Isabelle von Bayern. Alexandre Dumas
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Was die Träger der Sänfte der Herzogin von Touraine betrifft, so waren sie als Mauren gekleidet, hatten geschwärzte Gesichter, trugen weiße Turbane, und reiche Kleider von Seidenstoff. Die Sänfte enthielt an goldnen Geräten, ein Becken, einen großen Topf, zwei Konfektbüchsen, zwei große Schüsseln, zwei Salznäpfe; und an silbernen Gegenständen, sechs Töpfe, sechs Schüsseln, vier und zwanzig Salznäpfe und vier und zwanzig Tassen; das Gewicht an Gold und Silber betrug an zweihundert Mark. Der ganze Wert der sämtlichen Geschenke betrug, nach Froissard, sechzigtausend Goldkronen.
Indem die Bürger der Königin diese prachtvollen Geschenke darbrachten, hatten sie die Hoffnung, ihre Gnade zu gewinnen und sie zu bestimmen, ihr Wochenlager in der Stadt Paris zu halten, um dadurch vielleicht eine Verminderung der Abgaben zu erlangen. Aber es kam ganz anders; denn als die Zeit der Entbindung herannahte, führte der König Isabellen mit sich fort, man erhöhte die Salzsteuer und verbot die Silbermünzen von zwölf und vier und zwanzig Denar’s, welche seit der Regierung Karls V. in Umlauf waren. Diese Münzen dienten dem geringen Volke und den Bettlern zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse, und es fehlte daher diesen an dem Notwendigsten.
Diese Geschenke erfreuten übrigens die Königin und Madame Valentine sehr; sie dankten den Überbringern derselben höchst anmutig, und begaben sich dann nach dem Felde der heiligen Catharine, wo für die Ritter Schranken errichtet waren und Gerüste für die Damen zum Zuschauen.
Von den dreißig Rittern, welche an diesem Tage kämpfen sollten4, und die sich die Ritter der goldnen Sonne nannten, weil sie auf ihrem Schilde eine strahlende Sonne hatten, waren bereits neun und zwanzig ganz gerüstet in den Schranken versammelt. Der dreißigste ritt jetzt ein, und alle Lanzen senkten sich: es war der König.
Ein lautes Murmeln verkündete fast zu gleicher Zeit die Ankunft der Königin; sie setzte sich auf die Estrade, die für fiel bereitet war, und hatte an ihrer rechten Seite die Frau Herzogin von Touraine, und an ihrer linken die Mademoiselle von Nevers5. Hinter den beiden Prinzessinnen standen die Herzöge Ludwig und Johann, und wechselten von Zeit zu Zeit einige Worte mit jener kalten Höflichkeit, welche den Leuten eigen zu sein pflegt, welche durch ihre Lage gezwungen sind, ihre Gesinnungen zu verbergen. Als die Königin saß, suchten auch die andern Damen, die nur auf dies Zeichen gewartet hatten, ihre Plätze, und in kurzer Zeit war die ganze Estrade mit Gold- und Silberstoffen, mit Diamanten und Edelsteinen bedeckt.
Die Ritter stellten sich jetzt in Ordnung, der König an ihrer Spitze; auf ihn folgten die Herzöge von Berry, von Burgund und von Bourbon, und auf diese die sechs und zwanzig andern Ritter, nach ihrem Range und ihrer Würde. Einzeln ritten Alle vor der Königin vorüber, neigten vor ihr die Spitze ihrer Lanze bis zu dem Boden, und die Königin grüßte Jeden einzeln.
Als diese Zeremonie beendigt war, teilten sich die Kämpfer in zwei Parteien. Der König nahm den Befehl der einen, der Konnetabel den der andern. Karl führte seine Parthei unter den Balkon der Königin, Clisson die seinige an das entgegengesetzte Ende.
»Monseigneur von Touraine«, sagte der Her zog von Nevers, »ist Euch keine Lust angekommen, Euch unter die edlen Ritter zu mischen, und eine Lanze zu Ehren der Madame Valentine zu brechen?«
»Mein Vetter«, erwiderte trocken der Herzog, »der König, mein Bruder, hat mir erlaubt, morgen der einzige Platzhalter zu sein; nicht im Gemenge, sondern im einzelnen Rennen; nicht Einer gegen Einen, sondern allein gegen Alle will ich die Schönheit meiner Dame und die Ehre, meines Namens verteidigen.«
»Und Ihr könntet hinzufügen, Monseigneur, dass Eines und das Andere durch andere Waffen, als das Kinderspielzeug verteidigt werden dürften, dessen man sich zu solchen Spielen bedient.«
»Ich bin auch bereit, mein Vetter, sie mit den Waffen zu vertreten, deren man sich bedienen wird, mich anzugreifen. An meinem Zelt wird ein Friedens- und ein Kriegsschild hängen. Wer das Erstere berührt, erzeigt mir eine Ehre, wer das Letztere berührt, macht mir ein Vergnügen.«
Der Herzog von Nevers verneigte sich wie jemand, der alles vernommen hat, was er wissen wollte, und das Gespräch damit zu beendigen wünscht. Der Herzog von Touraine schien den Zweck dieser Fragen nicht verstanden zu haben, und spielte nachlässig mit einem der Spitzenstreifen, die von dem Kopfputze der Königin herabhingen.
