Die Gentlemen-Gangster. Manfred Bomm

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Die Gentlemen-Gangster - Manfred Bomm

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Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei reingekniet habe?«

      Zeller konnte die Enttäuschung und Bitternis des Mannes verstehen und hakte nach: »Haben Sie eine Familie zu versorgen?«

      »Gott sei Dank nicht.«

      »Freundin?«

      »Ja, hab ich«, sagte Nolte, um sogleich misstrauisch zu werden: »Was hat das mit all dem zu tun?«

      »Nur so am Rande. Es hätte doch sein können, dass Sie mit einer etwaigen Freundin über Ihren Job und die Abläufe beim Geldtransport gesprochen haben.«

      »Sie dürfen mir glauben, dass ich darüber mit niemandem rede.«

      »Das glaube ich Ihnen«, beruhigte Zeller, blieb aber beharrlich: »Und wer ist Ihre derzeitige Freundin?«

      »Tut das etwas zur Sache?«

      »Nein, überhaupt nicht. Darf ich trotzdem fragen, wer die Glückliche ist?«

      »Natürlich dürfen Sie das. Das ist doch kein Geheimnis.«

      »Und wer ist es?«, fragte Zeller.

      »Ich geh mal davon aus, dass Sie’s schon wissen«, witterte Nolte den Grund der Frage. »Es ist Frau Offenbach. Heidi Offenbach. Sie hat bis vor Kurzem bei der Sparkasse gearbeitet. Das ist es doch, was Sie hören wollen, oder?«

      Zeller zuckte mit den Schultern. »Hören will ich nicht das, was ich gern hören möchte, sondern nur die Wahrheit. Sie werden verstehen, dass ich mich auch noch mit Frau Offenbach unterhalten möchte.«

      »Wie? Was soll denn das jetzt?«, entgegnete Nolte empört. »Was hat Heidi damit zu tun? Wir wollen demnächst heiraten. Wir erwarten Nachwuchs.«

      Zeller nickte nachdenklich. »Noch eine Verständnisfrage, Herr Nolte. Die drängt sich in Ihrem Falle leider auf. Sie waren Polizeibeamter und hatten eine Uniform …«

      »Das hab ich Ihrem Kollegen doch bereits vor einem Jahr gesagt. Was ist jetzt daran unklar?«

      »Sie haben gesagt, dass Sie Ihre Uniform verschenkt haben. Ans Naturtheater Heidenheim für den Kleiderfundus«, gab sich Zeller informiert und ergänzte: »Wenn ich Ihnen aber nun sage, dass wir uns dort erkundigt haben und niemand etwas davon weiß, dass ein Herr Nolte seine Polizeiuniform gespendet hat?«

      Noltes Gesichtszüge versteinerten sich. »Sie wollen andeuten, dass ich lüge? Die waren dort begeistert, so eine Uniform zu kriegen. Da gibt’s keine Quittung oder so was. Da bringt man was hin und fertig. Außerdem ist das schon über zwei Jahre her.« Er hatte Mühe, seine Aufregung zu verbergen.

      »Kein Grund zur Panik, Herr Nolte«, versuchte ihn Zeller zu beruhigen. »Alles wird gut.« Er sah seinem Gegenüber fest in die Augen.

      40

      Blaubart hatte auch Tage nach dem abendlichen Albtraum in seinem Büro das Geschehen nicht verarbeitet. Natürlich war da jemand gewesen, aber glücklicherweise hatte niemand versucht, die Tür von der Garage in sein Büro zu öffnen. Nach bangen Minuten des ängstlichen Wartens war nichts mehr zu hören und auch nichts zu sehen gewesen. Und als schließlich ein Auto mit quietschenden Reifen davongefahren war, hatte er sich wieder getraut, das Licht anzuknipsen.

      Die Innentür hinaus in den Garagen- und Werkstatttrakt war tatsächlich geschlossen gewesen. Zum wiederholten Male lief das bedrohliche Szenario vor seinem geistigen Auge ab. Wie schon so oft in den vergangenen Tagen. Denn er hatte niemanden, mit dem er darüber reden konnte.

      Ihn überkam noch einmal das Gefühl, wie es ihn übermannt hatte, als er wie gelähmt die Waffe in der Hand hielt. Wie er damit zu der Tür gegangen war. Dann die große Erleichterung, als sie tatsächlich verriegelt gewesen war.

