Die Pickwickier. Charles Dickens

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Die Pickwickier - Charles Dickens

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von ihren Sitzen in der Kaminecke – wo sie, obgleich es Mai war, verfroren am Feuer hockten, wie zu Weihnachten – aufstanden und in dunkeln Winkeln verschwanden, aus denen sie bald nachher mit einem halben Dutzend Bürsten und Schuhwichse wieder auftauchten.

      "Tummelt euch!" sagte der alte Herr nochmals.

      Es bedurfte jedoch dieser Mahnung nicht, denn die eine Magd schenkte bereits Kirschgeist ein, eine andre brachte Handtücher, und einer der Diener packte Mr. Pickwick am Bein, auf die Gefahr hin, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, und fing an, ihm dermaßen die Stiefel zu bürsten, daß dem Gelehrten die Hühneraugen glühten, während der andre Mr. Winkle mit einer mächtigen Kleiderbürste bearbeitete und bei dieser Operation den zischenden Ton von sich gab, den Stallknechte gewöhnlich hören lassen, wenn sie ein Pferd abreiben.

      Nachdem Mr. Snodgraß seine Waschungen beendet hatte, stellte er sich mit dem Rücken an das Feuer und überschaute, behaglich seinen Kirschgeist schlürfend, die Küche. Er beschreibt sie als einen großen, mit Backsteinen gepflasterten und mit einem breiten Kamin versehenen Raum, die Decke verziert, mit Girlanden von Schinken, Speckseiten und Zwiebelzöpfen, die Wände mit Hetzpeitschen, Riemen, Bügeln, einem Sattel und einer alten verrosteten Donnerbüchse mit der Anschrift: "Geladen!" In der einen Ecke tickte eine ehrwürdige alte Wanduhr, und eine silberne von gleichem Alter hing an einem der vielen Haken über dem Anrichttische.

      "Fertig?" fragte der alte Herr, als seine Gäste gewaschen, geflickt, gebürstet und mit Branntwein erquickt waren.,

      "Stehen zu Diensten", versetzte Mr. Pickwick.

      "Dann bitte ich Sie, mit mir zu kommen", fuhr Mr. Wardle fort und führte seine Gäste durch mehrere dunkle Gänge in das Wohnzimmer, gefolgt von Mr. Tupman, der einige Augenblicke gezögert hatte, um von Emma einen Kuß zu erhaschen, wofür er gebührend durch heftiges Zurückstoßen und Kratzen gezüchtigt worden war.

      "Willkommen", rief der gastfreundliche alte Herr, die Tür öffnend und eintretend, um die Herren anzumelden. "Willkommen, Gentlemen, in Manor Farm!"

      Die in dem alten Wohnzimmer versammelten Gäste standen auf, um Mr. Pickwick und seine Freunde bei ihrem Eintreten zu begrüßen, und während der Zeremonie des Vorstellens, die ungemein formell vonstatten ging, hatte Mr. Pickwick Muße, aus der äußeren Erscheinung der Anwesenden Schlüsse auf ihren Stand und Charakter zu ziehen – eine Gewohnheit, der er, gleich vielen anderen großen Männern, gern zu huldigen pflegte.

      Eine uralte Dame in einer hohen Haube und einem verblichenen Seidenkleid – niemand Geringeres als Mr. Wardles Mutter – hatte den Ehrenplatz im rechten Kaminwinkel inne, wo verschiedene Hinweise, daß sie ihrem Jugendgeschmack auch im Alter treu geblieben, in Gestalt alter Stickmuster, gewirkter Landschaften von gleichem Alter und rotseidener Teekesselwärmer einer späteren Epoche, die Wände zierten.

      Die Tante, die zwei jungen Damen und Mr. Wardle umdrängten den Lehnstuhl der alten Frau und wetteiferten miteinander, ihr unablässig ihre Aufmerksamkeit zu bezeigen. Die eine hielt ihr das Hörrohr, die andere eine Pomeranze, die dritte ein Riechfläschchen, während Mr. Wardle selbst sich emsig abmühte, ihr die Kopfkissen zu ordnen. Gegenüber saß ein kahlköpfiger alter Herr mit einem Gesicht voll Wohlwollen und fröhlicher Laune – der Geistliche von Dingley Dell – und neben ihm seine Ehehälfte, eine blühende, stattliche alte Dame, die ganz so aussah, als ob sie nicht allein die Kunst, Herzstärkungen zu andrer Leute Zufriedenheit zu bereiten, von Grund aus verstünde, sondern selbst auch gern gelegentlich einen Schluck nähme. In einem Winkel des Zimmers sprachen ein kleiner Mann mit einem Gesicht wie ein Borsdorfer Apfel und ein dicker alter Herr miteinander, und noch zwei oder drei alte Herren und noch zwei oder drei alte Damen saßen kerzengerade und regungslos auf ihren Stühlen und blickten mit strenger Miene Mr. Pickwick und seine Reisegefährten an. "Mr. Pickwick, Mutter!" schrie Mr. Wardle der alten Dame ins Ohr.

