Klein-Doritt. Charles Dickens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Klein-Doritt - Charles Dickens страница 55

Автор:
Серия:
Издательство:
Klein-Doritt - Charles Dickens

Скачать книгу

habe nie davon gehört.«

      »Ich weiß es wohl. Ich fragte Ihre Mutter, Sir. Sie hat zu viel Charakter, um sich eine Profitgelegenheit entgehen zu lassen.«

      »Angenommen jedoch, ich gehörte zu den Clennams von Cornwall?«

      »So hätten Sie von etwas gehört, was Ihnen von Nutzen wäre.«

      »Wirklich! Ich habe wenig genug in letzter Zeit gehört, was mir von Nutzen wäre.« »Da ist in Cornwall ein herrenloses Gut für einen Spottpreis zu haben, namentlich für einen Cornwalleser Clennam«, sagte Pancks, indem er sein Notizbuch aus der Brusttasche nahm und es wieder einsteckte. »Ich biege hier ein und wünsche Ihnen gute Nacht!« »Gute Nacht!« sagte Clennam. Aber das Schleppboot lichtete plötzlich die Anker, und durch keine Last im Schlepptau beschwert, prustete es bereits in der Ferne. Sie hatten Smithfield durchschritten, und Clennam stand nun allein an der Ecke von Barbican. Er hatte nicht die Absicht, diesen Abend in dem unheimlichen Zimmer seiner Mutter zu erscheinen, und würde sich in einer Wildnis nicht gedrückter und verlassener gefühlt haben als an diesem Ort. Er ging langsam die Aldersgate Street hinab und brütete auf dem Wege nach St. Pauls vor sich hin. Er hatte die Absicht, nach einer der großen Durchfahrten zu gehen, da dort Licht und Leben war, als eine Masse Volks auf demselben Trottoir ihm entgegenströmte, und er auf die Seite an einen Laden trat, um sie vorüber zu lassen. Als sie in seine Nähe kamen, entdeckte er, daß sie sich um etwas drängten, das mehrere Männer auf den Schultern trugen. Er sah bald, daß es eine Tragbahre war, die in der Eile aus einem Fensterschließladen oder etwas Ähnlichem gemacht worden; eine darauf liegende Gestalt, die Gesprächsabfälle der Masse, ein schmutziges Bündel, das ein Mann trug, und ein schmutziger Hut, den ein anderer trug, sagten ihm, daß ein Unglücksfall geschehen sein müsse. Die Tragbahre hielt unter einer Laterne, ehe sie ein halbes Dutzend Schritte an ihm vorüber war, um die Last zurechtzurücken; und da die Menge auch hielt, so befand er sich mitten in dem Zuge. »Ein Unglücklicher, der nach dem Hospital gebracht wird?« fragte er einen alten Mann, der kopfschüttelnd neben ihm stand und dadurch ein Gespräch einleitete. »Ja«, sagte der Mann, »durch die Eilpost da. Sie sollte gerichtlich verfolgt und bestraft werden, die Eilpost da. Sie fährt in gesprengtem Trab aus Lad Lane und Wood Street, zwölf bis vierzehn Meilen in der Stunde, die Eilpost da. Es ist nur ein Wunder, daß nicht öfter Menschen von der Eilpost da getötet werden.« »Der Mensch ist doch hoffentlich nicht getötet?« »Ich weiß nicht«, sagte der Mann, »es liegt nicht am guten Willen der Eilpost da, wenn es nicht der Fall ist.« Als der Sprecher seine Arme kreuzte und sich's bequem machte, um seine Schmähung der Eilpost da an alle Unterstehenden, die seinen Worten Gehör schenken wollten, zu richten, stimmten ihm mehrere aus lauter Teilnahme an dem Leidenden zu; einer sagte zu Clennam: »Sie sind eine öffentliche Plage, die Eilposten da, Sir«; ein anderer: »Ich sah vergangene Nacht einen Wagen nur einen halben Zoll vor einem Knaben anhalten«; ein dritter: »Ich sah einen Wagen über eine Katze rollen, Sir – und es hätte ebensogut Ihre eigne Mutter sein können«; und sie gaben ihm zu verstehen, daß, wofern er zufällig einen öffentlichen Einfluß besäße, er ihn nicht besser als gegen die Eilpost anwenden könne. »Nun, ein geborener Engländer ist dazu da, jeden Abend seines Lebens sein Leben gegen die Eilpost zu schützen«, fuhr der erste alte Mann fort, »und er weiß, wenn sie um die Ecke kommt, um ihm ein Glied vom andern zu reißen. Aber was können Sie von einem armen Fremden erwarten, der nichts davon weiß.« »Ist es denn ein Fremder?« sagte Clennam sich vorbeugend, um nach ihm zu sehen. Mitten unter Antworten, wie »ein Franzose, Sir«, »Portugiese, Sir«, »Holländer, Sir«, »Preuße, Sir«, und andern sich widersprechenden Zeugnissen, hörte er plötzlich eine schwache Stimme in französischer und italienischer Sprache Wasser verlangen. Durch die Reihen der Zuschauer ging statt der Antwort die Bemerkung: »Der arme Mensch, er sagt, er werde es nicht überleben; kein Wunder das!« Clennam bat durchgelassen zu werden, da er den armen Menschen verstehe. Man machte ihm augenblicklich Platz, damit er mit ihm sprechen könne. »Vor allem wünscht er etwas Wasser«, sagte er umherblickend. (Ein Dutzend guter Menschen eilte fort, um welches zu holen.) »Sind Sie schwer verletzt, mein Freund?« fragte er den Mann auf der Tragbahre italienisch. »Ja, Sir; ja, ja, ja. Mein Bein, mein Bein. Aber es freut mich, die alte Musik zu hören, obgleich ich sehr schlimm daran bin.« »Sie sind ein Reisender? Da ist Wasser! Ich will Ihnen welches geben.« Sie hatten die Tragbahre auf einen Haufen Pflastersteine gestellt. Sie stand ziemlich hoch vom Boden ab, und wenn man sie etwas senkte, konnte er den Kopf leicht mit der einen Hand heben und das Glas mit der andern an die Lippen halten. Es war ein kleiner, muskulöser, brauner Mann mit schwarzem Haar, weißen Zähnen und Ohrringen in den Ohren. Wie es schien, ein lebhaftes Gesicht. »So recht. Sie sind Reisender?« »Ja, Herr.« »Fremd in dieser Stadt?« »Gewiß, ganz und gar. Ich kam heute an diesem unglückseligen Abend hier an.« »Woher?« »Von Marseille.«

