Chefarzt Dr. Norden Box 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Box 8 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden

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klingt, als ob das OP-Team stocksauer auf dich ist.« Das Klingeln aus Matthias‘ Kitteltasche war nicht zu überhören. Genauso wenig wie Dr. Nordens wütende Stimme. Es gab Situationen, da verstand er keinen Spaß. Freundschaft hin oder her. Das bekam Dr. Weigand in diesem Moment wieder einmal zu spüren.

      »Ich muss leider los.« Ein letzter Kuss für Sophie, dann waren nur noch seine Schritte zu hören, die sich rasch entfernten und schließlich verstummten.

      *

      Bewaffnet mit einer Tasse Kaffee in der einen und dem Dienstplan der kommenden Woche in der anderen Hand war Schwester Elena unterwegs zu ihrem Büro.

      »Hoppla!« In letzter Sekunde wich sie der Frau aus, die ihr auf ihrer Spur entgegengekommen war.

      »Tut mir leid.«

      »Ist ja nichts passiert.«

      Beide setzten ihren Weg fort. Ein paar Schritte weiter blieb Elena stehen. War das nicht … ? Sie drehte sich um.

      »Frau Tuck?«

      Tatsächlich.

      »Ja.« Eva sah sie fragend an.

      »Ich hätte Sie fast nicht erkannt.« Schwester Elena überlegte nur kurz. »Haben Sie einen Moment Zeit?«

      »Mehr als mir lieb ist«, lautete die wenig ermutigende Antwort.

      Elena winkte sie mit sich. Sie schloss die Tür zu ihrem Büro und bot Eva Tuck einen Platz in der Besucherecke an. Überall zog etwas den Blick an. Die gerahmten Familienfotos an den Wänden. Zwei handgestickte Kissen auf einem schlichten Sofa. Eine Muschelsammlung im Glas – Relikt aus dem vergangenen Sommerurlaub.

      »Wenn ich schon so viel Zeit hier verbringe, will ich es wenigstens ein bisschen gemütlich haben«, entschuldigte sich Elena für die bunte Mischung.

      »Ich finde das sehr nett. Erinnert mich ein bisschen an zu Hause.«

      War das ein Kompliment? Schwester Elena fragte nicht nach. Sie organisierte eine zweite Tasse Kaffee und setzte sich. Es gab Wichtigeres zu besprechen.

      »Sie waren bei Ihrem Mann?«

      »Ich weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll.«

      »Aber das letzte Wort ist doch noch nicht gesprochen.«

      Eva Tuck hob den Blick. Sie sah die Schwester aus babyblauen Augen an. Elena hätte sich nicht gewundert, wenn sie den Daumen in den Schmollmund gesteckt und daran gelutscht hätte.

      »Natürlich ist es schrecklich für Manni, wenn er nicht mehr laufen, den Arm nicht mehr bewegen kann. Aber gerade dann muss man doch zusammenhal …«

      »Es ist überhaupt nicht gesagt, dass Ihr Mann einen Schaden zurückbehalten wird«, fiel Elena der verzweifelten Ehefrau ins Wort.

      Eva schürzte die Lippen.

      »Warum will er mich denn dann verlassen?«

      War es richtig, die Wahrheit zu sagen? Um Zeit zu gewinnen, nippte Elena an ihrem Kaffee.

      »Ihr Mann denkt, dass Sie ihm eines Tages dankbar sein werden, wenn er Ihnen jetzt Ihre …«, sie zögerte, » … Freiheit gibt.«

      »Was für eine Freiheit soll das denn sein?« Evas Augen schwammen in Tränen. Mit ehrlicher Bewunderung sah Elena ihr dabei zu, wie sie die Tasche öffnete und ein Päckchen Taschentücher hervorkramte. Und das alles, ohne einen der Pfeilnägel abzubrechen. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, mich in einen anderen Mann zu verlieben als Manni. Er ist perfekt für mich. Was will ich denn mit so einem jungen Schnösel, der keine Ahnung hat, wie man eine Lady behandelt?«, schluchzte sie und tupfte die Tränen aus den Augenwinkeln. »Bei Manni fühle ich mich geborgen. Er beschützt mich und sorgt für mich. Seine Liebe ist wie ein warmer, weicher Mantel. Daran wird auch ein Rollstuhl nichts ändern. Warum kann er das denn nicht verstehen?«

