Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels. Prof. Dr. med. Marion Kiechle

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Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels - Prof. Dr. med. Marion Kiechle

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      Alter

      Kürzlich haben wir ein Zitat von Didi Hallervorden gelesen, der seinen 85. Geburtstag feierte. Er sagte: »Es ist nicht schlimm, 85 zu werden, schlimm ist es nicht 85 zu werden.« Und er hat recht, denn wir alle wollen möglichst lange leben und dabei gesund bleiben. Allerdings bringt das Älterwerden schon die eine oder andere Herausforderung mit sich – und da bildet unser Stoffwechsel keine Ausnahme! Mit zunehmendem Alter benötigen wir weniger Kalorien: Die gesamten Stoffwechselvorgänge in unserem Körper nehmen im Laufe des Lebens sukzessive ab, was dazu führt, dass sich der Kalorienverbrauch in Ruhe, sprich der Grundumsatz, verringert.

      Der tägliche Kalorienbedarf eines Menschen sinkt im Durchschnitt vom 30. bis zum 80. Lebensjahr um rund 600 Kilokalorien. Dies liegt zum einen am niedrigeren Grundumsatz, aber auch daran, dass viele Menschen sich mit zunehmendem Alter weniger bewegen und dadurch Muskeln abbauen. Dies reduziert den Grundumsatz weiter, denn Muskeln verbrauchen im Ruhezustand relativ viele Kalorien.

      DER TÄGLICHE KALORIENBEDARF EINES MENSCHEN SINKT VOM 30. BIS ZUM 80. LEBENSJAHR UM RUND 600 KALORIEN.

      Wenn wir also unseren Kalorienbedarf nicht dem Alter anpassen, werden unsere Speckröllchen zwangsläufig größer und größer. Von vielen höre ich, Marion, was ich auch an mir selbst bemerke: »Ich habe doch immer gleich gegessen – und nun nehme ich plötzlich zu!« Nicht nur unser Stoffwechsel verändert sich über die Jahre, wird langsamer und arbeitet nicht mehr so gut. Im Jahr 2019 konnten Wissenschaftler in der Fachzeitschrift »Nature Medicine« zeigen, dass auch der Fettabbau keine Ausnahme darstellt: Die schwedischen Forscher kommen nach einer Langzeitstudie zu dem Schluss, dass Fettzellen mit zunehmendem Alter weniger gut abgebaut werden können – und zwar unabhängig davon, ob jemand übergewichtig war oder nicht. Probanden, die ihre Kalorienaufnahme nicht reduziert hatten, legten über den Untersuchungszeitraum von 13 Jahren etwa 20 Prozent an Körpergewicht in Form von Fett zu. Und das sind leider nicht die letzten schlechten Nachrichten zum Alter und Fett: Das figurfreundliche braune Fett schränkt ebenfalls seine Aktivität ein und nimmt mit dem Alter immer mehr ab.

      Schlaf

      Die bereits genannte Studie kommt zu weiteren, interessanten Ergebnissen: Studienteilnehmerinnen, die nachts von viel Kunstlicht angestrahlt wurden, schliefen weniger und unregelmäßiger. Sie brauchten zudem länger, um einzuschlafen.

      Vor dem Schlafengehen mit dem Handy oder Tablet noch Mails beantworten oder Filme gucken? Besser also nicht. Besonders das Licht von Bildschirmen wie Smartphones oder Computer wirkt sich laut Studie negativ auf die Schlafqualität aus. Weshalb ist das so?

      Das kurzwellige blaue Licht hemmt die Melatoninproduktion stärker als anderes Kunstlicht und bringt den Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht, wie eine niederländische Studie mit Tieren aus dem Jahr 2019 nachwies. Nagetiere, die abends eine Stunde blauem Kunstlicht ausgesetzt waren, fraßen vermehrt Zucker. Sollte das bei uns Menschen auch so sein, dann stört das Smartphonelicht nicht nur unseren Biorhythmus und lässt uns schlechter schlafen, sondern macht auch noch mehr Lust auf Süßes. Besser also zum Buch als Einschlafhilfe greifen!

