Der Archipel in Flammen. Jules Verne

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Der Archipel in Flammen - Jules Verne Jules Verne bei Null Papier

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und ver­brann­te die tür­ki­schen Schif­fe mit der Uner­schro­cken­heit ei­nes Tsa­ma­dos oder ei­nes Ca­na­ris. Nach­dem sie dar­auf das Ei­gen­tum an ih­ren Schif­fen frei­ge­big an die neue Re­gie­rung ab­ge­tre­ten, wohn­te sie der Be­la­ge­rung von Tri­po­litza bei, rich­te­te um Nau­plia eine Blo­cka­de von vier­zehn­mo­na­ti­ger Dau­er ein und zwang end­lich die Zi­ta­del­le zur Über­ga­be. Und die­se Frau, de­ren Le­ben mehr ei­ner Le­gen­de äh­nelt, muss­te um ei­ner Fa­mi­li­en­an­ge­le­gen­heit wil­len un­ter dem Dolch des ei­ge­nen Bru­ders ver­blu­ten.

      Noch eine an­de­re her­vor­ra­gen­de Ge­stalt ver­dient mit die­ser küh­nen Hy­drio­tin in glei­chen Rang ge­stellt zu wer­den. Im­mer brach­ten die­sel­ben Ur­sa­chen die­sel­ben Wir­kun­gen her­vor.

      Auf einen Be­fehl des Sul­tans wird in Kon­stan­ti­no­pel der Va­ter der Mo­de­na Ma­vro­ei­nis er­dros­selt, ei­ner Frau, de­ren Schön­heit ih­rer vor­neh­men Ge­burt gleich­kam. Mo­de­na stürzt sich dar­auf­hin so­fort mit in die Em­pö­rung, ruft den Auf­stand der Be­woh­ner von My­ko­ne her­vor, rüs­tet Fahr­zeu­ge aus, auf wel­che sie sich selbst be­gibt, or­ga­ni­siert Gue­ril­la­ban­den, wel­che sie an­führt, hält die Ar­mee Se­lim Paschas in den en­gen Schluch­ten des Pe­li­on auf und zeich­net sich vor­teil­haft aus bis zum Ende des Krie­ges, in­dem sie die Tür­ken in den Eng­päs­sen der Ber­ge von Phthio­tis fort­wäh­rend be­un­ru­higt.

      Noch ist Kaï­dos zu nen­nen, wel­che die Mau­ern von Vi­lia durch Spren­gung ver­nich­te­te und sich beim Klos­ter der hei­li­gen Jung­frau mit un­über­wind­li­chem Mute schlug. Mo­skos, ihre Mut­ter, die an ih­res Gat­ten Sei­te kämpf­te und die Tür­ken mit her­ab­ge­schleu­der­ten Fels­stücken zer­malm­te; De­spo, wel­che, um nicht den Mu­sel­ma­nen in die Hän­de zu fal­len, sich mit ih­ren Töch­tern, Schwie­ger­töch­tern und En­keln in die Luft spreng­te. Fer­ner die Su­lio­ten­frau­en, nebst de­nen, wel­che die in Sala­mis neu er­rich­te­te Re­gie­rung be­schirm­ten, in­dem sie die­ser die von ih­nen be­feh­lig­te Flot­til­le zu­führ­ten; Con­stan­ze Za­cha­ri­as, die, nach­dem sie in den Ebe­nen von La­ko­ni­en das Zei­chen zum Auf­stand ge­ge­ben, sich an der Spit­ze von fünf­hun­dert Bau­ern auf Leon­da­ri warf; fer­ner vie­le an­de­re, de­ren ed­les Blut in die­sem Krieg nicht ge­schont wur­de, in des­sen Ver­lauf man er­ken­nen konn­te, wes­sen die Nach­kom­men der al­ten Hel­le­nen fä­hig wa­ren.

      Eben­so hat­te auch Star­kos’ Wit­we ge­han­delt. Un­ter dem Na­men An­dro­ni­ka – den, wel­chen ihr ent­ar­te­ter Sohn hat­te, woll­te sie nicht füh­ren – ließ sie sich in der Be­we­gung eben­so durch un­wi­der­steh­li­chen Drang nach Ra­che, wie aus Lie­be zur Un­ab­hän­gig­keit hin­rei­ßen. Wie Bo­bo­li­na, die Wit­we ei­nes Man­nes, der hin­ge­rich­tet wor­den war, weil er sein Land zu ver­tei­di­gen such­te; wie Mo­de­na, wie Za­cha­ri­as, trat sie, wenn es ihr auch nicht gleich je­nen ge­stat­tet war, Schif­fe aus­zu­rüs­ten und Trup­pen zu un­ter­hal­ten, doch un­ver­zagt mit ih­rer Per­son in die er­schüt­tern­den Er­eig­nis­se die­ser Re­vo­lu­ti­on ein.

