141. Das Geheimnis der Moschee. Barbara Cartland

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141. Das Geheimnis der Moschee - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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sie schon im Kindergartenalter sprechen. Dafür hat Papa gesorgt.«

      Mrs. Beverly wußte, daß ihre Tochter die Wahrheit sagte. Ihr Gatte war einer der größten Experten, was das Türkische, Arabische und deren viele Dialekte betraf.

      Er hatte Wert darauf gelegt, daß sein Kind sich nicht nur in der klassischen Hochsprache verständigen konnte, die in allen Teilen der arabischen Welt gesprochen wurde, sondern auch die Dialekte verstand, in denen sich die verschiedenen Stämme unterhielten und die er meisterhaft beherrschte.

      »Wenn du ein Junge wärst«, sinnierte Mrs. Beverly jetzt, »dann wäre alles viel einfacher. Gerade weil ich immer zu Hause sitzen mußte, weiß ich, wie sehr dir diese Reise gefallen würde, aber unglücklicherweise, mein Liebling, bist du ein Mädchen und ein äußerst attraktives dazu.«

      Rozella setzte sich wieder zu ihrer Mutter.

      »Wir sollten wirklich darüber nachdenken, Mama«, riet sie. »Nichts ist unmöglich, wie wir beide wissen. Und diese fünfhundert Pfund wären wirklich die Lösung all unserer Probleme.«

      »Was sagst du da? Wovon redest du überhaupt?« fragte Mrs. Beverly.

      »Ich überlege mir gerade, wie ich es anstellen könnte, an Papas Stelle zu reisen, während du hierbleibst und ihn gesund pflegst.«

      »Das ist purer Unsinn, das weißt du genau!« brauste Mrs. Beverly auf. »Wie könntest du allein nach Konstantinopel reisen und von dort zusammen mit Lord Merwyn nach weiß Gott wohin?«

      »Wenn Papa das kann, kann ich es auch«, behauptete Rozella selbstsicher.

      »Mit deinem Aussehen?« fragte Mrs. Beverly. »Das ist doch lächerlich. Du bist viel zu hübsch, mein Liebling. Du kannst auf keinen Fall allein verreisen, noch nicht einmal nach London.«

      »Das heißt also«, folgerte Rozella langsam, »wenn ich alt und häßlich wäre und eine Brille trüge, würde mich niemand belästigen.«

      »Deswegen wärst du trotzdem eine Dame«, widersprach ihre Mutter, »und Damen reisen nicht allein.«

      »Sie müssen aber auch allein im Sarg liegen, wenn sie verhungert sind.«

      Mrs. Beverly wandte den Blick von ihrer Tochter ab, als wäre ihr eben erst aufgefallen, wie dünn sie war und wie sehr ihre Wangenknochen und Handgelenke hervortraten. Und als würde sie jetzt begreifen, wie ernst es ihrer Tochter mit ihren Plänen war, erklärte sie eilig: »Gut, wir werden das Haus verkaufen. Ich bin überzeugt, daß wir etwas Kleineres finden, das genauso gemütlich ist.«

      »Nein, Mama«, widersprach Rozella fest. »Das werden wir nicht tun. Wir werden mutig sein. Vielleicht ist mein Plan ein wenig unkonventionell, aber du wirst dich damit abfinden müssen, daß nichts auf dieser komplizierten Welt vollkommen ist!«

      »Wenn du damit auf eine Reise nach Konstantinopel anspielst«, sagte Mrs. Beverly schnell, »die werde ich keinesfalls zulassen! Verstehst du, Rozella? Das ist ganz und gar ausgeschlossen!«

      »Warte einen Augenblick, Mama, ich möchte dir etwas zeigen«, beschwichtigte Rozella.

      Sie sprang auf und lief aus dem Zimmer. Ihre Mutter sah ihr nach, ängstlich und überrascht zugleich.

      Als sie allein war, erhob sich Mrs. Beverly ebenfalls, ging zum Tisch und betrachtete den Scheck über fünfhundert Pfund, wie es ihre Tochter kurz zuvor getan hatte. Sie wußte nur zu gut, daß vor ihr die Lösung all ihrer Finanzprobleme lag, das Ende jener Verzweiflung, die Tag für Tag, Nacht für Nacht gewachsen war.

      Im oberen Stockwerk lag ihr Mann in jenem Bett, das sie seit ihrer Hochzeit - wie ihr Glück - geteilt hatten. Als sie mit ihm durchgebrannt war, zählte sie erst achtzehn Jahre.