      Es gibt noch weitere Gründe, warum ausreichender und erholsamer Schlaf fürs Schlankbleiben wichtig ist: Ruhen wir nachts gut, ist der nächtliche Leptinspiegel hoch – Sie erinnern sich, das ist das Hormon, das für das Sättigungssignal zuständig ist. So verspüren wir nachts keinen Hunger und können uns regenerieren, denn auch unser Darm muss sich nachts erholen. Bestimmt kennen Sie das Gefühl, ständig an den Kühlschrank zu müssen, wenn Sie eine Nacht oder eine längere Zeit schlecht geschlafen haben: Durch den verringerten Leptinspiegel geht unser Körper davon aus, dass sich unsere Fettreserven dem Ende zuneigen. Unser sorgsames Gehirn meldet Hunger, obwohl eigentlich gar kein weiterer Energiebedarf besteht. Die Folge: Es wird mehr Fett für die vermeintlich schlechten Zeiten zurückgelegt.

      Ein weiteres Hormon sorgt dafür, dass wir bei verringerter Nachtruhe zusätzlich hungriger werden: Bei Menschen mit kurzer Schlafdauer kann man erhöhte Werte des appetitanregenden Hormons Ghrelin im Blut messen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen daher einen direkten Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Gewichtszunahme. Schlafen wir durchschnittlich weniger als sechs Stunden pro Nacht im Vergleich zu den empfohlenen sieben bis acht Stunden, so haben wir ein 60 Prozent höheres Risiko für die Entwicklung von Adipositas. Es liegt auch nahe: Wer weniger schläft und länger wach ist, hat mehr Gelegenheiten und Zeit zum Essen. »Wer schläft, sündigt nicht!« – dieser Satz trifft definitiv auch für den »sündigen« Griff in den Kühlschrank oder die Süßigkeitenschublade zu.

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      Geschlechterfettverteilung

      Frauen haben durchschnittlich mehr Fett als Männer: Während es bei Männern durchschnittlich 15 Kilogramm Depotfett sind, haben Frauen 15 bis 20 Kilogramm – bei Normalgewichtigen versteht sich. Wir Frauen brauchen einfach deshalb mehr Speicherfett, damit wir in jedem Fall dafür ausgestattet sind, eine Schwangerschaft durchzustehen und auch den Nachwuchs stillen zu können. Es ist quasi ein Gesetz der Fortpflanzung und dieses kann sich nicht darauf verlassen, dass die Umwelt uns über die Nahrung ausreichend Energie liefert. Energie muss vielmehr direkt an Ort und Stelle in Form von Fruchtbarkeitsfett an Po und Oberschenkeln zur Verfügung stehen.

      DAS MÄNNLICHE FETTVERTEILUNGSMUSTER FÜHRT ZU EINER BIRNENFÖRMIGEN SILHOUETTE, WÄHREND DIE TYPISCH WEIBLICHE FETTVERTEILUNG EINEM APFEL GLEICHT.

      Sie ahnen es sicher schon: Es sind natürlich die Hormone schuld daran, dass wir Frauen im Vergleich zu Männern an unterschiedlichen Stellen des Körpers Fett speichern. Beim Mann dominiert Testosteron – und bei uns die Östrogene. Das sorgt für die unterschiedlichen Körperformen von Mann und Frau und beeinflusst auch die unterschiedliche Fettverteilung. Dank der Östrogene sammelt sich bei uns Frauen das Fett besonders an Hüften, Po und Oberschenkeln an. Sie sorgen zusammen mit gewebespezifischen Lipoproteinasen für die typischen weiblichen Rundungen, die, wie bereits erwähnt, in erster Linie dazu dienen, dass für den möglichen Eintritt einer Schwangerschaft genügend Fettreserven vorhanden sind. Da diese im Unterhautfettgewebe des Bauchs praktisch nicht vorhanden sind, kann somit hier kein Fortpflanzungsfett angelegt werden. Das ist auch gut so, denn im Hinblick auf eine Schwangerschaft wird der Platz im Bauch fürs Baby gebraucht. Fett am Bauch hingegen ist typisch für den Mann. Aber hier nicht zu früh freuen: Frauen, die einen Östrogenmangel aufweisen – sei es wegen der Wechseljahre oder aufgrund von Hormonstörungen –, können einen Bauchansatz entwickeln. Das männliche Fettverteilungsmuster führt also eher zu einer birnenförmigen Silhouette, während unsere typisch weibliche Fettverteilung der Form eines Apfels gleicht.

      Da sie unter dem Einfluss von unseren weiblichen Hormonen stehen, bekommt die Verpackung unserer einzelnen Fettzellen zu Gewebeläppchen eine andere Struktur und Konsistenz – siehe dazu die Grafik auf >. Bindegewebsstränge, die unterschiedlich verlaufen, umgeben die Fettläppchen und befestigen sie zwischen Muskel und Haut. Während bei uns Frauen die Kollagenfasern des Bindegewebes parallel und

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