      Er schloss die Augen und lehnte sich in seinen Bürostuhl zurück, durchlebte wieder die Szene, als er die Waffe vor sich in den angrenzenden Raum gehalten und die taghellen Leuchtstoffröhren hatte aufflammen lassen: vor ihm die kostbaren US-Oldtimer-Fahrzeuge, chromblitzend im grellen Licht. Alles schien unberührt zu sein, das Rolltor geschlossen, eine Außentür auch. Hatte er sich getäuscht? Diese Frage plagte ihn nun seit Tagen. War alles nur Einbildung gewesen, weil ihm Kirstin von dem energischen Auftreten des Amerikaners berichtet hatte?

      Die Erinnerungen an den Abend liefen weiter wie in einem Film, den er nicht stoppen konnte: Er war zurück ins Büro gegangen, hatte sämtliche Halogenstrahler draußen im Hof eingeschaltet, die er nun endlich über einen Bewegungsmelder steuern lassen wollte, und hatte die im Freien stehenden Fahrzeuge überblickt: Chevrolet, Mercedes, BMW, Ford, Porsche, Jaguar. Allesamt längst zu begehrten Oldtimern geworden. Doch etwas war anders gewesen: Auf der roten Motorhaube des Chevrolets hatte sich das Scheinwerferlicht auf seltsame Weise gebrochen.

      Wieder befiel ihn jetzt der unbändige Zorn, der über ihn hereingebrochen war, als er die große Delle und den abgesplitterten Lack gesehen hatte.

      Er würde den Teufelskerl finden, der mit einem schweren Gegenstand auf das Blech eingeschlagen hatte. Dazu brauchte er keine Polizei. Außerdem würde dies nur zu Ermittlungen führen, die er vermeiden wollte. Es kursierten schon viel zu viele Gerüchte über ihn. Meist steckte nur der pure Neid dahinter. Weil er mit seinem Geschäft erfolgreich war. Und er sich in allen gesellschaftlichen Kreisen bewegte.

      Hinter dem, was jetzt geschehen war, steckte zweifellos dieser Lukas, dieser unangenehme Amerikaner, hämmerte es durch seinen Kopf. Immer und immer wieder. Vermutlich wollte ihn der Kerl mürbe machen. Aber Geschäft war Geschäft.

      Er musste hart bleiben und deshalb sein Gelände nun endlich mit den modernsten Überwachungsanlagen sichern lassen.

      Er versuchte, das traumatische Erlebnis abzuschütteln, und gab an der Wählscheibe seines Telefons eine sechsstellige Nummer ein. Während der Rufton an sein Ohr drang, nahm er sich vor, mit der geplanten Installation von Überwachungseinrichtungen auch gleich den altmodischen Wählscheibenapparat durch ein modernes Tastentelefon ersetzen zu lassen.

      »Ja?«, holte ihn eine hauchende Frauenstimme aus diesen Gedanken zurück.

      »Hi«, gab er sich locker, »ich bin’s. Bist du heute Abend auch wieder dran?«

      »Och«, machte sie keck. »Das solltest du wissen. Heute ist mein freier Abend.« Ein Lachen war zu hören. »Heut zieh ich mich nur für dich aus.«

      Er war ob solcher Direktheit jedes Mal wieder aufs Neue perplex.

      »Machen wir wieder Fotos in der Garage?«, fragte sie, bevor er etwas antworten konnte. »Dann zieh ich mir was Aufregendes an – zum Ausziehen.«

      41

      August Häberle freute sich, endlich mal wieder draußen in der Provinz ermitteln zu dürfen. In Bopfingen, am Fuße des Ipfs im äußersten Osten Baden-Württembergs geboren, war er auf Empfehlung seines damaligen Boxtrainers statt zur Bundeswehr zur Bereitschaftspolizei gegangen, bei der er wenig später die Begeisterung für die Arbeit der Kriminalpolizei entdeckt hatte, obwohl er viel lieber Seemann geworden wäre. Die Gelassenheit und Ruhe für die raue See hätte er bestimmt mitgebracht. Längst hatte er auch gelernt, dem Volk aufs Maul zu schauen. Und er wusste, wie zurückhaltend gerade die Menschen auf dem Land waren, »wenn der Herr Kommissar etwas wissen will«, pflegte er oft im Kollegenkreis zu sagen. Viele Menschen scheuten sich, »so richtig etwas

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