Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Читать онлайн книгу Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton страница 82
Über die noch heilen Bildschirme zuckten bizarre Lichtmuster und lösten das dunkle Wabern aus dem Hyperraum ab. Ihre Intensität nahm stetig zu, obwohl sich die Dunkelfilter automatisch vorschalteten. Schließlich waren sie so grell, dass sie die Beleuchtung der Zentrale überstrahlten. Die Menschen pressten die Hände vor die Augen, aber das half nur wenig.
Dann hörten die Erschütterungen auf, die normale Schwere stellte sich wieder ein. Vorsichtig nahm Taff Caine die Hände von seinen Augen und registrierte dankbar, dass auch das irrlichternde Zucken auf den Bildschirmen auf ein erträgliches Maß zurückgegangen war. Augenblicklich wurde er wieder aktiv.
»Wir haben das Schlimmste überstanden, wie es scheint!«, sagte er. »Jetzt müssen wir versuchen, irgendwie das beste aus unserer Lage zu machen, Leute. Was sagen deine Instrumente, Bord-Galilei?«
Orvid Bashkiri tauchte aus seiner vollen Deckung unterhalb der Ortungs- und Messkonsole auf und lächelte verzerrt. Wortlos nahm er wieder Platz und überflog hastig alle Anzeigen darauf.
»Die meisten vollführen immer noch nervöse Zuckungen, nicht viel anders als wir«, erklärte er. »Der Fahrtschreiber scheint jedoch allmählich zur Ruhe zu kommen. Im Augenblick zeigt er nur noch die doppelte Lichtgeschwindigkeit an, und die Tendenz ist weiterhin rückläufig.«
»Trotzdem müssen wir weit über die vorgesehene Entfernung hinausgeschossen sein«, stellte Rhegos Kytall lakonisch fest. »Wir müssen also, trotz des hervorragend berechneten Kurses, vorsichtshalber damit rechnen, mitten in dem Sternennest herauszukommen, sobald wir die Lichtgeschwindigkeit unterschreiten.«
»Ich werde dann augenblicklich den Schutzschirm aktivieren«, versprach Taff Caine.
Alle hatten ihre Posten wieder eingenommen, Min Jian-Ksu schien seinen Schock gleichfalls überwunden zu haben.
»Dass Raumfahrer gefährlich leben, wusste ich schon immer«, sagte er in die entstandene Stille hinein. »Dass die PROKYON in dieser Hinsicht eine weit bevorzugte Stellung einnimmt, wurde mir zwar immer wieder berichtet, aber ich hielt das meiste davon für blanke Übertreibungen. Jetzt weiß ich aus eigener Erfahrung, dass das Untertreibungen waren, Freunde.«
»Jubelt laut, Mitglieder unserer Crew!«, kommentierte Mitani, und ein erstes Lächeln erschien auf ihrem dunklen Gesicht. »Der Große Weise Elefant hat sich dazu herabgelassen, uns so etwas wie eine Anerkennung auszusprechen! Zwar nur indirekt, aber wir sollten es zu schätzen wissen.«
»Zumal es so bald wohl nicht wieder vorkommen wird«, ergänzte der zur Zeit arbeitslose Luca. »Wohlan denn, preisen wir seine Güte und ...«
»Achtung!«, rief Orvid dazwischen. »Unsere Fahrt ist bereits bis auf einfache Lichtgeschwindigkeit abgesunken, die Instrumente kommen langsam zur Ruhe. Der Übergang in den Normalraum steht offenbar kurz bevor.«
Taff beobachtete die Duplikatanzeigen am Pilotenpult und kam zum gleichen Schluss. »Alle anschnallen«, ordnete er an. »Wo wir herauskommen werden, ist fraglich, wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
Die nur selten benutzten Gurte schnellten auf einen Knopfdruck aus den Armlehnen und legten sich um die Körper der Raumfahrer. Kaum war das geschehen, sank die Nadel des Fahrtschreibers unter die »magische Grenze«. Für den Zeitraum einer Sekunde schüttelte sich die PROKYON leicht, eine Erscheinung, die sonst beim Rücksturz nicht aufzutreten pflegte.
Taffs Gestalt versteifte sich unwillkürlich. Noch lagen die Scherben der zerstörten Bildschirme auf dem Boden herum – sollte es nun zu neuen Zwischenfällen kommen, vielleicht sogar zur Vernichtung des Schiffes?
