Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels. Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels - Prof. Dr. med. Marion Kiechle страница 10
Das ist sowohl bei uns Frauen wie auch bei Männern der Fall. Dicke Männer entwickeln aufgrund dessen häufig eine Brust. Zudem leidet die Libido: Manneskraft und Zeugungsfähigkeit nehmen ab. Auch haben übergewichtige Frauen mitunter Probleme, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Frauen mit einem BMI zwischen 25 und 30 haben eine um 30 Prozent reduzierte Chance, schwanger zu werden, als Frauen mit einem normalen BMI zwischen 20 und 25. Steigt der BMI noch weiter, so nimmt die Chance auf ein Kind weiter ab. Man vermutet auch hier, dass dies an einer gestörten Fettgewebe-Gehirn-Eierstock-Achse liegt. Adipöse Frauen haben oft sehr hohe Leptinspiegel. Zur Erinnerung: Leptin sorgt dafür, dass wir satt sind und aufhören zu essen. Aus verschiedenen Gründen kann das Sättigungsgefühl trotz hohem Leptinspiegel ausbleiben – das Gehirn ist praktisch resistent geworden gegen das vom Leptin vermittelte Sättigungsgefühl und reagiert nicht mehr darauf. Leptin hat aber auch die oben beschriebene Wirkung auf die Fruchtbarkeit. Möglicherweise können die hohen Leptinspiegel den Pulsgeber des Hypothalamus stören und so dafür sorgen, dass der Eisprung ausbleibt. Wenn übergewichtige Frauen sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, haben sie auch hier geringere Chancen auf Erfolg. Und wenn es dann endlich klappt, ist leider die Rate an Aborten erhöht. Daher ist es wichtig, vor der Familienplanung ein mögliches Übergewicht gezielt anzugehen – nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für das Wohl des Babys.
DIE PO-HIRN-ACHSE DER FRAU
Für das Überleben der Menschheit spielt das Fett am Po eine wichtige Rolle und unterliegt daher dem strengen Kontrollsystem des Gehirns. Aus diesem Grund gibt es eine sehr gute Kommunikation zwischen dem Energiespeicher Fettgewebe und den Eierstöcken. Das Hormon Leptin stimuliert dabei direkt den Hypothalamus im Gehirn, eine Region, die auch die Fruchtbarkeit der Frau steuert. Der Hypothalamus wiederum stimuliert die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Sie produziert die essenziellen Fruchtbarkeitshormone FSH, das follikelstimulierende Hormon, und LH, das luteinisierende Hormon, die zur Follikelreifung im Eierstock führen und den Eisprung auslösen. Bei zu wenig Fettreserven am Po stellt der Hypothalamus die Stimulation der Hypophyse sofort ein. Die Folge: Die Konzentration von FSH und LH fällt drastisch ab, sodass Eisprung und Periode ausfallen – und somit auch die Möglichkeit, schwanger zu werden.
Diese Achse ist vor allem bei untergewichtigen Frauen gestört. Diese Störung kann bereits ab einem BMI unter 19 anfangen und äußert sich durch das Ausbleiben oder sehr unregelmäßige Auftreten der Periode.
Fettaufbau durch Hormonresistenzen
Das Wechselspiel zwischen Fettauf- und -abbau unterliegt der hormonellen Regulation. Über das Hormon Leptin sowie die Auswirkungen einer Leptinresistenz haben Sie bereits lesen können.
EIN ERHÖHTER INSULINSPIEGEL IST EIN ZENTRALES ELEMENT BEI DER ENTWICKLUNG VON ÜBERGEWICHT.
WAS GENAU IST EINE HYERINSULINÄMIE?
Darunter versteht man eine zu hohe Insulinkonzentration im Blut. Eine Hyperinsulinämie tritt auf, wenn der Körper zu viel Insulin freisetzt, zum Beispiel durch ständiges Snacken zwischen den Hauptmahlzeiten. Hyperinsulinämie kann im schlimmsten Fall zu einer Insulinresistenz des Körpers und somit zu Diabetes mellitus führen.
Insulin ist ein weiterer zentraler Player, wenn es um Fettaufbau geht – in der Fachsprache als Lipogenese bezeichnet: Insulin regt die Zellen zur Glukoseaufnahme sowie Lipogenese an und hemmt den Fettabbau. Ein erhöhter Insulinspiegel ist ein zentrales Element bei der Entwicklung von Übergewicht. Ein auf Dauer erhöhter Insulinspiegel, die sogenannte Hyperinsulinämie, behindert die Fettverbrennung – auch wenn er nur geringfügig erhöht ist. Die Folge: Ungeliebte Kilos liegen wie Blei auf der Waage. Die Ursachen einer solchen Hyperinsulinämie können zum Beispiel eine übermäßige Kalorienaufnahme sein, mangelnde Bewegung oder schlechter und zu wenig Schlaf. Aber auch seelische Faktoren wie Depressionen und zu viel Stress können zu einem erhöhten Insulinspiegel führen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass auch Feinstaub durch Straßenverkehr und sogar Bestandteile von Plastikprodukten mögliche Ursachen sein können.
