Der Archipel in Flammen. Jules Verne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Archipel in Flammen - Jules Verne страница 12
Noch eine andere hervorragende Gestalt verdient mit dieser kühnen Hydriotin in gleichen Rang gestellt zu werden. Immer brachten dieselben Ursachen dieselben Wirkungen hervor.
Auf einen Befehl des Sultans wird in Konstantinopel der Vater der Modena Mavroeinis erdrosselt, einer Frau, deren Schönheit ihrer vornehmen Geburt gleichkam. Modena stürzt sich daraufhin sofort mit in die Empörung, ruft den Aufstand der Bewohner von Mykone hervor, rüstet Fahrzeuge aus, auf welche sie sich selbst begibt, organisiert Guerillabanden, welche sie anführt, hält die Armee Selim Paschas in den engen Schluchten des Pelion auf und zeichnet sich vorteilhaft aus bis zum Ende des Krieges, indem sie die Türken in den Engpässen der Berge von Phthiotis fortwährend beunruhigt.
Noch ist Kaïdos zu nennen, welche die Mauern von Vilia durch Sprengung vernichtete und sich beim Kloster der heiligen Jungfrau mit unüberwindlichem Mute schlug. Moskos, ihre Mutter, die an ihres Gatten Seite kämpfte und die Türken mit herabgeschleuderten Felsstücken zermalmte; Despo, welche, um nicht den Muselmanen in die Hände zu fallen, sich mit ihren Töchtern, Schwiegertöchtern und Enkeln in die Luft sprengte. Ferner die Suliotenfrauen, nebst denen, welche die in Salamis neu errichtete Regierung beschirmten, indem sie dieser die von ihnen befehligte Flottille zuführten; Constanze Zacharias, die, nachdem sie in den Ebenen von Lakonien das Zeichen zum Aufstand gegeben, sich an der Spitze von fünfhundert Bauern auf Leondari warf; ferner viele andere, deren edles Blut in diesem Krieg nicht geschont wurde, in dessen Verlauf man erkennen konnte, wessen die Nachkommen der alten Hellenen fähig waren.
Ebenso hatte auch Starkos’ Witwe gehandelt. Unter dem Namen Andronika – den, welchen ihr entarteter Sohn hatte, wollte sie nicht führen – ließ sie sich in der Bewegung ebenso durch unwiderstehlichen Drang nach Rache, wie aus Liebe zur Unabhängigkeit hinreißen. Wie Bobolina, die Witwe eines Mannes, der hingerichtet worden war, weil er sein Land zu verteidigen suchte; wie Modena, wie Zacharias, trat sie, wenn es ihr auch nicht gleich jenen gestattet war, Schiffe auszurüsten und Truppen zu unterhalten, doch unverzagt mit ihrer Person in die erschütternden Ereignisse dieser Revolution ein.
Im Jahre 1821 schloss Andronika sich den Maniaten an, welche der zum Tode verurteilte und nach den Ionischen Inseln entflohene Colocotroni zu sich rief, als er am 18. Januar des genannten Jahres in Scardamula landete. Sie nahm an der ersten geordneten Schlacht in Thessalien teil, als Colocotroni die Bewohner von Phameri und die von Caritene angriff, welche sich an den Ufern der Rhuphia mit den Türken verbündet hatten. Ebenso wohnte sie am 17. Mai der Schlacht von Valtetsio bei, welche die Flucht der Armee Mustafa Begs herbeiführte. Ganz besonders zeichnete sie sich aber aus bei der Belagerung von Tripolitza, wo die Spartaner die Türken als »feige Perser«, und die Türken die Griechen als die »schwachen Hasen Laconiens« bekämpften. Dieses Mal aber behielten die Hasen die Oberhand.
Am 5. Oktober musste die Hauptstadt des Peloponnes, welche die türkische Flotte nicht zu entsetzen vermochte, kapitulieren und wurde trotz Vertrags drei Tage lang mit Feuer und Schwert verwüstet, was innerhalb und außerhalb derselben zehntausend Ottomanen jeden Alters und Geschlechts das Leben kostete.
Im folgenden Jahre, am 24. März, sah Andronika während eines Seegefechts, dem sie unter dem Befehl des Admirals Miaulis beiwohnte, die türkischen Schiffe nach fünfstündigem Kampf entfliehen und eine Zuflucht im Hafen von Zante suchen. Auf einem dieser Schiffe aber hatte sie ihren Sohn erkannt, der das türkische Geschwader durch den Golf von Patras lotste. Niedergeschmettert von dieser Schmach, stürzte sie sich an diesem Tage in das heiße Getümmel, um den Tod zu suchen … Der Tod wollte ihr Opfer nicht.
Nicolas Starkos sollte diesen verbrecherischen Weg noch weiter verfolgen. Einige Wochen später schloss er sich Kara Ali an, der die Stadt Scio auf der gleichnamigen Insel bombardierte. Ebenso war er beteiligt bei dem furchtbaren Gemetzel, in dem dreiundzwanzigtausend Christen umkamen, ohne die siebenundvierzigtausend zu zählen, welche auf den Märkten von Smyrna als Sklaven verkauft wurden. Und eines der Schiffe, welche diese Unglücklichen nach der Barbareskenküste überführte, wurde wiederum von dem Sohne Andronikas befehligt – ein Grieche, der die eigenen Brüder verkaufte!
In der folgenden Zeit, wo die Hellenen den vereinigten Truppen der Türkei und Ägyptens Widerstand leisten mussten, unterließ Andronika keinen Augenblick, es jenen heroischen Frauen gleichzutun, deren Namen wir oben erwähnten.
Das war vorzüglich für Morea ein höchst trauriger Zeitraum. Ibrahim führte hierher seine wilden Araber, welche die Ottomanen noch an Grausamkeit übertrafen. Andronika befand sich unter den viertausend Kämpfern, welche Colocotroni, der zum Oberkommandanten der Heeresmacht im Peloponnes ernannt worden war, um sich zu sammeln vermocht hatte.
Nachdem Ibrahim aber an der messenischen Küste gelandet, hatte dieser sich zuerst damit beschäftigt, Coron und Patras zu befreien; dann nahm er Navarin mit Gewalt, dessen Zitadelle ihm eine sichere Basis für seine Operationen darbot, während der Hafen seiner Flotte als vortrefflicher Schutz diente. Darauf brannte er Argos nieder und bemächtigte sich Tripolitzas, wodurch es ihm möglich wurde, den ganzen Winter hindurch seine Raubzüge in den Nachbarprovinzen auszuführen. Vor allen hatte Messenien selbst davon zu leiden. Auch Andronika musste wiederholt bis tief nach Magne hinein flüchten, um nicht den Arabern in die Hände zu fallen. Deshalb kam es ihr aber nicht in den Sinn, zu rasten. Kann man Ruhe finden auf einem bedrückten Lande?
Ebenso