Westböhmen & Bäderdreieck Reiseführer Michael Müller Verlag. Michael Bussmann
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Franzensbad: Františkovy Lázně, das Musterbeispiel eines Heilbads im klassischen Sinn, ist heute eine echte Unschuld vom Lande und kommt ein wenig spießig daher. Das Publikum Franzensbads ist zudem schon etwas betagter, die Freizeitgestaltung beschränkt sich oft auf Tanztee.
... auch ein bisschen urban
Pilsen ist Studenten- und Bierstadt und gleichzeitig das Wohnzimmer der westböhmischen Kunst- und Kulturszene. Die kleine Metropole, die sich zu ihrem großen Auftritt als Europäische Kulturhauptstadt 2015 ordentlich frisch machte, hat diesbezüglich ganz schön was zu bieten. Ein prima Standort für alle, die gerne gut essen und abends auch mal in einer rumpeligen Szenekneipe oder einer Edelbar versacken wollen. In Pilsen ist - im Gegensatz zu den Kurorten - nicht alles auf hübsch und beschaulich getrimmt, und das tut auch gut.
... ein wenig märchenhaft
Durch die westböhmische Pampa zu ziehen, fühlt sich in Teilen so an wie eine Märchenstunde auf den Knien der Oma. Die Landschaft präsentiert sich vielerorts als ein Hänsel-und-Gretel-Setting - in das man sich auch direkt einmieten kann: in einer Blockhütte im Böhmerwald beispielsweise oder in einer familiären Pension auf der Hochebene des Erzgebirges. Und auch an schmucken Kleinstädten mit viel Natur drum herum mangelt es nicht.
Schlösser, Museen, Lost Places
Sightseeing in Westböhmen
Die Kurbäder gleichen Freilichtmuseen. Drum herum, in den rauschenden Wäldern und auf dem bäuerlichen Lande gibt es aber noch eine ganze Menge mehr zu sehen. Sie werden überrascht sein!
Nicht vergessen: Das Gros aller Museen hat montags geschlossen!
Aschenbrödel und Schlossgeister
Kein Wunder, dass die Tschechoslowakei für ihre Märchen- und Kinderfilme mit Zwergen, Burgfräuleins, Rittern und Gespenstern so berühmt war - wo sonst findet man dafür so viele Kulissen? Kaum ein Hügel ohne Burgruine, kaum eine Stadt ohne Schloss und kaum ein altes Gemäuer, über das es keine gruselige Legende zu erzählen gäbe. Schlösser- und Burgenfreaks könnten ganze Jahre in Westböhmen verbringen, wären viele Anlagen nicht verfallen, in Privatbesitz oder zweckentfremdet. Auf jeden Fall einen Ausflug wert sind die Wasserburg Švihov (hier wurde Drei Nüsse für Aschenbrödel gedreht), die Burg Rabí (Ritterfest im Sommer), das Empireschloss Kynžvart (mit einem Kuriositätenkabinett), das Renaissanceschloss von Horšovský Týn ( feudal, feudal!) sowie das Kloster Kladruby (eine der beeindruckendsten Klosteranlagen Böhmens).
Orte wie aus dem Bilderbuch
Westböhmen besitzt ein paar überaus malerische Ortschaften abseits der großen Bäder. Die bizarr-schöne Lage des Städtchens Loket über der Eger zieht viele Ausflügler an. Das im Wald versteckte Rabštejn nad Střelou besitzt nur 20 ständige Einwohner und bezeichnet sich daher selbst gerne als kleinste Stadt Mitteleuropas. Im schmucken Bečov nad Teplou lohnt das Barockschloss samt Reliquienschrein des Hl. Maurus einen Besuch. In der ehemaligen Reichsstadt Cheb, in Domažlice , Kašperské Horý , Klatovy oder Kadaň begeistern Marktplätze mit perfekt restaurierten Bürgerhäusern. Um die traumhaften Altstadtkerne gruppieren sich zwar zuweilen uniforme Betongürtel - aber was ist schon ohne Makel.
Auf Goethes Spuren
Zählt man all seine 17 Kuraufenthalte zusammen, verbrachte Johann Wolfgang von Goethe rund drei Jahre in Westböhmen. Das Ergebnis: 326 Goethe-Gedenktafeln und 18 Goethe-Denkmäler! So wundert es nicht, dass das städtische Museum von Marienbad auch als Goethe-Gedenkstätte dient. In Marienbad verliebte sich der damals schon betagte Dichterfürst 1823 unglücklich in die gerade mal 19-jährige Ulrike von Levetzow. In Karlsbad lädt das „Kleine Versailles“, seinerzeit Goethes Stammlokal, zur Einkehr ein. Oder besteigen Sie den Kammerbühl, einst ein Feuer speiender Vulkan, heute ein harmloses Hügelchen. Goethe erforschte ihn in seiner Funktion als Naturwissenschaftler. Und in Pilsen schließlich kann man sich auf die Suche machen nach der witzigen Gedenktafel mit der Inschrift: „In diesem Haus hat Johann Wolfgang von Goethe nie gewohnt, nie übernachtet. Er blieb nie hier stehen und trank in diesem Haus niemals eine einzige Tasse Kaffee.“
Die besten Museen im Überblick
Kunstgalerie in Karlsbad: Josef Čapek, Emil Filla & Co - hier begegnet man den Big Names der tschechischen Kunstszene des frühen 20. Jh.
Retro Muzeum in Cheb: Hier wird tschechoslowakischer Alltag liebevoll dokumentiert. Nebenan gibt es mit der Galerie der bildenden Kunst ein weiteres sehenswertes Museum.
Brauereimuseum in Pilsen: Das meistbesuchte Museum Pilsens.
Katakomben in Klatovy: Kein Museum im eigentlichen Sinn, sondern eine gruselige Ausstellung von ca. 30 Mumien in der Krypta der Kirche am Marktplatz.
Bergsynagoge in Hartmanice: Die kleine Dorfsynagoge beherbergt eine spannende Ausstellung zum einstigen deutsch-jüdisch-tschechischen Leben.
Lost Places
Kaiserbad in Karlsbad: Das einst prächtigste Kurbad der Stadt steht seit 1990 leer. Während seiner Restaurierung sind Besuche erlaubt.
Kyselka: Im 19. Jh. ein kleiner, feudaler Kurort, heute ein spannender Lost Place, wo noch immer Quellen sprudeln.
Barocke Reitschule und Kirchenruine in Světce: In einem stillen Vorort von Tachov wartet ein Schmankerl auf Freunde der Ruinenliebe.
Schlossruinen in Podhradí: Reste von Ummauerungen und Terrassen, dazu Kellergewölbe, in denen es spuken soll.
Klosterruinen in Pivoň: Im tschechischen Wald gammeln die Relikte eines einst gewaltigen Klosters vor sich hin.
Spa & Spaß
Kuren und aktiv sein
Tschechen sind sportverrückt und außerdem überaus naturverbunden. In Massen bevölkern sie in den warmen Monaten die Wanderwege und im Winter die Loipen und Skilifte der Mittelgebirge.
Sportequipment wie Fahrräder (auch E-Bikes) oder Skier kann vielerorts geliehen werden und muss nicht mitgebracht werden. Verleiher sind in vielen der entsprechenden Ortskapitel aufgeführt.
Schnabeltasse und Moorpackung
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