Der Malteser Falke. Dashiell Hammett
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Читать онлайн книгу Der Malteser Falke - Dashiell Hammett страница 3
»Mach ich«, versprach sie und bedankte sich erneut bei beiden.
»Und drehen Sie sich nicht suchend nach mir um«, warnte Archer sie. »Ich finde Sie schon.«
Spade begleitete Miss Wonderly bis zur Tür. Als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte, deutete Archer mit dem Kinn auf die beiden Hundert-Dollar-Scheine und grunzte zufrieden: »Das ist sehr anständig.« Er nahm einen der Scheine, faltete ihn zusammen und steckte ihn in seine Westentasche. »Und von der Sorte hatte sie noch mehr in der Handtasche.«
Spade steckte den anderen Schein ein, bevor er sich setzte. Dann sagte er: »Okay, aber halt dich zurück. Wie findest du sie?«
»Umwerfend! Und was heißt ›zurückhalten‹?« Archer lachte wiehernd und humorlos. »Du hast sie vielleicht zuerst gesehen, Sam, aber ich hab als Erster ›Hier‹ gerufen.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen und wippte auf den Absätzen.
»Du wirst ihr den Kopf verdrehen, jede Wette.« Spade grinste wie ein Wolf und entblößte dabei seine Zahnreihen. »Dumm bist du nicht, das muss man dir lassen.« Dann fing er an, sich eine Zigarette zu drehen.
Kapitel II Tod im Nebel
Im Dunkeln schrillte ein Telefon. Nach dem dritten Läuten ächzten Sprungfedern. Finger tasteten über eine Holzoberfläche. Etwas Kleines, Hartes plumpste auf den Teppichboden, die Sprungfedern ächzten erneut, und eine männliche Stimme sagte:
»Hallo … Am Apparat … Tot? … Ja … In einer Viertelstunde. Danke.«
Ein Schalter klickte, und die weiße, an drei vergoldeten Ketten von der Zimmerdecke hängende Schale überflutete den Raum mit Licht. Spade saß barfuß in einem grün-weiß karierten Pyjama auf der Bettkante. Er betrachtete finster das Telefon, während er nach dem Beutel Bull-Durham-Tabak und den braunen Blättchen griff, die daneben lagen.
Nasskalte Luft drang durch die beiden offenen Fenster herein und führte ein halbes Dutzend Mal pro Minute die dumpfe Klage des Nebelhorns von Alcatraz mit sich. Auf einer Ecke von Thomas Dukes’ Berühmte amerikanische Kriminalfälle, das umgekehrt auf dem Tisch lag, balancierte der Blechwecker. Er zeigte fünf nach zwei.
Sorgfältig und bedächtig drehte Spade sich mit seinen kräftigen Fingern eine Zigarette. Er streute genau die richtige Menge braunen Tabak in das gewölbte Blättchen, verschob die Fasern so, dass sie gleichmäßig zu beiden Seiten verteilt waren, mit einer leichten Einbuchtung in der Mitte. Daumen rollten – den inneren Rand des Papiers runter und rauf, unter den äußeren Rand –, und Zeigefinger pressten. Dann glitten Zeigefinger und Daumen über den Papierzylinder bis zu den Enden und hielten ihn waagerecht, während die Zunge den oberen Rand leckte. Linker Zeigefinger und Daumen übten Druck auf ihr Ende aus, während rechter Zeigefinger und Daumen den feuchten Saum glätteten. Rechter Zeigefinger und Daumen zwirbelten ihr Ende und beförderten das andere in Spades Mund.
Er bückte sich nach dem Feuerzeug aus Nickel und Schweinsleder, das auf den Boden gefallen war, betätigte es und stand schließlich mit brennender Zigarette im Mundwinkel auf. Er zog den Pyjama aus. Arme, Beine und Rumpf waren glatt und kräftig. Mit seinen runden Schultern erinnerte er an einen Bären – einen rasierten Bären: Die Brust war unbehaart, die Haut weich und rosig wie die eines Kindes.
Er kratzte sich den Nacken und begann, sich anzukleiden: dünne weiße Hemdhose, graue Socken, schwarze Sockenhalter und dunkelbraune Schuhe. Als er die Schnürsenkel zugebunden hatte, rief er Graystone 4500 an und bestellte ein Taxi. Dann folgten ein grün-weiß gestreiftes Hemd, ein weicher weißer Kragen, eine grüne Krawatte und der graue Anzug, den er schon am Vortag getragen hatte, zum Schluss ein weiter Tweedmantel und ein dunkelgrauer Hut. Als er Tabak, Schlüssel und Geld einsteckte, klingelte es an der Haustür.
