Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Blind von den Tränen, die ihre Augen füllten und über ihre Wangen rannten, lief Hilde weiter, immer weiter, weg von dem Haus, in dem sie Zuflucht gefunden hatte, in dem sie sich geborgen gefühlt hatte.
Aber nun war Elisabeth da, die von Luise wie eine richtige Mutter aufgenommen wurde. Elisabeth, die sich nie in eine Liebelei eingelassen hatte. Bastian wollte sie heiraten. Er kannte sie erst zwei Tage, und er wollte sie heiraten. Ja, eine Frau wie Elisabeth verschwendete keine Gefühle unnütz. Aber sie schenkte nur dann Gefühle, wenn sie auch erwidert wurden.
Ich darf es ihr nicht neiden, dachte Hilde. Was ich mir eingebrockt habe, muß ich auslöffeln.
Doch in diesen Minuten der Verzweiflung siegte nicht die Stimme der Vernunft. Hilde schämte sich, und sie hatte Angst vor der Zukunft, und sie wollte auch nicht auf die Stimmen hören, die ihren Namen riefen, immer und immer wieder. Sie lief weiter in den Wald hinein, immer weiter.
*
Berti, eigentlich Norbert Reiter, vernahm die Stimmen. Um diese Zeit mußte er sich immer die Füße vertreten, frische Waldesluft schnuppern, weglaufen von den Benzindämpfen, die er in seiner Tankstelle einatmen mußte. Eigentlich wäre er lieber Landwirt geworden wie sein Großvater, aber da sein Vater schon früh gestorben war und die Tankstelle eine Goldgrube war, wie man sagte, hatte er sie dann übernommen, um die Mutter und die Geschwister gut zu versorgen. Manchmal konnte man nicht das tun, was man wollte. Und natürlich hatte das auch seine guten Seiten, denn die Tankstelle war weit und breit die einzige und wirklich eine Goldgrube.
Aber mittags und gegen Abend brauchte Berti seinen Auslauf, und auch sein Hund Stoffel drängte danach. Stoffel war ein schöner weißer Hirtenhund, treu wie Gold, aber auch eigensinnig, wenn er Waldluft witterte. Ohne Erlaubnis wäre er jedoch diesem verlockenden Duft niemals gefolgt. Er wußte, wohin er gehörte und genoß ein wundervolles Hundeleben. Gewiß hörte auch er die vertrauten Stimmen, aber sie riefen einen Namen, den er noch nicht kannte, und so drehte er sich zu seinem Herrchen um und sah ihn erwartungsvoll an.
»Hilde! Hilde!« schallte es wieder durch den Wald.
»Such, Stoffel, such!« sagte Berti.
Stoffel wußte nicht, was er suchen sollte, aber nun rief auch Berti diesen Namen. »Hilde, Hilde!«
Aber Hilde war über eine Baumwurzel gestürzt, mit dem Kopf auf einen Stein geschlagen und rührte sich nicht. Sehen konnte man sie nicht, aber Stoffel schnupperte Blut.
Er raste los, und Berti folgte ihm mit großen Schritten, immer schneller werdend. Winselnd stand Stoffel neben der leblosen Gestalt, und als Berti in das bleiche Gesicht blickte, über das aus einer Stirnwunde Blut floß, wurde es ihm ganz schlecht.
»Hilde!« dröhnte Bastians Stimme durch den Wald. »Nicht weglaufen. Antworten Sie doch!«
»Bastian, hier bin ich, hier liegt sie«, rief Berti zurück. Dann kraulte er Stoffel den Kopf. »Such Bastian, Stoffel!«
Den Bastian kannte Stoffel, und er raste los. Berti beugte sich zu der stillen Gestalt herab. Ganz mechanisch fühlte er den Puls. Einen Erste-Hilfe-Kurs hatte er abgelegt. Ganz schwach spürte er diesen Pulsschlag.
»Madl, Madl«, murmelte er und schob seine Hand unter ihren Kopf.
Dann hörte er Stoffel bellen und gleich darauf schnelle Schritte. Bastian war da.
Worte wurden nicht viele gewechselt. »Ich trag sie heim«, sagte Bastian.
»Ich trag sie«, sagte Berti. »Ich habe sie gefunden. Was ist denn nur los mit dem Dirndl?«
»Heim geh ma«, sagte Bastian im gewohnten heimatlichen Dialekt. »Fragen kannst nacha.«
Berti fiel es nicht schwer, diese leichte Gestalt zu tragen. Er wunderte sich nur, daß sie so viel Blut verlor, und er wußte gar nicht, woran das lag.
Aber die Luise wußte es. Ihr Gesicht war ganz starr. »Leg sie in ihr Zimmer«, sagte sie.
»Hilde«, flüsterte Elisabeth angstvoll.
Bastian legte seinen Arm um sie. »Es wird schon wieder, Herzele«, sagte er zärtlich. »Wart erst, was Mutter sagt.«
Berti schaute ihn verstört an. »Ich rufe den Notarzt«, murmelte er.
Aber es vergingen nur ein paar Minuten, dann kam der Wagen, mit dem sie nicht gerechnet hatten in diesem Augenblick. Der Wagen mit Götz von Hellbrink und Dr. Norden. Und Leonore von Hellbrink steig auch noch aus.
»Sie kommen grad zurecht, Herr Doktor«, sagte Elisabeth leise.
»Wie gerufen«, murmelte Bastian.
»Ist etwas mit meinem Sohn?« fragte Götz erregt.
»Nein, mit Hilde«, sagte Elisabeth.
»Wenn ich nur alles verstehen tät«, warf Berti ein.
Mit lautem Weinen machte sich der kleine Götz bemerkbar.
»Das Kind, unser Kind«, rief Leonore erregt aus.
»Dem fehlt doch nix«, sagte Bastian.
»Kommen Sie«, bat Elisabeth nun mit erstickter Stimme.
Sie führte Götz und seine Mutter zu dem Körbchen. Daniel Norden folgte währenddessen Bastian.
Berti trottete hinter ihnen her. Stoffel blieb hängenden Hauptes vor der Tür sitzen. Er wußte auch nicht, was er von dieser Situation halten sollte. Aber ihm konnte man sie auch nicht erklären.
»Wir brauchen einen Krankenwagen«, sagte Dr. Norden.
»Kann Hilde denn nicht hierbleiben?« fragte Luise. »Ich kenn’ mich doch aus.«
»Haben Sie nicht schon Aufregungen genug, Frau Urban?« fragte Dr. Norden.
»Man kann das Dirndl doch jetzt nicht allein lassen«, sagte sie. »Elisabeth bleibt auch hier. Wenn Sie noch ein halbes Stünderl bleiben könnten, Herr Doktor, dann ist doch alles vorbei. Dann ist sie doch aller Ängste ledig. Gott hat es so gewollt. Niemand hat nachgeholfen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Freilich verstehe ich Sie, Frau Urban.«
»S’ ist doch nur gut für das Dirndl«, sagte sie. »Das wird sie verwinden. Sie braucht’s nimmer mit sich herumzutragen.«
»Was meint Mutter Luise?« fragte Berti leise.
»Daß Hilde ein Kind bekommen hätt’«, erwiderte Bastian flüsternd. »Nun nimmer. Ja, es sollt’ so sein.«
*
Götz aber hielt sein Kind in den Armen. Für ihn war es das größte Wunder, das er je erlebt hatte.
»Mein kleiner Sohn«, sagte er zärtlich.
»Mein Liebling«, flüsterte Leonore. »Ist er herzig! Bist unser Schätzle, unser ganz