Tod auf der Finca. Alex Conrad
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Der Roman spielt hauptsächlich in bekannten Regionen, doch bleiben die Geschehnisse reine Fiktion. Die Figuren dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind nicht beabsichtigt und wären rein zufällig.
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eISBN 978-3-8271-8392-7
Alex Conrad
Tod auf der Finca
Carmen Munar ermittelt
Für Mallorca, meine Heimat
Prolog
Schritte … der Hall ihrer eigenen in dieser schmalen und verwinkelten Gasse oder fremde? Carmen blieb stehen, lauschte. Ihre rechte Hand ging wie automatisch zum Holster, umschloss mit den Fingern die Dienstwaffe.
Einatmen, ausatmen. Dieses verfluchte Gefühl von Angst wegatmen. Bei Tag wirkte die Altstadt von Palma ja durchaus romantisch, aber sobald die Nacht hereinbrach, war es abseits des Haupttrubels mit seinen Restaurants und Bars vorbei mit Romantik.
Noch immer die Hand an der Waffe ging Carmen weiter. Ihr eigener Herzschlag dröhnte in den Ohren, machte es unmöglich, auf fremde Schritte zu lauschen. Gleich erreichte sie eine Ecke. Sie hastete um die Abzweigung, blieb stehen, drehte sich um und spähte in die Gasse zurück.
Ein Schatten huschte in einen zurückgesetzten Hauseingang. Es war also tatsächlich jemand hinter ihr gewesen. Wartete er dort nur auf die Gelegenheit, ihr erneut hinterherzulaufen, oder täuschte sie sich und es war nur ein Anwohner, der nun sein Haus betrat? Wenn doch dieses Dröhnen in den Ohren nicht wäre, könnte sie vielleicht das Klappen einer Tür hören.
Carmen biss sich auf die Unterlippe. Eben noch hatte sie den jungen Mädchen und Frauen im Selbstverteidigungskurs gepredigt, dass es nicht nur auf die Techniken bei einem möglichen Angriff ankam, sondern vielmehr schon auf ein selbstbewusstes Auftreten, um nicht als Opfer auserkoren zu werden. Wieso gelang ihr das selbst nicht immer?
„Ich bin wehrhaft, habe die Kontrolle. Es gibt keine Bedrohung“, flüsterte sie ihr Mantra, das ihr die Therapeutin damals ans Herz gelegt hatte. Ihr Atem wurde etwas ruhiger und sie streckte den Rücken durch.
Erneut spähte sie um die Ecke in die Gasse zurück. Kein Schatten zu sehen. Mit schnellen Schritten ging sie weiter. Wieso war sie auch zu Fuß zu dem Kurs gegangen, statt das Auto zu nehmen? Sinnlose Frage … Rücken durchdrücken, fest auftreten. Alles nur Einbildung, heraufbeschworen von einer nicht rationalen Angst. Bilder der Vergangenheit tauchten vor ihr auf. Drohgebärden und Gebrüll von Sergio im Gerichtssaal beim Urteilsspruch über ihn und die Mitglieder seines Drogenkonsortiums. Sie könne niemals sicher sein, irgendwann stehe jemand hinter ihr und dann … Carmen löste den Griff an der Waffe und wischte sich mit der flachen Hand über die Stirn, um die Bilder zu vertreiben, doch das ungute Gefühl nahm zu, ihr Atem beschleunigte.
Vor ihr war eine Straßenlampe ausgefallen und das letzte Stück bis zu einer breiteren Straße schien sich in der Dunkelheit aufzulösen.
Ein Duft stieg ihr in die Nase: Aftershave – ganz nah!
Ruckartig drehte sie sich um, duckte sich dabei, ihre Finger berührten Stoff. Carmen packte zu, schnellte mit dem Oberkörper hoch, riss die Arme mit nach oben.
Mit einem Schrei landete der Angreifer auf dem Boden. Sein Atem ging stoßweise.
