Der Malteser Falke. Dashiell Hammett
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Читать онлайн книгу Der Malteser Falke - Dashiell Hammett страница 5
Tom murmelte: »Wer’s glaubt, wird selig.«
Der Lieutenant legte die Hände auf die Knie und beugte sich vor. Seine grünlichen Augen waren seltsam starr auf Spade gerichtet, als wäre ihr Fokus eine rein mechanische Angelegenheit, der sich mit dem Umlegen eines Schalters oder per Knopfdruck verändern ließ.
»Was für eine Waffe tragen Sie?«, fragte er.
»Gar keine. Ich mag Waffen nicht besonders. Im Büro liegen natürlich welche rum.«
»Ich würde sie gern mal sehen«, sagte der Lieutenant. »Sie haben nicht zufällig eine hier?«
»Nein.«
»Sind Sie sicher?«
»Sehen Sie sich um.« Spade lächelte und machte eine einladende Geste mit seinem leeren Glas. »Stellen Sie alles auf den Kopf, wenn Sie wollen. Ich habe nichts dagegen – solange Sie einen Durchsuchungsbefehl haben.«
Tom protestierte: »Ach, hör auf, Sam.«
Spade stellte sein Glas auf den Tisch, stand auf und musterte den Lieutenant.
»Was wollen Sie, Dundy?«, fragte er. Seine Stimme war ebenso hart und kalt wie sein Blick.
Lieutenant Dundys Augen hatten sich bewegt, um Spade im Blick zu behalten. Aber nur die Augen hatten sich bewegt.
Tom verlagerte erneut das Gewicht auf dem Sofa, schnaufte tief durch die Nase und brummte dann vorwurfsvoll: »Wir wollen keine Scherereien, Sam.«
Spade ignorierte ihn. Er fragte Dundy: »Was wollen Sie dann? Reden Sie Klartext. Für wen zum Teufel halten Sie sich, dass Sie hier aufkreuzen und versuchen, mich hochzunehmen?«
»Schon gut«, sagte Dundy mit gepresster Stimme. »Setzen Sie sich und hören Sie zu.«
»Ich setze mich oder bleibe stehen, wie es mir passt, verdammt noch mal«, sagte Spade, ohne sich zu rühren.
»Um Himmels willen, reg dich nicht auf«, flehte Tom. »Sollen wir uns etwa darüber streiten? Wenn du wissen willst, warum wir nicht Klartext reden, dann denk mal nach. Du warst es, der auf die Frage nach Thursby gesagt hat, das ginge mich mehr oder weniger nichts an. So kannst du mit uns nicht umspringen, Sam. Das ist nicht in Ordnung, und es bringt dich nirgendwohin. Wir müssen schließlich auch unsere Arbeit machen.«
Lieutenant Dundy sprang auf, stellte sich vor Spade und schob sein kantiges Gesicht dicht an das des größeren Mannes heran.
»Ich habe Sie gewarnt, dass Sie eines Tages zu weit gehen werden«, sagte er.
Spade verzog abschätzig den Mund und hob die Brauen. »Jeder geht mal zu weit«, gab er mit spöttischer Sanftmut zurück.
»Und diesmal sind Sie derjenige, welcher.«
Spade lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich komme schon klar, besten Dank.« Das Lächeln verflog. Seine Oberlippe schob sich links über den oberen Eckzahn. Die Augen verengten sich zu feindseligen Schlitzen. Seine Stimme klang ebenso gepresst wie die des Lieutenants. »Mir gefällt das nicht. Was schnüffeln Sie hier herum? Sagen Sie’s oder schieben Sie ab, damit ich endlich ins Bett komme.«
»Wer ist Thursby?«, fragte Dundy.
