Die keusche Theresa. Max Nortic
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Читать онлайн книгу Die keusche Theresa - Max Nortic страница 3
Niemand konnte die Veränderung in Mary Anne Hawkins’ Aussehen und Benehmen in dieser Woche übersehen. Das war einfach unmöglich. Ihr Haar, das sonst von stumpfem Blond war, schimmerte nun in ganz neuem Glanz. Ihre Augen hinter den dicken Brillengläsern leuchteten. Sogar ihr Körper, sonst nur von unansehnlichen, sackähnlichen Kleidern verhüllt, schien eine üppige Sinnlichkeit auszustrahlen, die alle Arbeitskollegen veranlaßte, sich nach ihr umzudrehen.
Mary Anne legte bei ihrer Arbeit am Schreibtisch jetzt öfters eine Pause ein, um verträumt ins Leere zu starren.
„Nimmt wohl jetzt Rauschgift“, meinte eine Stenotypistin zur anderen. „Hasch, möchte ich wetten. So wirkt das Zeug zuerst immer. Aber schließlich wird man verrückt … wie damals Amy Merill. Erinnerst du dich noch? Amy hat sich damals splitternackt ausgezogen, ist durch Downtown gerannt und hat geschrien, die Venus von Milo zu sein!“
„Hmhm …“, machte die andere Stenotypistin und grinste verschmitzt vor sich hin. „Soll ich dir sagen, warum Mary Anne jetzt immer so aussieht? Weil sie regelmäßig bedient wird! Jede Nacht, würde ich sagen.“
„Ach? Und wer sollte sie bumsen?“ fragte die andere verärgert. Neid verzerrte ihr Gesicht. Sie hatte schon vier Monate lang keine Verabredung mehr gehabt. „Sie ist doch ein Nichts!“
„Vielleicht“, gab das andere Mädchen zu. „Aber ich habe sie gestern abend mit einem Mann zusammen gesehen. Und er sah fabelhaft aus! Ich will verdammt sein, wenn ich daraus schlau werde!“
Falls Mary Anne überhaupt merken sollte, welch heißes Interesse an ihrer Person sie erzeugte, so rauschte sie ungerührt dahin wie ein Schwan durchs Wasser. Ihr Dienst als Hauptbuchhalterin für die K. C. Supply Company von Kansas City nahm sie derartig in Anspruch, daß sie nur selten Zeit hatte für eine Kaffeepause. Doch in letzter Zeit saß sie oft untätig an ihrem Arbeitsplatz, starrte mit geöffnetem Mund ins Leere und vermochte immer noch nicht so recht an ihr unwahrscheinliches Glück zu glauben.
Mary Anne, bereits neunundzwanzig Jahre alt, hatte den ersten Geliebten ihres Lebens! Zum ersten Mal hatte auch sie einen Geliebten!
Oh, keinen gewöhnlichen Liebhaber! Sondern einen stattlichen, faszinierenden Mann! Einen Mann, der Nacht auf Nacht mit ihr Liebe machte … und zwar auf vielerlei Arten, die sie nicht einmal im Traum für möglich gehalten hätte!
Sie hatte ihn in der vorigen Woche während einer Mittagspause kennengelernt. Es war einer dieser erstaunlichen Zufälle gewesen. Er hatte Kaffee auf ihren Rock verschüttet, und bevor sie noch recht begriffen hatte, was überhaupt passiert war, hatte er schon darauf bestanden, sie an diesem Abend zum Essen einzuladen.
Und dann …
Mary Anne seufzte und lauschte auf eine innere Stimme. Er hatte behauptet, mit ihr etwas ungemein Wichtiges besprechen zu müssen … heute abend. Die wilde Hoffnung, die in ihr aufflammte, machte es ihr unmöglich, sich jetzt auf die Arbeit zu konzentrieren.
Was konnte er nur so Besonderes an ihr finden oder in ihr sehen?
Mary Anne hatte sich bisher stets für unansehnlich und langweilig gehalten, und sie war überzeugt gewesen, eines Tages als alte Jungfer sterben zu müssen … als Jungfrau, um genau zu sein.
