Praxis Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Praxis Dr. Norden Box 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Praxis Dr. Norden Box

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mir der Abschied von dir jedes Mal schwerer fällt.«

      »Aber wir sehen uns doch heute Abend schon wieder.« Wenn Janine an ihre Pläne dachte, wurde ihr mulmig im Magen. »Ich lerne Malte kennen. Schon vergessen?«

      Arndt lächelte.

      »Wie könnte ich das vergessen?« Der Wind wehte ihr eine Strähne ins Gesicht. Er streckte die Hand aus und wischte die Locke zärtlich weg. »Meine beiden liebsten Menschen an einem Tisch. Gibt es etwas Schöneres?«

      Janine knabberte an der Unterlippe.

      »Hoffentlich mag dein Sohn mich.«

      »Er wird dich lieben«, versprach Arndt und küsste Janine noch einmal, ehe er sich auf den Weg machte.

      Wie auf Wolken kehrte sie in die Praxis zurück.

      »Na, ihr zwei Turteltauben!« Wendys Stimme klang unfreundlicher als beabsichtigt. »So sieht es also aus, wenn du etwas langsam angehen lässt.« Sie versuchte ein Lächeln. Es misslang gründlich.

      Janine dachte nicht daran, sich die gute Laune verderben zu lassen.

      »Was ist los mit dir, Wendylein?«, fragte sie und ging in die Küche, um Kaffee zu holen. »Darf ich dich daran erinnern, dass es deine Idee war, Arndt und mich zusammenzubringen!«

      Wendy bedankte sich für die Tasse, die ihre Kollegin ihr in die Hand drückte. Um Zeit zu gewinnen, trank sie einen Schluck.

      »Ja, schon«, erwiderte sie gedehnt. »Ich freue mich ja auch für euch.«

      »Aber?«

      »Kein Aber. Ich habe keine Lust auf diesen dummen Tanzkursus heute Abend. Was haben sich Danny und Tatjana nur dabei gedacht?«

      »Warum fragst du unseren Chef nicht gleich selbst? Da kommt er gerade.« Janine war ans Fenster getreten.

      Sie beobachtete Danny, wie er aus dem Wagen stieg. Sie sah auch den jungen Mann, der in atemberaubender Geschwindigkeit auf dem Gehweg heran schoss. Das Fortbewegungsmittel unter seinen Füßen hatte Janine noch nie gesehen. Es sah aus wie ein Skateboard, hatte aber statt vier kleiner Rädern auf der Unterseite an jedem Ende ein großes Rad. Der junge Mann schien seine Umgebung nicht wahrzunehmen. Den Grund dafür erkannte Janine, als er näherkam. Ein Kabel führte von der Hosentasche in seine Ohren. Die Augen auf den Boden vor sich gerichtet, bemerkte der junge Mann den Fußgänger nicht, der den Weg entlang ging. Erschrocken klopfte Janine an die Scheibe. Danny Norden blieb stehen. Janine konnte gerade noch einen Schrei ausstoßen. Dann wälzte sich auch schon ein Knäuel Menschen auf dem Boden.

      Janines spitzer Schrei ließ Wendy hochfahren. Kaffee spritzte über die Schreibtischunterlage. Sie achtete nicht darauf und folgte ihrer Freundin und Kollegin nach draußen.

      »Alles in Ordnung, Chef?«, rief Janine schon von Weitem. Sie atmete auf, als er sich hochrappelte.

      »Alles gut.«

      Im nächsten Augenblick beugte sich Danny über den jungen Mann, der auf dem Boden saß, die Hände um das rechte Knie geschlungen. Ein feuchter Fleck färbte den Jeansstoff dunkel.

      »Hast du dir weh getan?«

      »Geht schon.«

      Dr. Norden überlegte nicht lange.

