Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Augenblicklich ein ganzes Dutzend. Selbstverständlich überschneiden sich die Geburten hier nicht, wie in einer großen Klinik. In etwas komplizierteren Fällen werde ich von Dr. Urban unterstützt. Er ist ein sehr zuverlässiger Arzt mit großer Erfahrung. Selbst ein sehr kritischer Arzt wird nichts auszusetzen finden«, fügte sie selbstbewußt hinzu.
An Selbstbewußtsein und Sicherheit mangelte es ihr gewiß nicht. Dr. Norden war überzeugt, daß ihr schwer beizukommen war. Und das sollte er bestätigt bekommen, als er sich dann noch unter vier Augen mit ihr unterhielt.
»Es ist ja so, daß manche ledige Mutter ihr Kind bald zur Adoption freigeben will«, sagte er. »Haben Sie da nicht mit Schwierigkeiten zu kämpfen?«
»Aber keineswegs. Es geht alles, wie auch in den Krankenhäusern, seinen rechtmäßigen Gang. Wir haben schon viele Babys vermitteln können, und dies zur beiderseitigen Zufriedenheit. Wissen Sie, Herr Doktor, gerade diese jungen Damen aus besseren Kreisen sind recht froh, wenn sie ihre Kinder weggeben können. Manchmal wird das auch von den Eltern arrangiert, wenn die Töchter noch nicht mündig sind. Es ist selbstverständlich, daß alles mit äußerster Diskretion abgewickelt wird. Ist Ihr Schützling auch daran interessiert, das Baby zur Adoption freizugeben?«
»Möglicherweise. Man weiß nie, ob sie im letzten Augenblick die Meinung nicht doch ändern, aber das werden Sie ja auch schon erfahren haben. Ich bin jedenfalls der Überzeugung, daß Kinder bei Adoptiveltern, die sich sehnlich ein Kind wünschen, besser aufgehoben sind als bei einer ledigen Mutter, die das Kind nur als Belastung empfindet.«
»Ganz meine Ansicht. Es wäre wunderbar, wenn ich mit Ihnen zusammenarbeiten könnte, wenn mein guter Dr. Urban sich nun doch zur Ruhe setzen muß. Sehen Sie, es kommen auch junge Frauen und Mädchen zu mir, die eine Geburtenunterbrechung wünschen, aber das muß ich freilich ablehnen. Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Wie stehen Sie dazu?«
»Ich bin kein Gynäkologe. Was die Einstellung der jeweiligen Frauen anbetrifft, ist das freilich auch eine rein persönliche Gewissensentscheidung, allerdings vertrete ich auch diesbezüglich den Standpunkt, daß es nicht gut für ein Kind ist, wenn es nicht mit Freude ausgetragen wird.«
»Und deshalb sollen es diese jungen Dinger so schön wie möglich bei mir haben«, sagte Anna Renz.
Was sollte man daran nun aussetzen? Sie zeigte Dr. Norden den Kreißsaal, und auch da war alles in bester Ordnung.
Sie zeigte ihm auch zwei Zimmer, in denen sich augenblicklich niemand befand. Sehr hübsch waren sie eingerichtet.
Anna Renz lächelte wohlgefällig, als er dies feststellte.
»Es mag ja manch einer Hintergedanken hegen, wenn ich immer wieder diese äußerste Diskretion betone«, sagte sie, »aber es geschieht im Interesse meiner Schützlinge, die keinen Wert darauf legen, während dieser Zeit mit Angehörigen konfrontiert zu werden. Probleme hat ja jede, wenn sie sich in ein solches Heim zurückziehen will. Es gehört sehr viel Taktgefühl dazu, jeder gerecht zu werden.« Sie sah ihn an. »Ich denke, wir haben viel gemeinsam, Herr Dr. Norden. Jedenfalls ist es erstmalig, daß ich einen Arzt kennenlerne, der sich so rührend um seine Patientin bemüht.«
»Und ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen, Frau Renz. Es ist ja möglich, daß ich Ihnen noch manche Patientin zuführe.«
»Obgleich doch bekannt ist, daß Sie mit Dr. Leitner befreundet sind«, sagte sie hintergründig. Aber Daniel zeigte sich dieser Bemerkung gewachsen.