      "Ah", sagte sie, den Kopf schüttelnd, "ich verstehe kein Wort."

      "Mr. Pickwick, Großmama!" schrien die beiden jungen Damen zugleich.

      "Ah", rief die alte Dame. "Schadet nichts. Er wird sich wohl um eine alte Frau, wie ich bin, wenig kümmern."

      "Ich versichere Ihnen, Ma'am", entgegnete Mr. Pickwick, erfaßte die Hand der alten Dame und sprach so laut, daß sein menschenfreundliches Antlitz von der Anstrengung blaurot wurde, "ich versichere Ihnen, Ma'am, daß mich nichts so sehr entfernt wie der Anblick einer Dame in Ihren Jahren mitten im Kreise ihrer Familie, zumal wenn sie dabei noch so jugendlich und wohl aussieht."

      "Ah", erwiderte die alte Dame nach einer kleinen Pause, "das ist gewiß alles sehr schön, aber ich verstehe kein Wort."

      "Großmama ist augenblicklich nicht in guter Laune", erklärte Miß Isabella Wardle mit leiser Stimme, "aber sie wird gleich mit Ihnen sprechen."

      Mr. Pickwick gab durch Nicken seine Bereitwilligkeit zu erkennen, den Schwächen des Alters gegenüber ein Auge zuzudrücken, und knüpfte mit der übrigen Gesellschaft ein allgemeines Gespräch an.

      "Eine entzückende Lage hat dieser Landsitz, Mr. Wardle."

      "Entzückende Lage!" wiederholten die Herren Snodgraß, Winkle und Tupman.

      "O ja. Allerdings", sagte Mr. Wardle.

      "Es gibt keinen hübscheren Punkt in ganz Kent, Sir", bemerkte der kleine Mann mit dem Borsdorfer Gesicht. "Nein, Sir, Sie können sich drauf verlassen, Sir."

      Und triumphierend blickte er umher, als ob ihm jemand hartnäckig widersprochen, jedoch den kürzeren gezogen hätte.

      "Keinen hübscheren Punkt in ganz Kent", wiederholte er nach einer Pause.

      "Ausgenommen Mullins Meadows", bemerkte der dicke Mann in feierlichem Ton.

      "Mullins Meadows?" rief der Borsdorfer mit tiefer Verachtung.

      "Allerdings, Mullins Meadows!" wiederholte der dicke Mann.

      "Sehr schöner Ort das", fiel ein zweiter dicker Mann ein.

      "Ja, in der Tat", fügte ein dritter dicker Mann hinzu.

      "Wie jedermann weiß", bestätigte der korpulente Herr des Hauses.

      Der kleine Mann mit dem Borsdorfer Gesicht blickte zweifelnd umher; doch als er sah, daß er die Minorität bildete, nahm er eine mitleidige Miene an und sagte nichts weiter.

      "Wovon spricht man?" fragte die alte Dame eine ihrer Enkelinnen mit sehr lauter Stimme – denn, wie die meisten schwerhörigen Leute, war sie der Meinung, sich nur so verständlich machen zu können.

      "Vom Lande, Großmama."

      "Vom Lande? Was denn? – Ist etwas los?"

      "Nein, nein; Mr. Miller sagte nur, unser Landsitz sei schöner als Mullins Meadows."

      Was versteht er denn davon", erwiderte die alte Dame ärgerlich. "Mr. Miller weiß überhaupt immer alles besser. Sag ihm das."

      Ohne zu ahnen, daß sie ganz laut gesprochen hatte, richtete sie sich in ihrem Lehnstuhl auf und warf dem Delinquenten mit dem Borsdorfer Gesicht giftige Blicke zu.

      "Kommen Sie, meine Herren, kommen Sie", sagte verlegen der Herr des Hauses, um der Unterhaltung eine

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