      »Am besten, du kommst mit in die Praxis.« Er bemerkte den fragenden Blick. »Ich bin Arzt.«

      »Wie praktisch.« Der Teenager schnitt eine Grimasse. Zumindest seinen Humor schien er noch nicht verloren zu haben. Er rappelte sich hoch, sammelte sein Fahrzeug ein und ließ sich von der kompletten Belegschaft in die Praxisräume begleiten. »Tut mir leid, dass ich Sie umgefahren habe«, entschuldigte er sich bei Danny Norden.

      »Das alles war meine Schuld«, jammerte Janine und hielte die Tür zum Behandlungszimmer auf. »Wenn ich nicht an die Scheibe geklopft hätte …«

      »Dann hätte mich der junge Mann einen Meter weiter über den Haufen gefahren«, beendete Danny den Satz. »Ein Glück, dass du wenigstens einen Helm aufhast.«

      »Ohne den lässt mein Vater mich nicht Hoverboard fahren.«

      »Kluger Mann.« Danny nickte anerkennend. »Was ist das überhaupt für ein Ding?« Er deutete auf das Board, das unschuldig am Schrank lehnte.

      »Ein Hover- oder E-Board«, erklärte der junge Mann mit Besitzerstolz. »Es hält sich durch eine elektronische Antriebsregelung selbst in Balance. Durch Gewichtsverlagerung und die Fußstellung kann der Fahrer die Richtung bestimmen.«

      »Vorausgesetzt, er ist nicht durch Musik abgelenkt«, ergänzte Danny schmunzelnd.

      Der Teenager erwiderte das Lächeln.

      »Ohne Musik macht es nur halb so viel Spaß.«

      »Verstehe.« Danny nickte und streckte die Rechte aus. »Ich bin übrigens Danny Norden«, stellte er sich vor, als sein Patient vor ihm auf der Liege lag.

      »Mein Name ist Malte Stein.«

      Klirrend fiel eine Schere zu Boden. Janine fuhr herum und starrte den Teenager an.

      »Dein Vater ist Arndt Stein? Der Arzt?«

      Malte lächelte.

      »Stimmt. Kennen Sie sich?«

      »Ich … Wir … Nun ja …« Wie sollte sie ihm beibringen, dass sie die neue Freundin seines Vaters war?

      Maltes Augen wurden schmal.

      »Sind Sie die neue Freundin von meinem Vater? Super! Ich wusste ja, dass er einen guten Geschmack hat.«

      »Vielen Dank für die Blumen.« Janine schluckte. Was hatte Arndt seinem Sohn erzählt? Und überhaupt: Wie viele Frauen hatte er seinem Sprössling schon präsentiert, seit die Mutter die Familie verlassen hatte? In diesem Moment verfluchte sie ihre Zurückhaltung. »Genau die bin ich. Ich sollte heute Abend zu euch zum Essen kommen.«

      »Und? Wollen Sie jetzt nicht mehr?«

      Janine stand noch immer da und suchte nach Worten. Deshalb beschloss Danny, das Ruder wieder zu übernehmen.

      »Zuerst einmal sollten wir herausfinden, ob Sie heute Abend überhaupt einsatzfähig sind.«

      »Du. Nicht Sie. Sonst fühle ich mich so alt.« Malte deutete auf die Schere, die noch immer auf dem Boden lag. »Um das herauszufinden, brauchen wir die wahrscheinlich. Anders komme ich aus der Hose nicht mehr raus.«

      Das war das Signal für Janine. Sie bückte sich nach der Schere. Froh, etwas tun zu können, machte sie sich ans Werk.

      *

      Seit dem Umzug in ihr Wolkenkuckucksheim – so hatte Tatjana die alte Villa getauft – verbrachte sie jede freie Minute in ihrem neuen Zuhause. Zum Glück lag es fußläufig zur Bäckerei ›Schöne Aussichten‹ und war in weniger als zehn Minuten zu erreichen. Statt wie sonst Kaffeepausen in der Bäckerei zu machen, sprintete Tatjana mehrmals täglich hinüber, um eine Nische auszumessen oder eine Umzugskiste

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