      »Was sie sagen! Ich gleichfalls! Ich bin beinahe so fremd wie Sie, obgleich ich hier geboren bin; vor kurzem erst kam auch ich aus Marseille. Fassen Sie Mut!« Das Gesicht sah ihn so bittend an, als er nach dem Abwischen aufstand und den Mantel, der die vor Schmerzen sich windende Gestalt bedeckte, wieder über ihn legte. »Ich werde Sie nicht verlassen, bis man besser für Sie gesorgt hat. Mut! Sie werden sich in einer halben Stunde schon weit besser befinden!«

      »Ach! Altro! Altro!« rief der arme, kleine Mann in einem etwas ungläubigen Ton; und als sie ihn aufnahmen, ließ er seine rechte Hand herabhängen, um seinen Zeigefinger verneinend zu drehen.

      Arthur Clennam wandte sich um, und neben der Tragbahre hergehend und bisweilen ein ermutigendes Wort sprechend, begleitete er ihn bis zu dem nahen St.-Bartholomäus-Hospital. Niemand von der Menge als die Träger und er wurden eingelassen; der kranke Mann wurde mit kalter, wissenschaftlicher Art auf einen Tisch gelegt und sorgfältig von einem Chirurgen untersucht, der so nahe zur Hand und so bereit zu erscheinen war, wie das Übel selbst. »Er versteht kaum ein Wort Englisch«, sagte Clennam, »ist er schwer verletzt?«

      »Wir wollen alles zuvor genau nachsehen«, sagte der Chirurg, seine Untersuchung mit geschäftsmäßigem Vergnügen fortsetzend, »ehe wir unsre Meinung aussprechen.«

      Nachdem er das Bein mit einem Finger und zwei Fingern, mit einer Hand und zwei Händen oben und unten, rechts und links, in dieser Richtung und in jener Richtung betastet und über die wichtigen Punkte beifällige Bemerkungen gegen einen andern Herrn gemacht, der hinzugekommen, klopfte der Chirurg dem Patienten zuletzt auf die Schulter und sagte: »Es ist nicht gefährlich. Er wird bald wieder gut gehen. Es ist ein ziemlich schwieriger Fall, aber er soll sich diesmal nicht von seinem Bein trennen müssen.« Clennam verdolmetschte diese Worte dem Patienten, der voll Dankbarkeit war und in seiner ausdrucksvollen Weise mehrere Male die Hand des Dolmetschers und des Chirurgen küßte.

      »Es ist vermutlich eine schwere Verletzung«, sagte Clennam.

      »Ja, ja«, antwortete der Chirurg, mit dem bedächtigen Vergnügen eines Künstlers, der das Werk auf seiner Staffelei betrachtet. »Ja, allerdings. Es ist ein komplizierter Knochenbruch über dem Knie und eine Ausrenkung weiter unten. Beide sind von wundervoller Art.« Er gab dem Patienten einen freundlichen Schlag auf die Schulter, als wenn er wirklich fühlte, daß es ein guter Mensch sei und aller Empfehlung wert, da er sein Bein in einer für die Wissenschaft so interessanten Weise gebrochen.

      »Er spricht französisch?« sagte der Chirurg.

      »O ja, er spricht französisch.«

      »So wird er sich hier nicht verlassen fühlen. – Sie werden nur, wie ein mutiger Bursche, etwas Schmerzen zu ertragen haben, mein Freund, und können dankbar sein, daß alles so gut geht, wie es geht«, fügte er in dieser Sprache hinzu; »bald werden Sie wieder zum Erstaunen aller gehen können. Aber nun laßt uns sehen, ob es sonst nichts gibt und wie unsere Rippen beschaffen sind.«

      Es gab sonst nichts, und unsere Rippen waren gesund. Clennam blieb, bis alles, was geschehen konnte, pünktlich und sorgfältig geschehen war – der arme verspätete Wanderer in einem fremden Land bat ihn eindringlich

Скачать книгу