Ein weiterer Anlass für erhöhte Insulinwerte im Blut kann eine sogenannte Insulinresistenz sein. Was passiert hier im Körper? Die Körperzellen haben ihr Reaktionsvermögen auf Insulin verloren, Glukose aus dem Blut kann nicht mehr in die Zellen der Leber und der Muskeln eingeschleust werden. Ursache ist in erster Linie ein Überangebot an Blutzucker, da irgendwann die Kapazitäten einer Zelle, Zucker aufzunehmen, erschöpft sind. Als Reaktion darauf bildet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin, um den Glukoseeinbau in die Zellen zu erzwingen.
Die folgenschwere Konsequenz des Körpers lautet: Der Fettaufbau wird weiter vorangetrieben und der Zeiger der Waage geht unweigerlich nach oben. Diese Entwicklung kann unseren Stoffwechsel nachhaltig schädigen und das sogenannte metabolische Syndrom bewirken. Dieses wird nicht umsonst als tödliches Quartett bezeichnet, da es durch die vier Faktoren Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus gekennzeichnet ist. Da mit zunehmendem Fettgewebe auch die Entzündungsbotenstoffe steigen, führt dies zu einer chronischen Entzündungsreaktion – und die Insulinempfindlichkeit wird dabei weiter gesenkt. Neuere Forschungs- und Therapieansätze beschäftigen sich damit, diesen Teufelskreis mit dem Einsatz entzündungshemmender Medikamente wie zum Beispiel Kortison oder Dexamethason zu bekämpfen. Erste Laborversuche waren dahingehend schon vielversprechend. Welche Möglichkeiten Sie selbst in der Hand haben, Ihre Insulinsensitivität zu verbessern, lesen Sie ab >.
Ein hoher Insulinspiegel hat weitere besorgniserregende Auswirkungen: So begünstigt er zudem das Auftreten von Krebserkrankungen, da Insulin die Zellteilung anregt. Insulin regt außerdem eine erhöhte Produktion von Testosteron bei Frauen an, was zu Haarverlust am Kopf und Barthaarwuchs führen kann. Die erhöhten Testosteronwerte beeinträchtigen zudem die Fähigkeit, schwanger zu werden, und begünstigen den Fettansatz am Bauch. Auch können vermehrt Hitzewallungen bei einer Insulinresistenz auftreten. Die Ursache ist noch nicht ganz klar, jedoch konnte man nachweisen, dass die Nervenzellen im Hypothalamus, die für die Wärmeregulation verantwortlich sind, auch Insulinrezeptoren haben. Somit könnten die hohen Insulinspiegel diesem Gehirnabschnitt im wahrsten Sinne des Wortes einheizen.
Fettstoffwechselstörungen
Erhöhte Blutfette, sogenannte Hyperlipidämien, können einerseits aus selten vorkommenden, angeborenen oder andererseits aus häufiger vorkommenden erworbenen Störungen des Fettstoffwechsels entstehen. Hyperlipidämien stellen einen der Hauptrisikofaktoren für Gefäßverkalkungen, also Arteriosklerose, dar. Besonders anfällig dafür sind die Herzkranzgefäße, die Halsschlagader sowie die Beingefäße. Verengt sich das Gefäßvolumen durch zu viele Kalkablagerungen, kann es zu einer koronaren Herzerkrankung und im schlimmsten Fall zum Herzinfarkt kommen. Oder sie führen zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns, die einen Schlaganfall zur Folge haben kann. Auch die sogenannte Schaufensterkrankheit kann durch Gefäßverkalkungen auftreten. Was lustig klingt, ist leider alles andere: Menschen, die daran erkrankt sind, müssen aufgrund starker Schmerzen in den Beinen beim Gehen oft Pause machen – wie wenn sie einen Schaufensterbummel machen würden. Das Gefährliche: Fettstoffwechselstörungen verursachen über viele Jahre keine Beschwerden. Erst wenn sie längere Zeit bestehen, machen sie durch Folgeerkrankungen auf sich aufmerksam. Manchmal kommt es zu Fetteinlagerungen in der Haut, insbesondere bei angeborenen Fettstoffwechselstörungen. Diese Fetteinlagerungen können als weißlich-gelbe Plaques unter dem Auge, als trüber, grau-weißer Ring um die Hornhaut oder als flächige oder knotige Erhebungen am Ellenbogengelenk, der Achillessehne, der Gesäßfalte oder an den Händen in Erscheinung treten.
Diagnostiziert wird eine Fettstoffwechselstörung