Energie und Klima. Horst-Joachim Lüdecke
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Kommen wir nun zum Zeitpunkt der Industrialisierung um 1850. Ab diesem Jahr bis heute gab es ein stetiges Auf und Ab innerhalb eines ansonsten leicht ansteigenden Trends. Temperatur- und CO2-Verlauf ist in Bild 4 gezeigt, von 1850 bis 2018 in Gestalt der HADCRUT4-Temperaturkurve des britischen Climate Research Unit (CRU) sowie von 1979 bis 2018 zusätzlich als Satellitenmessungen. Schließlich ist auch noch die CO2-Konzentration angegeben. Die Temperaturkurven sind Anomalien, die CO2-Konzentrationen Realwerte. Bei einer „Anomalie“ werden die Werte einer Zeitreihe als Abstände zu einem willkürlich gewählten „Nullwert“ angegeben. Zu jeder Anomalie gehört die Angabe dieses zugehörigen Nullwertes. Oft wird als Nullwert der Anomalie der reale Mittelwert der Reihe verwendet. Generell werden viele Abbildungen im Bereich der Klimaforschung als Anomalien angegeben.
Die Temperatursteigerungen in Bild 4 ab etwa 1910 werden von den Klimawarnern stets als Beleg für ihre Befürchtungen angeführt. Sie „vergessen“ dabei zu erwähnen, dass um 1850 die „kleine Eiszeit“ zu Ende ging. Danach musste es mit der Temperatur zwangsweise wieder aufwärts gehen, denn sonst würden wir immer noch in dieser ungewöhnlich kalten Zeitperiode verharren. Die Temperatur in Bild 4 zeigt ab 1850 bis 1910 noch einen leichten Temperaturrückgang, der sich danach in einen kräftigen Anstiegt bis 1935 verwandelt. Nach dem sehr warmen Jahr 1935 geht es mit den globalen Mitteltemperaturen bis Mitte der 1970er Jahre wieder bergab. Danach beginnt wiederum ein Erwärmungstrend, der gemäß den verlässlicheren Satellitendaten um 1998 endet und danach in ein Plateau etwa gleichbleibender Temperatur bis zum heutigen Tage mündet. Die Zeitspanne von 1998 bis heute wird als „Hiatus“ bezeichnet, wobei die beiden auffälligen Peaks 1998 und 2016 starke El Niño Ereignisse193 waren. Der in Bild 4 gezeigte CO2-Verlauf zeigt über 43 Jahre von 1975 bis 2018 eine gute Korrelation mit HADCRUT4. Diese beschränkt allerdings auf nur noch 23 Jahre von 1975 bis 1998, wenn man ab 1998 nicht mehr HADCRUT4, sondern die verlässlicheren Satellitenwerte verwendet. Von den Klimawarnern wird der Temperaturverlauf ab 1975 als wichtigste Stütze der CO2-Hypothese einer menschgemachten Erwärmung angesehen.
HADCRUT4 weist die folgenden ernsthaften Widersprüche auf:
1 Die fehlende Übereinstimmung von HADCRUT4 und den Satellitendaten ab 1998. Im Jahre 2008 beträgt der Unterschied sogar 0,3 °C. Die Ballonmessungen (s. Bild 19 unter 2.5.4) bestätigen die Satellitendaten. Daher ist HADRUT4 zumindest ab 1979 wahrscheinlich falsch!
2 Widerspruch von HADCRUT4 zu den Angaben von Phil Jones und Mitautoren sowie von J. von Hann: Es geht hier um den Zeitraum von 1908 bis 2000 sowie um reale Temperaturen und keine Anomalien. Für die globale bodennahe Temperatur von 1961 bis 1990 geben die Klimaforscher Phil Jones und Mitautoren in einer 1999 von den Reviews of Geophysics der geophysikalischen Union (USA) veröffentlichten Studie den Wert 14 °C an47. Ab hier geht es gemäß den Satellitendaten in Bild 4 nur noch um etwa 0,4 °C herauf bis heute, so dass die aktuelle globale Mitteltemperatur 14 + 0,4 = 14,4 °C beträgt. Prof. Julius von Hann48, Vater der modernen Klimaforschung, gab in seinem 5. Handbuch für Klimatologie für das Jahr 1908 als globales Temperaturmittel eben diesen Temperaturwert von 14,4 °C an. Er verfügte damals über Temperaturdaten, die noch nicht durch industrielle Wärmequellen oder den UHI-Effekt119 verfälscht waren. Gemäß Julius von Hann und der Publikation von P. Jones et al. gab es von 1908 (oder sogar 1850) bis heute, keine globale Erwärmung!320
3 Widerspruch von HADCRUT4 zu weiteren Quellen: Weiter oben wurde die Temperaturstudie besprochen, in welcher der prominenteste Klimawarner Deutschlands, Hans-Joachim Schellnhuber, Mitautor war. In ihr wurde keine globale Erwärmung im 20. Jahrhundert gefunden41. Zwei davon unabhängige weitere Facharbeiten43,44 geben an, dass von Tausenden weltweiten Temperaturreihen des letzten Jahrhunderts etwa ein Viertel Abkühlung und keine Erwärmung aufweisen. Zweifel, ob von einer maßgebenden globalen Erwärmung im 20. Jahrhundert gesprochen werden darf, äußern auch die Klimaexperten Joseph D’Aleo und Anthony Watts, wobei sie auf die starke Erwärmung in den 1930er Jahren hinweisen49.
