Isabelle von Bayern. Alexandre Dumas
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Diesmal erfolgte die Antwort so schnell, dass man sie für ein Echo hätte halten können, nur geschah es mit einer jener langen Kriegstrompeten, deren, man sich bloß im Kampfe bediente, und deren schmetternder Ton die Feinde erschrecken sollte. Jedermann erbebte, und Madame Valentine bekreuzte sich mit großer Furcht, indem sie sagte:
»Mein Herr und Heiland, habe Barmherzigkeit mit mir!«
Alle Augen richteten sich auf die Tür, welche sich öffnete, um einen Ritter einzulassen, der alle Waffen trug, welche zu einem ernsten Kampfe erforderlich sind, nämlich eine starke Lanze, eines jener langen Schwerter, dessen man sich mit einer, wie mit beiden Händen bedienen konnte, und eine Streitaxt. Der Schild, den er trug, entsprach durch seine Devise der des Herzogs von Touraine, welche, wie erwähnt, in einem Knotenstocke, mit der Umschrift: »ich fordere heraus!« bestand. Der Schild des ebenerwähnten Ritters zeigte einen Hobel, dazu bestimmt, die Knoten abzuhobeln, mit der Umschrift: »ich nehme es an.«
Jeder richtete die Augen auf den Ritter, mit der Neugier, die ein ähnlicher Umstand immer er weckt; aber sein Visier war fest geschlossen und kein heraldisches Zeichen verriet seinen Namen; nur sein Helm trug einen Schmuck, der seine Geburt oder seine Würde bezeichnete, nämlich eine Grafenkrone von reinem Golde.
Indem er in die Schranken einritt, ließ er sein Pferd mit jener anmutigen Leichtigkeit manövrieren, welche den mit den Waffen vertrauten Ritter verrät. Vor dem königlichen Balkon angelangt, neigte er den Kopf bis zu der Mähne seines Streithengstes, und begleitet von tiefem Schweige ritt er dann zu dem Zelte des Herzogs von Touraine. Heftig stieß er hier mit der Spitze eine Lanze gegen den Kriegsschild des edlen Platzhalters. Der Todesruf ertönte von einem Ende der Schranken bis zu dem andern; die Königin wurde blass und Madame Valentine stieß einen Schrei aus.
Ein Stallmeister des Herzogs von Touraine erschien so gleich am Eingange des Zeltes, zu sehen welche Verteidigungs- und Angriffs-Waffen der Ritter habe. Dann grüßte er ihn artig, sagte: »Es soll geschehen, wie Ihr verlangt«, und trat in das Zelt zurück.
Der Ritter erreichte das Ende der Schranken wo er warten musste, bis der Herzog von Touraine sich gerüstet hatte. Nach zehn Minuten schon erschien dieser; er trug dieselbe Rüstung, wie früher ritt aber ein frisches, kräftiges Pferd. Er hatte wie sein Gegner, eine starke Lanze mit eiserner Spitze, ein langes Schwert an der Seite, und ein Streitaxt am Sattelknopfe hängen. Alle diese Waffen waren der Rüstung ähnlich, kostbar wie diese und mit Gold und Silber verziert.
Der Herzog von Touraine gab mit der Hand ein Zeichen, dadurch anzudeuten, dass er bereit sei; die Trompeten ertönten, die Gegner legten ihre Lanzen ein, pressten sie fest unter den Arm, spornten ihre Pferde, und sprengten mit aller Gewalt auf einander zu; mitten auf der Bahn trafen sie sich, so sehr lag Jedem daran, seinen Gegner zu erreichen.
Jeder der beiden Kämpfer hatte sich dabei tapfer und gut benommen, denn die Lanze des fremden Ritters traf den Helm des Herzogs von Touraine, riss ihm denselben vom Kopfe und warf ihn zehn Schritt rückwärts. Die Lanze des Herzogs von Touraine hatte den fremden Ritter auf die volle Brust getroffen, die Halsberge durchbohrt, war dann auf die Rüstung getroffen, davon ausgeglitten, und hatte den linken Arm in der Achselhöhle verwundet. Die Spitze der Lanze war dabei abgebrochen und in der Halsbeuge stecken geblieben.
»Monseigneur von Touraine«, sagte der fremde Ritter, »ich bitte, setzt einen andern Helm auf, während ich mir diese Lanzenspitze herausziehe, die mich nicht verwundet, mir aber unbequem ist.«
»Ich danke, mein Vetter von Nevers«, erwiderte der Herzog, denn er hatte ihn an dem glühenden Hasse erkannt, den auch er gegen ihn hegte, »ich danke. Ich gebe Euch volle Zeit, Euern Arm verbinden zu lassen, aber ich werde den Kampf so fortsetzen.«
»Es sei, wie Ihr wollt, Monseigneur; da aber ein Kampf ebenso gut mit einem Stück Eisen in der Halsberge, als mit unbehelmtem Haupte fortgesetzt werden kann, bedarf ich nicht mehr Zeit, als nötig, diese Lanze wegzuwerfen und dies Schwert zu ziehen.« Mit dem Wort vereinigte er die Tat, und hatte im Nu das Schwert in der Hand.
