Neymar. Luca Caioli
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„Ich war damals bei ihm. Es ist seine Art, Jesus zu danken.“
Was ist Juninho für ein Mensch in spiritueller und menschlicher Hinsicht?
„Er ist eine sehr freundliche Person. Sehr menschlich. Er sagt immer hallo und umarmt die anderen Gläubigen. Er nimmt sich Zeit für behinderte Kinder. Er spricht mit ihnen, schreibt Autogramme und lässt sich mit ihnen fotografieren. In spiritueller Hinsicht ist zu sagen, dass er trotz aller Verpflichtungen und Probleme, die er vielleicht hatte, stets zur Donnerstagsmesse kam, solange er für Santos spielte. Er saß in der letzten Reihe und lauschte der Predigt und den Lobliedern an den Herrn. Das offenbart seinen Glauben an Gott und seine Spiritualität.“
Hat er jemals vor der Gemeinde gesprochen, so wie es heute Abend manche getan haben?
„Nein. Das hat er nie getan. Ich habe ihn einmal gefragt: ‚Wie kommt es, dass du im Fernsehen zu sehen bist und singst und tanzt oder bei einem Konzert auf die Bühne gehst, aber hier bist du zu schüchtern, um vor den anderen zu sprechen?‘ Aber er wollte es trotzdem nicht tun.“
Inwieweit hat ihm die Religion geholfen?
„Ich glaube, dass sämtliche Stationen seines Lebens eng mit seinem Glauben verknüpft sind. Während aller Herausforderungen, denen er sich stellen musste, habe ich mit ihm gebetet und hat die Gemeinde für ihn gebetet. Bei jedem Schritt, den er machte, jeder Stufe, die er nahm – als er seinen ersten Profivertrag unterschrieb, als er sein erstes Spiel für Santos machte und sein erstes für die Nationalmannschaft –, haben wir für ihn gebetet. Die Gebete und das Wort Gottes waren spirituelle Begleiter in seinem Leben und haben ihm geholfen, dorthin zu kommen, wo er heute ist. Er hätte wegen all des Ruhms und des Geldes vom rechten Weg abkommen können, aber das ist nicht geschehen. Die Werte der Kirche und der Familie sind an ihn weitergegeben und von ihm verinnerlicht worden.“
Welche Werte hat Ihre Kirche ihm vermittelt?
„Gott zu ehren, deine Familie, deine Freunde und deinen Nachbarn zu lieben und zu respektieren. Das sind die Werte, die wir unseren Anhängern zu vermitteln versuchen.“
Aber wie passt sein Glauben an Gott zu den langen Nächten in den Klubs und seinen Beziehungen außerhalb der Ehe?
„Das ist schwierig, aber das gilt nicht nur für Neymar. Es ist das Gleiche mit anderen jungen Anhängern unseres Glaubens, die nicht so reich und berühmt sind wie er. Es ist eine Sache des Alters: Es gibt keine Hemmungen. Ich bete dafür, dass die Menschen keinen Sex vor der Ehe haben, aber man muss verständnisvoll und tolerant sein. Wir müssen unsere Arme und unsere Herzen für die Gemeinde öffnen. Wir dürfen die Tür vor niemandem verschließen.“
Was haben Sie gedacht, als Neymar mit 19 Vater wurde?
„Ich sprach mit seinem Vater, seiner Mutter und mit ihm selbst. Ich sagte ihm, dass er sein Kind lieben und ihm helfen müsse, denn es ist sein Sohn und ein Geschöpf Gottes. In einem so schweren Moment für einen jungen Mann waren die Werte, die ihm seine Familie vermittelt hatte, von wesentlicher Bedeutung. Als David Lucca geboren wurde, haben wir ihn hier in dieser Kirche vor der Gemeinde der Welt vorgestellt, so wie wir es heute Abend getan haben. Seine Familie und alle seine Freunde waren da.“
Zahlt Neymar den „Zehnten“?
„Er ist großzügig. Schon als Kind fing er damit an, der Kirche zu spenden. Er trug mit 20 oder 40 Reais zum Wohle der Gemeinde bei. Seine Eltern zahlten den Zehnten für ihn. Er hilft der Kirche immer noch jeden Monat, aber er zahlt nicht den Zehnten.“
Stimmt es, was spanische Zeitungen vor ein paar Jahren geschrieben haben, dass Neymar Jr. sich eine Klausel in die Verträge mit Madrid und Barcelona schreiben lassen wollte, nach der die Klubs sämtliche Flugtickets für Sie übernommen hätten, so dass er seinen spirituellen Führer stets an seiner Seite haben könnte?
