ihn mit der Öffnung nach oben auf einer Ecke des Schreibtischs. An Zeige- und Ringfinger seiner linken Hand funkelten Diamanten und am Mittelfinger der rechten ein Rubin, der dem am Halstuch bis ins kleinste Detail ähnelte. Beide Hände waren weich und gepflegt. Sie waren nicht besonders groß, aber ihre kraftlose Plumpheit verlieh ihnen etwas Massiges. Er rieb die Handflächen gegeneinander und sagte über das leise Geräusch, das dabei entstand, hinweg: »Darf ich Ihnen als jemand Fremdes mein Beileid zum tragischen Tod Ihres Kompagnons aussprechen?«

      »Danke.«

      »Darf ich fragen, Mr. Spade, ob tatsächlich, wie die Zeitungen andeuten, ein gewisser – hm – Zusammenhang zwischen diesem bedauernswerten Vorfall und dem Tod eines Mannes namens Thursby besteht?«

      Spade schwieg – ausdruckslos, aber vielsagend.

      Cairo stand auf und verbeugte sich. »Ich bitte um Verzeihung.« Dann setzte er sich wieder. Er legte die Handflächen nebeneinander vor sich auf den Schreibtisch. »Es ist mehr als bloße Neugier, die mich zu dieser Frage drängt, Mr. Spade. Ich versuche einen – hm – Wertgegenstand ausfindig zu machen, der – nun, sagen wir es so – abhandengekommen ist. Ich dachte und hoffte, dass Sie mir dabei behilflich sein könnten.«

      Spade hob die Brauen, nickte scheinbar interessiert.

      »Bei dem Wertgegenstand handelt es sich um eine Statuette«, fuhr Cairo fort, wobei er seine Worte sorgfältig wählte und artikulierte. »Die schwarze Figur eines Vogels.«

      Erneut nickte Spade höflich.

      »Ich bin bereit, für die Wiederbeschaffung dieser Statuette im Namen ihres rechtmäßigen Besitzers fünftausend Dollar zu bezahlen.« Cairo hob eine Hand vom Schreibtisch und tippte mit der breiten Kuppe seines hässlichen Zeigefingers auf einen Punkt in der Luft. »Darüber hinaus kann ich versichern, dass Ihnen von unserer Seite – wie sagt man? – keine dummen Fragen gestellt werden.« Damit legte er die Hand wieder neben die andere auf den Schreibtisch und lächelte den Privatdetektiv sanft an.

      »Fünftausend sind ein Haufen Geld«, erklärte Spade und sah Cairo nachdenklich an. »Es …«

      Finger trommelten leise an der Tür.

      »Herein«, sagte Spade, und die Tür öffnete sich so weit, dass Effie Perine Kopf und Schultern hereinstecken konnte. Sie trug einen kleinen Filzhut und einen dunklen Mantel mit grauem Pelzkragen.

      »Gibt es noch was?«

      »Nein. Gute Nacht. Schließ die Tür ab, wenn du gehst, ja?«

      »Gute Nacht«, sagte sie und schloss die Tür.

      Spade wandte sich wieder Cairo zu und sagte: »Eine interessante Summe.«

      Dann hörten sie, wie sich die Tür zum Korridor hinter Effie Perine schloss.

      Cairo lächelte und zog eine kurze, flache, kompakte schwarze Pistole aus der Innentasche seines Sakkos. »Und jetzt sind Sie so gut«, sagte er, »und verschränken die Hände im Nacken.«

      Kapitel V Der Levantiner

      Spade achtete nicht auf die Pistole. Er hob die Arme, lehnte sich zurück und verschränkte die Finger hinter dem Kopf. Sein Blick war weiter ausdruckslos auf Cairos dunkles Gesicht gerichtet.

      Cairo hüstelte entschuldigend und lächelte nervös. Sein Mund hatte jetzt einiges von seiner Farbe verloren. Die dunklen Augen waren feucht, ein wenig verlegen und sehr ernst. »Ich habe die Absicht, Ihre Wohnung zu durchsuchen, Mr. Spade. Ich warne Sie. Sollten Sie versuchen, mich daran zu hindern, werde ich nicht zögern, Sie zu erschießen.«

      »Nur zu.« Spades Stimme war ebenso ausdruckslos wie sein Gesicht.

      »Darf ich Sie bitten, aufzustehen«, wies der Mann mit der Pistole ihn an und richtete die Pistole auf Spades breite Brust. »Ich muss mich vergewissern, dass Sie keine Waffe bei sich tragen.«

      Spade stand auf, schob den Stuhl mit den Waden zurück und streckte die Beine durch.

      Cairo trat hinter ihn, wechselte die Pistole von der rechten in die linke Hand und hob Spades Sakko an, um einen Blick darunter zu werfen. Dann hielt er die Waffe an seinen Rücken, schob den freien Arm um ihn herum und tastete seine Brust ab. Sein Gesicht befand sich nur wenige Zentimeter unter und hinter Spades rechtem Ellbogen.

      Spades Ellbogen ging nach unten, der restliche Körper wirbelte rechts herum. Cairos Kopf fuhr zurück, aber nicht weit genug: Spades rechter Hacken auf dem Lackschuh des kleinen Mannes sorgte dafür, dass er der Flugbahn des Ellbogens nicht ausweichen konnte. Er traf ihn unter dem Wangenknochen. Cairo taumelte und wäre gewiss gestürzt, hätte Spades Fuß ihn nicht festgenagelt. Spades Arm flog weiter, an dem verblüfften dunklen Gesicht vorbei, und streckte sich, um nach der Pistole zu greifen. Als Spades Finger sie berührten, ließ Cairo los. In seiner Hand wirkte sie winzig.

      Spade nahm den Fuß von Cairos Schuh und drehte sich ganz zu ihm um. Mit der linken Hand packte er den kleinen Mann am Revers, wobei das mit dem Rubin verzierte grüne Halstuch hervorquoll, und steckte mit der anderen Hand die erbeutete Waffe in seine Sakkotasche. Spades gelb-graue Augen waren finster, und um den Mund zeigte sich ein Anflug von Missmut.

      Cairo verzog das Gesicht vor Schmerz und Enttäuschung. In seinen Augen schimmerten Tränen. Die Gesichtsfarbe erinnerte an poliertes Blei, bis auf die Stelle, wo der Ellbogen die Wange gerötet hatte.

      Spade drehte ihn mit der Hand am Revers langsam herum und schob ihn rückwärts, bis er dicht vor dem Stuhl stand, auf dem er eben noch gesessen hatte.

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