Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden. Michelle Stern

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Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden - Michelle Stern Perry Rhodan Neo

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zu sehen war. Seine Miene wirkte unwillig – oder eher genervt.

      »Man sollte meinen, die Mannschaft eines so großen Raumschiffs sei in der Lage, schnell und effizient ein Ziel anzufliegen. Warum haben wir Carxtröll-Fabb noch immer nicht erreicht?«, fuhr er Thora an.

      Sie war zunächst zu perplex, um zu antworten. Azikiwe schien sich ebenfalls angesprochen zu fühlen. »Der Anflugkorridor war wegen der vielen Meteoriden und den unbekannten Gesteinsbrocken im Orbit sehr schwer zu berechnen.« Der Pilot klang weder furchtsam noch besorgt. Der Halteparasit dämpfte jegliche Gefühle. »Wir wären schneller vorangekommen, wenn wir ausreichend Informationen über das System erhalten hätten.«

      Breel baute sich drohend vor dem Pilotensessel auf. »Ihr bekommt genau so viel Informationen, wie wir es für richtig halten. Du wirst doch nicht etwa aufsässig werden, Mensch?«

      »Nein. Ich gab Ihnen lediglich die Informationen, nach denen Sie gefragt haben.« Azikiwe starrte weiter vor sich auf die Anzeigen; er war von Breels Auftreten nicht verängstigt, er schien es gar nicht wahrzunehmen.

      Dieser Halteparasit hat wohl auch seine Nachteile, wenn man seine Gefangenen nicht mal mehr ordentlich einschüchtern kann. Thora beobachtete die Situation besorgt, denn sie wusste nicht, wie Breel weiter reagieren würde. Der Druuwe presste die Kiefer aufeinander. An seiner Unterlippe wucherte ein frisches rotes Geschwür, das Thora an eine Beere erinnerte.

      Ehe Breel weiter auf Azikiwe eingehen konnte, ertönte ein leises Signal; so leise, dass Thora es fast überhört hatte. Dann ging ihr auf, dass es aus dem Innern des Helms drang, den der Druuwe nun hastig zuklappte.

      Das war ein Anrufsignal. Wahrscheinlich hätten wir es gar nicht mitbekommen sollen. Die Technik dieser Druuwen verwirrte Thora. Einerseits waren sie medizinisch auf einem hohen Stand: Die Vertreter dieser Spezies waren, soweit sie sie zu Gesicht bekommen hatte, alle von wuchernden Geschwüren gezeichnet. Zakhaan Breel selbst hatte erzählt, dass es sich um eine extreme Reaktion auf das Dunkelleben handelte. Thora hatte die medizinischen Details nicht vollständig nachvollziehen können, aber es war wohl der Grund, aus dem die Druuwen die Infektion überhaupt überlebten. Die Geschwüre mussten allerdings permanent entfernt werden, und das leisteten in atemberaubendem Tempo die Vollanzüge der Druuwen; eine Technik, die Sud in Erstaunen versetzte, und das wollte etwas heißen.

      Auf der anderen Seite verfügen sie anscheinend nicht mal über simple Implantatstechnologie zur Funkkommunikation. Thora sah, wie Breel sich während seines Gesprächs in ein Abschirmfeld hüllte. Dabei hätten wir sicher ohnehin nichts verstanden, solange er den Helm geschlossen hat – oder doch? Das Verhalten dieser Leute gibt mir Rätsel auf.

      Ist es nicht faszinierend, neue Spezies kennenzulernen? Wie du weißt, waren die Druuwen einst eine friedliche Zivilisation, ehe das Dunkelleben kam.

      Der Extrasinn hatte eine erfrischend naive Art an sich, die Dinge zu sehen. Momentan hatte Thora allerdings keinen Sinn für philosophische Fragen dieser Art. Mir wäre lieber, ich könnte diese neue Spezies aus der Entfernung kennenlernen und nicht gerade, wenn sie mein Schiff überfallen und meine Mannschaft mit etwas infizieren, das den Leuten einen Pilz im Gesicht wachsen lässt und sie zu wehrlosen Zombies macht.

      Witzig, dass du dabei an Zombies denkst – das sind doch diese Gruselwesen aus den alten Holoserien, die Nathalie immer verschlungen hat. Du bist eindeutig schon zu lange auf der Erde, sonst wären dir doch eher Henoxen als Vergleich eingefallen.