Wo die Bush Street über die Stockton hinwegging, bevor diese weiter bergab nach Chinatown führte, zahlte Spade und stieg aus. Der nächtliche Nebel von San Francisco, dünn, klamm und penetrant, ließ die Straße verschwommen erscheinen. Ein paar Meter entfernt stand eine kleine Gruppe von Männern, die in eine Gasse sahen. Zwei Frauen und ein Mann auf der anderen Seite der Bush Street hatten ebenfalls die Gasse im Blick. In einzelnen Fenstern zeigten sich Gesichter.
Spade betrat den Bürgersteig, ging vorbei an dem gusseisernen Geländer, das eine hässlich kahle Treppe umgab, bis zu der Brüstung. Dort stützte er sich auf die feuchte Oberfläche der niedrigen Mauerkuppe und blickte hinab auf die Stockton Street.
Ein Wagen schoss zischend aus dem Tunnel hervor, als hätte ihn jemand abgefeuert, und verschwand. Nicht weit von der Tunnelöffnung entfernt hockte ein Mann auf den Fersen vor einer Plakatwand mit Werbung für einen Kinofilm und eine Benzinmarke. Der Kopf des Mannes berührte beinahe das Pflaster, während er versuchte, unter die Plakatwand zu lugen, die die Lücke zwischen zwei Lagerhäusern füllte. Eine Hand lag flach auf dem Pflaster, mit der anderen klammerte er sich an den grünen Rahmen. Es war eine groteske Pose. Zwei andere Männer standen dicht beisammen am vorderen Ende der Plakatwand und spähten durch den schmalen Spalt zwischen dem Plakat und dem anstoßenden Gebäude. Das Haus am anderen Ende hatte eine leere graue Seitenwand, die auf das unbebaute Grundstück hinter der Werbefläche ging. Lichter huschten darüber und Schatten von Männern, die sich umherbewegten.
Spade wandte sich von der Brüstung ab, ging die Bush Street entlang bis zu der Gasse, wo die Männer sich versammelt hatten. Ein uniformierter Polizist mit einem Kaugummi im Mund stand unter einem dunkelblauen Emailleschild mit der weißen Aufschrift Burritt Street. Er streckte den Arm aus und fragte: »Was suchen Sie hier?«
»Mein Name ist Sam Spade. Tom Polhaus hat mich angerufen.«
»Ach, richtig.« Der Arm des Polizisten senkte sich wieder. »Hab Sie nicht gleich erkannt. Sie sind da drüben.« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter. »Schlimme Geschichte.«
»Ja«, nickte Spade und betrat die Gasse.
Ungefähr in der Mitte stand ein dunkler Krankenwagen. Zur Linken war die Gasse von einem hüfthohen Zaun aus rauen, horizontal zusammengehämmerten Holzlatten begrenzt. Dahinter fiel die dunkle Böschung steil zu der Plakatwand in der Stockton Street ab.
Ein drei Meter langes oberes Lattenstück war von einem Pfosten an einem Ende abgerissen und hing lose am anderen Ende herab. Knapp fünf Meter tiefer ragte ein flacher Felsen aus dem Abhang. In der Mulde zwischen diesem Felsen und der Böschung lag Miles Archer auf dem Rücken. Zwei Männer standen bei ihm. Einer hatte den Strahl seiner Taschenlampe auf den Toten gerichtet. Andere Männer mit Taschenlampen bewegten sich den Abhang hinauf und hinunter.
Einer von ihnen grüßte Spade: »Hallo, Sam«, und kletterte hinauf zu der Gasse, während sein Schatten ihm über die Böschung vorauseilte. Er war ein großer Mann mit Schmerbauch, scharfen Augen, vollen Lippen und schlecht rasierten dunklen Wangen. Schuhe, Knie, Hände und Kinn waren mit braunem Lehm verschmiert.
»Ich dachte, du würdest ihn sehen wollen, bevor wir ihn abtransportieren«, sagte er, als er über den beschädigten Zaun stieg.
»Danke, Tom«, sagte Spade. »Was ist passiert?« Er stützte einen Ellbogen auf einen der Zaunpfosten und sah hinab zu den Männern unterhalb, nickte einigen zu, die ihn grüßten.
Tom Polhaus tippte sich mit einem schmutzigen Finger auf die linke Brust. »Glatt durch die Pumpe – hiermit.« Er zog einen schweren Revolver aus der Manteltasche und hielt ihn Spade entgegen. Schlamm füllte die Vertiefungen auf der Oberfläche. »Ein Webley. Englisches Fabrikat, oder?«
Spade