Isabelle von Bayern. Alexandre Dumas

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Isabelle von Bayern - Alexandre Dumas

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haben, ihre langen Haare jedoch hatte sie geflochten, und so fielen sie ihr über die Brust bis auf das Knie herab. Sie blieb an der Tür stehen, die sich hinter ihr wieder schloss.

      Die Herzogin blieb stumm und regungslos vor dieser weißen und reinen Erscheinung stehen; sie staunte, das junge Mädchen, von dem sie sich ohne Zweifel einen andern Begriff gemacht hatte, so bescheiden und würdig zu sehen. Endlich fühlte sie, dass sie zuerst sprechen müsse und sagte mit zittern der Stimme: »Tritt näher!«

      Odette trat mit niedergeschlagenen Augen, doch ruhiger Stirn näher; drei Schritte vor der Herzoginnen ließen sie sich auf ein Knie nieder.

      »Du bist es also«, fuhr Madame Valentine fort, »die mir die Liebe Monseigneur's entziehen will, und die nun glaubt, Du dürftest nur vor mir niederknien, um meine Verzeihung zu er langen?«

      Odette erhob sich lebhaft, und brennende Röte überzog ihr Gesicht.

      »Ich beugte ein Knie, Madam«, sagte sie, »nicht, damit Ihr mir verzeihen solltet, denn, Dank sei es dem Himmel, ich habe mir gegen Euch nichts vorzuwerfen. Ich beugte ein Knie, weil Ihr eine große Prinzess seid und ich nur ein armes Mädchen bin; jetzt aber, da ich Eurem Range die Ehre erzeugt habe, spreche ich aufrecht mit Euch. Eure Hoheit wollen mich befragen, und ich bin bereit zu antworten.«

      Madame Valentine war auf diese Ruhe nicht gefasst; sie begriff, dass nur die Unschuld sie zeigen oder die größte Frechheit sie erheucheln konnte. Sie sah die schönen lichtblauen Augen, durch die man bis auf den Grund ihres Herzens blicken zu können schien, und fühlte, dass dieses Herz rein sein müsse, wie das der Heiligen Jungfrau. Die Herzogin von Touraine war gut; das erste Gefühl italienischer Eifersucht, das sie handeln und sprechen ließ, verschwand, sie reichte Odette die Hand und sagte mit unbeschreiblicher Sanftmut der Stimme: »Komm!«

      Dieser Wechsel im Ton und Wesen der Herzogin brachte bei dem armen Mädchen eine plötzliche Umwandlung hervor. Sie hatte sich gegen den Zorn, aber nicht gegen die Milde gewaffnet. Sie nahm die Hand der Herzogin und heftete ihre Lippen darauf.

      »Ach«, sagte sie schluchzend, »ich schwöre es Euch, es ist nicht meine Schuld. Er kam zu meinem Vater als ein einfacher Stallmeister des Herzogs von Touraine, unter dem Vorwand, Pferde für seinen Gebieter zu kaufen. Ich sah ihn! Er ist so schön! Ich betrachtete ihn ohne Arg, denn ich hielt ihn für Meinesgleichen. Er trat zu mir und redete mich an. Nie hatte ich eine so sanfte Stimme gehört, oder höchstens in meinen Kinderträumen, als noch die Engel zu mir herabstiegen. Ich wusste nichts, weder dass er verheiratet, noch dass er Prinz, noch dass er Herzog sei. Hätt' ich gewusst, dass er Euer Gemahl sei, hätt' ich Euch so schön und prächtig gekannt, als Ihr seid, dann hätt' ich gleich gesehen, dass er sich nur über mich lustig mache, aber jetzt hab' ich alles gesagt: er hat mich nie geliebt – und ich – lieb' ihn nicht mehr!«

      »Armes Kind«, sagte Valentine, sie betrachtend, »armes Kind, das Du sagst, ihn geliebt zu haben, und nun glaubt, ihn vergessen zu können!«

      »Ich habe nicht gesagt, dass ich ihn vergessen würde«, erwiderte Odette traurig, »nur dass ich ihn nicht mehr lieben würde; denn man kann nur seines Gleichen lieben, man kann nur einen Mann lieben, dessen Weib man werden kann. Ach, gestern, gestern, als ich ihn bei dem prächtigen Zuge und in der funkelnden Kleidung erblickte; als ich Zug für Zug den Ludwig, den ich für den meinigen hielt, als Ludwig Herzog von Touraine er kannte, der Euch gehört, ach, da glaubt' ich, das schwör' ich Euch zu, dass ein böser Zauber auf mir laste, und dass meine Augen mich täuschten. Er sprach, und ich hörte auf zu atmen und zu leben, um zu hören. Es war eine Stimme. Er sprach mit der Königin. Ach, die Königin!«

      Odette zitterte krampfhaft, und die Herzogin erbleichte.