Carmen zog ihre Waffe, entsicherte. „Nicht bewegen! Ich bin bewaffnet!“ Mit der anderen Hand fingerte sie ihr Handy aus der Tasche. Drückte dabei den Knopf auf der Seite für die Taschenlampenfunktion.
„Schlampe!“, schrie der Mann und drehte geblendet den Kopf weg.
„Ich sagte: Nicht bewegen!“ Noch immer richtete Carmen ihre Waffe auf den Mann. Trotz der Handylampe konnte sie sein Gesicht nicht gut erkennen, denn er trug ein Kapuzenshirt und hatte die Kapuze fest unterhalb seines Mundes zusammengebunden. Oberhalb zog sich das Gummiband bis über seine Augenbrauen. Handschellen oder Kabelbinder hatte sie nicht dabei. Sie musste die Kollegen anrufen.
Ihr Blick ging hastig zwischen dem Angreifer und dem Handydisplay hin und her. In der rechten Hand hielt sie die Waffe und mit der linken allein rutschte sie am Display für die Kurzwahl ab.
Der Tritt gegen ihre Waffenhand kam unerwartet. Ihre Waffe schlitterte über den Boden und der Angreifer stand wieder auf beiden Beinen. Drückte sie energisch an die Hauswand.
Bevor Carmen mit einem Abwehrschlag auf seinen Hals kontern konnte, sprang er einen Meter zurück.
„Glück gehabt“, zischte er und rannte davon.
Der Puls an ihren Schläfen wummerte, der Schweiß in ihrem Nacken lief mittlerweile ihren Rücken hinab. Einatmen, ausatmen.
Der Lichtschein ihrer Handylampe zitterte, als sie den Boden ableuchtete. Wenige Meter vor ihr lag die Waffe. Sie hob sie auf, sicherte sie und schob sie zurück ins Holster.
Den Typen zu verfolgen, konnte sie vergessen, der war längst irgendwo verschwunden. Für eine Suche in der Verbrecherkartei hatte sie zu wenig von seinem Gesicht erkennen können. Die Angst wich der Wut. Carmen trat gegen die Hauswand. Wieder und wieder. Bis ihre Beine müder wurden, die Atmung ruhiger. Dieses Arschloch würde sie nicht kleinkriegen. „Ich bin wehrhaft, ich habe die Kontrolle.“
Eins
Carmen zupfte ihre Uniform zurecht. Sie hasste es, sich zu offiziellen Anlässen hineinzuzwängen, und war dankbar, anschließend zum normalen Dienst wieder in ihre Jeans schlüpfen zu können. Bestimmt wollte sie der Polizeichef sehen, um sie zum letzten Erfolg zu beglückwünschen. Über ein halbes Jahr hatte sie die Ermittlungen in einem verzwickten Mordfall geleitet und den Mörder überführt.
Zumindest hoffte Carmen, dass es nichts mit ihrer nächtlichen Begegnung zu tun hatte. Die wenigen Tage, die bisher vergangen waren, hatte sie mehrmals angesetzt, ihrem Kollegen Joan von dem Vorfall zu erzählen, doch am Ende Abstand davon genommen. Da sie den Angreifer nicht erkannt hatte, wäre es sinnlos und würde nur für Aufregung in ihrem beruflichen Umfeld sorgen. Zwar war die Erinnerung nicht verblasst, doch die Angst beherrschte sie nicht. Rational betrachtet wusste sie nichts über den Angreifer und möglicherweise war es einfach nur ein missglückter Angriff eines Junkies auf der Suche nach Geld gewesen. Wobei … hätte der Geld gehabt, sich ein Aftershave zu leisten?
Wenn nach Dienstschluss die Wut darüber, sich ausgeliefert zu fühlen, hochgekocht war, war sie am Meer entlanggelaufen. Von der Kathedrale bis zum Fährhafen und zurück … schneller und schneller, bis alles Denken und Fühlen nur noch von dem nächsten