Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Читать онлайн книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton страница 32
»Hafenkontrolle an PROKYON«, sagte ein Uniformierter, dessen Abbild auf dem Schirm des Funkgeräts erschien. Sein Gesicht mit der für Nimboiden typischen graubraunen, grobporigen Haut wirkte nervös. »Reduzieren Sie, unter Beachtung der Gravitation von 1,36 g, Ihre Geschwindigkeit so, dass Sie in genau 3,47 Minuten den Punkt erreichen, von dem das Peilsignal ausgeht. Wir werden zu dieser Zeit eine Lücke im Schutzschirm schaffen, durch die Ihr Schiff in den vorgesehenen Landeschacht einfliegen kann. Erbitte Bestätigung, Ende.«
»Verstanden, Ende«, gab Taff zurück.
Der Raumhafen Port Orkus lag 152 Kilometer nördlich der planetaren Hauptstadt Vulcanus. Damit befand er sich außerhalb der Vulkankette, dafür aber bereits im Gebiet des ewigen Eises. Da die Witterungsverhältnisse dort die Errichtung normaler Hafenanlagen nicht zuließen, hatte man ihn, ähnlich wie die Basis 104 auf der Erde, subplanetar anlegen müssen. Nur die unmittelbare Umgebung der Start- und Landeschächte wurde ständig eisfrei gehalten. Über ihnen spannten sich Energieschirme, um die tobenden Naturgewalten fernzuhalten.
Eine mächtige Sturmbö packte die PROKYON X und schleuderte sie aus dem Landekurs. Der Autopilot reagierte mit einem Gewaltmanöver, das das Diskusschiff wieder in waagerechte Lage und in den Bereich des Peilstrahls brachte. Sekundenlang kamen einige Gravos Andruck durch, und Dorit Grenelle schrie erschrocken auf.
»Keine Sorge, Dorit-Mädchen«, beruhigte sie der Kommandant. »Das war nötig, sonst hätten wir den Landeschacht verfehlt und wären in einen Energieschirm gerast. Das wäre uns mit Sicherheit schlechter bekommen als dieser kurze Gravostoß.«
Knapp zwanzig Sekunden später erlosch das schwach sichtbare grünliche Flimmern unter dem Schiff. Die PROKYON stieß durch die Lücke, die sich unmittelbar hinter ihr wieder schloss. Sanft wie eine Feder sank sie dem dunkel gähnenden Schlund des Landeschachts entgegen, dessen Wände gleich darauf an ihr vorüber glitten.
Eine weite, hell erleuchtete Halle nahm sie auf, in deren Mitte sie aufsetzte. Taff schaltete sämtliche Aggregate aus und nickte den anderen zu.
»So, da wären wir! Fertigmachen zum Aussteigen. Man wird sicher gleich kommen, um uns in Empfang zu nehmen. Verhaltet euch so, wie es sich für Gäste geziemt, ungeachtet der vermutlich hier herrschenden rauen Sitten. Wir kommen in einer diplomatischen Mission, vergesst das bitte nicht.«
Luca verzog unmutig das Gesicht.
»Gut gebrüllt, geschätzter Kommandant. Ich werde also hinfort nach Möglichkeit meinen gewaschenen Mund halten, weil es der guten Sache dient. Sollen jene reden, die über das nötige diplomatische Geschick verfügen, also Alexandros und du. Verlange aber bitte nicht, dass ich mich dabei wohl fühle, Taff.«
Caine nickte.
»Das werde ich mit Sicherheit nicht tun, teurer Freund und Kampfgefährte. Ich selbst werde mich erst dann wieder wohl fühlen, wenn Nimboid einige Lichtjahre hinter uns liegt!«
*
Sie verließen den Zentrallift und sahen sich in der kuppelförmigen Halle um.
Sie durchmaß etwa dreihundert Meter und bot Platz genug für sechs Schiffe von der Größe der PROKYON, war aber sonst leer. An den Wänden gab es fünf große Tore, die jedoch sämtlich geschlossen waren. Im grellen Licht der Tiefstrahler war deutlich zu erkennen, dass man auf Nimboid nicht sonderlich mit Gütern gesegnet war. Alles wirkte irgendwie nur halb fertig, Wände und Decke bestanden aus rohem, nur notdürftig geglättetem Fels. In einigen Nischen standen plumpe Fahrzeuge, aber kein Mensch zeigte sich.
»Ob man uns erst einmal eine Weile hier schmoren lassen will?«, vermutete Lars und strich sich nervös über das weiße Haar. Alexandros Demosthenes wollte etwas entgegnen, doch er kam nicht mehr dazu.