Wirklich, es war alles wie ein Traum … wie eine aufbrausende, atemlose Fantasie!
Was konnte er nur an ihr finden?
Sie war doch lediglich eine Buchhalterin. Natürlich Hauptbuchhalterin. Um Geld konnte es ihm also kaum gehen. Seit sieben Jahren hatte sie nun diesen Job, und jetzt verdiente sie immer noch weniger als sechshundert Dollar im Monat. Gewiß, K. C. Supply Company war eine der größten und bedeutendsten Firmen, die Ausrüstungsgegenstände für Spielkasinos lieferte … Karten und Würfel und Roulettes für fast alle Etablissements in Las Vegas und Reno. Aber Mary Anne war einfach zu schüchtern und zaghaft, um sich nach einem besseren Job umzusehen oder auch nur um eine kleine Gehaltsaufbesserung zu bitten.
Sie schalt sich selbst, weil sie so negative Gedanken über sich hegte. Wohl zum dutzendsten Male versuchte sie, sich energisch auf eine Warenrechnung zu konzentrieren, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag.
Hatte sie denn irgendeinen Grund, sich zu beklagen? Schließlich war sie vor einer Woche noch Jungfrau gewesen … eine klägliche, elende Jungfrau!
Dagegen jetzt … heute abend … oh, da würde sie wieder leidenschaftlich geliebt werden!
Erwartungsvolle Erregung ließ ihre Finger zittern.
„Wie spät?“ fragte Eddie.
„Vier Uhr dreißig“, antwortete die Frau neben ihm.
Beide lagen splitternackt auf der Bettdecke im Motelzimmer.
Sein kräftiger, muskelbepackter Körper bildete das perfekte Gegenstück zu ihren runden, üppigen Formen.
Ihr Gesicht war hübsch, wenn auch auf ein wenig derbe Art. Ihr Körper dagegen war von beinahe klassischem Ebenmaß, von geradezu atemberaubender Schönheit; mit weichen Brüsten und langen, schlanken Beinen.
„Sag bloß nicht, daß du jetzt schon wieder gehen mußt!“rief sie gereizt.
„Geschäft ist Geschäft, meine Liebe.“
Eddies Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
„Und heute nacht werden eine Menge Leute zu ihrem Geschäft kommen“, fügte er hinzu.
Sie stemmte sich auf einen Ellbogen und starrte aus harten, grünen Augen auf ihn hinab.
„Muß dir das denn so viel Spaß machen? Und warum muß ich hier in diesem lausigen Kaff in diesem schäbigen Bums hocken, he? Wie eine Nonne? Und du! Du kannst dir jeden Spaß leisten! Ich sitze hier herum und langweile mich zu Tode, während du diese … dieses Weibsbild bumst?“
„Ist alles nur streng geschäftlich“, sagte Eddie und stand auf. Er reckte sich, ließ seine Muskeln spielen und bot das Bild eines wahren Adonis.
Der Blick der Frau haftete wie gebannt auf seinem Penis. „Komm zurück aufs Bett!“ drängte sie. „Nur für zehn Minuten! Bitte, Eddie!“
„Nix da! Muß sparen für Blondie. Heute ist doch die Nacht der Nächte, oder hast du das schon wieder vergessen? Sie zappelt jetzt so richtig in meinem Netz. Ich brauche es nur noch zuzubinden. Noch ein einziges Mal … und sie wird alles tun, was ich von ihr verlange!“
Die Frau biß sich auf die Unterlippe.
„Wie ist sie denn so?“ fragte sie. „Ich meine … beim Sex?“
„Wenn du’s unbedingt wissen willst … verdammt gut! Sieht zwar nicht gerade nach viel aus, aber das ist nur die Kruste auf dem Kuchen! Komisch, wie wild sie werden kann, wenn sie richtig auf Touren gebracht wird! Also, ich muß schon sagen … diese stillen Typen haben etwas so … so Animalisches an sich!“
„Hör auf!“ zischte die Frau. „Ich bin deine Ehefrau, vergiß das nicht!“
Sein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an.
„Oh, das vergesse ich schon nicht“,