HAUSER - IMMER FESTE DRUFF!. Andreas Zwengel
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Читать онлайн книгу HAUSER - IMMER FESTE DRUFF! - Andreas Zwengel страница 10
»Du hast schon alles an Vorarbeit geleistet, was ein Detektiv an dieser Stelle erledigen würde«, versuchte sich Hauser an einem Kompliment.
»Ich hoffe, damit ist Ihr Repertoire noch nicht erschöpft.«
»Und in den Unterlagen steht auch nichts, was uns weiterhelfen könnte.«
»Woher wollen Sie das wissen? Ich habe viel Arbeit in diese Mappe gesteckt.«
»Sie ist randvoll mit wichtigen Hintergrundinformationen, aber wenn der große Knüller drinstehen würde, dann hätte Schneider es mir gleich als erstes erzählt.«
»Sie haben die Mappe nur schnell durchgeblättert, wie …?«
»Ich lese schnell und merke mir viel.«
»Oho«, machte sie gespielt beeindruckt, »ein fotografisches Gedächtnis also.«
»Ein eidetisches, aber ehrlich gesagt, halte ich das eher für unwahrscheinlich. Wenn ich eines hätte, wüsste ich längst, weshalb mir dieses Haus so bekannt vorkommt. Irgendwo habe ich es schon mal gesehen. Egal, wird mir schon noch einfallen. Übrigens bin ich ein guter Beobachter von Körpersprache. Deshalb kann ich dir auch sagen, dass du keine sexuelle Beziehung mit deinem Boss hast.«
»Das wusste ich schon.«
»Ich wollte es nur erwähnen, weil es ja fast schon ungewöhnlich ist.«
»Das ist ein Klischee«, protestierte Melanie.
»Mag sein. Aber wo wir gerade von Sex mit älteren Männern reden …«
»Das tun wir doch überhaupt nicht!«
»… sollten wir doch nochmal die Nacht im Asbest thematisieren.«
»Nö!«
Hauser nahm die Abfuhr gelassen entgegen und wechselte zum Fall zurück. »Fassen wir mal zusammen. Wir haben ein Ehepaar, er Frührentner, sie Hausfrau. Dann eine Witwe und eine iranische Studentin, sowie einen Postboten. Dieses Haus verbindet sie also. Aber was verbindet sie mit Schneiders Mandanten? Kennst du übrigens seinen Namen?«
»Den hat er mir auch nicht verraten. Ich schätze, er konnte sich nicht schnell genug einen ausdenken.«
»Eine Möglichkeit wäre, dass der mysteriöse Mandant mal hier gewohnt hat und daher die fünf kennt. Vielleicht gehört ihm das Haus, und sie waren seine Mieter.«
»Ich hätte auch gern einen Vermieter, der mich in seinem Testament bedenkt.« Melanie stieß einen ungeduldigen Schnaufer aus. »Haben wir eigentlich nicht lange genug diese Hauswand angestarrt? Wir könnten doch Ihren Freund bei der Polizei um Hilfe bitten.«
»Ich muss sparsam mit Lessings Gefallen umgehen, weil seine Chefin nicht unbedingt ein Fan von mir ist. Ich warte lieber bis zuletzt, bevor ich ihn um Hilfe bitte.« Unvermittelt ging Hauser los, überquerte die Straße wieder und drückte die unverschlossene Haustür auf. Er trat in den Hauseingang und ließ seinen Blick kurz über die öffentlichen Aushänge an der Wand, die Prospektstapel auf dem Fußboden und die Reihe der Briefkästen schweifen. Ungeniert hob er die Deckel bei allen verschwundenen Mietparteien und linste in die Kästen hinein. »Sie haben keine Post.«
»Liegt wohl daran, dass ihr Briefträger verschwunden ist.«
Er kontrollierte noch zwei andere Briefkästen. »Die anderen Mieter haben Post bekommen.«
»Was schließen Sie daraus?«
»Jemand hat ihre Post abgeholt.«
»Vielleicht haben sie einen Nachsendeantrag gestellt, oder sie lassen ihre Post für bestimmte Zeit in der Filiale sammeln.«
»Möglich«, gab Hauser zu und ging nach draußen. Melanie hob genervt die Arme und folgte ihm. Sie wünschte, er würde diese abrupten Richtungswechsel ankündigen oder – noch besser – ganz unterlassen. »Okay, was jetzt?«, fragte sie, als sie vor dem Haus standen.