Ein dumpfes Rollen ertönte, und eines der Tote glitt in die Wand zurück. Zwei Dutzend Nimboiden in schmucklosen Uniformen kamen in die Halle marschiert. Ihre Stiefel knallten im Gleichschritt auf den Felsboden, in ihren Armbeugen ruhten schwere Strahlwaffen. Sie schwärmten aus und umgaben die PROKYON in einem weiten Kordon. Ihnen folgte eine Gruppe von Männern, ebenfalls in Uniformen, die jedoch reich verziert und mit Orden behängt waren. An ihrer Spitze schritt Toburu-Chan, der jetzige Regierungschef Nimboids. Eine weitere Formation von Soldaten folgte nach.
Harte Kommandos klangen auf, die Eskorte nahm Haltung an und riss die Strahler zum Präsentiergriff hoch. Taff löste sich von seinen Begleitern und ging Toburu-Chan entgegen, der mit großen Schritten auf ihn zukam.
»Ich freue mich ehrlich, Sie hier zu sehen, Taff!«, dröhnte die Stimme des Shoguns auf. »Viel ist geschehen, seit wir uns zuletzt gegenübergestanden haben. Erfreuliches, wie ich meine, wenn auch der Anstoß dazu nicht eben nach unserem Geschmack war.«
Caine nahm seine Hand und spürte einen Druck, der ihn fast in die Knie gehen ließ. Die hohe Schwerkraft des Planeten, die deutlich zu spüren war, hatte entsprechende Auswirkungen auf seine Bewohner gezeitigt. Die Nimboiden wirkten nicht nur massig und stark, sie waren es auch.
Hastig zog Taff seine Hand zurück und versicherte: »Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Shogun. Immerhin haben die Ereignisse im NGC 188 gezeigt, dass es auch Freundschaft zwischen sehr unterschiedlichen Männern geben kann, wenn es die Not gebietet. Das gibt Anlass zu großen Hoffnungen für uns alle.«
Der Regierungschef von Nimboid grinste breit.
»Sie sagen es, Taff. Sparen Sie sich künftig den Shogun und nennen Sie mich einfach Toburu, wie es unter Freunden üblich ist. Echte Männer werden sich immer verstehen, wenn sie auch von verschiedenen Welten kommen mögen.«
Taff nickte und grinste zurück.
»Wahr gesprochen, Toburu. Hier und heute bin ich allerdings nicht die Hauptperson. Hiermit stelle ich Ihnen Alexandros Demosthenes vor, den Minister für außenpolitische Angelegenheiten der Erde. Möge es auch zwischen Ihnen beiden zu jenem Grad des Verstehens kommen, der allein der Sache des Friedens den Erfolg verspricht.«
Auch Toburu stellte nun seine Begleiter vor. Es waren durchweg Minister seiner neuen Regierung, sämtlich hohe Offiziere der Chan-Kaste des Planeten. Manche schienen noch unsicher, noch nicht an ihre neuen Würden gewöhnt.
Auch die Tatsache, dass sich der Shogun mit einer derart starken Leibwache umgab, gab Caine zu denken. Offenbar war die Stellung der jungen Regierung doch noch nicht allzu fest. Gerade unter den Chans, die zum größten Teil alles andere als Freunde der Erde waren, musste es starke Gegenströmungen geben. Eine Feindschaft, die über lange Zeit hin genährt worden war, ließ sich nicht von heute auf morgen beseitigen.
Im Augenblick schien Ruhe zu herrschen, aber das konnte sich sehr schnell ändern. Die Nimboiden waren, durch ihre Umwelt geformt, eine harte und stolze Rasse. Vermutlich sannen die entmachteten Führer nun bereits darüber nach, wie sie den »Weichling« wieder stürzen konnten.
»Kommen Sie«, sagte der Regierungschef in Taffs Gedanken hinein. »Ein Rohrbahnzug steht bereit, um uns in die Hauptstadt zu bringen. Dort reden wir dann weiter.«
Von den Soldaten eskortiert verließen sie die Halle. Ein Lift beförderte sie zwei Etagen tiefer zu einem geräumigen subplanetaren Bahnhof. Große, von Robotern bewegte Container verrieten, dass von hier aus der Transport jener Güter bewerkstelligt wurde, die mit Raumschiffen Port Orkus erreichten. Die technischen Einrichtungen wirkten durchaus modern, alles andere dagegen war so einfach