      Henoxen – das war interessant. Das waren arkonidische Albtraumgestalten, die tatsächlich frappierend an Menschen erinnerten, die von dem Halteparasit befallen waren: bedauernswerte Kreaturen, deren Gehirn von Würmern zerfressen wurde und die anschließend unter fremder Kontrolle standen. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr an Henoxen gedacht, obwohl ich diese Horrorgeschichten als Kind geliebt habe.

      Breel klappte den Helm wieder auf. Das Geschwür an seiner Lippe war verschwunden: Wahrscheinlich hatten die medizinischen Nanomaschinen im Anzug reagiert und die Wucherung während des Gesprächs entfernt. Ein blasser, grüner Schatten war zurückgeblieben, wo der Tumor vermutlich nachwachsen würde. Nicht verschwunden war hingegen Breels Wut. Die war sogar schlimmer geworden. Gereizt ging er mit kurzen Schritten auf und ab, kniff die Lippen zusammen und zuckte mit den Fingern unruhig.

      Thora wechselte unauffällig einen Blick mit Marshall. Zu gern hätte sie mit dem Freund gesprochen. Aber zumindest konnte der Telepath ihre unausgesprochene Frage empfangen: Was hat das zu bedeuten? Was war das für ein Anruf?

      Marshall hob ganz leicht die Schultern, das universelle terranische Zeichen für »Keine Ahnung.«

      Schlechte Nachrichten, würde ich sagen. Der Extrasinn klang unverhohlen besorgt. Hoffentlich ist das nicht auch schlecht für uns.

      Nach einigen Sekunden ging Breel wieder zu Azikiwe. »Warum geht das nicht schneller?« Er packte den Piloten am Arm und riss ihn aus dem Sessel. »Bei allen Kotzblasen der Junialen, ich könnte dieses Schiff besser fliegen als du.«

      Grob stieß er Azikiwe zu Boden. Der Pilot blieb einige Sekunden liegen, dann richtete er sich langsam und automatisch zum Sitzen auf.

      Breel ließ sich in die Schale des Pilotensessels fallen und hantierte wild in den Steuerhologrammen, die noch immer um die Kopfstütze herumschwebten.

      Erschrocken zuckte Thora vor, zwang sich dann, bedächtig und gemessen zum Pilotensessel hinüberzugehen. »Ich halte das für keine gute Idee.« Sie bemühte sich um die monotone Sprechweise, die auch Azikiwe an den Tag legte.

      Irritiert sah Breel auf. »Was?«

      »Die Steuerung der CREST II ist nicht einfach, die Bedingungen sind suboptimal. Sie sollten unseren Piloten wieder an die Kontrollen lassen. Er kann den Landeanflug besser handhaben.«

      Thora starrte eine Winzigkeit an Breels Gesicht vorbei. Vielleicht klappte es, ihn zu täuschen. Immerhin hatte auch Azikiwe, der definitiv unter dem Einfluss des Parasiten stand, Breel Antworten gegeben, die dem Piraten nicht passten.

      Der Druuwe fuhrwerkte noch ein paarmal in den Kontrollholos, war jedoch offensichtlich überfordert. Mit einem wütenden Knurren stand er schließlich auf und schob Thora grob beiseite. Sie dachte zunächst, er würde die Zentrale wieder verlassen. Stattdessen blieb er neben dem hockenden Azikiwe stehen. »Ich mag es nicht, wenn mir jemand Widerworte gibt. Holt einen anderen Piloten! Dieser Mensch hier braucht einen Denkzettel.« Dann schlug er Azikiwe mit der Faust ins Gesicht. Mit einem Schrei kippte der Pilot nach hinten und presste sich die Hände auf die Nase, aus der Blut schoss.

      Schmerz scheint auch etwas zu sein, das die Lethargie durchbricht. Ein Detail, das Thora lieber anders herausgefunden hätte.

      Breel hob den Arm und schlug noch einmal zu.

      Verdammt, er schlägt Azikiwe zu Brei! Was kann ich tun, ohne meine Immunität zu verraten?

      Der Extrasinn reagierte sofort auf die Frage. Tu das, was du als Kommandantin tun musst!

      John. Hilf mir!

      Als der Druuwe zum dritten Mal mit der Faust ausholte, fiel ihm Thora in den Arm. »Sie gefährden das Schiff. Ich muss Sie dringend bitten, das zu unterlassen.«

      Später fragte sich Thora, wie sie es geschafft hatte, so kühl und unbeteiligt zu klingen. Am liebsten hätte sie Breel mit Dagortritten traktiert – schon wieder. Die Erfahrungen vom vorigen Mal hielten sie allerdings zurück, ebenso wie ihr Extrasinn. Nicht übertreiben! Er darf es nicht merken.

      Marshall

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