Hauser blickte die Straße entlang und entdeckte das Wasserhäuschen an der Ecke. Er bedeutete Melanie mitzukommen.
»Das ist ja wohl nicht Ihr Ernst?«, empörte sie sich und musterte den buntbedruckten Kiosk, auf den sie zusteuerten. »Sind Sie etwa einer dieser dauerbesoffenen Philip-Marlowe-Schnüffler? Ach, was frag ich! Schließlich habe ich Sie in dem Zustand kennengelernt.«
»Ich wünschte, du würdest mich endlich duzen«, rief Hauser über seine Schulter hinweg.
»Das müssen Sie sich erst verdienen.«
Sie näherten sich dem Wasserhäuschen und hörten schon von Weitem die Männer davor.
»Ei wennde schonnema son Zebra midde Hand gefange hast, dann bisde fit!«
»Klappe, Richie!«
»Ei isch hadd doch die Fischvergiftung!«
Die drei Endvierziger befeuerten sich mit Badesalz-Zitaten, als seien dies noch die Neunziger.
»Morgen«, grüßte der Detektiv die Männer, die sich an ihren Bierflaschen festhielten.
»Moin«, antwortete der Besitzer und musterte Hauser misstrauisch.
Der Detektiv wies auf das Haus, auf das man von dem Wasserhäuschen einen hervorragenden Blick hatte. »Ein paar Freunde von mir sind gestern Morgen in den Urlaub gefahren und haben mich irgendwie vergessen.«
Die Männer schauten ihn ausdruckslos an. Sie wollten ihr Interesse an seiner Geschichte nicht zugeben, aber Hauser wusste, dass er sie bereits am Haken hatte. »Also es war ziemlich früh und möglicherweise war ich auch ein oder drei Stunden zu spät am Treffpunkt. Habt ihr die Leute vielleicht wegfahren sehen?«
Der Kioskbetreiber wechselte einen Blick mit seinen Stammkunden. »Wer bistn du überhaupt?«, fragte er, während seine Augen an Hauser herabfuhren.
Der betrunkenere der beiden Gäste nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. »Du kannst bei uns bleibe, Schätzche, abber der Thomas-Magnum-Schnauzer geht weiter.« Sein Kollege brach in ein Gackern aus, das sich nach wenigen Sekunden in einen Hustenanfall verwandelte.
»Leute, ihr habt das Prinzip falsch verstanden«, erklärte Hauser freundlich. »Ihr könnt euch nicht für sie schönsaufen. Nur sie könnte sich euch schönsaufen, aber die erforderliche Menge würde sie nicht vertragen.«
Für einen Moment herrschte Totenstille an dem Wasserhäuschen. Melanie war bereit, zum Jaguar loszuspurten, doch in diesem Moment brachen die Männer in schallendes Gelächter aus.
»Das war ein guter«, sagte der Betreiber, ließ einen Kronkorken durch die Luft kreiseln und stellte eine Flasche vor Hauser. »Geht uffs Haus.«
Melanie schob sich lächelnd vor. »Was mein Vater zu sagen versucht, ist, dass er dringend wissen muss, wann und mit welchem Wagen seine Bekannten abgereist sind.«
»Das klingt fer mich so, als wolle die den net unbedingt dabeihabbe.«
Melanie beugte sich vor und flüsterte: »Bitte, wenn wir sie nicht finden, kann er nicht