»Ich habe Tom bereits gesagt, was ich über ihn weiß.«
»Sie haben Tom so gut wie nichts gesagt.«
»Ich weiß auch so gut wie nichts.«
»Warum haben Sie ihn beschattet?«
»Hab ich gar nicht. Miles hat ihn beschattet – aus dem einfachen Grund, weil unser Klient uns gutes amerikanisches Geld dafür bezahlt hat.«
»Wer ist dieser Klient?«
Spades Gesicht und seine Stimme nahmen wieder einen gelassenen Ausdruck an. Vorwurfsvoll sagte er: »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann, bevor ich mit meinem Klienten darüber gesprochen habe.«
»Sie sagen es entweder mir oder dem Richter«, explodierte Dundy. »Es geht um Mord, vergessen Sie das nicht.«
»Vielleicht. Und hier ist was, das Sie nicht vergessen sollten, Freundchen. Ich sage was oder behalte es für mich, wie es mir verdammt noch mal passt! Es ist lange her, dass ich Tränen vergossen habe, weil mich ein Polizist nicht leiden kann.«
Tom stand vom Sofa auf und setzte sich auf das Fußende des Betts. Sein schlecht rasiertes, schmutziges Gesicht war müde und faltig.
»Sei doch vernünftig, Sam«, sagte er flehend. »Gib uns eine Chance. Wie sollen wir den Mord an Miles aufklären, wenn du uns nicht sagst, was du weißt?«
»Zerbrich dir darüber nicht den Kopf«, erklärte Spade ihm. »Ich beerdige meine Toten schon selbst.«
Lieutenant Dundy setzte sich und legte wieder die Hände auf die Knie. Seine Augen waren heiße grüne Scheiben.
»Hab ich mir gedacht«, sagte er und lächelte mit grimmiger Befriedigung. »Genau so schätzen wir Sie ein. Stimmt doch, Tom, oder?«
Tom stöhnte nur und sagte nichts.
Spade beobachtete Dundy misstrauisch.
»Genau das habe ich Tom gesagt«, fuhr der Lieutenant fort. »Tom, hab ich gesagt, ich glaube, Sam Spade ist einer von denen, die Familienprobleme innerhalb der Familie lösen. Genau das waren meine Worte.«
Das Misstrauen schwand aus Spades Blick. Seine Augen wirkten stumpf vor Langeweile. Er wandte sich Tom zu und fragte betont lässig: »Was hat er bloß, dein kleiner Freund?«
Dundy sprang auf und tippte Spade mit zwei gekrümmten Fingern auf die Brust.
»Das werde ich Ihnen sagen.« Er gab sich Mühe, jedes seiner Worte zu betonen, während er sie mit dem Tippen noch unterstrich: »Thursby wurde fünfunddreißig Minuten, nachdem Sie die Burritt Street verlassen hatten, vor seinem Hotel niedergeschossen.«
Spade gab sich ebenso große Mühe mit seiner Antwort: »Nehmen Sie Ihre verdammten Pfoten weg!«
Dundy zog die Hand zurück, doch an seiner Stimme änderte sich nichts: »Tom sagt, Sie hatten es dermaßen eilig, dass Sie nicht mal einen Blick auf die Leiche Ihres Kompagnons werfen wollten.«
»Verdammt, Sam, du bist einfach abgehauen«, brummte Tom entschuldigend.
»Und Sie sind auch nicht zu Archer nach Hause gefahren, um es seiner Frau zu erzählen«, fuhr der Lieutenant fort. »Wir haben sie angerufen. Ihre Sekretärin war da und sagte, Sie hätten sie hingeschickt.«
Spade nickte. Sein Gesicht wirkte beinahe naiv in seiner Gelassenheit.
Lieutenant Dundy hob erneut zwei Finger vor Spades Brust, doch dann senkte er sie rasch wieder: »Nehmen wir an, Sie haben zehn Minuten gebraucht, um Ihre Sekretärin anzurufen und mit ihr zu reden. Weitere zehn Minuten, um bis zu Thursbys Unterkunft zu laufen – Ecke Geary Street und Leavenworth –, das schafft man mit Leichtigkeit, dauert maximal fünfzehn