Tod auf der Finca. Alex Conrad

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Tod auf der Finca - Alex Conrad

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      Sie öffnete die Tür, trat ein und schloss sie wieder hinter sich, ehe sie sich militärisch korrekt zum Gruß vor den Schreibtisch von Agustin stellte. „Director General!“

      „Buenos días. Schön, dass Sie trotz der frühen Morgenstunde pünktlich sind. Bitte nehmen Sie Platz.“ Er lächelte Carmen freundlich zu.

      Mit durchgedrücktem Rücken setzte sie sich auf den Stuhl.

      „Carmen, ich darf Sie doch so nennen?“

      Sie nickte.

      „Nun, Sie haben beachtliche Erfolge vorzuweisen und das nicht nur hier in Palma. Ihre anderen Stationen auf dem Festland können sich ebenfalls sehen lassen.“

      Wo führte das hin? Wollte er sie versetzen? Carmen fühlte sich sehr wohl in ihrer Heimatstadt und war vor acht Jahren überglücklich gewesen, als sie von Valencia zurück nach Palma beordert worden war. Zwar sah sie seitdem ihre Eltern nicht mehr so häufig, doch ihre Karriere ging vor. Ihr Vater hatte damals auch nicht gezögert, als ihm die Leitung einer Fliesenfabrik angeboten worden war und dafür die ganze Familie von Mallorca nach Valencia umziehen musste.

      Obwohl Carmen die Zeit auf dem Festland genossen hatte, wollte sie jetzt nicht so schnell von Mallorca weg. Sie rang sich ein Lächeln ab.

      „Haben Sie keine Angst.“

      Er schien ihre Gedanken lesen zu können.

      „Auch, wenn Sie mit sechsunddreißig Jahren noch jung sind, ist Ihre Karriere beispielhaft und immer mehr Frauen übernehmen Führungspositionen.“

      „Um die Quote der Gleichberechtigung zu erfüllen“, rutschte Carmen heraus und sie bereute es sofort, als sie sah, wie Agustin die Nasenlöcher blähte. „Verzeihung.“

      „Schon gut. Sie mögen damit in manchen Fällen recht haben, doch bei Ihnen …“, er beugte sich etwas vor, „ist es Ihre unermüdliche Leistung, die das Innenministerium von meiner Empfehlung überzeugt hat.“

      Es klopfte.

      Agustin lächelte sie an. „Ah, das wird Coronel Francisco Gamundi Barceló sein. Herein.“

      Der Chef der Guardia Civil? Das wurde immer mysteriöser.

      Die Tür öffnete sich und tatsächlich trat der Polizeichef, der alle Kriminalermittlungseinheiten außerhalb Palmas unter sich hatte, ein.

      Carmen sprang auf und hob die Hand zum militärischen Gruß.

      Francisco lachte. „So förmlich brauchen wir das hier heute nicht. Buenos días, Carmen.“ Er reichte ihr die Hand, bevor er Agustin freundschaftlich umarmte. „Weiß sie es schon?“

      Agustin schüttelte den Kopf. „Du kommst gerade richtig.“ Er deutete auf den Stuhl neben ihr. „Setz dich doch.“

      Francisco drehte sich zu Carmen. „Nehmen Sie auch bitte wieder Platz.“

      „Also, da wir nun vollzählig sind“, Agustin lächelte breit, bevor er fortfuhr, „wird es offiziell. Carmen, Sie werden befördert in den Stand eines Sargento und unter dem Polizeichef von Inca, Capitán Matias Ramirez Forteza, die Leitung der dortigen operativen Ermittlungseinheit der Kriminalpolizei übernehmen. Ihr Vorgänger ist in Ruhestand gegangen.“

      Carmens Mund wurde trocken vor Aufregung. Beförderung und Leitung. Damit hatte sie in frühestens drei Jahren gerechnet, wenn überhaupt. Sie würde umziehen müssen, um bei einem Verbrechen schnell verfügbar zu sein. Gab es freie Wohnungen in Inca? Möglicherweise käme sogar ein kleines Haus infrage. Ihr Ex-Mann Peter hatte sich dort nach ihrer Trennung vor zwei Jahren ein Landhaus gekauft. Vielleicht könnte er ihr bei der Suche helfen? Ein Garten wäre nett und …