      »Hasst Ihr nicht die Königin?« fügte Odette mit einem Schmerz hinzu, der sich unmöglich beschreiben lässt.

      Madame Valentine drückte lebhaft ihre Hand auf den Mund des jungen Mädchens.

      »Still, Kind«, sagte sie; »Madame Isabelle ist unsere Herrin. Gott hat sie uns zu unserer Gebieterin gegeben, und wir müssen sie lieben.«

      »Das sagte mir mein Vater auch«, erwiderte Odette, »als ich gestern sterbend nach Haus kam und ihm gestand, dass ich die Königin nicht liebte.«

      Die Augen der Herzogin hefteten sich auf Odette mit dem lebhaftesten Ausdruck der Sanftmut und Güte. In diesem Augenblicke erhob das junge Mädchen schüchtern den Blick; ihre Augen trafen sich, die Herzogin öffnete ihre Arme, Odette sank ihr zu Füßen und küsste ihre Knie.

      »Jetzt hab' ich Dir nichts mehr zu sagen«, sagte Madame Valentine. »Versprich mir, ihn nicht mehr zu sehen, das ist alles.«

      »Das kann ich Euch leider nicht versprechen, Madame, denn der Herzog ist reich und mächtig, und wenn ich in Paris bleibe, kann er bis zu mir dringen, und wenn ich mich von hier entferne, mich verfolgen; ich darf Euch daher nicht versprechen, ihn nicht wiederzusehen. Aber ich kann Euch schwören, zu sterben, wenn ich ihn gesehen habe.«

      »Du bist ein Engel«, sagte die Herzogin, »und ich würde einiges Glück auf dieser Welt hoffen, wenn Du mir verspricht, für mich zu Gott zu beten.«

      »Gott für Euch bitten, Madame! Seid Ihr nicht eine jener glücklichen Prinzessinnen, deren Pate eine gütige Fee war? Ihr seid jung, schön, mächtig, und es ist Euch erlaubt, ihn zu lieben.«

      »Dann bete zu Gott, dass er mich liebe.«

      »Ich werde es versuchen«, sagte Odette.

      Die Herzogin nahm eine kleine silberne Pfeife, die auf dem Tische lag, und pfiff. Bei diesem Rufe erschien derselbe Diener, welcher Odette eingelassen hatte, und öffnete die Tür.

      »Führe dies junge Mädchen nach ihrer Wohnung zurück«, sagte die Herzogin, »und behüte sie vor jedem Unfall. Odette«, fügte sie hinzu, »bedürftest Du jeder Hilfe oder Unterstützung, so komm zu mir.« Dabei reichte sie ihr die Hand, wie einer Schwester.

      »Ich werde jetzt nur noch wenig in der Welt bedürfen«, sagte sie, »aber gewiss denk' ich an Euch, auch ohne dass ich Eurer Hilfe bedarf.«

      Sie neigte sich vor der Herzogin und ging.

      Allein geblieben, setzte sich Madame Valentine, ihr Haupt sank auf die Brust, sie verfiel in tiefes Sinnen. Schon hing sie so ihren Gedanken einige Minuten nach, als die Tür des Kabinettes sich leise öffnete. Der Herzog trat ein, ohne gehört zu werden, näherte sich seiner Gemahlin, ohne dass sie ihn bemerkte, und stützte sich auf die Lehne des Stuhles, auf dem sie saß. Als er nach einigen Augenblicken sah, dass sie ihn noch immer nicht gewahrte, nahm er eine prachtvolle Perlenschnur vom Halse, hielt sie über das Haupt der Herzogin, und ließ sie auf deren Schultern hinabfallen. Valentine stieß einen Schrei aus, erhob das Haupt und sah den Herzog.

      Der Blick, den sie auf ihn warf, war ausdrucksvoll und forschend, aber er hatte sich darauf vorbereitet und hielt ihn lächelnd aus, als wüsste er von dem Vorgefallenen nichts; ja noch mehr, als die Herzogin das Haupt senkte, fasste er sie unter das Kinn, hob ihr den Kopf in die Höhe, drückte ihn sanft hinten über, und zwang sie so, ihn noch einmal anzusehen.

      »Was wollt Ihr von mir, Monseigneur?« sagte Valentine.

      »Es ist wahrlich eine Schande für den Orient« sagte der Herzog, indem er die Perlenschnur, die er seiner Frau geschenkt hatte, nahm und ihr leise damit die Lippen trennte. »Das ist eine Schnur, die mir der König von Ungarn, Sigismund von Luxemburg, wie ein wahres Wunder schickt. Er glaubt mir ein kaiserliches Geschenk zu machen, und ich habe weißer,

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