Sophienlust Box 15 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Box 15 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Box

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      Gerade als er sich wieder hinaufziehen lassen wollte, entdeckte er den schmalen Steg, der direkt zu dem Felsvorsprung führte. Erstaunen zeigte sich auf seinen Zügen. Über diesen Weg also war sie hierhergelangt. Sie hatte sich verlaufen, und zwar ganz erheblich. Denn dieser schmale Weg kam genau von der entgegengesetzten Seite des Berges. Wie war sie nur dorthin geraten?

      Doch er hatte jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Da die Männer seine Rufe wahrscheinlich nicht mehr hören konnten, zog er dreimal kräftig am Seil, was bedeutete, dass er wieder hinaufgezogen werden wollte.

      Das ging verhältnismäßig schnell.

      Als die Männer hörten, dass Corinna dort unten lag, arbeiteten sie mit einstudierter Schnelligkeit und Präzision. Nicht umsonst waren sie als Lebensretter ausgebildet. Zu dritt seilten sie sich ab. Das war zwar keine einfache Aufgabe, aber eine halbe Stunde später hatten sie die immer noch bewusstlose Corinna sicher auf ein flaches Plateau unterhalb des Gipfels gebracht. Dort klappten sie die mitgebrachte Trage auseinander und legten Corinna darauf.

      Nun begann der Abstieg. Von den langen Schatten der beginnenden Dämmerung begleitet, stiegen sie schweigend, aber zufrieden ins Tal.

      Gegen Mitternacht erreichten sie die Hütte, die Corinna und Jochen »ihre Hütte« genannt hatten.

      Sie beschlossen, die Nacht in dieser Hütte zu verbringen und erst am nächsten Morgen ins Tal abzusteigen, da das Gehen mit der Trage doch zu beschwerlich war.

      Als sie die Hütte betraten, schlug Corinna die Augen auf. Sekundenlang wusste sie nicht, wo sie war. Dann fiel ihr Blick auf Jochen. Sie begriff, dass sie nicht abgestürzt war, sondern lebte.

      »Jochen!« Es war fast ein unartikulierter Schrei. Sie fuhr in die Höhe und spürte gleichzeitig einen stechenden Schmerz im Rücken, der sie veranlasste, das Gesicht zu verziehen.

      Jochen war mit einem Satz an ihrer Seite. »Bitte, bewege dich nicht, Liebling. Vielleicht bist du verletzt. Wir heben dich aufs Bett.«

      Zu dritt hoben sie Corinna behutsam von der Trage auf die Liege im hinteren Teil der Hütte.

      Erleichtert atmete Corinna auf und streckte die eingeschlafenen und klammen Glieder.

      »Hast du irgendwelche Schmerzen?«, fragte Jochen.

      »Ich glaube nicht.« Sie bewegte erst die Arme, dann die Beine und versuchte schließlich vorsichtig, ihren Oberkörper aufzurichten, was ihr nun auch ohne Schmerzen gelang.

      »Dann haben Sie offensichtlich keine ernsthaften Verletzungen«, sagte der Bergwachtführer zu ihr. »Doch der erschöpfte Zustand Ihres Körpers wird noch einige Tage anhalten.«

      Corinna sank bereits wieder auf das Bett zurück. Sie konnte nur noch nicken, dann fielen ihr wieder die Augen zu.

      Jochen wandte sich an die Männer der Bergwacht. »Ich glaube, es ist besser, sie bleibt hier oben, bis sie wieder völlig zu Kräften gekommen ist. Ernstere Verletzungen liegen ja keine vor. Sie ist nur ganz und gar erschöpft.«

      Der Anführer des kleinen Trupps gab Jochen recht und beschloss dann, mit seinen Männern noch in dieser Nacht ins Dorf abzusteigen. »Sie brauchen uns ja nun nicht mehr«, sagte er mit einem erleichterten und zufriedenen Lächeln zu Jochen. Auch seine Männer freuten sich über den Erfolg ihrer Bemühungen. Hatten sie doch einen Menschen vor dem sicheren Tod gerettet.