      Er war als junger Tutor, der jüngste an der ganzen Universität Oxford, in ihr Elternhaus gekommen, um ihren Bruder zu unterrichten. Von dem Augenblick an, in dem sie ihn sah, wußte Elizabeth, daß nichts in ihrem sicheren, aristokratischen Leben wichtiger war als ihre Liebe zu Edward Beverly. Nicht nur, daß er der bestaussehende Mann war, der ihr je begegnet war, es war viel mehr als das. Es war die Begegnung zweier Menschen, die seit Anbeginn der Zeiten füreinander bestimmt waren. Edward Beverly glaubte, daß sie sich schon in Tausenden von Leben begegnet waren, um diesmal vereint zu werden. Ihr Glück war unermeßlich, trotz ihrer bitteren Armut.

      Edward Beverly hatte sich durch seine außerordentliche Kenntnis der Sprachen des Nahen Ostens in der akademischen Welt schon früh einen Namen gemacht. Er hatte viele Reisen unternommen, und im Alter von zweiunddreißig Jahren war ihm eine Professur in Oxford übertragen worden. Auch im Außenministerium wurde er wegen der wertvollen Informationen, die er von seinen Reisen mitgebracht hatte, geschätzt.

      Sein Vater hatte ihn mit einer kleinen Summe unterstützt, und wenig später beerbte Edward ihn. Es war allerdings keine große Erbschaft, und er brauchte das Geld, um seine Familie zu versorgen. Er machte sich über seine Ausgaben nicht allzu viel Gedanken, er wollte einfach seiner Frau alles bieten, was sie sich nur wünschte. Dabei erkannte er nicht, daß sie nur eines von ihm wollte - seine Liebe.

      Als Edward Beverly dem Außenminister einmal Bericht über einen Mann erstattete, der unter dem Verdacht stand, im Dienst der russischen Regierung zu stehen, wurde er Lord Merwyn vorgestellt. Dieser war sehr von Edward Beverlys Kenntnissen beeindruckt und überredete ihn zu einer gemeinsamen Reise nach Nordafrika, wo sie versuchen wollten, unerkannt nach Algerien zu gelangen.

      Nach der Rückkehr von dieser Expedition, die ein voller Erfolg wurde, bat man Edward Beverly, einen jungen Mann zu unterrichten, dessen Vater darauf hoffte, daß er die Universität nicht ohne Abschluß verließ. Wenig später wurde Edward Beverly in Sir Robert Whiteheads wunderschönem Haus in Oxford einquartiert. Als er der Tochter dieses Mannes, Elizabeth, begegnete, wußte er, daß seine Wanderjahre vorüber waren. Zugleich wollte er aber nicht müßig bleiben, und so begann er, Bücher über die verschiedenen Kulturen zu schreiben, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte. Er beschrieb Dinge, die bis dahin noch niemals aufgezeichnet worden waren.

      Lord Merwyn wollte sich aber nicht damit abfinden, daß Edward Beverlys ruhiges Leben seine eigenen Pläne durchkreuzte, und so lockte er ihn von Zeit zu Zeit fort auf abenteuerliche und gefährliche Missionen, auf denen sie immer wieder in Lebensgefahr schwebten. Zwar genoß Edward Beverly diese Reisen durchaus, aber er wußte, daß seine Gattin während seiner Abwesenheit sehr litt. Deshalb hatte er versprochen, als er nach seiner zweiten Algerien-Reise, von der er um ein Haar überhaupt nicht zurückgekehrt wäre, seine weinende Frau in den Armen hielt: »Ich werde dich nie wieder verlassen, mein Liebling.«

      Das Gleiche hatte er auch seiner fünfzehnjährigen Tochter erklärt, und er hatte es auch so gemeint.

      Jetzt, dachte Mrs. Beverly, zerstörte Lord Merwyn schon wieder ihr Glück und ihren Frieden. Sie würde sich wieder ängstigen müssen. Aber dann ermahnte sie sich, daß sie Rozellas Vorschlag, anstelle ihres Vaters zu fahren, nicht ernst nehmen durfte.

      »Wie kann sie etwas so Absurdes überhaupt nur denken?« fragte sie laut.

      In diesem Augenblick kehrte Rozella in das Zimmer zurück.

      Sie hatte es in einem hübschen Kleid verlassen, dessen Grünton gut zu ihren Augen paßte. Jetzt trug sie einen grauenhaften Regenmantel, den, wie Mrs. Beverly erkannte, ihr Mann immer mitnahm, wenn er eine Expedition in unbekannte Weltgegenden antrat. Aber nicht nur durch die Kleidung wirkte sie wie verwandelt, auch ihr Gesicht hatte sich verändert. Es war nicht mehr das eines jungen Mädchens, das die Blicke aller

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