Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 12 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 8
Das alte, faltige Gesicht belebte sich. »Warum sind Sie nicht früher gekommen?« fragte Dr. Urban heiser. »Mein Gott, warum begegnet einem erst an der Schwelle des Todes ein Mensch?«
»Sind Ihnen nicht viele Menschen begegnet, Dr. Urban?« fragte Daniel erschüttert.
»Geschöpfe ja, menschliche Geschöpfe, aber mit Sorgen beladen, der Hilfe bedürftig, nicht fähig zu begreifen, daß auch andere Hilfe brauchen, auch ein Arzt. Wer ahnt denn schon die Ängste, die seelische Not, all die Zweifel, mit denen man fertig werden muß, wenn man einmal vom Wege abgewichen ist?« Er sprach jetzt mehr zu sich selbst. Daniel hörte es, aber er beschloß, es für sich zu behalten und es zu vergessen. Er sah nur diesen alten Mann, das zerrissene Gesicht, die von Sorgen gebeugte Gestalt.
»Ich gebe Ihnen meine Karte, Herr Kollege. Wenn Sie nicht mehr weiter wissen, rufen Sie mich an.«
»Danke«, sagte Dr. Urban leise. »Ich danke Ihnen!« Und dann blickte er sich ängstlich um. »Sepp kommt bald zurück«, flüsterte er. »Es wäre gut, wenn er Sie nicht mehr sehen würde.«
Daniel verabschiedete sich schnell. Aber als er seinen Wagen besteigen wollte, kam Sepp auf seinem Motorrad daher. Im ersten Augenblick dachte Daniel nur daran, wie frech dieser Bursche mit Fee geredet hatte, aber er beherrschte sich.
»Was wollen Sie hier?« fragte Sepp auch ihn frech.
»Ich wollte Dr. Urban einen Besuch machen, aber er scheint nicht dazusein«, erwiderte Daniel geistesgegenwärtig.
Sepp kniff die Augen zusammen. »Er wird vielleicht schlafen, dieser senile Tattergreis. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Nein, das erübrigt sich«, erwiderte Daniel eisig, aber dann besann er sich doch anders. »Oder sagen Sie ihm, daß ich sehr an einer Zusammenarbeit mit Frau Renz interessiert wäre. Mein Name ist Norden, Dr. Norden, Arzt von Beruf.«
Er stieg in seinen Wagen. Sepp blickte ihm mit törichtem Ausdruck nach. Das sah Daniel im Rückspiegel. Er war überzeugt, diesen Burschen richtig eingeschätzt zu haben. Er war geistig beschränkt. Aber ihn faszinierte die Ähnlichkeit, die er mit Anna Renz hatte, obgleich man sie gewiß nicht als geistig beschränkt bezeichnen konnte, doch in diesem Augenblick konnte er noch nicht ahnen, daß Sepp ihm eine unerwartete Hilfestellung leistete. Als er Sepps Blicken entschwunden war, schwang der junge Mann sich wieder auf sein Motorrad und fuhr zum Entbindungsheim Miranda.
»Was willst du jetzt schon wieder, Sepp?« fragte Anna Renz ungehalten. »Du weißt doch, daß du dich hier nicht so oft blicken lassen sollst.«
»Ich muß dir was sagen, Mama. Ein Herr wollte zu Onkel Urban, aber der hat mal wieder geschlafen. Es war ein feiner Herr, Dr. Norden, Arzt von Beruf. Das hat er gesagt, und ich soll Onkel Urban ausrichten, daß er an einer Zusammenarbeit mit dir interessiert wäre. Das mußte ich doch sagen.«
»Ja, es ist gut, es ist sehr gut, Sepp.« Und in Annas Augen glitzerte Triumph. Doch der erlosch, als Sepp sagte: »Dafür kriege ich doch eine Belohnung, Mama. Die Blonde möchte ich haben, die schöne Blonde, die neulich auch zu Onkel Urban wollte.«
»Welche Blonde?« fragte Anna mit zusammengekniffenen Augen. »Wann war sie bei Urban?«
»Neulich. Er war bei dir. So ganz silberblondes Haar hat sie. Sie wollte sich doch bei dir melden. Ihr Kind gibst du nicht weg, Mama, das behalten wir.«
»Du spinnst ja mal wieder«, sagte Anna hart. »Geh jetzt.«
Ein böser, haßvoller Zug legte sich um seinen Mund. »Ich spinne nicht«, zischte er. »Ich weiß, was hier vorgeht. Ich bin kein Depp wie Onkel Urban.«
»Du hältst deinen Mund, sonst bekommst du keinen Pfennig mehr«, fuhr sie ihn an. »Und das Motorrad nehme ich dir auch wieder weg.«
»Das darfst du nicht!« schrie er.
