Brot, Salz und unsere Herzen. Edith Durham
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DIE KÜHNE REISENDE
Edith Durham, geboren 1863 in London, starb dort 1944. Sie war die Tochter des Leibarztes von Queen Victoria und fertigte nach ihrem Abschluss an der Royal Academy of Arts Illustrationen für Zeitschriften an. Ihre Reisen durch den Balkan und ihre Reiseberichte sind legendär. Sie war eine profunde Kennerin der Region und setzte sich in zahlreichen Artikeln in englischen Zeitungen für die Unabhängigkeit Albaniens ein. Noch im Alter von 76 Jahren ging sie 1939 in London auf die Straße, um gegen die Okkupation Albaniens durch Mussolinis Truppen zu demonstrieren.
Christel Dormagen, studierte Anglistik und Germanistik. Sie ist Übersetzerin für angelsächsische Literatur, u. a. von Daphne du Maurier, Rose Tremain, Lucy Foley, Vita Sackville-West, Etel Adnan. Außerdem ist sie als Journalistin für Rundfunk und Printmedien tätig. Christel Dormagen lebt in Berlin.
Susanne Gretter studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie lebt und arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe DIE KÜHNE REISENDE.
Edith Durham
Brot, Salz und
unsere Herzen
Durch Albaniens rauen Norden
Aus dem Englischen
von Christel Dormagen
Mit einem Vorwort von Susanne Gretter
Edith Durham (1863–1944)
INHALT
KASTRATI, SKRELI, GRUDA UND HOTI
PULATI – GHOANNI, PLANI, THETHI
DIE PROKLETIJA, SHALA UND SUMA
DUKAGHINI – DUSHMANI, BERISHA, NIKAI, SHALA
KÖNIGIN DER BERGE
Vorwort
Für Bledar Kola
»Es war in Cetinje, im August 1990, als ich erstmals einen
Faden des ›Balkan-Wirrwarrs‹ aufgriff, ohne zu ahnen,
wie tief ich später darin verwickelt sein sollte;
noch weniger kam mir in den Sinn, wie sehr dieser
Wirrwarr schließlich die ganze Welt beeinflussen sollte.«
Edith Durham, 1904
Edith Durham, geboren am 8. April 1863 in London, kam aus einem angesehenen und fortschrittlichen Elternhaus. Der Vater war der Leibarzt von Königin Victoria, die Mutter, eine Schottin, die Tochter von William Ellis, einem Reformpädagogen und Gründer der Birckbeck-Schulen, an denen neben den traditionellen Fächern auch politische Ökonomie unterrichtet wurde. Edith war die Älteste von neun Geschwistern, alle erhielten sie eine hervorragende Ausbildung, auch die Mädchen. Edith, künstlerisch begabt, besuchte zunächst vier Jahre das Bedford College in London und studierte anschließend an der Royal Academy of Art. Ihre Bilder von Reptilien und Fossilien erschienen in The Cambridge Natural History. Sie blieb unverheiratet und lebte im Elternhaus. Als der Vater überraschend 1895 starb, übernahm die 32-Jährige die Pflege der an Tuberkulose erkrankten Mutter. »Die Zukunft, die sich vor mir auftat, bestand aus einer unendlich langen Reihe von Jahren der Monotonie, denen ich unmöglich entrinnen konnte, es war hoffnungslos – vermutlich hätte mir nur noch eine Kugel helfen können.«
Von der Pflege der Mutter erschöpft und inzwischen selbst an Tuberkulose erkrankt, schien die Tochter auf eine handfeste Depression zuzusteuern, und die Ärzte empfahlen dringend einen Orts- und Klimawechsel. Sie fuhr daraufhin aber nicht an die italienische Riviera, wie es »tout London« zu jener Zeit zu tun pflegte, sondern entschied sich für eine Reise in den »Nahen Osten«, wie die Briten die Balkanländer damals nannten.
In Begleitung einer Freundin besteigt sie im August 1900 in Triest einen österreichischen Lloyd-Dampfer, im Gepäck den Baedeker und ein Set mit Malpinseln. Schon unterwegs, schreibt sie später, überkommt sie das Gefühl, »dass das Leben doch der Mühe wert sein könnte, und der Zauber des Nahen Ostens nahm mich gefangen«. In Kotor/Montenegro gingen die Frauen an Land und reisten weiter nach Cetinje, denn »es sei, meinte jeder, Baedeker nicht ausgenommen, geradezu Pflicht, dort hinaufzufahren. Dann konnte man am nächsten Tag wieder herunterfahren und später immer sagen ›Ich habe Montenegro bereist‹.«
Aber Edith Durham kam und blieb. Sie griff einen »Faden des ›Balkan-Wirrwarrs‹« auf, gewann die Herzen der Bewohnerinnen und Bewohner des »Nahen Ostens«, wurde zur Advokatin ihrer Belange und ihres Wunschs nach Unabhängigkeit – und zu einer international anerkannten und einflussreichen Balkan-Expertin. 14 Jahre, bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, wird sie Jahr für Jahr in diese brandgefährliche Gegend zurückkehren, wo sich die unterschiedlichsten politischen, ethnischen und kulturellen Interessen immer wieder gewaltsam Bahn brachen – und als Zeitzeugin ihre Erfahrungen und Kenntnisse an die Politiker »zu Hause« weiterreichen und in Zeitungen und Zeitschriften leidenschaftliche Plädoyers halten.
Im Jahr 1900 reist sie durch Montenegro, Bosnien und Herzegowina. Nach London zurückgekehrt, lernt sie Serbisch – später auch Albanisch – und befasst sich intensiv mit der politischen und kulturellen Situation auf dem Balkan. 1901 reist sie nach Albanien, 1902 nach Serbien und Bulgarien, 1903 und 1904 hält sie sich in Mazedonien auf und zieht über Shkodër (früher Skutari) weiter in die abgeschiedenen Dörfer Nordalbaniens – Albanien ist das Land, an das sie ihr Herz verliert und wohin sie immer wieder zurückkehren wird.
Es war um die Mitte des 14. Jahrhunderts, als die Türken begannen, mit Macht nach Europa vorzudringen. Hundert Jahre später hatten sie den gesamten Balkan besetzt und islamisierten ihn fast vollständig.
Als Durham einige Jahrhunderte später mit ihren Expeditionen durch die Balkanländer begann, war die Herrschaft der Osmanen jedoch am Bröckeln. Griechenland hatte sich, noch beschränkt auf ein Teilgebiet des heutigen Griechenlands, von 1821 bis 1829 nach blutigen Kriegsjahren die Unabhängigkeit erkämpft. Nach den Russisch-Türkischen Kriegen 1877/78 zogen sich die osmanischen Truppen aus Serbien, Montenegro und Bulgarien zurück. Bosnien-Herzegowina war 1908 von Österreich-Ungarn annektiert worden. Mazedonien, ein Vielvölkerstaat aus Bulgaren, Serben,