Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Box 14 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Box

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kam Dr. Cornelius herein. Er brachte ihm noch eine Karaffe Wasser. »Es ist ein besonderes Wasser«, erklärte er. »Von unserer Quelle. Es hat schon vielen geholfen.«

      Peter nicht, dachte Ralph, aber als Dr. Cornelius dann auch gegangen war, trank er davon, erst ganz kleine Schlucke, dann gierig. Er streckte sich aus, sein Körper entspannte sich, der beengende Druck wich, seine Augen fielen zu.

      Er wußte nicht, wie spät es war, als er träumte, daß Peter seinen Namen rief. Er schrak empor. Die matte Lampe brannte. Er sah Peter kerzengerade in seinem Bett sitzen. Er hatte nicht geträumt. Peter wiederholte seinen Namen mehrmals mit einer Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien.

      Er sprang aus dem Bett und eilte die paar Schritte zu ihm. Peter blickte ihn mit starren Augen an. »Ralph, Ralph«, sagte er wieder.

      »Ich bin da, Peter«, erwiderte er und drückte den Kranken sanft auf das Kissen zurück.

      »Wir sind wieder beisammen. Es ist alles wie früher«, murmelte Peter.

      »Es ist alles wie früher, kleiner Bruder«, sagte Ralph tiefbewegt. »Was kann ich für dich tun?«

      »Stefanie, du mußt dich um Stefanie kümmern. Ich bin krank, Ralph. Vielleicht werde ich nie mehr gesund werden. Diesen Schmerz kann man nicht lange ertragen.«

      »Hast du Schmerzen?« fragte Ralph.

      »Jetzt nicht, aber sie kommen immer wieder. Ich kann nicht mit Stefanie spazierengehen. Es ist nicht nur der Arm wie bei Christopher. Aber bei ihm hat es auch sehr lange gedauert, bis er den Arm wieder bewegen konnte. Man muß einfach Geduld haben, viel Geduld, aber ich will einfach nicht, daß Stefanie sieht, wie schwach ich bin.« Kaum vernehmbar war seine Stimme, als er dann fortfuhr: »Ich vertraue sie dir an. Du mußt all das für sie tun, was ich ihr versprochen habe. Du wirst es tun, Ralph?«

      »Ich werde alles tun, was du verlangst, Peter.«

      »Ich liebe sie sehr. Niemand kann sie so lieben wie ich, aber du wirst ihr Freund bleiben, Ralph.«

      »Ja, ich werde ihr Freund bleiben.«

      »Schwöre es mir.«

      »Ich schwöre es dir, Peter.« Ganz fest umschloß seine Hand die kalte des Kranken, die schwerelos zwischen seinen kräftigen Fingern lag.

      »Es wird wieder alles so wie früher«, murmelte Peter. »Katinka soll mir einen Schokoladenkuchen backen, und das Marzipankonfekt möchte ich haben.« Ralphs Augen begannen noch mehr zu brennen. Der wilde Schmerz drohte seine Brust zu sprengen.

      »Stefanie muß den Ring enger machen lassen«, sagte Peter plötzlich mit ganz klarer Stimme. »Sie darf ihn nicht verlieren. Schick ihr morgen Rosen, rote Rosen, Ralph.«

      Es war eine Ewigkeit her, daß Ralph geweint hatte. Das letzte Mal um seinen Vater. Doch nun rannen ihm dicke Tränen über die Wangen und tropften auf die Bettdecke.

      »Mein kleiner Bruder, mein lieber kleiner Bruder«, flüsterte er, und da sah er ein Lächeln auf Peters Lippen. Und mit diesem Lächeln schlief er ein – diesmal für immer.

      Ralph wollte es nicht glauben. Er drückte auf die Klingel. Dr. Cornelius kam herbeigelaufen.

      »Ich spüre keinen Puls mehr«, stieß Ralph tonlos hervor. Auch Dr. Cornelius spürte ihn nicht mehr. Er richtete sich langsam auf.