»Dann sei ein braver Junge«, sagte sie streng.
Er schwang sich wieder auf sein Motorrad und fuhr davon.
Annas Gedanken überstürzten sich. Wer war silberblond?
Sandra! Aber sie hatte das Haus nie verlassen und hatte Sepp nie gesehen. Oder doch?
Sie überlegte, dann ging sie zu Sandra ins Zimmer. Sie saß am Fenster und häkelte an einem Babyjäckchen.
»Alles in Ordnung, Sandra?« fragte Anna freundlich.
»Ja, es geht mir gut.«
»Da gibt es einen jungen Mann, der sich für Sie zu interessieren scheint. Ein netter junger Mann«, sagte Anna.
»Ich verstehe nicht«, erwiderte Sandra verwundert.
»Sie sind neulich nicht spazierengegangen?« fragte Anna.
»Im Garten, ja, aber ich weiß gar nicht, was Sie meinen.«
»Sepp hat großes Interesse für Sie. Auch für Ihr Baby, Sandra. Ich glaube, er würde Sie heiraten.«
»Sepp?« fragte Sandra. »Der junge Mann, der die Lebensmittel bringt?«
»Er ist doch sehr nett, und er ist auch nicht unvermögend«, sagte Anna. »Er könnte Ihnen etwas bieten, Sandra.«
Sandra blickte zum Fenster hinaus. »Sie meinen es sicher gut, Frau Renz«, sagte sie leise, »aber ich muß Ihnen ein Geständnis machen. Ich bin verheiratet.«
»Sie sind verheiratet?« wiederholte Anna fassungslos.
»Ja, und mein Kind soll den Namen seines Vaters tragen. Es würde ja doch bekannt werden.«
»Mit wem sind Sie verheiratet?« fragte Anna heiser.
»Mit Götz von Hellbrink«, erwiderte Sandra. »Seine Familie sollte nichts davon wissen. Wir haben heimlich geheiratet, bevor er nach Afrika geschickt wurde.«
»Aber er ist verschollen«, entfuhr es Anna.
»Verschollen?« wiederholte Sandra entsetzt. »Wieso verschollen?«
»Es stand doch in der Zeitung, daß er mit noch ein paar anderen von einer Safari nicht zurückgekehrt ist.«
Und dann hielt sie den Atem an, denn Sandra war aufgesprungen, rang nach Atem, ein unterdrückter Aufschrei kam über ihre Lippen, und dann sank sie ohnmächtig zusammen.
Anna Renz stürzte zum Telefon und rief Dr. Urban an. Momentan wußte sie selbst nicht mehr, was sie tun sollte.
Als Sandra zu sich kam, verspürte sie heftige Schmerzen, als würde ihr ganzer Körper auseinandergerissen. Von diesen Schmerzen war sie auch ins Bewußtsein zurückgeholt worden.
Sie erkannte Dr. Urbans Gesicht, das sich dicht über sie beugte.
»Jetzt ganz ruhig atmen. Wir werden es bald geschafft haben«, sagte er.
Sandra vernahm einen hysterischen Schrei, aber nicht sie selbst hatte diesen ausgestoßen.
»Paß auf sie auf«, vernahm sie dann Annas Stimme. »Es