Doch nichts dergleichen geschah. Das Schütteln verging, aber dafür machte der Astrogator eine neue, befremdliche Feststellung.
»Unsere Fahrt ist schlagartig bis auf Null zurückgegangen!«, meldete er erregt. »Vom physikalischen Standpunkt her ein Ding der Unmöglichkeit, aber es muss so sein, die Instrumente beweisen es.«
»Wir sollten uns nicht zu sehr auf sie allein verlassen«, sagte der Commander, »schließlich haben sie eben noch verrückt gespielt und verfallen nun vielleicht ins andere Extrem. Was sagen deine Ortungen?«
Er starrte besorgt auf die Bildschirme, die nach wie vor dunkel geblieben waren. Seine lange Erfahrung sagte ihm jedoch, dass dies nicht mehr die wallende Dunkelheit des Hyperraums war. Ein seltsam stumpf wirkendes Schwarz breitete sich auf ihnen aus, als befände sich die PROKYON innerhalb einer dichten Wolke aus Gasen oder staubförmiger Materie. Sollten sie in eine Dunkelwolke geraten sein?
»Nein, das kann es auch nicht sein«, murmelte Taff. »Gas oder Staub würden bei der Berührung mit dem Schutzschirm zu leuchten beginnen, wofür es keine Anzeichen gibt. Was ist es dann aber ...?«
Orvid arbeitete fieberhaft an den Ortungen, seine Finger flogen über die Schalter, Tasten und Sensorkontakte. Wie Caine wartete auch er auf das Erscheinen von Sternen oder wenigstens der matten Lichtflecke leuchtender Gasnebel, aber nichts von all dem war zu sehen. Die Instrumente arbeiteten aber anscheinend einwandfrei.
»Kann es sein, dass wir aus dem Sternhaufen geschleudert wurden und uns nun im Leerraum außerhalb der Milchstraße befinden?« fragte Toburu-Chan gedämpft. Taff schüttelte den Kopf und erwiderte entschieden:
»Ganz ausgeschlossen! In diesem Fall müssten wir die Spiralen oder Linsen benachbarter Galaxien sehen können; unsere Optiken sind vorzüglich und würden auch weit entfernte Objekte erfassen. Orvid, wie ist es – noch immer nichts Definitives?«
Der kleine Astrogator hob die Schultern, ohne aufzusehen.
»Leider nein, Kommandant. Ich habe fast den Eindruck, als würden alle Ortungsimpulse fast augenblicklich zurückgespiegelt, bin aber nicht ganz sicher. Wir müssen den Computer zur Auswertung heranziehen.«
»Ich bin bereit«, sagte Luca vom Terminal des Rechners her. »Wirf mir deine Daten rüber, erfolgloser Sternenjäger. Der Comp wird sie schon knacken.«
Die Verbundschaltung wurde hergestellt, der Bordrechner nahm seine Arbeit auf. Schon nach kurzer Zeit lag seine Auswertung vor, die Folie ringelte sich aus dem Ausgabeschlitz. Caine hatte seine Gurte gelöst und sich zu Luca begeben. Gemeinsam lasen die beiden Männer die Angaben auf der Folie ab, und dann erstarrten ihre Gesichter.
Taff drehte sich langsam um. Mit spröder, fast tonloser Stimme stellte er fest: »Wir sitzen in einer perfekten Falle, Freunde!«
4
Min Jian-Ksu schlug auf das Sammelschloss seiner Haltegurte, sie sprangen auf und schnellten in die Armlehnen zurück. Mit großen Schritten kam er auf Caine zu und forschte erregt: »Inwiefern, Taff? Was verstehen Sie unter diesem Begriff? Sind wir doch in eines der Schwarzen Löcher geraten?«
Der Commander ließ seine Blicke durch den Steuerraum wandern. Er sah bleiche Gesichter und weit aufgerissene Augen, denn so deprimiert hatte ihn seine Crew noch nie erlebt. Nur Lars Gunnarsson im Maschinenraum, dessen Abbild auf dem Bildschirm im Hintergrund stand, wirkte so ruhig wie immer.
»Kein Schwarzes Loch, Min«, erklärte Taff schließlich. »In diesem Fall hätte uns auch der Schutzschirm nicht vor einem schnellen Ende bewahren können. Wir