      »Er ist eingeschlafen, ohne Kampf, mit einem Lächeln auf den Lippen, Herr Reinhold. Was konnte man ihm sonst noch wünschen.«

      Wie in Trance griff Ralph nach seinen Sachen und ging ins Bad. An der Tür wandte er sich halb um.

      »Stefanie muß es wissen. Sie würde es mir nicht verzeihen, wenn ich bis zum Morgen warte.«

      Aber der Morgen stieg schon empor. Die Sonne schien aus dem See zu tauchen, färbte den Horizont rot, während der Mond noch als dunkelgraue Scheibe am Himmel stand.

      *

      Ralph ging hinüber zu dem Haus, das Dr. Cornelius ihm gezeigt hatte. Er verharrte vor der Tür, um die Kraft zu sammeln, die er jetzt brauchte.

      Da tat sich die Tür wie von selbst auf, und Stefanie stand vor ihm, angekleidet. Seine Hände hoben sich, streckten sich ihr entgegen, und sie legte ihre Hände hinein.

      Sie wußte es in diesem Augenblick. Er brauchte es ihr nicht zu sagen.

      »Er hat nur auf dich gewartet, Ralph«, flüsterte sie. »Dich hat er immer am meisten geliebt.«

      »Nein, dich, Stefanie«, erwiderte er.

      »Ich danke dir für alles, was du für Peter getan hast.«

      Er neigte sich über ihre Hände und küßte sie. Dann legte er seinen Arm um ihre Schultern und führte sie zurück zu dem Haus, in dem Peter mit einem Lächeln auf den Lippen gestorben war. Er ließ sie allein mit ihm, bis der schwarze Wagen kam, in dem er weggebracht wurde, bevor das richtige Leben auf der Insel begann.

      Ralphs Wagen fuhr eine Viertelstunde später diesem nach. Stefanie saß an seiner Seite.

      Es war ein Samstag, und das erste Frühlingsahnen erfüllte die Luft, während die Berge noch in tiefen Schnee gehüllt waren.

      Mario hatte schulfrei und sich wieder mal richtig ausgeschlafen, weil er sonst immer so früh aufstehen muß-te.

      Er kam pfeifend die Treppe herunter, hielt aber erschrocken inne, als er sah, wie seine heißgeliebte Mami sich Tränen aus den Augen tupfte.

      »Warum weinst du, Mami?« fragte er, seine Arme um sie schlingend.

      »Tut dir etwas weh?«

      Dieses Kind hatte auf der Insel der Hoffnung das größte Glück gefunden, das einem Waisenkind beschieden sein konnte. Eltern, die er über alles liebte, und die ihn zärtlich liebten. Er konnte eine frohe, unbeschwerte Kindheit genießen auf dem schönsten Fleckchen der Welt, wie Mario selbst immer sagte. Und er hatte Anne noch nie weinen sehen. Wenn ihr mal danach zumute gewesen war, hatte sie es immer vor ihm verbergen können.

      »Sag es mir, Mami«, drängte Mario. »Papi ist doch nicht etwa krank?«

      »Nein, mein Kleiner«, erwiderte sie. »Ich bin sehr traurig, weil Herr Reinhold gestorben ist.«

      Mario konnte man auch solche Dinge sagen. Er hatte ohnehin ein ganz besonderes Gefühl.

      »Er war sehr krank«, sagte er leise, »ich habe es gemerkt.«

      »Du hast es gemerkt?« fragte Anne. »Wieso?«

      »Einfach so. Ich kann es auch nicht beschreiben. Ihr wart bei ihm auch immer besonders aufmerksam. Er hat jetzt keine Schmerzen mehr, Mami.«

      Sie nahm ihn fest in den Arm. »Nein, jetzt hat er keine Schmerzen mehr, mein Junge.«

      Jetzt erst kam es ihr in den Sinn, daß Mario Peter immer aus dem Weg gegangen war, obgleich er doch Gast in ihrem Hause war. Und das war bei Mario ungewöhnlich.

      Er schenkte zwar nicht jedem seine Sympathie vorbehaltlos, aber Gäste, die in den Privaträumen einquartiert

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