Der Herzog von Touraine folgte seinem Beispiele, ließ die Zügel seines Pferdes fallen, und bedeckte sein Haupt mit dem Schilde; der Graf von Nevers ließ den linken Arm hängen, da er sich desselben nicht mehr bedienen konnte. Die Stallmeister, welche sich genähert hatten, ihren Gebietern beizustehen, zogen sich zurück, als sie die Fortsetzung des Kampfes sahen.
In der Tat hatte auch dieser mit erneuter Gewalt begonnen. Der Graf von Nevers kümmerte sich wenig darum, dass er seinen linken Arm nicht brauchen konnte, vertraute der Festigkeit seiner Rüstung und bot sich ganz den Streichen seines Gegners dar. Er seinerseits griff unablässig das unbedeckte Haupt seines Gegners an, das nur noch durch den Schild geschützt wurde, und jeder seiner Hiebe fiel auf den Schild mit einem Getöse, wie der Hammer auf den Amboss. Der Herzog von Touraine, der noch ausgezeichneter durch seine Gewandtheit und Geschicklichkeit war, als durch seine Kraft, sprengte um den Grafen von Nevers herum, und suchte mit dem Schwerte die Fugen von dessen Rüstung zu treffen, indem er mit der Spitze angriff, da er mit der Schneide nicht hoffte durchzukommen. Rings umher herrschte tiefes Schweigen; man hörte nichts, als die Berührung des Eisens mit dem Eisen; man hätte sagen mögen, dass die Zuschauer sich zu atmen fürchteten, und dass all ihr Leben sich in die Augen gedrängt habe. Die allgemeine Teilnahme sprach sich aber nur für den Herzog von Touraine aus, da Niemand den Namen seines Gegners kannte. Der Kopf des Herzogs von Touraine, der durch sein Schild beschattet wurde, konnte einem Maler als Modell für den Erzengel Michael dienen; der sorglose Charakter seines Gesichtes war verschwunden; seine Augen sprühten Flammen, seine Haare flogen wie ein Heiligenschein um sein Haupt, und seine Lippen ließen das blendende Weiß seiner Zähne sehen. Es durchlief daher auch mit jedem Streiche, den sein furchtbarer Gegner auf ihn führte, ein Beben die ganze Versammlung, als hätte jeder Vater für seinen Sohn, jedes Mädchen für ihren Geliebten zu fürchten.
In der Tat verschwand auch der schützende Schild allmählich, denn jeder Streich riss ein Stück davon hinweg, als wär’ er von Holz; bald spaltete er sich in der Mitte, und der Herzog fühlte die Streich die bisher auf den Schild gefallen waren, auf seinem Arme; endlich gleitet ein Hieb an seinem Arm entlang, traf den Kopf und ritzte ihm leicht die Stirn.
Der Herzog von Touraine sah jetzt ein, da sein Schild ihm keinen Schutz mehr gewähre, dass sein Schwert zu schwach sei gegen die Rüstung seines Gegners; er ließ sein Pferd einen gewaltig Satz zurück tun, warf mit der linken Hand seinen Schild, mit der rechten sein Schwert weit von sich und ergriff mit beiden Händen die schwere Streitaxt, die an seinem Sattelknopfe hing. Dann sprengte er auf den Grafen von Nevers ein, ehe dieser seine Absicht noch ahnen konnte, und versetzte ihm einen solchen Schlag auf den Helm, dass die Visierbänder sprangen und der Graf von Nevers ohne enthelmt zu sein, sein Gesicht entblößt sah, er senkte den Kopf, und der Helm fiel herab. Ein allgemeiner Schrei der Überraschung ertönte, als man ihn erkannte.
In eben dem Augenblicke, als er sich fest in den Bügel stellte, um Streich für Streich zu geben, flogen die Stäbe beider Kampfrichter zwischen die Streiter herab, und die kräftige Stimme des Königs rief: »es ist genug, Ihr Herren! Es ist genug!«
Bei dem Streiche des Grafen von Nevers, und als sie das Blut über das Gesicht des Herzogs rinnen sah, war Madame Valentine in Ohnmacht gefallen, und die Königin ergriff bleich und zitternd den Arm des Königs und bat:
»Lasst enden, Monseigneur, um