      Im Jah­re 1821 schloss An­dro­ni­ka sich den Ma­nia­ten an, wel­che der zum Tode ver­ur­teil­te und nach den Io­ni­schen In­seln ent­flo­he­ne Co­lo­co­tro­ni zu sich rief, als er am 18. Ja­nu­ar des ge­nann­ten Jah­res in Scar­da­mu­la lan­de­te. Sie nahm an der ers­ten ge­ord­ne­ten Schlacht in Thes­sa­li­en teil, als Co­lo­co­tro­ni die Be­woh­ner von Pha­me­ri und die von Ca­ri­te­ne an­griff, wel­che sich an den Ufern der Rhu­phia mit den Tür­ken ver­bün­det hat­ten. Eben­so wohn­te sie am 17. Mai der Schlacht von Val­tet­sio bei, wel­che die Flucht der Ar­mee Mu­stafa Begs her­bei­führ­te. Ganz be­son­ders zeich­ne­te sie sich aber aus bei der Be­la­ge­rung von Tri­po­litza, wo die Spar­ta­ner die Tür­ken als »fei­ge Per­ser«, und die Tür­ken die Grie­chen als die »schwa­chen Ha­sen La­co­ni­ens« be­kämpf­ten. Die­ses Mal aber be­hiel­ten die Ha­sen die Ober­hand.

      Am 5. Ok­to­ber muss­te die Haupt­stadt des Pe­lo­pon­nes, wel­che die tür­ki­sche Flot­te nicht zu ent­set­zen ver­moch­te, ka­pi­tu­lie­ren und wur­de trotz Ver­trags drei Tage lang mit Feu­er und Schwert ver­wüs­tet, was in­ner­halb und au­ßer­halb der­sel­ben zehn­tau­send Ot­to­ma­nen je­den Al­ters und Ge­schlechts das Le­ben kos­te­te.

      Andronika hatte ihren Sohn erkannt. Andronika hatte ihren Sohn erkannt.

      Im fol­gen­den Jah­re, am 24. März, sah An­dro­ni­ka wäh­rend ei­nes See­ge­fechts, dem sie un­ter dem Be­fehl des Ad­mi­rals Mi­au­lis bei­wohn­te, die tür­ki­schen Schif­fe nach fünf­stün­di­gem Kampf ent­flie­hen und eine Zuf­lucht im Ha­fen von Zan­te su­chen. Auf ei­nem die­ser Schif­fe aber hat­te sie ih­ren Sohn er­kannt, der das tür­ki­sche Ge­schwa­der durch den Golf von Pa­tras lots­te. Nie­der­ge­schmet­tert von die­ser Schmach, stürz­te sie sich an die­sem Tage in das hei­ße Ge­tüm­mel, um den Tod zu su­chen … Der Tod woll­te ihr Op­fer nicht.

      Ni­co­las Star­kos soll­te die­sen ver­bre­che­ri­schen Weg noch wei­ter ver­fol­gen. Ei­ni­ge Wo­chen spä­ter schloss er sich Kara Ali an, der die Stadt Scio auf der gleich­na­mi­gen In­sel bom­bar­dier­te. Eben­so war er be­tei­ligt bei dem furcht­ba­ren Ge­met­zel, in dem drei­und­zwan­zig­tau­send Chris­ten um­ka­men, ohne die sie­ben­und­vier­zig­tau­send zu zäh­len, wel­che auf den Märk­ten von Smyr­na als Skla­ven ver­kauft wur­den. Und ei­nes der Schif­fe, wel­che die­se Un­glück­li­chen nach der Bar­ba­res­ken­küs­te über­führ­te, wur­de wie­der­um von dem Soh­ne An­dro­ni­kas be­feh­ligt – ein Grie­che, der die ei­ge­nen Brü­der ver­kauf­te!

      In der fol­gen­den Zeit, wo die Hel­le­nen den ver­ei­nig­ten Trup­pen der Tür­kei und Ägyp­tens Wi­der­stand leis­ten muss­ten, un­ter­ließ An­dro­ni­ka kei­nen Au­gen­blick, es je­nen he­ro­i­schen Frau­en gleich­zu­tun, de­ren Na­men wir oben er­wähn­ten.

      Das war vor­züg­lich für Mo­rea ein höchst trau­ri­ger Zeit­raum. Ibra­him führ­te hier­her sei­ne wil­den Ara­ber, wel­che die Ot­to­ma­nen noch an Grau­sam­keit über­tra­fen. An­dro­ni­ka be­fand sich un­ter den vier­tau­send Kämp­fern, wel­che Co­lo­co­tro­ni, der zum Ober­kom­man­dan­ten der Hee­res­macht im Pe­lo­pon­nes er­nannt wor­den war, um sich zu sam­meln ver­mocht hat­te.

      Nach­dem Ibra­him aber an der mes­se­ni­schen Küs­te ge­lan­det, hat­te die­ser sich zu­erst da­mit be­schäf­tigt, Co­ron und Pa­tras zu be­frei­en; dann nahm er Na­va­rin mit Ge­walt, des­sen Zi­ta­del­le ihm eine si­che­re Ba­sis für sei­ne Ope­ra­tio­nen dar­bot, wäh­rend der Ha­fen sei­ner Flot­te als vor­treff­li­cher Schutz diente. Da­rauf brann­te er Ar­gos nie­der und be­mäch­tig­te sich Tri­po­litz­as, wo­durch es ihm mög­lich wur­de, den gan­zen Win­ter hin­durch sei­ne Raub­zü­ge in den Nach­bar­pro­vin­zen aus­zu­füh­ren. Vor al­len hat­te Mes­se­ni­en selbst da­von zu lei­den. Auch An­dro­ni­ka muss­te wie­der­holt bis tief nach Ma­gne hin­ein flüch­ten, um nicht den Ara­bern in die Hän­de zu fal­len. Des­halb kam es ihr aber nicht in den Sinn, zu ras­ten. Kann man Ruhe fin­den auf ei­nem be­drück­ten Lan­de?

      Eben­so

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