Unter 2.4.4 wird auf das brisante Thema wissenschaftlicher Widersprüche, welches hier im Buch mit den Fragwürdigkeiten der HADCRUT4-Temperaturkurve zum ersten Mal angesprochen wird, noch ausführlicher eingegangen. In Anbetracht dieser Widersprüche und Unsicherheiten sind bereits an dieser Stelle schon zwei Behauptungen der Klimawarner als fragwürdig zu erkennen: Die Temperaturentwicklung seit 1850 sei durch das angestiegene anthropogene CO2 verursacht, weil es einen statistischen Gleichlauf (Korrelation) gäbe und weiter, seit 1850 oder seit 1908 habe eine ungewöhnliche und maßgebende Steigerung der globalen Mitteltemperatur stattgefunden. Eine endgültige Beantwortung der Zentralfrage, wie weit der Mensch für den rezenten Klimawandel verantwortlich ist, kann aber erst nach Sichtung aller zugehörigen Aspekte unter 2.7 erfolgen.
Globale Mitteltemperatur HADCRUT4 von 1850 bis 2018 (blau), globale Mitteltemperatur aus Satellitenmessungen von 1979 bis 2019 (rot) und CO 2 -Konzentration der Atmosphäre (grün), alle Reihen erstellt aus den numerischen Daten 50 , 51 , 52 . Lineare Regressionsgeraden 120 in HADCRUT4 in den Zeitspannen 1850–1911, 1911–1944, 1944–1976, 1976–2001 (schwarz unterbrochen). Wegen unterschiedlicher Anomalie-Nullwerte wurden die Satellitendaten um 0,18 °C angehoben, so dass sie sich mit HADCRUT4-Daten 1979-1980 deckten.
2.3 Die Folgen des Klimawandels
Mit Wellen, Stürmen, Schütteln, Brand, geruhigt bleibt am Ende Meer und Land
(Johann Wolfgang Goethe)
Welche Folgen würde ein dauerhaft wärmeres Klima in unserem Land eigentlich nach sich ziehen? Auf jeden Fall mehr positive als negative! Ein mehr mediterranes Klima wäre für ein Land mit ausreichenden Wasservorkommen, wie Deutschland, generell vorteilhaft. Stellvertretend ist nur der Energiespareffekt infolge geringeren Gebäudeheizens zu nennen. Die oft beschworene Wiederkehr von Gift-Schlangen, Giftspinnen und zahlreichen Tropenkrankheiten, die Schädigung von kreislaufgeschwächten Mitbürgern durch zu hohe Temperaturen und weiteres mehr, weisen an Stelle sachlicher Substanz mehr Unterhaltungswert auf. So ist beispielsweise die Verbreitung von Malaria praktisch temperaturunabhängig. Die größte Malaria-Epidemie aller Zeiten mit über 600.000 Toten brach nicht in den Tropen, sondern während der 1920er Jahre im hohen Norden Russlands aus53. Neue Bedrohungen, wie zum Beispiel das West-Nil-Virus oder die asiatische Tigermücke, haben nichts mit globaler Erwärmung, sondern mit dem globalisierten Warenverkehr zu tun. So wurde ein zuvor unbekanntes Transportversteck von Mücken, die Tropenkrankheiten auch in europäische Länder bringen, in alten Autoreifen gefunden, die weltweit per Schiff quer über den Globus zur Wiederverarbeitung transportiert werden. Übergangen wird bei den Warnungen vor Erwärmung auch, dass mehr kälteres als wärmeres Klima zu gesundheitlichen Schädigungen, wie grippale Infekte oder Erfrierungen beiträgt. Von erhöhter Sterblichkeit in wärmeren Ländern, bei vergleichbarem Entwicklungsstand, ist nichts bekannt.
2.3.1