»In einer solchen Klinik, das wissen Sie doch auch, kann unmöglich Diskretion gewahrt werden, schon wegen der vielen Schwestern nicht«, erwiderte er. »Und leider wird es dann manchmal auch schnell bekannt, wenn jemand sein Baby zur Adoption freigegeben hat. Das erscheint in unserer seltsamen Gesellschaft noch verwerflicher, als ein uneheliches Kind zur Welt zu bringen.«
Er hatte es sehr überzeugenden Tones gesagt, und er hoffte, damit ihr Mißtrauen restlos ausgeräumt zu haben. Sie schenkte ihm jedenfalls ein bedeutsames Lächeln.
Es fühlte sich jeder von ihnen als Sieger, aber Daniel mußte sich eingestehen, daß er nur positive Eindrücke mitnehmen konnte, abgesehen von der überheblichen Art der Anna Renz.
Was Christel nun in Erfahrung bringen würde, mußte abgewartet werden. Ob es ihr gelingen würde, mit Sandra Trento und Hilde Roth ins Gespräch zu kommen, stand in den Sternen.
Zuviel wollte Dr. Norden nicht riskieren, aber warum sollte er es nicht wagen, mit Dr. Urban zu sprechen?
Diesmal war nicht Sepp im Garten beschäftigt, als Dr. Norden sich vorstellte. Sein faltiges Gesicht war bleich geworden.
»Ich habe eben eine Patientin zum Entbindungsheim gebracht«, erklärte Daniel, »und da kam mir ein Gedanke.«
Dr. Urban begann zu zittern. »Welcher?« fragte er heiser.
»Dieses Haus ist erstklassig in Ordnung. Offengestanden wäre ich an einer Zusammenarbeit mit Frau Renz interessiert, falls Sie sich zur Ruhe setzen wollen. Ich habe ihr das zwar noch nicht gesagt, weil ich dachte,
daß ich erst mit Ihnen sprechen sollte. Es ist beachtlich, was Frau Renz da auf die Beine gestellt hat, aber mit einer Beteiligung wäre das Heim doch noch ausbaufähig.«
Dr. Urban sah ihn konsterniert an. »Sie würden ein solches Risiko eingehen?« fragte er.
»Ein Risiko? Ich sehe keines.«
Dr. Urban kniff seine Augen zusammen. »Sie sind ein bekannter Arzt«, sagte er. »Ihnen gehört die Insel der Hoffnung. Welches Interesse könnten Sie an einem Unternehmen haben, das im Zwielicht steht?«
»Im Zwielicht?« fragte Dr. Norden. »Aber was ich gesehen und gehört habe, klingt doch durchaus seriös.«
Dr. Urban fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn.
»Ich bin ein alter Mann, Herr Norden. Anna ist meine Nichte. Ich habe nicht mehr viel zu verlieren, aber so verkalkt bin ich noch nicht, daß ich einem Kollegen zureden würde, da einzusteigen. Ich weiß nicht, womit Anna so viel Geld verdient, aber…« Er unterbrach sich und starrte Dr. Norden an.
»Sie wollen es nicht wissen, Herr Kollege«, sagte Daniel ruhig. »Sie könnten jetzt zu Frau Renz gehen und ihr sagen, daß ich sehr mißtrauisch bin, aber Sie werden es nicht tun.«
»Nein, ich werde es nicht tun. Gehen wir hinein. Wer weiß, wie lange ich noch lebe. Ich wollte doch nur immer das Schlimmste verhüten«, murmelte er. »Aber Anna ist schlau. Sie hat mich nie ganz eingeweiht. Gebraucht werde ich selten, wirklich ganz selten. Sie versteht ihr Handwerk, und sie bezahlt mich nicht. Das dürfen Sie nicht denken. Dieses Haus hier konnte ich mir bauen. Ich besaß genug Grund. Ich habe ihr das alte Haus überlassen, und das Grundstück für den Park zahlt sie mir monatlich ab. Ich meine mein gutes Auskommen, aber es ist kein Sündenlohn. Man kann ihr kein Unrecht nachweisen, Herr Norden. Diese Mädchen unterschreiben freiwillig. Es hat noch keines Anklage erhoben. Sie verschenken ihre Kinder gern.«
»Werden sie nicht dafür bezahlt?« fragte Daniel.
»Davon weiß ich nichts. Ich will auch nichts davon wissen. Ich bin ein alter Mann und will meinen Frieden haben. Zuleide tun kann ich niemandem etwas. Ich habe ein einziges Mal…« Doch da unterbrach er sich. Er starrte Dr. Norden blicklos an. »Wenn es an der Zeit ist, werde ich Sie um Hilfe bitten«, fuhr