Emmentaler Alpträume. Paul Lascaux
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Paul Lascaux
Emmentaler Alpträume
Ein Fall für Müller & Himmel
Zum Buch
Berge, Täler, Tote Nicole Himmel liegt mit einem Lungenstreifschuss im Spital. Wie es dazu kam, weiß sie nicht mehr. Ihre Erinnerung ist blockiert. Ohne einen Zeugen, Hinweis oder ein Indiz kann die Polizei nicht ermitteln, denn die Tat wurde anscheinend nicht beobachtet und außer Nicole wusste in der Detektei Müller & Himmel niemand, was sie im Emmental vorhatte. Nachts wird sie von Alpträumen geplagt. Versuchen diese ihr mitzuteilen, wie es zu dem Unglück kam? Heinrich Müllers Nachforschungen gestalten sich ebenfalls zäh. Hat Nicole am Seminar eines dubiosen Heilers im Gallenbad teilgenommen? Oder hat sie im nördlichen Napfgebiet, im Hornbach, Gold gewaschen? Die drei Grazien unterstützen die Detektei, beugen sich über Wanderkarten und durchforsten Internetseiten, während Heinrich Müller Kommissar Forrer nach Linden begleitet. Dort wurde eine skelettierte Leiche gefunden, ausgerechnet auf dem Ölbohrgelände von 1972. Haben die beiden Fälle etwas miteinander zu tun?
Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der 1955 geborene Germanist und Kunsthistoriker ist am Bodensee aufgewachsen und lebt in Bern. In den letzten 35 Jahren hat er neben zahllosen journalistischen Arbeiten mehrere literarische Veröffentlichungen realisiert, vor allem Kriminalromane und kriminelle Geschichten. Als Herausgeber von Krimi-Anthologien und Initiator des Schweizer Krimifestivals »Mordstage« hat er sich einen Namen gemacht. »Emmentaler Alpträume« ist sein neuster Krimi um die Detektei Müller & Himmel.
Impressum
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Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Sven Lang
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © HappyAlex / stock.adobe.com
ISBN 978-3-8392-6734-9
Zitat
»Stüdi war eifersüchtiger Natur und herzwüst.«
Jeremias Gotthelf: Der Bauern-Spiegel (1836)
Montag, 29.4.2019
»Kaumückenanzüge.«
Nicole atmet auf. Endlich kann sie wieder einen klaren Gedanken fassen. Hat sie laut gesprochen?
Dann spürt sie einen heftigen Stich in ihrer Körpermitte und sie dämmert wieder weg, bevor sie das Rasseln und Röcheln aus ihrer Lunge hören kann.
Sie blickt vom Strand über das Meer und fühlt die Nässe, als die Wellen an ihre Beine klatschen. Sie steht im Wasser und sie weiß, dass sie auf einer Unterwasserfelsplatte, die in etwa einem Meter Tiefe liegt, zu jener Insel gelangen kann, deren bizarres Gestein gelbbraun leuchtet. Es ist diese Farbe, die sie zu ihr hinzieht, denn die Insel selbst ist bar jeder Vegetation, sie kocht in der Hitze des Nachmittags.
Neben ihr steht ein junger Mann, bereit, mit ihr zur Insel zu waten. Ist es das Ferienlager aus der Gymnasialzeit? Sie ist verwirrt, aber der Kerl lacht sie an, als ob er noch etwas mit ihr vorhätte. Sie ist selber erstaunt darüber, dass sie dieser Gedanke beruhigt.
Sie kommen vom Mittagessen, die Bäuche voll und kein günstiger Zeitpunkt zum Baden, denn bei der vorgelagerten Felsspitze hätten sie, um einen größeren Umweg zu vermeiden, ein paar Meter durch eine Wasserrinne schwimmen müssen, die den Fischerbooten den Zugang zum Hafen ermöglicht. Aber da sie vollständig bekleidet sind, bleibt ihnen keine Wahl. Er trägt hellblaue Jeans, die ein bisschen aus der Mode sind und um die Hüften spannen. Ein zerschlissenes blaues T-Shirt mit Salzwasserflecken schlackert um seinen Oberkörper. Seine braunen Haare stehen etwas wirr vom Kopf ab. Sein schalkhaftes Lächeln macht alles wieder wett.
»Verheiratetenhöhle«, sagt sie und zeigt auf halbem Wege auf ein schwarzes Loch in einer der Klippen.
»Ein Schlafplatz für Jugendliche, denen kein eigenes Zimmer zur Verfügung steht«, erklärt er.
Als ob damit alles gesagt wäre.
Bald suchen sie vom Inselstrand aus den Weg zur Höhle, benutzen beide Hände, um nicht abzurutschen, und finden einen tiefer gelegenen Eingang, der durch eine kurze Röhre im Felsinnern zur eigentlichen Höhle führt. Wie befürchtet sehen sie das idyllische Plätzchen – durch einen Spalt im Gestein von der Sonne beleuchtet – bereits besetzt. Drei Beinpaare in schmutzigen Jeans liegen übereinander. Die beiden drehen sich ab und nehmen den Hauptausgang. Dort wartet bereits ein Pärchen, das hineinwill.
»Einen Platz gibt es nur, wenn ihr vorbestellt habt«, sagt Nicole zum Abschied.
Wie sie zum Festland zurückgekommen sind, kann sie nicht sagen. Jedenfalls gibt es dort einen Caravanpark. Jeder Wohnwagen ist in vier Räume mit je einem separaten Eingang aufgeteilt. Sie hat eine Freundin, die ihr Zimmer für einen solchen Fall zur Verfügung stellt. Obwohl sie nicht genau weiß, was mit diesem »Fall« gemeint ist, sucht sie mit ihrem Kumpel die 608. Dummerweise sind die Wohnwagen nicht den Nummern nach eingereiht, sie müssen also bei jedem die Zahlen ablesen, wenn sie ihr Zimmer finden wollen. Irgendwie drehen sie sich im Kreis. Plötzlich steht ein Briefträger vor den beiden. Sofort ist der Wagen gefunden. Aber der Mann ist schon wieder weg, bevor man ihn fragen kann, wie er das gemacht hat. Sie gehen hinein: ein weißer Raum, ein helles Fenster ohne Vorhänge, ein Tisch, ein Stuhl, ein bequemes Bett ohne Decke. Alles ist angerichtet.