      In kameradschaftlicher Eintracht schüttelten sie Jochen vor der Tür der kleinen Hütte die Hand und wünschten ihm und seiner Verlobten für die Zukunft Glück.

      Als Jochen die Hütte wieder betrat, atmete Corinna tief und gleichmäßig. Die Erschöpfung hatte sie einfach übermannt. Er breitete eine wollene Decke über sie und setzte sich mit seiner Pfeife neben das Bett.

      Lange Zeit saß er wach und betrachtete ihr im Schlaf entspanntes Profil. Dann fielen auch ihm die Augen zu. Die übermenschlichen Anstrengungen dieses Tages hatten auch seinen Körper äußerst geschwächt.

      Als er fast vom Stuhl fiel, erhob er sich und streckte sich auf dem Lager neben Corinna aus. Doch selbst noch im Schlaf waren seine Nerven darauf ausgerichtet, auf den geringsten Laut von ihr zu reagieren.

      Doch Corinna schlief tief und fest bis zum Morgen. Sie erwachte, weil ein Sonnenstrahl sie an der Nase kitzelte und der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee in den hinteren Teil der Hütte drang.

      Verstört blickte sie sich um. Erst nach einigen Minuten begriff sie, wo sie war. Dann erinnerte sie sich auch wieder an die Ereignisse des vorangegangenen Tages.

      Jochen trat mit einem Tablett, auf dem ein komplettes Frühstück stand, zu ihrem Bett.

      »Du musst ja völlig ausgehungert sein«, meinte er lächelnd.

      Corinna wollte aufstehen, doch Jochen drückte sie auf das Bett zurück. Dabei berührte er ihre Hand und erkannte an der Hitze, dass sie Fieber haben musste. Schnell legte er ihr die Hand auf die Stirn. Kein Zweifel, sie hatte erhöhte Temperatur.

      »Ich fühle mich so müde«, sagte sie jetzt mit schwacher Stimme.

      »Du musst versuchen, etwas zu essen und dann wieder zu schlafen. Allmählich wirst du schon zu Kräften kommen«, sagte er nachsichtig.

      Sie heftete ihre Augen fragend und fest auf Jochen. »Hast du mich da oben runtergeholt?«

      Er nickte.

      »Danke, Jochen«, hauchte sie.

      »Ich … ich …«

      »Sprich jetzt nicht«, bat er. »Das strengt dich zu sehr an. Dazu haben wir noch genügend Zeit. Jetzt musst du erst einmal ganz gesund werden.«

      Schluck für Schluck flößte er ihr nun den heißen Kaffee ein und fütterte sie mit den gebratenen Eiern. Anschließend schlief sie ein und erwachte erst wieder gegen Abend.

      Jochen war den ganzen Tag nicht von ihrer Seite gewichen. Kaum sah er, dass sie die Augen aufschlug, ging er in die kleine Küche und bereitete eine kräftige Brühe und einige belegte Brote zu.

      Doch Corinna trank nur die Brühe. Dann wollte sie sich mit Jochen unterhalten. Aber das Fieber war noch immer nicht gesunken. Deshalb verbot er ihr das Sprechen und blieb an ihrem Bett sitzen, bis sie wieder eingeschlafen war.

      In dieser Nacht erwachte Jochen davon, dass Corinna im Traum stöhnte. Dann begann sie wirr zu reden. Er verstand nur einige Worte, die sich immer wiederholten –?Seil und Haken und Abgrund –, und begann sich nun ernstlich um sie zu ängstigen.

      Doch am nächsten Morgen war Corinna fieberfrei. Sie lächelte ihm zu, als er ihr das Frühstück brachte. »Ich fühle mich schon wesentlich besser.«

      »Das freut mich. Versuche etwas zu essen.« Er hatte auch für sich eine Tasse mitgebracht und goss nun den heißen Kaffee ein.

      Das duftende Getränk belebte Corinna sichtlich. »Vielleicht kann ich heute schon aufstehen«, meinte sie.

      »Warte damit lieber noch bis morgen«, schlug Jochen vor. »Heute Nacht hattest du noch Fieber.«

      Fast ein wenig scheu blickte sie zu ihm auf. »Was du mit mir für Umstände hast.«

      »Sprich

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