Der Priester muss herzlich lachen. Während er sich die Tränen aus den Augen wischt, sagt er: „Das wäre mir neu.“
Wie beurteilen Sie Neymars neues Abenteuer im Leben und im Fußball?
„Es ist ein logischer Schritt. Es war so vorherbestimmt. Früher oder später musste er Brasilien verlassen und nach Europa gehen, um sich weiterzuentwickeln. Neymar kann sich dieser Herausforderung ganz gelassen und zuversichtlich stellen: Er ist heute reifer, erfahrener im Spiel des Lebens. Ich weiß noch, dass ich eines Tages, als er 15 war, während der Messe die Bibel öffnete und die prophetischen Worte Gottes sah. Gott gab mir seine Stimme. Ich forderte Juninho auf, sich zu erheben und auf Gottes Botschaft zu hören. Ich sprach als Gottes Werkzeug und sagte ihm, er würde einer der besten Spieler der Welt werden.“
Und hat sich die Prophezeiung erfüllt?
„Ich glaube schon, ja. Ich glaube, dass das Wort Gottes die Wahrheit repräsentiert.“
Kapitel 7
Liceu São Paulo
Die Schulmannschaft
„Wir haben an ihn geglaubt, als er ein vielversprechendes Talent war. Es war ein großes Privileg, zu der Entwicklung eines der besten Fußballer der Welt beitragen zu dürfen. Viel Glück, Neymar Jr.“ So heißt es auf dem Poster, das mit Klebeband neben dem Empfangshäuschen in Neymars alter Schule befestigt ist. Neymar Jr. trägt darauf ein rot-weißes Hemd und hat einen Ball an den Füßen. Als Fußballplatz dient ein aufgeschlagenes Buch. Die Anzeige ist einfach, aber effektiv und funktioniert bestens, um neue Schüler ans Liceu São Paulo zu locken: ein rot-weißes, fünfstöckiges Gebäude an der Avenida Ana Costa, einer breiten Straße, die zu den Stränden von Santos führt. Das Liceu ist eine Privatschule mit langer Geschichte. Wie ein deutsches Gymnasium umfasst es Unter-, Mittel- und Oberstufe. Es eröffnete in den 1920er Jahren und ist in der ganzen Stadt wohlbekannt.
Ich werde von Maria Antonia Julião Faracco begrüßt, der Schulkoordinatorin und Leiterin der Stufen sechs und sieben (die Elf- und Zwölfjährigen). Maria Antonia trägt einen kleinen Pin in den Farben des FC Santos am Kragen. Sie ist Fan der Alvinegro Praiano, der „schwarz-weißen vom Strand“. Auch wenn sie seine Beweggründe durchaus versteht, ist sie sehr traurig, dass Neymar zum FC Barcelona gegangen ist. Sie führt mich den Flur entlang zum Fahrstuhl, der uns zu den Klassenräumen bringt, dann zur Bibliothek, zum Auditorium, zum Biologielabor und schließlich, in der obersten Etage, zur Sporthalle. Sie ist vom Licht durchflutet, das durch die großen Fenster dringt, die einen herrlichen Blick über die Stadt bieten. „Hier hat Neymar gespielt, und hier ist er dank der Copa TV Tribuna de Futsal Escolar in ganz Baixada Santista bekannt geworden“, fährt sie mit der Werbung für das Liceu fort.
Aber lassen Sie uns über den Schüler Neymar da Silva Santos Júnior sprechen. „Er war ein durchschnittlicher Schüler. Er mochte Geschichte und natürlich Sport. Mit Mathe hatte er so seine Probleme“, sagt Maria Antonia. „Zahlen und Ziffern waren nicht so seine Sache“, bestätigt Doña Vilma Julia Rinaldi, seine Mathelehrerin, „aber er war nicht faul oder unordentlich. Er lernte fleißig.“
Maria Antonia ergänzt: „Er war höflich und respektvoll den Lehrern gegenüber und verstand sich gut mit seinen Mitschülern. Er hat nie den Unterricht verpasst oder Schwierigkeiten gemacht. Uns fiel aber auf, wie verrückt er nach Fußball war. Das sah man gleich. Er hatte immerzu