      »Möglich, dass ihm diese Krankheit zum ersten Mal vor Augen geführt hat, dass ein so großer Altersunterschied nicht nur Vorteile hat«, gab Elena zu bedenken. »Vielleicht hat Manfred bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht, wie es später einmal sein wird.«

      Es war Eva gelungen, die Flut zu stoppen. Sie warf den Kopf in den Nacken, dass das Vogelnest gefährlich schwankte. Trotzig wie ein kleines Mädchen schürzte sie die Lippen.

      »Aber ich habe darüber nachgedacht. Und mir macht es nichts aus, für ihn da zu sein, wenn er mich braucht. Genauso wie er für mich.«

      Schwester Elena lächelte.

      Es gefiel ihr, dass Manfred Tuck mit seiner Annahme doch nicht recht hatte. Manchmal war das Leben eben doch ein Groschenroman! »Wenn das so ist, haben Sie nur eine Wahl: Sie müssen um Ihren Mann kämpfen. Sie müssen ihm beweisen, dass Sie ihn wirklich lieben.« Sie holte Luft. »Im Moment hat er einfach nur Angst. Angst vor der Operation. Angst vor einer möglichen Behinderung. Angst davor, Sie zu ­verlieren. Diese Angst lässt ihn vergessen, wie sehr er Sie eigentlich liebt.«

      *

      Während einer Operation unterhielten sich Ärzte häufig nicht nur über Medizinisches. Sie sprachen auch gern über das Wetter. Je nach sportlicher Vorliebe über Fußball, Autorennen oder Leichtathletik. Auch Krankenhaus-Tratsch stand hoch im Kurs. Aus Erfahrung wusste Dr. Daniel Norden, dass es ein gutes Zeichen war, wenn über Pläne fürs Wochenende geredet oder Witze erzählt wurden. Das bedeutete, dass das Team nicht gestresst war. Dass der Eingriff gut lief.

      Was also hatte es zu bedeuten, dass an diesem Morgen tiefes Schweigen im OP herrschte? Das einzige Geräusch machten die Überwachungsgeräte. Hin und wieder seufzte ein Kollege. Fiel ein Operationsinstrument klappernd in eine Nierenschale. Mehr war nicht zu hören. Dr. Norden saß am Kopfende des Patienten und blickte durch ein Mikroskop auf das Operationsfeld.

      »Wie geht es ihm?«

      Dr. Räther hatte die Geräte eben erst gecheckt. Trotzdem sah sie gleich wieder auf die Zahlen, die schneller hin und her sprangen als die Kurse an der Börse. Sie legte die Hand auf die Stirn des Patienten. Auf seine Wange.

      »Bis jetzt ist alles normal.«

      Dr. Matthias Weigand wusste, was er zu tun hatte. Er sah hinüber zur Kollegin Lekutat.

      »Sie können jetzt das Kontrastmittel injizieren.«

      Die Lekutat stand am OP-Tisch. Sie reagierte nicht.

      »Kollegin Lekutat?«

      Ein Zucken.

      »Jaja, ist ja schon gut.« Sie griff nach der Spritze, gefüllt mit einer giftgrünen Flüssigkeit. Hob sie hoch und ließ den Inhalt langsam in den Zugang an Manfred Tucks Handgelenk laufen.

      Dr. Weigand konzentrierte sich wieder auf den Bildschirm über dem Operationstisch.

      »In zwei Minuten kann es losgehen.« Er hatte noch nicht ausgesprochen, als es passierte.

      Ein Keuchen, gefolgt von einem Klappern. Die Augen sämtlicher Anwesender richteten sich auf Christine Lekutat. Die Plastikspritze war ihr aus der Hand gefallen. Ihr rechter Arm hing herab.

      »Milan

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