In diesem Augenblicke ertönten die Trompeten; die Ritter, die dadurch das Zeichen erhielten, dass der Kampf beginnen sollte, schnallten die Schilder fest, legten ihre Lanzen ein, setzten sich fest im Bügel, so dass Jeder bereit war, als der letzte Ton der Fanfare und die Kampfrichter von beiden Seiten der Schranken riefen: »die Zügel los!« Kaum waren diese Worte ausgesprochen, als der Boden unter den Staubwolken verschwand, in deren Mitte es unmöglich war, den Kämpfern zu folgen. Fast in demselben Augenblick hörte man den Lärm der beiden aufeinander treffenden Parteien. Die Schranken erschienen jetzt den Zuschauern wie ein wogendes Meer von Gold und Stahl. Von Zeit zu Zeit sah man hier oder dort einen bekannten Helmschmuck auftauchen, aber fast alle Waffentaten dieses ersten Zusammentreffens waren verloren, und erst als die Trompeten zum Rückzuge bliesen, konnte man erkennen, auf welcher Seite der Vorteil sei. Acht berittene und gerüstete Ritter blieben noch um den König; es waren der Herzog von Burgund, Messire Wilhelm von Namur, Mesire Guy von Trimouille, Messire Johann von Harpedanne, der Baron von Saint-Very, Messire Reinald von Roye, Messire Philipp von Bar, und Messire Peter von Craon.
Der König hatte wohl einen Augenblick daran gedacht, diesem Letzten wegen des Zornes, den er gegen ihn hegte, das Turnier zu verbieten, aber er überlegte, dass dessen Entfernung die Ordnung stören würde, welche durchaus eine gleiche Zahl erforderte. Nur sechs Ritter waren noch bei dem Konnetabel: Der Herzog von Berry, Messire Johann von Barbangen, der Herr von Beaubanoen, Messire Gottfried von Charny, Messire Johann von Vienne, und der Sire von Coucy. Alle Andern waren entweder aus dem Sattel gehoben und hatten dadurch das Recht verloren, das Pferd wieder zu besteigen; oder sie hatten die Barriere berührt, indem sie vor ihrem Widersacher zurückwichen, und wurden daher als besiegt betrachtet. Die Ehre des erstens Rennens blieb daher dem König, welcher die meisten Ritter behalten hatte. Die Pagen und Stallmeister benutzten diesen Augenblick der Ruhe, um die Schranken zu sprengen, damit der Staub gedämpft würde; die Damen billigten dies sehr, und die Ritter, welche gewiss waren, dass jetzt ihre Tapferkeit gerühmt und gepriesen werden würde, schöpften frischen Muth. Jeder rief seinen Pagen oder Stallmeister, ließ seine Rüstung untersuchen, sein Pferd abwischen, sein Schild festschnallen, und bereitete sich zu neuem Kampfe vor.
Sie durften nicht lange auf das Signal warten. Die Trompeten ertönten zum zweiten Male, die Lanzen wurden eingelegt, und auf den Ruf: »Zügel los!« sprengten die beiden, schon um die Hälfte verminderten Parteien aufeinander ein. Aller Augen richteten sich auf den König und Messire Olivier von Clisson, welche gegen einander rannen. In der Mitte der Schranken trafen sie zusammen. Der König stieß seinen Gegner mitten auf den Schild, so stark und fest, dass die Lanze splitterte, aber obgleich der Stoß gewiss derb war, blieb der alte Krieger doch fest im Bügel und Sattel sitzen, und nur sein Pferd senkte sich etwas auf die Hanken, um sich jedoch beim ersten Spornstoß seines Reiters kräftig wieder zu erheben.
Der Connetable hatte erst seine Lanze eingelegt, wie um den König zu bedrohen; als er aber den selben erreichen konnte, hob er die Spitze empor, und deutete so an, dass er es für eine Ehre halte, gegen seinen König zu rennen, ihn aber zu sehr achte, um ihn auch nur im Spiele zu treffen.
»Clisson, Clisson«, sagte der