      „Carmen?“

      Sie schreckte aus ihren Gedanken auf. „Es … es ist mir eine Ehre.“

      Francisco erhob sich und reichte ihr die Hand. „Auch wenn wir wahrscheinlich nicht viel direkt miteinander zu tun haben werden, freue ich mich auf die Zusammen­arbeit.“

      Carmen war ebenfalls aufgestanden und erwiderte den Händedruck mit der gleichen Festigkeit. „Wann soll ich anfangen?“

      „Sie wohnen ja zur Zeit in Palma“, Francisco rieb sich das Kinn, „doch wir würden einen Umzug Ihrerseits mehr als begrüßen, denn gerade als Leiterin könnte es durchaus sein, dass Sie auch außerhalb der normalen Bereitschaft schnell zu einem Fall dazukommen müssen und …“

      „Das ist kein Problem“, unterbrach Carmen. „Ich sehe das genauso und zwanzig Minuten Fahrt oder mehr … so lange will ich die Kollegen im Ernstfall nicht warten lassen.“

      „Ihre Bereitschaft freut mich sehr, doch ein Umzug muss nicht sofort sein, wenn Sie nicht gleich etwas Passendes finden. Reicht Ihnen eine Woche für eventuelle Vorbereitungen? Selbstverständlich stehen Ihnen während dieser Zeit freie Tage zu.“

      „Ja, das hieße dann, dass ich zum Ersten dort anfangen soll?“

      Mittlerweile hatte sich Agustin erhoben. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, weil es ein Samstag ist?“

      Energisch schüttelte Carmen den Kopf. „Und wenn es ein Sonntag wäre.“

      Francisco ging zur Tür. „In Ihrer ersten Woche werden Sie mit Ihrem Team auf sich gestellt sein, da sich Ihr Vorgesetzter Capitán Ramirez im Urlaub befindet. Ihre Ernennung ist jedoch mit ihm abgesprochen und ich soll Ihnen sagen, dass er sich auf die Zusammenarbeit freut.“

      Carmen nickte. „Bitte, noch eine Frage, bevor Sie gehen.“

      „Ja?“

      Sie musste nachfragen, obwohl sie Angst vor der Antwort hatte. „Gab es nicht innerhalb der Einheit in Inca jemanden, den man auf den Posten hätte befördern können?“

      Francisco blickte an ihr vorbei zu Agustin. Carmen folgte seinem Blick, drehte den Kopf und sah Agustin nicken.

      Mit zwei Schritten kam Francisco auf sie zu. „Sie brauchen keine Bedenken zu haben. Und nein, Sie wurden nicht befördert, um eine Frauenquote in höheren Positionen zu erfüllen. Sie haben einfach mehr Zusatzqualifikationen in freiwilligen Lehrgängen erworben als einer Ihrer Kollegen vor Ort. Besonders Ihre letzten Weiterbildungen, bei denen es um Täterpsychologie und Weiterentwicklung in der Spurensicherung ging, haben Sie qualifiziert. Immerhin Themengebiete, die Sie für eine erfolgreiche Ermittlung nicht selbst bräuchten, da Ihnen dazu die forensische Spezialeinheit von hier zur Verfügung steht. Doch aufgrund Ihrer Qualifizierung müssen die Forensiker

      bestimmt nicht oft zu Ihnen rausfahren. Ihr Kollege Gerado Bibiloni Capó hatte dafür keine Zeit. Er wurde letztes Jahr Vater.“

      Carmen überkam sofort ein schlechtes Gewissen. Nur, weil dieser Gerado anscheinend seine Vaterrolle ernst nahm und im ersten Lebensjahr des Nachwuchses nicht aufs Festland zu Weiterbildungskursen wollte, hatte sie ihm den Posten weggeschnappt. „Ich verstehe“, sagte sie leise.

      Agustin räusperte sich. „Es waren nicht nur die Fortbildungen. Ihre Aufklärungsquote ist besser. Sie haben es ehrlich verdient.“

      Nachdem Carmen sich verabschiedet hatte, trat

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