Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Vor Erleichterung wäre Leonie Jürgens dem Tropenmediziner am liebsten um den Hals gefallen. Nach ihrem Faux-Pas von vorher ließ sie das aber lieber bleiben. Schließlich durfte sie es sich nicht ganz mit ihm verderben.
»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll«, sagte sie zum Abschied.
»Mit einer neuen Anstaltstracht vielleicht«, erwiderte er augenzwinkernd.
Leonies Lachen hallte den Flur hinab und war weithin zu hören.
*
Nach seiner Besprechung hatte Dr. Daniel Norden ein langes Telefonat mit seinem Sohn Danny geführt. Das, was er zu hören bekam, stimmte ihn nachdenklich. Eine Weile saß er vor dem Computer und recherchierte. Ein weiteres Telefonat folgte, ehe ihn die Pflichten als Chef der Behnisch-Klinik einholten. Zum ersten Mal leitete er die Sitzung der Hygiene-Kommission und hatte eine Besprechung mit der Werbeagentur, die die ehemalige Leiterin der Behnisch-Klinik noch für die Öffentlichkeitsarbeit der Klinik engagiert hatte. Als Daniel in sein Büro zurückkehrte, blickte seine Assistentin Andrea Sander vom Schreibtisch hoch.
»Ach, da sind Sie ja. Gerade war ein Bote hier, der ein sehr wichtiges Päckchen für Sie abgegeben hat.« Sie öffnete die Schreibtischschublade und hielt die Sendung hoch. »Er hat mindestens sieben Mal betont, wie geheim und wichtig der Inhalt ist.«
In den vergangenen Wochen hatte Andrea ihren neuen Chef bereits so gut kennengelernt, dass sie um seinen Humor wusste. In Erwartung eines Scherzes hielt sie ihm den wattierten Umschlag lächelnd hin.
Doch diesmal wurde sie enttäuscht.
»Nicht so laut. Das muss ja nicht jeder hier mitbekommen«, bemerkte Daniel sichtlich nervös. Er nahm das Päckchen an sich und verschwand unter Andrea Sanders verwirrten Blicken in seinem Büro.
Nur zehn Minuten später kam er wieder heraus.
»Ich muss etwas Wichtiges erledigen. In ungefähr einer halben Stunde bin ich zurück. In dieser Zeit bin ich nicht zu sprechen. Für niemanden.« Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ er das Vorzimmer.
Andrea Sander sah ihm überrascht nach. Als Dr. Lammers nur ein paar Minuten später unvermittelt im Zimmer stand, zuckte sie erschrocken zusammen.
»Seit wann sind Sie so schreckhaft?«, fragte er herablassend.
»Seit Sie nicht anklopfen wieder jeder andere, normale Mensch auch«, fauchte sie genervt.
»Dann sollten Sie die Tür schließen«, widersprach Lammers ungnädig und durchquerte wie selbstverständlich das Vorzimmer in Richtung Chefbüro.
Es war nicht leicht, die resolute Frau Sander aus der Fassung zu bringen. Nur Volker Lammers schaffte das in schöner Regelmäßigkeit.
»Die Mühe können Sie sich sparen!« Andrea ärgerte sich darüber, dass sie ihre Stimme nicht im Griff hatte. »Der Chef ist nicht da.«
»Ach!« Mitten in der Bewegung hielt Dr. Lammers inne und drehte sich um. Er machte sich nicht die Mühe, das vielsagende Lächeln zu unterdrücken, das um seine Lippen spielte. »Wo steckt denn der Gute?«
»Erstens ist er ganz bestimmt nicht Ihr Guter! Und zweitens weiß ich das nicht. Ich weiß nur, dass er in der nächsten halben Stunde für nichts und niemanden zu sprechen ist.« Sie lächelte übertrieben. »Tut mir außerordentlich leid, Herr Dr. Lammers.«
Im Normalfall brachte sie ihn mit diesem Tonfall zur Weißglut. Doch dieser Tag war wie verhext. Statt wutschnaubend aus dem Büro zu laufen, erwiderte er ihr Lächeln.
»Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass Sie eine grottenschlechte Lügnerin sind?«, fragte er so liebenswürdig wie möglich und verschwand, ohne die Chefsekretärin noch eines Blickes zu würdigen.
Im Gegensatz zu ihr wusste er ganz genau, wo er Dr. Norden suchen musste. Doch er tat es nicht. Für den Moment reichte die Bestätigung, dass ihn seine Ahnung nicht getrogen hatte.
*
Im Laufe des Vormittags erholte sich der kleine Niklas so weit, dass er mit seinem Vater ein wenig Auto spielen konnte. Schweren Herzens hatte sich Magdalena verabschiedet, um sich um die kleine Tochter zu kümmern. Zum Glück war Gregor sein eigener Chef und konnte sich um Niklas kümmern. Vater und Sohn schoben Spielzeugautos über die Bettdecke. Dr. Felicitas Norden, die sich gleich nach ihrer Ankunft in der Klinik auf den Weg zu ihrem Sorgenkind gemacht hatte, hörte die Kinderstimme schon auf dem Flur.
»Tütüüüüt, auf die Seite, Schnittlauch, hier kommst du nicht vorbei«, krähte der kleine Mann.
Gregor blieb der Mund offen stehen vor Staunen.
»Woher hast du denn diesen Ausdruck?«
Niklas kicherte.
»Das sagt Onkel Bert immer, wenn er eine Polizei auf der Straße sieht.«
»Und warum nennt Onkel Bert die Polizei Schnittlauch?«, fragte Gregor forschend weiter. Er ahnte Böses. Obwohl sein Bruder ein paar Jahre älter war als er, hatte er oft Flausen im Kopf.
»Weil Polizisten außen grün sind und innen … innen … « Niklas fiel das Wort nicht mehr ein. »Innen nichts drin ist«, entschied er sich schließlich für eine Umschreibung.
Gregor seufzte.
»Das ist aber nicht nett von Onkel Bert. Das nächste Mal musst du ihn ordentlich schimpfen.«
Zutiefst verwundert stand Fee in der Tür und beobachtete die beiden. Der treuherzige Blick, den Niklas seinem Vater schickte, rührte an ihr Herz.
»Darf ich ihn denn schimpfen?«
»Ausnahmsweise«, lächelte Gregor und streichelte über das weiche Kinderhaar.
Der Moment war günstig, um auf sich aufmerksam zu machen. Felicitas klopfte an die offenstehende Tür und trat ein.
»Na, habt ihr beide schon zu Mittag gegessen?«, fragte sie und deutete auf die beiden Tabletts, die auf dem Tisch standen.
»Oh, nein. Das haben wir total vergessen.« Gregor stand auf und hob den Deckel von einem der Teller.
Fee sah ihm dabei zu, wie er ein Fischstäbchen zerteilte.
»Haben Sie Urlaub genommen, damit Sie bei Ihrem Sohn bleiben können?«, erkundigte sie sich.
Gregor sah hoch und lächelte.
»Das muss ich zum Glück nicht. Ich bin selbstständig und verkaufe Verschleißteile für Kieswerke. Wenn ich nicht da bin, bleibt das Geschäft eben geschlossen.«
»Respekt, dass Sie sich das erlauben können.«
»Noch geht es. Aber ich weiß natürlich nicht, wann die ersten Beschwerden kommen.« Er trug den Teller hinüber ans Bett seines Sohnes und setzte sich auf die Bettkante, um Niklas mit Fischstäbchen und Kartoffelpüree zu füttern. »Ein Glück, dass es Niklas besser geht.«
»Das ist wirklich eine erstaunliche Entwicklung.«
»Was